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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Winteranfang

Heute, am ersten Dezember, ist für die Meteorologen Winteranfang. Gleichzeitig ist Skyltsöndag in Skelleftehamn. Doch dazu später.

Zeitungsartikel in der NorranAm Freitag berichtete mir ein Bekannter von dem Zeitungsartikel über mich. Über mich? Ach ja, richtig. Ich wurde ja vor anderthalb Monaten von der Norran interviewt, das hatte ich völlig vergessen. Thema war dieses Mal nicht „Der Deutsche, der freiwillig nach Nordschweden zieht“, sondern „Der Angestellte, der neben seiner Arbeit noch ein Hobby hat“. Während ich das nicht so außergewöhnlich finde, hat Norran aus der Tatsache, dass ich im Kammerchor mitsinge, eine Doppelseite gezaubert.

Gestern morgen war ich kurz an der Küste und habe dort G., den Fischer getroffen. Er hatte ein bisschen zu tun, bis er das Boot erst mit dem Auto an Land gezogen und dann freigeschaukelt hat. Seine Hündin fand das eher doof und hat laut gebellt, bis sie von ihm an Bord gehievt wurde. Eine Minute später hörte man den Außenborder und sah, wie G. sein Boot durch das dünne Eis zum offenen Meer steuerte.

G. wackelt sein Boot frei„Ich bin soo einsam!“

Ruisleipä – RoggenbrotNachmittags war ich bei meinen Nachbarn von gegenüber, um eine Zeitung zu holen, denn ich habe die Norran nicht und war schon ein bisschen neugierig, was man über den Chor und mich so schreibt. Das war ein guter Zeitpunkt, denn ich habe nicht nur die Zeitung bekommen, sondern noch etwas ganz besonderes: E. und ich sind uns einig, dass die Schweden kein Brot können! E. kommt aus Finnland und hatte frisches Roggenbrot gebacken. Da durfte ich probieren und habe gleich ein Stück geschenkt bekommen. Das war so lecker, dass sogar ich Koch- und Backmuffel jetzt beschlossen habe, auch Roggenbrot zu backen. Den Link zum Rezept habe ich, aber ich lasse mir das lieber von E. persönlich zeigen, denn das Rezept ist auf finnisch.


Heute war ja Skyltsöndag, so eine Art kombiniertes Advents-Weihnachtsmarkt-geöffnete-Läden-und-alle-haben-wieder-beleuchtete-Sterne-in-ihren-Fenstern-Fest. Vor zwei Jahren fand es bei Regen statt, letztes Jahr hingegen fiel es aus, weil innnerhalb 24 Stunden 83 Zentimeter Schnee gefallen waren. Und das nach einer Warnstufe 1 (10-20cm). Das räumen auch die Nordschweden nicht mal so eben weg. Ich musste schon ein bisschen lachen, als der smhi gestern wieder Warnstufe 1 Schnee (10 cm) ausgegeben hat.

Als ich heute morgen aufwachte, war auch alles weiß, aber mehr als fünf Zentimeter waren nicht gefallen. Das sieht schön aus, aber das es grau war und auch noch kleinere Schauer herunterkamen, habe ich nur ein paar Photos gemacht.

Reifenspur vorm HausSchneegestöber auf dem kleinen Damm

Die Crystal Topaz in Skelleftehamn„Crystal Pool“ klingt schön. Da denkt man an Urlaub im Süden, türkisblaue Pools mit warmen Wasser, von Palmen umgeben. Und wenn das groß auf einem Schiff steht, dann ist der Gedanke an Kruezfahrten nicht weit. Das Schiff „Crystal Topaz“, welches zur Crysal Pool Group gehört und heute an dem verschneiten Ufer des Ölhafens „Oljehamn“ vertäut war, ist allerdings kein Kreuzfahrtschiff, sondern ein Öltanker. Das erklärt auch die über­dimen­sionale Beschriftung „No smoking“.

SkyltsöndagSpäter war ich dann auch noch auf dem Skyltsöndag, habe ein paar Freunde getroffen, die Verkaufsstände angeschaut und war schnell wieder zu Hause. Allerdings noch mit einem kleinen Umweg nach Ursviken, zur „Kanotudden“, der Kanubucht. Der Fluss ist hier allerdings schon komplett zugefroren und der böige Wind treibt Schnee über die Eisflächen, während die Sonne, die schon um viertel vor zwei unterging, die Wolken in Bonbonfarben taucht.

Eisbedeckte Bucht des Skellefteälven

Geschäftsreise

Vor dem AbflugEines hat mir mein Stoffhund Bello voraus: Er kann schon auf eine große Anzahl Geschäftsreisen zurückblicken, die er gemacht hat, als ich Kind war. Was eine Geschäftsreise ist, hätte ich damals keinem erklären können. Inzwischen habe ich eine leise Ahnung, um was es sich handeln könnte. Mit meinem Arbeitgeber Hello Future war ich schon ein paar Mal in Umeå (130 km) und in Lycksele (170 km), aber in Stockholm war ich noch nie. Gestern bin ich zusammen mit Leif nach Stockholm geflogen und war so nicht nur seit langem mal wieder in der schwedischen Hauptstadt, sondern konnte auch die Anzahl „so richtiger“ Geschäftsreisen mit Flugzeug von Null auf Eins erhöhen.

Besonderheit eins: Noch nie bin ich ohne schweren Koffer geflogen. Dieses Mal kam nur ein kleiner Rucksack mit ein bisschen Kleidung, Zahnbürste, Laptop und neuer Kamera als Handgepäck mit.

Besonderheit zwei: Noch nie habe ich Stockholm von Norden aus als Ziel gehabt. Das letzte Mal bin ich im Frühjahr 2008 von München aus für einige Tage dorthin geflogen.

Besonderheit drei: Stockholm ist ein anderer Planet! Wie riesig die Stadt verglichen mit dem eher beschaulichen Skellefteå wirkt. Die Geräusche sind anders, die Gerüche sind anders und sogar das Licht ist anders.

Ausblick vom Observatorielunden

Wir mit Hello Future haben den Luxus, ein Büro mitten in der Kungsgatan zu haben, noch zentraler geht eigentlich nicht. Und da nicht die ganze Zeit Meeting war und ich keine dringenden Aufgaben hatte, konnte ich gestern und heute mal zwischendurch aus dem Büro herauswitschen und mir ein bisschen das große, große Stockholm anschauen. Zum Beispiel die Schaufenster aller Geschäfte, in denen man zum Beispiel nur Schlipse, uralte Bücher, richtiges Brot oder 70er-Jahre-Klamotten kaufen konnte …

Ein SchlipsgeschäftEine richtige Bäckerei!

… oder einfach die Fußgängerzonen an sich …

Gemüsestand auf dem „Hötorget“Steinlöwe in der Drottningsgatan

… oder das Wechselspiel zwischen der kompakten Architektur in den Straßen und den weiten Blicken über das Wasser …

Mitten in der StadtAussicht über das Wasser

… oder die vielen Weihnachtsdekorationen draußen und drinnen …

Weihnachtsdekoration am Sergels TorgEin Kind verguckt sich in einen großen Stoffhusky

… doch am besten gefiel mir Stockholm nach Sonnenuntergang (der siebzig Minuten später als in Skellefteå ist) und es erst dämmrig und dann dunkel wurde.

Stockholm in der AbenddämmerungStockholm in der Abenddämmerung

Vierunddreißig Stunden und fünf Meetings später saßen wir wieder im Flugzeug, dieses Mal im Landeanflug auf den Flugplatz Skellefteå. Und als ich über den beleuchteten Orten Bureå, Skellefteå und Skelleftehamn nicht nur den Sternenhimmel, sondern auch ein schwaches Nordlicht gesehen habe, wusste ich, dass ich wieder auf meinem Heimatplaneten gelandet bin.

Alle Fotos stammen von der neuen Nikon AW1, die ich mir der Wasserdichtigkeit wegen gekauft habe, die sich aber auch gut als handliche Reisekamera verwenden lässt. Die Qualität ist gemessen an dem kleinen Sensor ordentlich bis gut, aber Wunder darf man natürlich nicht erwarten, vor allem wenn man sie mit einer mehrfach teureren Vollformatkamera vergleicht.

Reifenspuren

Eigentlich wollte ich heute Abend Schneewehen fotografieren, denn der trockene Neuschnee, der heute morgen gefallen ist, wurde waagerecht vorbei geblasen. Aber dann habe ich etwas entdeckt, was ich viel spannender fand: Der Wind hat den ganzen Asphalt schneefrei geblasen, bis auf einige Reifenspuren, an denen sich der Neuschnee festhalten konnte.

Reifenspuren vor der LotsenstationReifenspuren vor der Lotsenstation

Auch auf dem Parkplatz am Bootshafen war der Schnee komplett weggeblasen und das Eis, welches die Bucht bedeckt hat, war teilweise vom starken Wind wieder aufgebrochen.

Am BootshafenDünne Eisscholle am Bootshafen

Am Rand, wo Gras, Gestrüpp und kleine Kiefern wachsen, haben sich einige Schneewehen gebildet. Kaum 30 Zentimeter hoch, aber genug, um nur noch die Spitzen der jungen Kieferbäumchen herausschauen zu lassen.

Die kleine Kiefer und die kleine Schneewehe

Am Wintermeer – Teil 1

Ich als Fan des skandinavischen Winters habe heute ein bisschen neidvoll auf andere Orte Schwedens geschaut: Katterjåkk misst jetzt schon 105 cm Schnee. Wir vielleicht fünf oder acht oder so. Und während in Pajala und Hemavan die Mittagstemperaturen unter -30 °C lagen und in Nikkaluokta in der letzten Nacht -38.7 °C gemessen wurden, hatten wir hier „nur“ so um -10 °C. Das liegt natürlich am nahen Meer, welches hier für vergleichsweise milde Temperaturen sorgt. Und manchmal ärgere ich mich dann, dass ich nicht weit, weit, im nördlichen Inland oder besser noch auf dem Fjäll lebe. Aber dann brauche ich nur ans Meer zu gehen oder zu fahren und schon weiß ich wieder, warum ich es hier mag.


Heute bin ich wieder zu Långhällan gefahren, wo ich zuletzt mit Jochen vor zwei Monaten war.

Es ist eine ganz eigene, faszinierende Stimmung heute morgen an der Küste. Die dichten Wolken sorgen für ein kaltes Zwielicht und alles liegt in Eis erstarrt. Die kleinen Sträucher sind dick von Eis umhüllt. Es ist windig und ab und zu fliegt ein bisschen körniger Schneegriesel vorbei. Weder Mensch noch Tier lässt sich blicken – der Winter auf dem Festland ist ruhig. Doch das Meer ist aufgewühlt. Hohe Wellen überlagern sich, brechen sich, lärmen und rauschen und die Brandung schleudert die Gischt meterhoch in die Luft und über die Felsen ans Land, wo sie sofort festfriert.

Deswegen sind alle Felsen mit einer Eisschicht überzogen und ich bewege mich nur teilweise laufend vorwärts. Manchmal krabbele ich eine größere Stufe hinab oder rutsche auf den Knien weiter. Man sollte sich auf den Felsen halten, denn die glatten Eisflächen bedecken Senken, die metertief mit Wasser bedeckt sein können und vor allem nah am Meer ist das Eis noch dünn. Doch es ist wunderschön, in diese raue Landschaft einzutauchen und mit der Natur eins zu sein.

Eisküste

EisküsteEisumhülltes Bäumchen

Einsame Kiefer auf Eis und Fels

Es muss ein sehr lustiger Anblick sein, mich in ziemlich sonderbaren Haltungen auf den Felsen fotografieren zu sehen. Für ein Detail lege ich mich platt auf dem Boden; die Kamera liegt auf einem Handschuh. Das Motiv gibt leider nichts her und bald laufe ich zurück zum Auto. Inzwischen bewege ich mich viel leichter und entspannter auf dem Eis, ich habe mich wohl daran gewöhnt – nein, ich habe bloss mein Stativ vergessen! Also noch einmal zurück. Zum Schluss mache ich noch ein Foto unter dem Motto „Beach Party“, aber ich bezweifele, dass ich damit den Pauschaltouristen ansprechen kann.

Beim Fotografieren„Beach party“

Jetzt könnte ich den Heimweg antreten, aber nein, noch will ich nicht fort

Am Wintermeer – Teil 2

Was macht man, wenn Winter ist, -10 °C, man am Meer fotografiert hat und noch nicht nach Hause will? Man holt die neue wasserdichte Nikon aus dem Auto. Und damit man selbst auch wasserdicht ist, kommt der knallrote Neoprenoverall auch mit. Zu recht – wie sich zeigen wird.

Bald laufe ich durch das knietiefe Wasser einer kleinen Bucht zu den exponierten Felsen. Kaum sitze ich auf den Felsen, kommen schon ein paar Brecher heran gerauscht und überspülen den Felsen, auf dem ich hocke. Ich komme nicht dazu, zu fotografieren, denn ich bin mehr damit beschäftigt, einen guten Halt zu finden, damit mich nicht irgendeine Monsterwelle wegspült. Keine Minute später sind Gesicht und Kamera klatschnass und das erste Wasser hat am Kinn seinen Weg in den Overall gefunden, aber ich sitze.

Wirklich zufrieden bin ich nicht mit den Fotos. Es war wenig Licht, ich kenne die Kamera noch nicht und an die spannendsten Stellen kam ich nicht. Ich hätte liebend gerne seitlich in ein Wellental hinein fotografiert aber dazu hätte ich die sicheren Felsen verlassen müssen und das war mir definitiv viel zu gefährlich.

Ein paar Fotos, die aber nur einen schwachen Eindruck von der Energie des aufgewühlten Meeres zeigen.

Brandung und GischtBrandung und GischtRauhe FelsküsteDie Gischt fliegt auf mich zu

Ich habe auch ein paar Fotos von mir gemacht. Bei dem letzten kam dermaßen viel Wasser angerauscht, dass von mir nicht viel zu sehen ist, obwohl die Kamera ja nur eine knappe Armbreite von mir entfernt ist. Sehr nass, sage ich nur!

SelbstportraitIn der Gischt

Einmal die volle Breitseite

Und die Nikon AW1? Das Wichtigste: Sie hat gehalten! Ich habe sie über Wasser gehabt, in der Brandung und auch oft unter Wasser. Letzteres, um das Eis wieder abzuschmelzen, doch dazu ist das Wasser in der Bucht zu kalt und bald war die ganze Kamera mit einem Eispanzer umgeben. Lediglich den Auslöseknopf konnte ich freihalten und immer wieder die gefrierenden Gischt-Tropfen vom Frontglas entfernen. Aber an Zoomen war nicht mehr zu denken. Doch nachdem ich die Kamera zu Hause gebadet(!) und getrocknet habe, ging alles wieder prima.

Nikon AW1 – eisüberzogen

Nachtrag:

Ich habe ein kleines, wackeliges Video von heute online gestellt.

Ein Montag – drei Welten

Es kommt selten vor, dass ich an einem Tag in drei Welten zu Hause bin. Heute war so ein Tag.

Welt 1

Angefangen hat alles wie ein gewöhnlicher Montag mit meiner Arbeit als Programmierer. Heute habe ich zum Beispiel ein PlugIn begonnen, welches Tweets von der neuen Twitter-API 1.1 mithilfe von OAuth liest. Für die, die es wissen wollen. Aber ich habe heute nur einen halben Tag für Hello Future gearbeitet und auch von zu Hause aus, denn

Welt 2

heute nachmittag war ich als Musiker gebucht: Bei einer Veranstaltung „Skelleftehamn 1913-2013“ habe ich im „Sävenäs Maskinhus“ einige Stunden Klavier gespielt. Das war fast wie früher: Man spielt alte Musicalsongs, Bossa Novas und Balladen so knapp über der Hörschwelle. Selbst ich habe mehr gesehen als gehört, was ich gespielt habe, doch den Leuten hat es gefallen. Fast wie früher, aber doch so anders: Man spricht alle mit Du an, ich kenne Johan, den Organisator und auch Pär, den Koch persönlich und auch einen der Gäste kannte ich privat. Eine kleinere Welt. Und noch etwas war anders: Als ich alles wieder ins Auto geräumt habe, zeigte das Thermometer -14 °C an. Und fünf Minuten später war ich wieder zu Hause. Heimspiel.

Normalerweise, wenn ich zu Hause arbeite, gehe ich immer zu Din Fest, meinem Lieblings­restaurant, doch heute nicht, denn heute Mittag war ich

Welt 3

draußen lunchen. Denn es hat die ganze Nacht und den halben Tag geschneit und alles war weiß. Ich habe zum ersten Mal meine Skier untergeschnallt und bin mit gepacktem Rucksack zum Meer gelaufen. Erst auf der Wohnstraße, keine zehn Minuten später im Wald.

Skipremiere 2013/14Mit Skiern im Wald

Dort ist der Schnee aber noch zu locker und flach und man schrappt immer auf den Felsen herum, also bin ich hauptsächlich die verschneiten Wege entlang gelaufen. Es ist immer wieder schön, wenn man der erste ist, der eine frische Spur durch den Schnee zieht und noch kein Skooter vor einem den Weg planiert hat.

Winterlandschaft

Bald war ich am Meer, dort schneite es heftiger und es lag auch mehr Schnee. Das Meer zwischen Festland und der nahen Insel Brambärsgrundet ist fest von Eis gedeckt, doch weiter draußen ist das Meer offen und man hört die Brandung an die Außenseite der Insel rauschen. Ein schöner Picknickplatz, und -8 °C mit Schnee ist auch „wintriges“ Wetter für ein erstes Schneepicknick. (Wer meint, -8 °C sind kalt: In Nikkaluokta gab es letzte Nacht -40.8 °C. Da sind Picknicks erfahrungsgemäß meist etwas kürzer.)

Am MeerSchneeschauer vor der Insel Brambärsgrundet

Bloß mit den Selbstauslöseraufnahmen vom Picknick hat es nicht geklappt. Denn ich hatte meine neue Kamera mit halbvollem Akku dabei, der in der Kälte schnell leer war und Ersatz habe ich noch nicht. Und mein iPhone ist ohnehin eine Memme, die lieber in der warmen Stube bleibt: Obwohl der Akku noch 50% Kapazität hatte, hat sich das iPhone einfach ausgeschaltet. Aber zumindest zwei Fotos gibt es: Eins vom Picknickplatz, eins vom „ersten Gang“.

Der heutige PicknickplatzDagens lunch

Der schwedische Wetterdienst smhi ist ziemlich schlecht darin, Schnee für Skelleftehamn vorauszusagen: statt der prognostizierten ein, zwei Zentimeter Schnee kamen 15 und im Garten liegen jetzt 20 Zentimeter Pulverschnee. Das wird aber nicht lange bleiben, denn ab übermorgen sagt der smhi warmes Wetter mit Temperaturen um +7 °C voraus und Temperaturen kann der smhi leider ziemlich gut.

Aber heute habe ich meine Skipremiere gehabt. Wie schön, dass ich heute in gleich drei meiner Welten zuhause sein durfte.

Tauwetter

Heute nachmittag: 10.3 °CIgitt sage ich nur! Vorgestern die erste Skirunde bei Minusgraden und pulvrigem Neuschnee und heute 10 °C – in Worten: Zehn Grad Plus!

Dort, wo ich vorgestern noch zwanzig Zentimeter Schnee gemessen habe, ist jetzt wieder braungrüner Rasen zum Vorschein gekommen. Und die Straßen sind dort, wo noch Eis ist, wieder spiegelglatt. Völlig überflüssig, solches Wetter, denn ich finde, Mitte Dezember darf hier gerne tiefster Winter herrschen und über Plustemperaturen kann man irgendwann im März mal wieder reden.

Und so war der Dezember die letzten Jahre:

  • 2010: 40 – 110 cm Schnee und Dauerfrost
  • 2011: kaum/kein Schnee und recht warmes Wetter
  • 2012: 60 – 80 cm Schnee und Dauerfrost

Der Winter lässt sich Zeit

Es ist schon ein ziemlicher Zickzackkurs, den der Winter dieses Jahr fährt. Vorgestern gab es Pladderregen bei +10 °C, dann ging es in der Nacht in Schnee über mit einem kurzen Sturm. Heute morgen war es klar und -10 °C und jetzt geht es gerade wieder gegen null. Kein Wetter für Schnee, aber die Ostsee zeigt doch immer mehr Winteranzeichen.

Bei der Lotsenstation ist das Meer offen und die Steine sind eisüberzogen.

Winterfelsen am Strand von NäsgrundetWinterfelsen am Strand von Näsgrundet

Doch in den geschützteren Bereichen – keine 150 Meter entfernt – bildet sich eine dünne Eisschicht, die von den Wellen wieder gebrochen wird. Die Eisschollen stoßen sich aneinander rund und bilden das sogenannte Pfannkucheneis. Der halbe Himmel ist in rosa-violette Pastellfarben getaucht, ich nenne ihn „Bonbonhimmel“.

Pfannkucheneis

Ortswechsel. Ich stehe jetzt einer offeneren Stelle unweit der Insel Storgrundet. Erst dachte ich, das Meer sei komplett eisbedeckt, aber nein, die Wasseroberfläche ist nur so ruhig und klar. Ich stehe auf einem Wall von Eisschollen, die vermutlich der letzte kurze Sturm an Land geblasen hat. Einige Meter weiter ist das flache Meer offen.

An der EiskanteBlick aufs Meer

Die kleine Bucht ist restlose mit Pfannkucheneisbedeckt, der Rest des Meeres ist noch offen.

PfannkucheneisPfannkucheneis auf einer kleinen Bucht

Schaut man an die Eiskante, so sieht man hunderte kleine, rubbelige Eiszapfen, die von der Gischt der kleinen Wellen genährt werden. Schaut man mit dem Teleobjektiv hinaus aufs Meer, so sieht man, dass die Oberfläche mit unzähligen kleinen Eisstückchen bedeckt ist, die irgendwann zusammenfrieren werden, wenn es mal ein paar Tage ruhig und kalt ist. Und das da am Horizont, sind das Eisschollen? Ich weiß es nicht.

Eiszapfen unter der EiskanteFernblick

Notiz an mich selber: Wenn man mit der neuen wasserdichten Kamera Unterwasserbilder vom Ufer aus machen will, dann das nächste Mal unbedingt Neoprenhandschuhe mitnehmen! Das Wasser ist viel zu kalt, um in Ruhe die Kamera unter Wasser zu halten und nasse Hände bei -10 °C Lufttemperatur sind nur mäßig gemütlich.

Nachtrag

21:05, gerade habe ich den Artikel veröffentlicht. Plötzlich heult Wind ums Haus und es hat angefangen zu schneien. Mal sehen, wie viel herunterkommt. Morgen Abend soll es regnen :-(

Pilot 791 SE

Das Wetter heute: naja! Windig und ±0 °C. Alles andere als schönes Kajakwetter. Aber heute hatte ich es gut und bequem, denn ich hatte einen Lift und musste nicht selbst paddeln.

Um neun Uhr war ich – wie schon oft vorher zum fotografieren – auf der Halbinsel Näsgrundet und kurze Zeit später auf dem Lotsenboot Pilot 791 SE. Unser Ziel war die Insel Gåsören, wo sich beim Sturm, der Donnerstag Nacht kam, der Bootssteg losgerissen hat.

Kurz nach neun kam L., einer der beiden Stugabesitzer, mit zwei Männern vom Sjöfartsverket und wir gingen an Bord. Nach einem Maschinencheck ging es los, erst in Richtung Hafen, dann mit Kurs auf Gåsören. Die kurze Fahrt war ein bisschen zappelig und schnell wurden die Scheibenwischer in Gang gesetzt, um die Gischt der Wellen wegzuwischen. Kurze Zeit legte das Lotsenboot mit dem Bug außen an der Mole an und wir sprangen von Bord.

Auf der Pilot 791 SEEisbrecher Baus vorausAuf dem MeerGåsören voraus

Mitten in dem kleinen Hafen trieb der Bootsanleger. Man kann sich vorstellen, welche Kraft die Sturmböen haben müssen, um die Vertäuung auf der einen Seite zu zerfetzen und den Anleger teilweise zu zerstören. Mit einem Lassowurf hat L. den Anleger eingefangen und wir haben ihn mit einem breiten Spannriemen so fixiert, dass er stabil mitten im Hafenbecken trieb, wo er im Winter festfrieren soll.

LassowurfDie Insel Gåsören

Wir haben dann eine kleine Kaffeepause gemacht, doch bald schon kam das Lotsenboot, um uns wieder abzuholen und wir kletterten an Bord. Klettern ist das richtige Wort, denn wir hatten heute einen sehr hohen Wasserstand, etwa ein Meter über normal. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Hafen waren wir schnell wieder am Anleger und gingen mit einem „Tack“ von Bord.

Das Lotsenboot kommt, um uns abzuholenHejdå, Gåsören

Angefangen hat das Ganze übrigens gestern, als ich auf Näsgrundet fotografiert habe und dort zwei Männer wartend neben ihren Autos standen. Das waren T. und L., die schon gestern auf die Insel wollten, es dann aber auf heute verschoben wurde. Da habe ich einfach mal gefragt, ob ich vielleicht mitkommen kann. Ja – vielleicht. Heute war es zum Glück überhaupt kein Problem, mitzufahren. Toll!

Grautöne

Ungemütlich ist es: Selbst tagsüber ist es dämmerig-trübe, da dicke graue Wolken über der Region hängen. Aus denen fällt aber kein klarer, weißer Schnee, sondern kalter Sprühregen auf die nassen, vereisten Straßen. Die Sonne geht zwanzig vor zehn auf und kurz vor halb zwei unter und um drei ist es duster. Nur die tiefen Wolken reflektieren ein bisschen das Licht Skelleftehamns. Nicht mein Wetter.

Am Kallholmsfjärden

Heute vor drei Jahren sah es bei uns so aus:

Kontrast: Genau heute vor drei Jahren

Das gefällt mir deutlich besser, auch wenn man einiges mit dem Schneeräumen zu tun hat. Ich bin gespannt, ob und wann der richtige Winter hier Einzug hält.

3:44

3:44 ist keine Matheaufgabe für Nordwärts-Blogleser.
3:44 ist auch nicht das Spielergebnis des letzten Eishockeyspiels.
3:44 ist erst recht kein Musikstück von John Cage.

3:44 ist die Länge des heutigen Tages in Skelleftehamn: Drei Stunden, einundvierzig Minuten. Um 9:41 ging die Sonne auf, um 13:25 ging sie wieder unter. Gerade mal 2.2 °C hat sie es über den Horizont geschafft. Das sind etwa zwei Finger breit bei ausgestrecktem Arm.

Das ist nicht gerade viel Licht, aber ich mag den heutigen Tag. Das liegt nicht nur daran, dass heute mein erster Ferientag ist, sondern auch an der Wintersonnenwende. Denn die sagt mir, dass heute der kürzeste Tag ist und damit die Tage wieder länger werden. Und das gefällt mir.

Und so sah es heute gegen halb zwölf aus, als die Sonne „hoch“ im Süden stand.

Eiswall am Kallholmen

Blick über den Sörfjärden

Dieser Dezember war nicht nur milder und windiger als gewöhnlich, sondern auch der Wasserstand war größeren Schwankungen ausgesetzt. Deswegen wurde das Eis an vielen geschützten Stellen wieder kaputt gebrochen und liegt jetzt an manchen Stellen in langen Haufen am Ufer. Die Eisschollen auf dem Wasser sind noch nicht zusammengefroren und treiben frei auf dem Wasser. Ich bin gespannt, wann hier alles so fest zugefroren ist, dass man aufs Eis gehen kann, ohne Angst haben zu müssen, einzubrechen.

Nachtrag:

Ursprünglich hieß der Artikel 3:41, denn ich habe mich verrechnet. Evi hat das im ersten Kommentar sofort entlarvt und ich habe mich nun entschlossen, den Fehler zu korrigieren.

Heute vor zehn Jahren

Sonntag, 21. Dezember
2°C und Schneematsch. Es schneit. Wir fahren erst hinter dem Schneeräumkommando, dann vorweg. Schweineglatt. Benz bricht immer wieder aus. Durchschnittstempo 40 km/h. Ankunft. -1°C, ca. 12 cm Schnee, teilweise Eis, windig. Zu K., dann zur Hütte. Es hört langsam auf zu schneien. Ausräumen. Fleisch portionieren und einfrieren. Endlich Schlaf. Ich um ~ 17:30 wach, U. um 18:30. 19:00 TV, 19:45 Wetter: wird etwas kälter, kein weiterer Schnee – Mist! U. kocht Linsensuppe – sehr lecker. Abendspaziergang. Ca -4°C, windig. Sterne und Milchstraße. Wunderschöne Stimmung. Elchspuren. Stille.

Tourtagebuch Norwegen 2003/04

Das war heute vor zehn Jahren: Das erste Mal in Norwegen. Von hier aus weit im Süden, am Nisser in der Telemark. Ein sehr besonderer Urlaub, an den ich gerne zurückdenke und der mit Ursache für meine Skandinavienbegeisterung ist und damit ein Grund, dass ich hier gelandet bin.

Und so sah es dort am nächsten Tag aus, nachdem der Schneefall aufgehört hat:

Altes Bild von der Telemark

Ach ja, die Olympus C700, meine erste Digitalkamera. Mit zwei Megapixel! Und mit Zehnfachzoom. Heute muss ich sowohl über meine schrottigen Bilder als auch über die Qualität der damaligen Kameras lachen. Der See ist ja knallbunt, so sehr rauscht der Sensor und dermaßen unscharfe Bilder würde ich heute direkt löschen, wenn ich nicht mindestens einen Yeti geknipst hätte. Aber es war meine erste Digitalkamera und ich fand das toll, plötzlich Bilder in den Computer übertragen zu können.

Auf dem Meer

Gestern stand ich am kleinen Strand und beäugte misstrauisch das Eis, welches das Meer zwischen dem Strand und der Insel Storgrundet bedeckte. Auf dem nassen Eis konnte man Skooterspuren ausmachen, aber das sagt nicht, dass das Eis auch mich trägt.

Heute das gleiche Bild: Ich, der Strand, die Insel, dazwischen Eis. Und mein misstrauischer Blick. Den Unterschied machte B., der dort seine Stuga hat und der Einzige ist, der mich nicht sofort fragt: „Ska du fiska?“ – Willst Du angeln?

Denn B. weiß, dass ich gerne fotografiere und fragte mich stattdessen, ob ich auf’s Eis wollte. Ich: „ja, aber …“ . Er: „Kein Problem, das Eis ist 20 cm dick, da kann man mit dem Auto drüber fahren.“ Ich (gedacht): „Aber bitte nicht mit meinem!“

B. hat zwei Netze draußen unter dem Eis und war ohnehin mit einem Freund auf dem Weg dorthin, da bin ich gleich mitgekommen. Das Eis war recht klar, denn auch gestern hat es erst dicke Flocken geschneit und dann bei Plusgraden geregnet. Jetzt aber war es schön und leicht frostig.

Auf dem Weg zu den Netzen

Das Eisloch wird vom Eis befreitDas erste Netz wird hochgezogen

Im ersten Netz hatte sich nur eine „simpa“, eine kleine Groppe verfangen. Also weiter zum zweiten Netz.

Zum zweiten Netz

Und dort hatten B. und sein Freund mehr Erfolg. Vier Quappen (schwedisch: Lake) zog er aus dem Wasser.

Eine Quappe im NetzEine Quappe wird aus dem Netz gepult

Ich habe erfahren, dass man aus den Quappen im Winter „Rom“, also Fischrogen gewinnen kann. Die Quappen selbst hat man früher als „Lakesoppa“ in Milch zu Suppe gekocht, doch das ist außer Mode gekommen und viele mögen das nicht mehr.

Ich bin dann weiter über das Eis zu der Insel gegangen. Ich bin manchmal ganz schön zusammengezuckt, wenn das Eis unter meinen Füßen das Eis peitschenähnlich knallte, so stark, dass ich das Beben spüren konnte.

Überall knackste und rumste, krachte und tönte das Eis, denn in der Nacht hatten wir hier sehr hohen Wasserstand und jetzt senkte sich der Meeresspiegel wieder, zusammen mit der Eisschicht. Aus dem gleichen Grund war auch der letzte Meter zur Insel der Schwerste, denn dort ist das Eis aufgebrochen und so schwach, dass man dort schauen muss, wo man seine Füße (und Hände) hinsetzt, um an Land zu kommen.

Die Insel Storgrundet ist schmal und schnell war ich am äußeren Ufer. Dort sah es so aus:

Eisschollen vor Storgrundets Ostufer

Dort ist das Meer noch offen, nur einige Eisschollen schwimmen vor der teilweise überschwemmten Bucht. So ganz entspannt war ich nicht, denn ich wusste ja, dass ich wieder aufs Eis muss. Ich habe mich deswegen schnell wieder auf den Rückweg gemacht und wieder den ersten Meter erfolgreich und dank der hohen Gummistiefel trockenen Fußes überwunden. Die tief stehende Mittagssonne leuchtete orange über das Eis.

Die Sonne scheint über das MeereisAuf dem Eis

Ans Festland zu kommen war hingegen einfach, denn dort ist ja B.’s Bootssteg. Ich liebe es, über’s Eis zu laufen und doch bin ich jedes Mal wieder erleichtert, wieder auf dem Land zu stehen. Nach einem Kaffee bei B. habe ich mich auf den Rückweg gemacht.


Der Heizlüfter im Auto hat den Eispanzer des letzten Eisregens erfolgreich von den Fensterscheiben geschmolzen, so bin ich noch kurz zur Bucht „Kallholmsfjärden“ direkt bei mir um die Ecke gefahren. Diese Bucht, gestern noch komplett offen, war heute vollständig mit dünnem Eis bedeckt. Erstaunlich, wie schnell das manchmal geht. Etwa 5 mm stark war das Eis schon. Wer weiß, vielleicht sitzen dort nächste Woche schon die ersten Eisfischer.

Klares, neues EisDer Kallholmsfjärden ist eisbedeckt

Als ich wieder aus dem Wasser stieg (Merke: Unterwasseraufnahmen ohne viel Licht sehen langweilig aus), kam Nebel auf. Es wurde wärmer, der Nebel dichter, die Dämmerung kam. Und mit ihr erneuter Regen …


Für die Statistik: Wann bin ich das erste Mal über das Eis auf die Insel Storgrundet gelaufen?: 5. Dezember 2010 / 22. Januar 2012 / 5. Januar 2013 / 22. Dezember 2013. Also war ich gar nicht so spät dran dieses Jahr.

µ = 0

Und da kam er gestern wieder: der Regen. Einiges kam runter. Bei Minusgraden auf die gefrorene Straße. Ich wollte nur kurz über die Straße zum Nachbarn gegenüber, und …

lägger in ny definition av „halkigt“ i balansdatabasen. Nu är det inte halkigt ute, det är friktionsfritt….

Per-Anders Fjellström

… schrieb Per-Anders heute bei Facebook. Danke, Per-Anders, besser hätte man das nicht beschreiben können. Auf deutsch:

„Ich füge eine neue Definition von „rutschig“ zur Balance-Datenbank hinzu. Jetzt ist es nicht rutschig da draußen, es ist reibungsfrei …“

Es klingt vielleicht wie Nordlandslatein, aber ich bin auf der anderen Straßenseite nicht wieder auf den Fußweg gekommen. Dort gibt es keine richtige Kante, sondern es geht minimal aufwärts, zehn Zentimeter vielleicht. Und die bin ich nicht hochgekommen, sondern kläglich wieder auf die Fahrbahn zurückgerutscht. Ich bin den Meter dann gekrabbelt. Das nenne ich glatt!

Im übrigen würde ich momentan keinen Empfehlen, meine Holztreppe zu benutzen, ohne sich anzuseilen. Blödes Glatteis!

µ ist unter anderem die Einheit für den Reibungskoeffizienten. Den geringsten (zusammen mit PTFE) hat nasses Eis auf nassem Eis mit 0.02. Ich halte es hier aber mit Per-Anders und vergebe eine glatte 0.

À la recherche de la neige perdu

Gestern bin ich aus Deutschland zurückgekommen, wo ich die Weihnachtstage verbracht habe. In Skellefteå und Skelleftehamn liegt immer noch kein Schnee, denn auch die Weihnachtswoche hatte es hier Plusgrade und es hat geregnet. Heute habe ich mich dann Auf die Suche nach dem Verschwundenen Schnee gemacht. Dazu bin ich mit dem Auto ins Inland gefahren, wo es zu dieser Jahreszeit meistens kälter als an der Küste ist. Nach dreißig Kilometern habe ich angehalten und im Wald fotografiert.

Schneeloser Wald westlich von Klutmark

Nun ja. Schnee sieht anders aus. Weiß, glaube ich. Ich bin also weitergefahren. Nach weiteren zehn Kilometern hielt ich wieder an, um eine Weide mit einem alten Holzschuppen zu fotografieren.

Alter Schuppen

Das ist immerhin schon ein bisschen mehr in Richtung Schnee, auch wenn die Schneeflecken sehr verharscht und vereist sind. Ich bin also weitergefahren. Wenige Kilometer später hat sich das Bild gewandelt. Plötzlich war auch mal ein ganzes Grundstück schneebedeckt und auch auf den Weiden schaute nicht mehr ganz so viel Gras hervor. Ich bin aber noch ein ganzes Stück gefahren, ehe ich bei Kusmark ein Bild machen konnte, auf dem Schnee und Sonne gleichzeitig zu sehen waren.

Schneefläche bei Kusmark

Das ist wirklich nicht viel Schnee, aber reicht aus, um nach Winter auszusehen. Interessanterweise scheint bei Kusmark ein kleines Winterloch zu sein. Obwohl schon wieder näher an der Küste, lag dort eine geschlossene Schneedecke und das Thermometer fiel dort beim Fahren kurzerhand von + 1 °C auf – 5 °C.

Durch das ständige Tauen, Schmelzen und Frieren haben sich in vielen Senken Schmelzwasserteiche gebildet, die komplette Wiesen mit einer dicken Eisschicht überziehen. An einer dieser bräunlichen Eisflächen habe ich noch einmal angehalten. An einer Stelle konnte ich Hasenspuren ausmachen. Mitten in der dicken Eisschicht. Als der Hase dort entlang lief, war dort vermutlich noch Schneematsch. Inzwischen waren die Spuren aber gefroren und mit einer neuen harten Eisschicht bedeckt. Am Rande ist das Eis aber noch matschig-weich und so habe ich beim Fotografieren mit meinen Stiefeln ein paar neue Spuren dazu gemacht.

Gefrorener Schmelzwasserteich

Morgen soll es zwar schneien, aber hier kommt das Ganze vermutlich wieder als Regen herunter. Und auch die nächste Woche soll wechselhaft, trübe und warm werden. Ich bin wirklich gespannt, wann hier Kälte und Schnee Einzug halten, oder ob ein Winter hier auch einmal komplett ausfallen kann. So wie in Essen, wo ich elf Jahre gelebt habe.

Noch eine Sache mutete heute sehr deutsch an: Das Einkaufen. Ich habe hier noch nie so viel Verkehr erlebt wie heute. Nicht nur auf der Zufahrtsstraße der Einkaufszentren auf der grünen Wiese, sondern auch auf der Europastraße 4 war Stop-And-Go und der erste Gang meines Saabs hatte heute seine große Stunde. Praktischerweise musste ich nicht ganz bis in die Stadt fahren, sondern konnte vorher am Abzweig nach Skelleftehamn die E4 verlassen.

„À la recherche de la neige perdu“ ist eine Verballhornung des Originaltitels von Marcel Prousts Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.

Schneeintermezzo

Heute morgen kam der Schnee. Einige nasse Zentimeter, aber immerhin. Da habe ich schnell ein paar Fotos gemacht, denn die Temperaturen sind schon wieder im leichten Plus und heute Nacht soll es wieder regnen.

Winterweg zum See RudtjärnenSchilf im Neuschnee

Ich packe jetzt ein paar Sachen und feiere in Norrlångträsk mit Freunden Silvester. Kommt gut ins neue Jahr!