Das historische Dorf Gallejaur
Heute war ich fast den ganzen Tag mit Freunden zusammen unterwegs. Ein guter Tag! Erst habe ich meine ehemaligen Nachbarn in Klutmark besucht, dann bin ich weiter nach Kusfors gefahren, um dort Lasse und Martine zu besuchen. Wir haben uns dort mit einem Paar getroffen, welches diesen Sommer von Dubai nach Skellefteå gezogen ist und gerade einige Freunde aus ihrer alten Heimat zu Gast hatte. Mit zwei Autos sind wir kleine vereiste Kieswege entlanggefahren, an Rentieren und leicht weiß bepuderten Wäldern vorbei, bis wir unser Ziel Gallejaur erreicht haben. Gallejaur ist ein historisches Dorf, dessen noch gut erhaltenen Bauwerke bis 1800 zurückreichen.
In einigen Häusern kann man übernachten und das Geschirr, das Besteck, die Möbel sind alle noch aus dem originalen Hausstand und mindestens hundert Jahre alt. In einem der Häuser steht eine alte „Tramporgel“ (zu deutsch Harmonium), welche mit Hilfe von Lochscheiben selbst Stücke spielen kann.
Erst fand ich es ein bisschen schade, dass es schon früh dunkel wurde, doch schnell habe ich gesehen, dass das trübe Dämmerungslicht sehr schön ist und die Gebäude ein bisschen kalt, abweisend und unwirklich aussehen lässt. Ich habe mir vorgenommen, noch einmal wiederzukommen, wenn mehr Schnee liegt und der Mond scheint. Hoffentlich sind dann die netten Schafe noch draußen, die bei 1.3 Sekunden Belichtungszeit überraschend still gehalten haben.
Nachdem ich noch bei Martine und Lasse zu Hause war, habe ich mich in mein Raumschiff gesetzt und bin mit Überlichtgeschwindigkeit (etwa Warp 8) nach Hause gedüst. Die Sterne zogen grell leuchtend an mir vorbei und Sternnebel umwaberten mein Schiff.
Glaubt Ihr nicht? Ist auch nicht ganz richtig! Bei +1 °C bin ich durch Nebel und Schneeschauer gefahren und als ich Fernlicht anhatte und gerade ein besonders starker Schneeschauer über der Straße hing, da irritierten die blendenden Schneeflocken, die strahlenförmig zu allen Richtungen wegschossen, so sehr, dass ich fast nicht mehr wusste, wo oben und unten ist. Das kam einem Flug mit Überlichtgeschwindigkeit schon recht nahe mit der Ausnahme, dass man im Auto gerne Bodenhaftung hat und weiß, wo die Straße ist. Ich war froh, dass es in Richtung Küste wieder wärmer wurde und bald der Schnee wieder als Regen herunterkam. In Skelleftehamn zeigte das Autothermometer dann +5 °C.
Links
Nachtrag
Ein Bild habe ich noch: Das vom samischen Vorratshaus. Es ist so konstruiert, dass die Ratten nicht hineinkommen, denn die können zwar mühelos die Stelzen, auf denen das Haus steht erklimmen, aber nicht kopfüber unter dem Boden weiterlaufen.
Auf norwegisch heißen diese Gebäude Stabbur, auf schwedisch (sagt Wikipedia) Härbre. Auf der iberischen Halbinsel gibt es Dinger auch unter dem Namen Hórreo, aber das hat mit meinem Blog nordwärts ja gar nichts mehr zu tun. Ich habe es auch nur erwähnt, damit der Text neben dem Bild nicht zu kurz ist.
Klebeschnee
Da freut man sich über ein Wartehäuschen an der Bushaltestelle, wenn man nach der Chorprobe in der Stadt hinaustritt und von nassem Schneefall empfangen wird. Auf den Grünflächen bleibt er liegen, auf dem Asphalt bildet er sofort matschige Pfützen und an der westlichen Glasscheibe des Wartehäuschen bleibt er kleben. Ungemütlich. Doch fünf Minuten später kommt der Bus und fährt mich warm und trocken wieder zurück nach Skelleftehamn.
Nächtlicher Schneefall
Der Schnee, der gestern Abend in der Stadt fiel, kam in Skelleftehamn als Regen herunter. Später allerdings wurde ein bisschen kälter und es schneite auch bei mir zu Hause.
Heute morgen lagen fünf Zentimeter Schnee und hellten den dunklen Morgen auf. Heute in der Stadt schneite es weiter und taute gleichzeitig – Gummistiefelwetter – doch später sanken die Temperaturen unter Null, jetzt aktuell bei mir -3.5 °C.
Zwei Mal stand ich heute am Steinufer hinter der Lotsenstation. Einmal vor der Arbeit, einmal nach der Arbeit:
Sag nie „morgens“ zu einem Klempner!
Sage nie „morgens“ zu einem Klempner, denn das habe ich ihm am Mittwoch vorgeschlagen für die Miniarbeit, die noch zu machen war. In der Antwortmail stand nur:
Kan komma kl 6 imorgon. (Torsdag)
Kann morgen um 6 kommen. (Donnerstag). Nun gut dachte ich, sagte zu und stellte den Wecker auf 5:45. Und pünktlich um sechs stand er vor der Tür, hat den Ablauf des neuen Waschbeckens im Keller funktionstüchtig gemacht und mir gezeigt, wie ich in Zukunft die Heizung regeln soll. Und nun? Wieder ins Bett gehen? Nein, erst einmal frühstücken. Und wie schon am Vortag an die Küste fahren und Stativ und Kamera mitnehmen. Und dieses Mal kam ich rechtzeitig an, um am schneebedeckten Ufer ein wunderbares Morgenrot über der stillen Ostsee zu erleben. Ohne den Termin mit dem Klempner hätte ich eine Stunde länger geschlafen und dieses herrliche Licht verpasst.
Eine Schattenseite der beiden längeren Klempnerbesuche gibt es allerdings: Von dem Geld, welches ich an den Klempner für Material und Arbeit bezahlt habe, hätte ich mir die neue wasserdichte Nikon AW1 kaufen können und hätte trotzdem noch 600 Euro übrig gehabt.
Wogen, Wind und weißer Schnee
Gestern sollte es eigentlich recht schön sein, statt dessen war es durchgängig trüb und ich habe meine Paddelpläne wieder beiseite gelegt. Erst am Abend kam die Sonne heraus.
Dann bewölkte es sich wieder und smhi hatte für die Nacht und heute Regen und 3 °C vorhergesagt. Ich war deswegen erstaunt, als ich heute morgen sah, dass es schneite und die vereiste Straße wieder weiß bepudert war. Ich bin noch nie im Schneefall Kajak gefahren, dachte ich …
… eine halbe Stunde später war ich auf dem Weg zum Strand von Storgrundet, das Kajak im Schlepptau.
Weil es doch ein wenig windig war, bin ich gegen den Wind in Richtung Nordwesten gepaddelt, damit ich es auf dem Rückweg bequem habe. Hinter der schützenden Insel ging das auch noch ganz gut, aber kaum, dass ich die Bucht verlassen habe, wurde es windiger, die Wellen höher und der Schnee pfiff mir ins Gesicht. Da wäre eine Skibrille schon praktisch gewesen, aber es gibt ja noch eine andere Möglichkeit: Umkehren.
Zwischen der Insel Storgrundet und Festland war es immer noch windig, aber wesentlich ruhiger. Also bin ich weitergepaddelt, bis ich an der Südostspitze der Insel war. Während der ganzen Fahrt hörte man schon die Brandung rauschen, jetzt sah man auch, wie sich die Wellen an der flachen Steinküste brachen.
Nach einer kurzen Pause, in der ich auf der kleinen Inselspitze herumgewatet bin (normalerweise ist der Wasserstand hier um einiges flacher), habe ich mich wieder ins Kajak gesetzt und beschlossen, dass ich versuchen will, hinter der Insel Brambärsgrundet wieder zurück zu paddeln. Dazu musste ich aber durch eine kleine ungeschützte Passage, in der die Wellen, die vom offenen Meer herein drückten, doch recht hoch aussahen. Ich habe erst einmal in Ruhe geschaut, wo ich zwischen den großen Steinen hindurch komme. Na gut dachte ich, dann los!
Eieiei – für einen erfahrenen Kanuten wäre das bestimmt leicht gewesen, aber ich fand es ganz schon ungemütlich, zuerst quer zu den kräftigen Wellen in Richtung Durchlass zu paddeln und dann in der mir doch etwas zu rauen See nach rechts zu wenden und …
… rausch – wumms – platsch – kommt der Brecher des Tages von hinten angerauscht, schüttet mir einen Eimer Wasser ins Kajak (Kein Spritzschutz wegen Kameratasche) und schiebt mich mit großem Schwung durch den Durchlass. Hinter mir höre ich es wieder rauschen. Ich glaube, so schnell bin ich noch nie gepaddelt! „Nur weg hier!“, dachte ich. Aber der große Brecher hat mir genug Schwung gegeben, dass mich die nächste große Welle schnell, aber ruhig in ruhigere Fahrwasser schiebt.
Dort habe ich erst einmal in Ruhe mit dem Schwamm das Kajak entleert. Merke: Die Lenzpumpe, mit der man Wasser wieder aus dem Kajak pumpen kann, gehört so ans Kajak befestigt, dass man auch unterwegs drankommt!
Der Rest der Fahrt war zwar gegen den Wind, aber zwischen Insel und Festland war dieser doch wesentlich ruhiger. Bloss beim Fotografieren wurde man sofort wieder zurückgetrieben. Bald war der schneebedeckte Bootsanleger von Storgrundet in Sicht, den ich nach einem Foto umrundet habe, um dann mit Schwung wieder am Sandstrand anzulegen. Dort habe ich dann den schützenden, aber unbequemen Neoprenoverall gegen Stiefel, Hose und Winterjacke gewechselt und bin mit dem Kajak wieder nach Hause gelaufen.
Jetzt – mittags – hat es aufgehört zu schneien. Sechs Zentimeter Neuschnee liegen in Skelleftehamn und nur noch wenige Grasspitzen schauen vereinzelt aus der Schneefläche im Garten heraus. Eindeutig die schönere Alternative zu drei Grad und Regen.
Die erste Winternacht
Um viertel vor vier war ich wach – keine Ahnung, warum. Ich habe kurz herausgeschaut und dachte erst, es sei leicht bewölkt. Doch Wolken flackern nicht. Ich habe mir Stiefel, Hose und Jacke übergezogen und bin in die Nacht hinausgetreten. Am ganzen Nordhimmel flackerte Polarlicht. Dieser Typ zeigt keine Bögen oder Girlanden und ist viel zu fahl, um irgendwelche Farben zu zeigen. Es sieht mehr aus, als ob blasses, weißes Gas am Himmel pulsiert oder im hohen Tempo aufwärts schießt. In Sekundenbruchteilen entstehen weiße Flecken und Streifen, um kurze Zeit später wieder zu verblassen. Ich habe kurze Zeit überlegt, zu fotografieren, aber ich weiß, dass dieses bewegliche Polarlicht auf den Fotos nur als diffuser und formloser grüner Schleier zu sehen ist.
Alles ist von Schnee bedeckt und es begeistert mich jedes Mal wieder, wie hell die Nacht plötzlich ist. Obwohl es lediglich -2 °C waren, fühlte es sich durch den frischen Wind doch ziemlich kalt an und ich habe schnell die Kapuze meiner Daunenjacke aufgesetzt, denn die Mütze lag drinnen. Und ich konnte auch gleich meine neuen Winterstiefel (Muck Boots) testen, die ich mir letzte Woche gekauft habe, denn meine alten „Powerboots“ sind nach zwei Wintern an der Sohle gebrochen und nicht mehr dicht.
Das war für mich die erste Winternacht 2013/14.
Und noch etwas läutet den Winter ein: Ich habe, da ich heute das Auto nehme, gestern zum ersten Mal wieder den Motorwärmer des Autos an die Außensteckdose des Hauses angeschlossen. Zusätzlich liegt ein kleiner Heizlüfter im Fußraum, der die Scheiben eisfrei hält. Ein schöner Luxus, denn sonst muss man oft nicht nur außen, sondern auch innen im Auto Eis kratzen, um etwas zu sehen.
Stolz
Es kommt selten vor, dass ich auf etwas stolz bin. Ich will damit nicht sagen, dass ich grundsätzlich unzufrieden bin, mit dem, was ich tue und was ich erreiche, nur ist das Stolz-Gen bei mir sehr schwach ausgeprägt. (Und in seiner nationalen Variante nicht einmal ansatzweise vorhanden, aber das ist ein anderes Thema.)
Heute bin ich stolz. Denn vom 9.9. bis gestern zum 11.11. habe ich auf so gut wie alle Süßigkeiten verzichtet, auf Knabberkrams und auf Limonaden und Cola. Außerdem habe ich – soweit praktikabel – nichts mehr nach sieben Uhr gegessen. Höchstens ein paar Weintrauben oder ein paar Male ein paar Gramm getrocknetes Rentierfleisch für den Geschmack.
Süßes war nicht komplett verboten: Ich habe Müsli mit Rosinen gegessen und Apfel- und Orangensaft getrunken. Und ein paar Mal habe ich auch Ausnahmen gemacht: Zwei kleine Stücken Apfelkuchen (hausgemacht), eine Kanelbulle (von einer Kollegin gebacken), zwei kleine Nachtische Typ Joghurt und vor ein paar Tagen eine kleine Nussecke als Nachtisch. Sonst nichts! Und darauf bin ich stolz, denn Disziplin ist nicht gerade meine herausragendste Eigenschaft.
Angenehmer Nebeneffekt: In dieser Zeit habe ich sieben Kilo abgenommen! Ohne sportliches Training, ohne tagsüber an Essen zu sparen. Das hat mich ein bisschen erstaunt, aber natürlich gefreut. Mancher Blogleser denkt vielleicht, dass ich irre sportlich sei, wenn ich über Kajak oder Skitouren schreibe. Fakt ist, dass seit meinem Büromensch-Dasein der Bauch gewachsen ist. Um so größer ist dann die Freude, wenn plötzlich – wie heute morgen – das Körpergewicht wieder mit einer Sieben beginnt.
Heute Nacht war ich schon wieder wach, wie schon die vorige Nacht. Ich habe das Wachsein dazu genutzt zu lesen und – „Godis“ zu naschen, denn die waren noch vom Halloween übrig.
Beobachtung 1: Hilfe – ist das alles süß!!! Ich hatte den Eindruck, selbst ein Zuckerwürfel kann nicht ansatzweise so süß sein, wie die Milchschokolade, oder der kleine „Plopp“-Schokoriegel, den ich mir heute Nacht in den Mund gesteckt habe.
Beobachtung 2: Viel war es nicht in der Nacht, aber heute morgen grummelt mein Bauch und mir ist schlecht. Börps! Mein Appetit auf Süßes ist irgendwo auf dem Niveau von minus Null und das Frühstück wird herzhaft werden. Schade, dass ich keine Pepperonis im Haus habe.
Weitere Pläne: Ich will weiterhin versuchen, vor sieben Uhr Abendbrot zu essen, aber Süßes ist wieder erlaubt. In Maßen.
Belohnung: Nach der letzten Kajaktour ist der Wunsch nach einer wasserdichten Kamera größer geworden. Vielleicht kaufe ich mir die Nikon AW1, die leider einiges kostet. Aber erst warte ich noch ein paar mehr Testberichte ab.
Skellefteå bei Nacht
Wer kennt sie nicht, die Postkarten „Mallorca bei Nacht“, „Paris bei Nacht“, „Oer-Erkenschwick bei Nacht“. Meistens sind das pechschwarze Hochglanzkarten, mit einem fürchterlichen Schriftzug „Irgendwas bei Nacht“ garniert. Das haben viele Städte nicht verdient. Auch Skellefteå nicht!
Gestern hatte ich abends ein bisschen Wartezeit am Südufer des Flusses und schaute auf die Silhouette der Innenstadt herüber. Das sah hübsch aus, vor allem, weil jetzt alles schneebedeckt ist. Deswegen habe ich mir heute nachmittag eine halbe Stunde freigegeben und bin an der gleichen Stelle wieder gewesen, aber mit einem wesentlichen Unterschied: Ich hatte eine Kamera und Stativ dabei.
Skellefteå bei Nacht – oder, wenn ich wirklich ehrlich sein sollte: Skellefteå um fünf nach vier.
Nachtrag
Das Ganze als skrollbares Panorama:
Weitere Winterboten
Ich bin nicht der einzige, der sich auf und über Schnee freut. Ein Schneeskooter-Liebhaber hat in Skelleftehamn seine erste Runde gedreht und ich habe heute morgen auf dem Weg zum Bus seine Spur entdeckt. Viel Schnee hat er ja noch nicht unter seinem Skooter. Ich warte mit dem Skilaufen lieber noch, bis ich wirklich Schnee unter den Skiern habe.
Der Bus fährt ein kleines Stück am Skellefteälven entlang. Der Fluss beginnt an seinen Rändern zuzufrieren und viele dünne Eisschollen treiben langsam flussabwärts. Der Bus fuhr aber leider zu schnell vorbei, um das zu fotografieren.
Kanutudden
Ich dachte, ich könnte wie schon vor zwei Monaten diese Woche noch einmal mit dem Kajak zur Badestelle paddeln, um mein erstes Winterbad der Saison zu nehmen. Aber als ich heute Abend dort kurz vorbeigeschaut habe, war schon ein größerer Teil des Flussufers eisbedeckt. Ich glaube, da komme ich mit dem Kajak nicht mehr durch. Auch die „Kanutudden“, der Bucht, an der der Kanuklub ansässig ist, friert langsam zu.
Ich könnte natürlich am Wochenende auf der Ostsee paddeln, aber es gibt noch ein zweites Argument, was gegen das Paddeln spricht: Die Wettervorhersage. Es soll bis zu 7 °C warm werden, was ja nicht weiter tragisch ist, aber sehr, sehr windig. Am Sonntag früh sagt der smhi Böen bis 23 m/s voraus, das sind gut 80 km/h und entspricht Windstärke 9 (Sturm). Das klingt mehr nach Landspaziergang.
Eröffnung der Eisbadesaison
Der Tag fing ja schön an. Wenige Plusgrade, aber überraschend windstill und klar. Und als die Sonne gerade ihren ersten Strahl über den Horizont streckte, stand ich am Meeresufer und machte – klick!
Zweieinhalb Stunden später war ich auf dem Weg nach Ursviken zum Stuverikajen, denn hier treffen sich jeden Samstag vormittag die Winterbader und Eisschwimmer. Vor zwei Monaten war ich dort und habe bei einer Lufttemperatur von 15 °C ein Bad genommen. Heute hingegen waren die Ränder des Skellefteälven auf viele Meter hin mit Eis bedeckt. Wenn man dort schwimmen will, dann muss man natürlich erst einmal das Eis öffnen. Zuerst haben wir versucht, das vom Rand aus zu machen, dann habe ich meinen Neoprenoverall angezogen und bin ins Wasser gestiegen, um das Loch auf ein paar Meter zu vergrößern. Das geht am Besten, finde ich, wenn man an eine Stelle ein Loch sticht, und dann die Metallstange als Hebel benutzt, um das fünf Zentimeter dicke Eis loszubrechen und dann mit der Spitze unter das feste Eis zu schieben.
Kurze Zeit später – schnell noch die Intervallschaltung der Kamera aktiviert – bin ich die Holztreppe heruntergestiegen und habe das erste Winterbad der Saison genommen. Auf den ersten Photos sehe ich noch ein bisschen „bemüht“ aus, doch dann entspannt sich der Körper und es fühlt sich herrlich an.
Kurze Zeit später war ich wieder angezogen und habe noch ein paar Photos von den Eisstrukturen gemacht. Ich freue mich schon auf den Tag, wo das Eis einen zuverlässig trägt und ich die Fotos nicht nur vom Rand aus machen kann.
Besuch von Hilde
Letzte Nacht kam die Hilde zu Besuch, heulte herum, pfiff durch’s Fenster, kegelte mit leeren Mülltonnen und machte noch einiges anderes. Das ist das erste Mal, seitdem ich hier lebe, dass für das Festland eine Sturmwarnung der Stufe zwei ausgegeben wurde. Und in der Nacht hörte ich Hilde auch am Haus rappeln und durch das nicht ganz dichte Schlafzimmerfenster pfeifen. Und da es bis zu 9 Grad warm war, hat der Sturm auch den meisten Schnee geschmolzen und die Nebenstraßen zu nassen Eispisten verwandelt, die dermaßen glatt sind, dass man selbst mit Spikes mit dem Auto ins Schlingern kommt.
Ich hatte das Auto so geparkt, dass es von keinem Baum oder Dachziegel getroffen werden konnte, aber in unserem „Kleinhausgebiet“ lagen nur leere Mülltonnen kreuz und quer auf der Straße, sonst war kein Schaden zu sehen. Eine Bekannte hat hingegen ein Foto von der großen Kiefer bei Facebook gepostet, die der Sturm in der Nacht entwurzelt und umgeworfen hat, zum Glück in Richtung Park und nicht auf deren Haus. Und in der Onlinezeitung habe ich entdeckt, dass auf der Wiese hinter der nächsten Hausreihe eine Birke in drei Meter Höhe abgeknickt wurde. Da kann man sich vorstellen, wie viel Kraft der Sturm hatte, denn eine kahle Birke hat ja nicht so viel „Segelfläche“. Aber der Sturm hat so manchen Baum in Västerbotten umgeknickt und 12000 Kunden von Skekraft sind auch heute Nachmittag noch ohne Strom.
Eigentlich dachte ich, dass ich heute am Meer bestimmt tolle Wellen fotografieren kann, aber der Wind kam von Nordwesten, also vom Land und das Meer war überraschend ruhig. Die Wellen auf dem Fluss hingegen waren groß genug, um das gesamte Ufereis, in welches wir gestern noch ein Loch zum Baden geschlagen haben, kaputt zu brechen.
Die Wellen ließen das Brucheis in der Badestelle klirren und klingen. Auch die drei Bojen, die gestern noch fest eisumschlossen waren, schwammen heute wieder im offenen Wasser und kleine, glitzernde Eisstückchen trieben vorbei.
Ein kleiner Teil des Holzsteges war mit Eisblumen bedeckt. Das letzte Schwarzweißphoto zeigt die filigranen Figuren, die Wasser und Frost auf das Holz gezeichnet haben.
Links (schwedisch):
- Norran: 12 000 kunder utan ström
- Norran: Det stormen lämnade efter sig (Bilder)
- smhi: Hilde gav Sverige ett nytt vindrekord
Frostmorgen
Heute morgen gab es Frost bei -4 °C und das ganze Auto ist von Eisblumen bedeckt. Das macht mir gar nichts, denn ich nehme den Bus. Heute ist auch der vermutlich erste Eistag, also ein Tag, an dem es unter 0 °C bleibt.
Ein Preis für Mörkrets och Kylans Glada Vänner
Seit fast drei Jahren bin ich Mitglied bei „Mörkrets och Kylans Glada Vänner“ – Die Frohen Freunde von Dunkelheit und Kälte. Unser kleines Team hat zwei Winterschwimmmeisterschaften in Skellefteå durchgeführt und wir organisieren gerade die dritte. Wir betreiben Winterbadestellen und haben viele weitere Ideen, die wir leider nicht durchführen können, weil uns schlichtweg die Zeit und das Geld fehlt.
Vor kurzen wurden wir zum „Årets marknadsförare i Skellefteå 2013“ nominiert. Übersetzt heißt das in etwa „Vermarkter des Jahres in Skellefteå 2013“. Mit uns dabei waren der Veranstaltungsort Folkparken und – welch illustre Konkurrenz! – Skellefteå AIK, die Hockeyliga, die letzten Winter die schwedischen Meisterschaften gewonnen hat.
Heute war die Preisverleihung und – tjoho! – wir haben gewonnen! Nicht schlecht, vor allem wenn man unser kaum vorhandenes Budget mit dem einer professionellen Hockeymannschaft vergleicht. Martine und Lasse haben den Preis heute entgegengenommen.
Die Frohen Freunde von Dunkelheit und Kälte – Sie haben unter eisigen Wintern Schwedische Meisterschaften im Winterschwimmen im Skellefte-Fluss durchgeführt. Und standen hinter der phantastischen Idee, Winterschwimmen in Uganda durchzuführen. Die Frohen Freunde von Dunkelheit und Kälte haben Skellefteå rund um die Welt „auf die Karte gesetzt“.
Die Preisverleihung passt gut zum heutigen Tag, denn es ist nicht nur früh dunkel, sondern mit -9 °C auch das erste Mal recht kalt.
Ein kalter Tag
Die Nacht war klar, die Temperatur sank kontinuierlich und heute morgen zeigte das Thermometer -9.6 °C an. Bis um drei pendelte die Temperatur um -10 °C, jetzt, gegen vier, bezieht es sich und es wird ein kleines bisschen wärmer.
Die geschützten Buchten der Ostsee fangen jetzt an zuzufrieren, aber der kleine Bootshafen „Tjuvkistan“ ist noch fast eisfrei.
Das geschützte Meer hinter der Insel Storgrundet ist hingegen schon komplett eisbedeckt. Ich finde es jedes Mal wieder erstaunlich, wie schnell das geht – manchmal von einem Tag auf den anderen. Immerhin war die gleiche Stelle am Sonntag noch von zappeligen Wellen bedeckt, nachdem sich Sturm Hilde ausgetobt hatte. Heute morgen, keine vier Tage später sah es hingegen so aus:
An dem Stein sieht man gut, dass der Wasserspiegel mehrmals seine Höhe gewechselt hat und jedes Mal ist an der Oberfläche das Wasser festgefroren.
Jetzt bin ich ein bisschen unschlüssig: Soll ich eher darauf hoffen, dass ich noch einmal paddeln kann oder lieber darauf, dass ich bald zu Fuss über das Eis laufen kann. Vermutlich muss ich für einige Zeit sowohl auf das Eine als auch auf das Andere verzichten. Daher hoffe ich auf Schnee, denn auf die erste kleine Runde mit Skiern freue ich mich auch schon.
Das Eis trägt
Wie so oft die letzten Wochen, war ich heute vor Sonnenaufgang an der Küste. Der Schnee ist weg, das Wasser noch offen, aber vorne auf den kleinen Buchten liegt Eis, welches von den Wellen hin- und hergetrieben wird. Und hinten, am Horizont, liegt eine dunkelgraue Wolkenwand, die in Richtung Sonnenaufgang rotviolett beschienen wird. In Skellefteå nennt man diese Wolken, die vor allem am Anfang des Winters oft über dem Meer liegen „Vinterväggen“ – die Winterwand, weil sie so kompakt wie eine Wand aussehen.
Neugierig bin ich auf die hohe Brücke nach Örviken gefahren. Letzten Sonntag hat der Sturm Hilde das Flusseis komplett aufgebrochen, danach war es allerdings kalt. Ob man wohl noch paddeln kann? In Richtung Sonnenaufgang und Meer ist die Flussmündung bis auf die Ränder eisfrei, aber der Blick nach Westen in den Fluss hinein hat mich erstaunt: Der Fluss ist komplett eisbedeckt. Na gut, dann bleibt das Kajak in der Garage und ich fahre mit dem Auto zum Winterschwimmen.
Eine Stunde später stehe ich an unserem Badeplatz und blicke auf das Eis. Kurze Zeit später kommen Jarkko und Tiina und zu meiner Überraschung betritt Jarkko direkt das Eis, um ein Eisloch zu sägen. Ich bin doch ein bisschen erstaunt, dass das Eis trägt. Während Jarkko zu Ende sägt, unterhalte ich das Feuer in der kleinen Sauna, damit wir es nach dem Eisbaden warm haben. Vier Winterbader sind wir heute und Tony macht ein Foto von mir, während ich mein zweites Eisbad der Saison nehme.
Am Rand haben sich wieder kristalline Eisstrukturen gebildet. Kaum kommt die Sonne hinter dem „Vinterväggen“ hervor, ändert sich das Licht auf dem Eis von kaltblau zu warmorangegelb. Nein, ich traue mich nicht, dort das Eis zu betreten (erst recht nicht mit meiner Kamera), aber ein Bild mit ausgestrecktem Arm gelingt und erweitert meine Fotoserie Eisstrukturen.
Während wir das Eis nur betreten, um zu baden, nutzen andere den schönen Tag auf dem Eis: Die ersten zwei Eisfischer wagen sich weit auf den Fluss hinaus, erst vorsichtig mit Leine gesichert, dann sitzen sie und angeln. Von Osten her kommen Vater und Sohn mit Eishockeyausrüstung souverän auf Schlittschuhen heran geglitten und bestaunen unser Eisbad.
Wieder fühle ich mich dem Winter ein bisschen näher und ich bin gespannt, wann ich das erste Mal zu Fuß zur nahen Meerinsel Storgrundet hinüberlaufen kann.
Kleiner Nachtrag zum Fotografieren: Heute habe ich etwas gelernt: Man soll keinem Kind den Kopf abschneiden, auch wenn es nur eine Spiegelung ist. Anstatt den Gesamteindruck des Bildes im Sucher zu sehen, habe ich mich zu sehr auf das eigentliche Motiv – den Jungen – fokussiert und daher nicht auf das Spiegelbild geachtet, welches ich im Nachhinein gerne komplett auf dem Bild gehabt hätte. Viel Zeit für solche Überlegungen war allerdings nicht, denn die beiden Eisläufer waren ganz schön flink.
Drei Millimeter Schnee
Es fällt auf, wenn es Abends draußen plötzlich heller wird – Entweder fährt jemand mit Fernlicht oder es fällt Schnee auf die eisbedeckte Straße und reflektiert alles Licht.
Selbst wenn – wie gestern Abend – nur drei Millimeter herunterfallen, machet das einen Unterschied. Vor allem der eisbedeckte Fluss und das Meer hinter der nahen Insel Storgrundet sehen völlig anders aus als gestern oder vor drei Tagen.
Einige Fotos von heute morgen:
Eispiste
Am Sonntag war es schön, Auto zu fahren. Nicht unbedingt, was die Straßenverhältnisse betrifft, denn der Schnee auf den einsamen Waldwegen verdeckt meistens nur das blanke, glatte Eis und es fordert eine gewisse Disziplin, vor jeder Kurve sanft abzubremsen, damit man nicht doch irgendwann einmal von der Straße rutscht, um mit fast unsichtbaren Steuerbewegungen in die Kurve zu fahren, kaum spürbar gerade zu ziehen und danach ebenso sanft wieder zu beschleunigen.
Schön war es, weil schönes Wetter war und im Inland fünf bis zehn Zentimeter Schnee lagen. Alle Seen waren zugefroren, nur an den Mündungen der kleinen, lebhaften Flüsschen war das Wasser noch offen. Und an den Rändern der Seen liefen die Leute Schlittschuhe oder saßen mit ihrer kleinen Plastikangel vor einem Eisloch. Auch der Sumpf, den ich mitten im Nirgendwo (bei Brännvattnet) gefunden habe, war schon so weit zugefroren, dass man ihn zum Fotografieren betreten konnte.
Irgendwann habe ich auch mal aus dem Auto einen x-beliebigen Waldweg geknipst. Dieser war schön breit, aber es gibt auch Wege, die ganz schön schmal sind. Und prompt kam mir auf so einem Weg ein Auto entgegen. Zum Glück für mich und ihn ist der andere Autofahrer freiwillig und sehr lässig ein ganzes Stück zurückgesetzt, bis ich vorbei passte. Ich hätte wahrscheinlich zehn Mal so lange gebraucht und dabei fünf Mal den Motor abgewürgt. Danke, Du netter unbekannter Autofahrer!
Heute hätte ich mich mit dem Auto solche Wege nicht entlanggetraut, denn es ist wärmer geworden und es hat gepladdert. Und der kalte Regen ist auf dem Eis der kleinen Nebenstraßen festgefroren und hat sie noch glatter gemacht. Die Straße, die auf dem folgenden Foto zu sehen ist, liegt keine 50 Meter von meinem Haus weg, aber ich habe mir Spikessohlen unter die Stiefel geschnallt, damit ich da überhaupt hinkomme. Zum Glück sind alle größeren Straßen frei.
Nächtlicher Bootssteg
Unterwasser
Wie schon letzten und vorletzten Samstag bin ich heute wieder zu unserem Winterbadeplatz gefahren. Heute allerdings nicht, um zu baden, sondern mein neues Spielzeug zu testen, welches ich gerade aus der Stadt geholt habe: Die bis 15 Meter Tiefe wasserdichte Kamera Nikon AW1.
Einige Bilder konnte ich machen, ehe der kaum geladene beiliegende Akku leer war.
Dann habe ich den Akku aufgeladen und bin noch einmal mit dem Auto zum Strand vor Storgrundet gerutscht¹ und habe dort am und im Wasser ein paar Fotos gemacht. Ich habe aber nicht herausgefunden, wie man Blende, Belichtungszeit oder ISO-Zahl ändert und deswegen sind die meisten Fotos nicht so geworden, wie ich wollte. Da muss ich erst einmal die Anleitung lesen.
Die Kamera kann auch RAW-Format, welches wesentlich besser geeignet ist, um die Bilder noch zu bearbeiten und zu optimieren. Der Weg dahin ist aber steinig: Mein Lightroom 4 kann die RAW-Daten nicht lesen, aber das kann das aktuelle Lightroom 5, welches auch nicht so teuer ist. Lightroom 5 versteht sich aber nicht mit meinem in die Jahre gekommenen Betriebssystem. Da ich mich aber scheue, das System upzudaten, werde ich vermutlich einiger Zeit mit zwei Computern arbeiten. Das sind die Dinge, die mich an der schönen digitalen Welt nerven!
¹ Zum Thema gerutscht: Sowohl ein Freund im Inland als auch eine Nachbarin sagen, sie könnten sich nicht erinnern, es jemals so glatt erlebt zu haben. Die kleinen Wohnstraßen und erst recht die wenig befahrenen Waldwege sind blankes Eis, auf dem selbst die Spikes der Winterreifen kaum fassen. So schleiche ich im Schritt-Tempo durch jede Kurve und das funktioniert dann auch ganz gut.
Gestern Abend bin ich doch vom Weg abgekommen: Mancher Weg hat ein leicht rundes Profil, zu beiden Seiten abfallend. Und wenn dann beide Räder auf der gleichen Seite fahren, kann es sein, dass das Auto trotz der Spikes langsam an den Rand rutscht. Dort fassen die Reifen wieder und man kann weiterfahren, aber es ist ein scheußliches Gefühl und ich fahre nur noch Wege, die ich sehr gut kenne und die keine Gräben haben.
Zu Fuß ist das Ganze nicht besser. Ich habe mich schon ein paar Mal auf den Hosenboden gesetzt und seitdem mache ich meistens die Spikesohlen unter die Stiefel. Wirklichen Spaß, mit den laut „kraatsch-kraatsch“-machenden Dingern zu Laufen macht es aber nicht und bei diesem Eis kommen auch die Spikes unter den Füßen an ihre Grenzen. Vielleicht doch Steigeisen, Bergsteigerhelm und Eispickel …?