Schneeschuh · Narvik · Schneeschuh · Lift
Dieser Artikel ist Teil der sechsteiligen Serie Abisko Februar 2014.
Dienstag: Schneeschuh
Mit Schneeschuhen sind Annika, Ralf und ich losgelaufen. Es ziehen sich genug Skooterwege durch die lockeren Birkenwälder, um bequem auf den Hügel „Stor Nabben“ zu steigen, von dem man eine schöne Aussicht hat.
Wir wandern weiter in Richtung Lapporten und nehmen dabei zwei weitere Hügel mit. Um wirklich zum Lapporten zu gehen ist es allerdings zu weit und so folgen wir einer Skooterspur, die uns zurückführen soll, aber im Nichts endet. Da der Schnee harschig ist und unsere kurzen Schneeschuhe kaum trägt, hinterlassen wir tiefe Spuren und sind nicht böse, als wir auf einer kahlgeblasenen Fläche wieder auf eine breite Skooterspur treffen. Die führt uns zurück und trägt so gut, dass wir auch ohne Schneeschuhe laufen könnten, aber da der Schnee durch den Regen des Vortags recht glatt ist – er sieht aus wie aus Kunststoff gegossen – lassen wir die sie bis zum Schluss an.
Auf dem Weg von Annikas und Ralfs Hostel zu meiner Bleibe schnalle ich die Schneeschuhe aber ab, denn auf der Straße – das sieht doch albern aus! Ssst-bumm, schon sitze ich auf dem Hintern. Es ist doch glatter als erwartet.
Mittwoch: Ausflug nach Narvik
Am Mittwoch nehmen wir mein Auto und fahren in Richtung Westen. Eigentlich könnte man an jedem Parkplatz stehen bleiben, es ist überall so schön. Doch zum einen versperren einem Bäume und Strauchwerk oft die freie Sicht, zum anderen wollen wir zumindest die schwedisch-norwegische Grenze überqueren. Und von der ist es nicht mehr weit nach Narvik. Und dort ist Frühling. Es wirkt zumindest so, denn der Fjord ist frei und der Boden ist wegen des warmen Golfstroms an vielen Stellen schneefrei. Wir suchen einen Parkplatz in der Stadt und stehen wenig später auf der Aussichtsterrasse des Rica Hotels. Narvik hat seinen eigenen Charme: Die Innenstadt mit ihrer Durchgangsstraße wirkt auf mich immer trist und wenig einladend. Das Stadtbild mit seinen schönen und weniger schönen Häusern, dem Herjangsfjorden und den schneebedeckten Gipfeln sieht aber wieder sehr schön aus.
Auf der Fahrt zum kleinen Bootshafen wird meine mäßige Autofahrerkunst noch auf eine harte Probe gestellt. Auf einer steilen Straße, kurz vor dem höchsten Punkt, komme ich nicht mehr weiter: Die Straße ist so glatt, dass trotz der Spikes die Räder durchdrehen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Straße wieder rückwärts zurückzurollen. Wenden kann ich nirgends, ich fahre weiter rückwärts und sehe bald im Rückspiegel, dass die Straße hinter uns wieder ansteigt. Da hoch? Ich? Rückwärts? Auf Eisstraße? Dann lieber einen zweiten Versuch vorwärts. Dieses Mal nehme ich mehr Schwung und versuche dort zu fahren, wo auf der Straße ein bisschen Split liegt und dieses Mal komme ich auch über den Berg. Wenn ich in Narvik leben würde, hätte ich vermutlich ziemlich schnell ein Auto mit Allradantrieb.
Auf dem Rückweg bleiben wir auch immer wieder stehen. Offenes Wasser und Frühlingsstimmungen haben wir längst hinter uns gelassen, jetzt bestimmen wieder Schnee und Eis die Szenerien der schönen Berglandschaft.
Donnerstag: Schneeschuh
Am Donnerstag waren wir wieder auf Schneeschuhen unterwegs, dieses Mal die ersten Kilometer Kungsleden, vorbei an der Schlucht des Ábeskoeatnu. Dort haben wir uns trotz der Fußspuren nicht aufs Eis getraut, denn man konnte den Fluss gut hören und in fließende Gewässer einzubrechen ist alles andere als lustig. Nach einigen Kilometern haben wir den Fluss an einer breiteren Stelle überquert, sind ein Stück nach Westen den Hang hochgelaufen und dann neben einer alten, vereisten Loipenspur wieder in Richtung Abisko abgestiegen. Ich wäre auch gerne Ski gelaufen, war aber ziemlich froh über die gutmütigeren Schneeschuhe, denn die Loipe hatte einige steile Abfahrten und war – wie vermutlich ganz Nordschweden zur Zeit – vereist. Die beiden asiatischen Frauen, die das erste Mal auf Skiern standen, haben mir leid getan, Dieses Gelände bei diesen Bedingungen ist alles andere als anfängergeeignet.
Freitag: Mit dem Sessellift zur Gipfelstation
Am Freitag war mein Abreisetag, aber wir haben es geschafft, mit dem Sessellift auf die Gipfelstation des Šloahtta zu fahren. Da an diesem Wochenende (erst) Saisoneröffnung war, durfte man den Lift kostenlos benutzen und – für uns noch wichtiger – auch wieder herunterfahren, denn alpine Skifahrer sind wir nicht und bis auf eine rote Piste sind alle anderen Pisten schwarz.
Der Lift war sehr langsam, denn er wird für jeden, der zu- oder absteigt, gebremst und ich war trotz der milden Temperaturen über meine Daunenjacke sehr froh. Von oben hatten wir einen herrlichen Blick auf Lapporten, Abisko, den Torneträsk und das norwegische Fjell dahinter – ein schöner Abschluss unserer gemeinsamen Woche in Abisko. Viel Zeit hatten wir leider nicht, denn ich wollte noch im Hellen zurück nach Solberget fahren, wo ich wieder übernachten wollte. Von dort bin ich am Samstag wieder nach Hause gefahren.
Und das Polarlicht?
Das hat sich ein bisschen rar gemacht. Die ersten Tage gab es ein paar grüne Bögen, nicht sehr spektakulär. Für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gab es Vorhersage Stufe 5, das ist schon ziemlich viel. Der Himmel war klar, aber Polarlicht gab es die ganze Nacht nicht. Die nächste Nacht gab es sehr schöne und starke Polarlichter (bis Stufe 6!), die bis nach Norddeutschland zu sehen waren, aber leider nicht bei uns in Abisko, denn dort war der ganze Himmel wolkenverhangen und klarte erst am Morgen wieder auf. Das Photo hier ist meine Auroraerinnerung: Einige Male bin ich Nachts im Schlafanzug vor das Haus getreten, um nach Polarlichtern zu schauen und noch zwei Tage später konnte man die Fußabdrücke auf dem reifbedeckten Holz gut erkennen.
Ralf und Annika sind einen Tag länger geblieben und haben wohl Polarlichter gesehen und fotografiert. Da mir die beiden einen Gastartikel versprochen haben, werdet Ihr, liebe Blogleser, hier vermutlich doch noch ein paar Auroren über Abisko zu sehen bekommen.