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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Jokkmokksmarknad · Teil 1

Heute gegen zehn bin ich in Jokkmokk angekommen, wo gestern von der Kronprinzessin Viktoria der 406. Jokkmokksmarkt eröffnet wurde.

Ich mag die Stimmung auf dem Markt schon sehr. Dieses kunterbunte Gemisch aus samischer und schwedischer Kultur –  ein Stand hat Kunsthandwerk, der nächste Fellmützen, der darauf kleine Plastikruten zum Eisfischen. Danach folgen Stände mit Messern, Lakritz, Wollunterwäsche, Küchenzubehör, Rentierfellen und handgefertigten Stiefeln, aber auch mit hässlichen T-Shirts, wie man sie auf jedem Markt Europas findet. Und dazwischen laufen, stehen, schauen Menschen vieler Nationen. Manche in samischer Tracht, die nächsten in aufgeplusterten Daunenjacken, andere im knöchellangen Pelzmantel oder im Skioverall – Hauptsache warm.

Dabei ist es heute mit Temperaturen von knapp über -10 °C gar nicht so kalt und es schneit die ganze Zeit vor sich hin. Wer aber doch fröstelt, der geht in die Schulen, denn auch dort sind Stände, vor allem mit Kunsthandwerk. Unter Basketballkörben und neben Sprossenwänden findet man elegante Mode, Schmuck mit alten samischen Motiven, sehr schöne – und lange – Holzski, naturgetreue Vogelmodelle aus Holz und manches mehr.

Um zwei startet das Rentierrennen auf dem See. Jeweils zwei Teams treten gegeneinander an: Ein Ren zieht einen Schlitten, auf dem ein Mensch kniet oder liegt und rennt eine kleine Runde, ehe es dann mit ein bisschen Mühe wieder zur Ruhe gebracht hat. Vielleicht mache ich morgen einen kleinen Film, denn es sieht zu lustig aus, wenn Rens galoppieren.

Mit dabei ist Kronprinzessin Viktoria, die der Mittelpunkt vor allem aller Kamerabesitzer ist. Als das Rennen zu Ende ist, läuft sie einfach an allen Menschen vorbei, winkt hier, sagt dort „Hej“ und auch später auf dem Markt sieht man sie wieder.

Eigentlich stelle ich ja keine Fotos von Personen ohne deren Genehmigung online. Zum einen wäre das hier aber ein bisschen schwierig, zum anderen findet man aber schon jetzt so viele Fotos von Ihr heute auf dem Jokkmokksmarkt, dass ich mal eine Ausnahme mache. Ich denke, Kronprinzessinnen sind das gewöhnt.

Gegen vier ist es dunkel und obwohl die Stände alle noch aufhaben, leert sich der Markt spürbar. Später am Abend sind noch einige kulturelle Veranstaltungen in Restaurants, Schulen und den großen samischen Zeltkoten, aber viel ist auf den Straßen nicht mehr los.

Meine Pläne für morgen:

  • Die alte, kleine Kirche anschauen
  • Zum Joik-Workshop ins Aitte-Museum
  • Rentierfelle kaufen
  • Und davor: Ausschlafen

Danke an Cecilia, die mir hier für zwei Tage eine nette Privatunterkunft bei einer Freundin besorgt hat.

Jokkmokksmarknad · Teil 2

Temperaturen um -12 °C, leichter bis mäßiger Schneefall.

Was macht man an einem langen Tag auf dem Jokkmokksmarkt, wenn man am Vortag auch schon die ganze Zeit geschaut hat?

Kaufen Am Anfang habe ich einige antiquarische Bücher gekauft und in meine Unterkunft gebracht. Dann ein großes, getrocknetes Rentierfell. Wenn die Felle nur getrocknet sind, muffeln sie zwar ein bisschen, aber dafür kann man sie im Gegensatz zu den gegerbten einfach draußen auf den Schnee legen. Zum Schluss habe ich noch warme Wollfäustel gekauft. Diese extra zu groß, denn wenn sie bei 30 °C in der Maschine gewaschen werden, laufen sie ein, passen (hoffentlich) und sind dann noch wärmer.

Fotografieren, heute mit selbst gestellter Aufgabe: Von acht nebeneinander liegenden Ständen je zwei Fotos machen und je eines davon hier online stellen, egal ob gut geworden oder nicht. Nikonlinse 50mm/1.4. Bitte schön:

Schauen Erst habe ich mir die kleine alte Kirche angeschaut, dann war ich in der Samenschule, einem Heim und anderen Gebäuden, wo es von Ziegenkäse und Lachs über wunderschönen und entsprechend teuren Holzgefäßen, Mode und Gemälden auch wieder den Stand mit Schmuck aus Menschenhaar gab. Und wenn jemand einen Schlüpfer aus dem gleichen Material braucht: Auch den gibt‘s dort. Ich kann gut darauf verzichten.

Tourist sein, und dazu gehört, dass man den Zug der Rentiere fotografiert, der jedes Jahr auf dem Markt stattfindet. Bitte schön:

Mittagsschlaf Ein herrlicher Luxus, mal kurz zwanzig Minuten die Augen zuzumachen und danach in zwei Minuten wieder auf dem Markt zu sein.

Joiken Um drei Uhr nachmittags war ein Joikworkshop. Dort haben wir einige Tierjoiks gelernt, so den vom Hasen, der Krähe, dem Elch und dem Wolf. Das war ziemlich interessant. Ich werde in den nächsten Tagen ein Video online stellen.

Essen Zu empfehlen: Die Waffeln mit Moltebeerenmarmelade und Sahne im Café Gasskas.

Tanzen Ich war Abends noch mit Freunden meiner Gastgeberin zum Volkstanz. Dort haben wir versucht, uns den Schottischen abzuschauen, sind aber bei den schnellen Drehungen gescheitert und eine Schwedin hat mir gezeigt, wie ein Walzer im Volkstanz geht. Gut, dass ich vorher meine dicken Winterstiefel ausgezogen habe … . Die Musik wird ausschließlich von Geigen gespielt und ich mag diesen tänzerisch, leichten Klang sehr gerne.

Heute stand ich dann ein bisschen doof am Busbahnhof, denn der Bus nach Luleå fuhr gar nicht. ResRobot, Die Reiseauskunft auf meinem iPhone hat nämlich nicht gerade darauf aufmerksam gemacht, dass der 10:25-Bus ab Jokkmokk gar nicht am gleichen Tag, sondern erst am Sonntag fährt. Und für heute auch keine Verbindungen mehr gefunden. Toll! Zum Glück gibt es noch eine etwas umständlichere Verbindung über Arvidsjaur, aber ich habe ja Zeit und freue mich, dass ich heute Abend zu Hause bin.

… vorausgesetzt, unser Bus bleibt auf der Spur, denn kurz hinter Jokkmokk hat der Busfahrer der Gegenrichtung den Bus in den Tiefschnee gesetzt. Er hing schräg neben der Straße im Graben. Alle Passagiere saßen noch im Bus und passiert ist zum Glück nichts.

NB: Da drücke ich bei WordPress einmal versehentlich „Publizieren“ statt „Vorschau“ und schon finde ich meine eigenen Schreibfehler drei Minuten später bei Google wieder. Jetzt ist Café Gasskas aber richtig geschrieben.

Wieder zu Hause

Plan A: Um 10:35 in Jokkmokk den Bus zu nehmen, zwei Mal umzusteigen und 16:25 zu Hause.

Geht aber nur am Sonntag, also:

Plan B: Um 10:45 von Jokkmokk nach Arvidsjaur, 2½ Std. warten, dann nach Skellefteå, 1 Std. warten, weiter nach Skelleftehamn und um 19:00 zu Hause.

„Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht
und mach dann noch ‘nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht.“

(Bertold Brecht, Dreigroschenoper)

Zu Hause war ich nämlich um halb eins in der Nacht.

Im Bus nach Arvidsjaur zuckelte ich bequem durch die neu verschneite Landschaft und habe sogar das Kitajaur VildmarksCafé wiedererkannt, in dem ich Pause gemacht habe, als ich 2005 das erste Mal in Nordschweden war. Eine schöne Erinnerung.

Leider hatte ich ja in Arvidsjaur zweieinhalb Stunden Aufenthalt. Der Wartesaal hat geschlossen. Das Café an der einen Straßenecke auch. Bibliothek und Touristbüro ohnehin. Aber ich habe das türkische Restaurant Afrodite gefunden. Dort habe ich nicht nur gutes Essen bekommen, auch die Leute waren total nett und ich konnte die ganze Zeit dort warten, bis der Bus kam.

Die Busfahrt nach Skellefteå war zuerst sehr schön, weil aus einem dunkelblauen Dämmerungshimmel Schnee fiel, der oberhalb der Windschutzscheibe vom Bus angestrahlt wurde. Das sah wirklich schön aus. Dann wurde die Fahrt doch ein bisschen lang, aber um kurz vor halb sechs war ich wieder in Skellefteå.

Um nicht eine Stunde draußen herumzustehen, gehe ich ins Büro, denn dort kann man sitzen und es gibt WLAN. Und dort treffe ich Leif. Ich höre, dass er heute zusammen mit einem Freund groß Geburtstag gefeiert; ich habe wohl eine SMS nicht bekommen. Also bleibe ich in der Stadt, um dann mit über 60 Leuten zu feiern und dabei viele Bekannte und auch Freunde zu treffen. Was für ein großer Zufall und auch Glücksfall, dass ich dabei sein kann.

Ich bin leider ziemlich müde und nehme deswegen den 23:50-Bus nach Skelleftehamn. Und dort freue mich einfach nur, wieder zu Hause zu sein. Der Weg zum Haus ist wieder völlig zugeschneit und es liegen so um 95 cm Schnee im Garten – 20 cm sind also bestimmt in den Tagen, in denen ich weg war, dazu gekommen. Das sieht einfach wunderschön aus.

Und zum Abschluss der kurzen aber ereignisreichen Jokkmokk-Reise noch zwei Fotos, die es nur aufgrund ihres quadratischen Formats nicht in die vorhergehenden Jokkmokk-Artikel geschafft haben. Die Fotos passen natürlich so gar nicht zusammen, aber gerade das illustriert eigentlich den Markt wiederum ganz gut, da dieser eben völlig unterschiedliche Eindrücke auf engstem Raum bietet.

Outdoorpool

Heute morgen -9.3 °C, jetzt -21.3 °C und weiterhin abnehmend.

Eigentlich wollte ich meinen Outdoorpool ja verkaufen, denn was der an Energie frisst, um das Wasser auch im Winter konstant auf 39 Grad zu heizen, da reden wir lieber nicht drüber.

Aber so lange ich ihn noch nicht verkauft habe, kann ich ihn ja auch nutzen, denn das macht doch mehr Spaß, als ich ursprünglich gedacht habe.

Auch heute habe ich den Pool aufgeklappt, mich drinnen von Wohnungskleidung auf Badehose umgezogen und bin barfuß durch den kalten Schnee zum Pool gelaufen. Dann schnell rein, ehe die Füße abfrieren. Herrlich! Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel klar und ich konnte vom Pool aus die Wintersternbilder betrachten. Orion stand im Süden und der Löwe war auch schon aufgegangen. Allerdings dampfte der Pool ganz schön, denn heute war erstmalig die Temperaturdifferenz 60 Grad: -21 °C Luft, +39 °C Wasser.

Das Licht benutze ich nicht, das ist mir alleine zu dämlich, aber die Massagedüsen sind toll. Und wenn einem zu warm ist, dann liegt ja massig Schnee in Reichweite. Der Kopf bleibt dank meiner 99-Kronen-Polyesterfellmütze mit Ohrenklappen schön warm und sowohl das Gefühl im Pool als auch das danach ist immer herrlich.

Vor dem Gefühl danach kommt aber noch meine kleine Übung: Nass und barfuß den Pool wieder abdecken. Heute wollte die Abdeckung nicht richtig und meine Füße waren dann so kalt, als ich wieder im Haus war, dass ich sie erst einmal wieder unter heißes Wasser halten musste.

Pulka

Immer noch recht kalt, jetzt um 20:20 gerade -19 °C.

Im Herbst 2009 habe ich im Allgäu günstig eine gebrauchte Pulka kaufen können. Das ist eine Art Transportschlitten für Wintertouren, der als Basis eine flache Kunststoffwanne mit Kufen hat. Am Montag ist das Zuggestänge gekommen, welches ich endlich mal letzte Woche bestellt habe, damit ich die Pulka auch vernünftig ziehen kann. Das Zuggestänge klinkt man dann in einen Hüftgurt ein und kann den Pulkaschlitten dann mehr oder minder bequem hinter sich herziehen.

Die Bremse, die hinten an der Pulka ist, braucht man nur, wenn die Pulka von ein, zwei Hunden gezogen wird. Das geht nämlich auch. Da ich aber keine eigenen Hunde habe, kommt die Bremse vor der ersten größeren Tour ab.

Vorhin habe ich die Pulka mal zu Fuß ausprobiert und drei prall gefüllte Umzugskisten Altpapier weggebracht. Auf dem gut geräumten Fußweg zu ICA läuft die Pulka trotz des wackeligen Aufbaus herrlich, allerdings gibt es wahrscheinlich auch keinen leichteren Untergrund. Am Wochenende werde ich sie mal im Wald und auf der Ostsee testen. Dann packe ich aber etwas realistischer, denn die Dinge sollen ja in und nicht auf die Pulka.

Im Garten zelten?

Im Zelt im Garten: Gestern um 23:00 -25 °C, jetzt um 2:45 -27 °C.

Gestern habe ich nicht nur meine Pulka getestet, sondern auch bei ICA ein Paket abgeholt. Darinnen war ein Zelt, ein Tatonka Alaska 2. Das musste ich natürlich gestern noch aufbauen, und da Tunnelzelte nicht von alleine stehen, sondern abgespannt werden müssen, bot sich der Garten natürlich als Testgelände an. Leider habe ich keine Schneeheringe, also mussten neben zwei paar Skiern auch diverse Skistöcke und Schneeschaufeln zum Abspannen herhalten. Aber bei der Windstille brauchte ich nicht viel zu machen.

Ins Zelt kamen dann das in Jokkmokk gekaufte Rentierfell, darüber eine Isomatte und mein ganz warmer Schlafsack, denn ich habe mir die bislang kälteste Nacht des Winters ausgesucht: Um 23:00 waren draußen im Zelt -25 °C. Dazu kamen dann noch Tee und Kopfkissen, schließlich soll es gemütlich sein.

Gemütlich? Und warum sitze ich jetzt drei Stunden später drinnen im Computer und schreibe einen Blogeintrag?

Zum einen: In der ersten Zeltnacht schlafe ich nie sehr gut. Ich bin Seitenschläfer und das geht mit dickem Schlafsack irgendwie so gar nicht. Und das Kopfkissen rutscht auch immer weg. Zudem fehlte mir nach dem Bürotag auch die Bewegung, die einem auf Tour sonst dennoch gut schlafen lässt.

Zum zweiten: Ich hatte Hunger. Zu wenig Abendbrot.

Zum dritten: Man mag es glauben oder nicht, aber obwohl im Zelt kaum über -20 °C waren – ein bisschen isoliert das Zelt ja schon – war mein dicker Schlafsack „Mountain Equipment Everest“ zu warm! Beim Einschlafen war das ja noch angenehm, dass man überhaupt nicht fror, aber ich kam mir zum Schluss wie im Backofen vor. Wenn ich mal auf Tour gehe, dann brauche ich vielleicht doch zwei Schlafsäcke, wenn die Temperaturem im Fjäll zwischen 0 °C und -40 °C wechseln können.

Jetzt, wo die Tage länger werden – heute steht die Sonne erstmalig wieder mehr als acht Stunden über dem Horizont – werde ich bestimmt ein Wochenende eine schöne Zweitagestour machen und dann auch die Nacht im Zelt verbringen. Aber jetzt ziehe ich zumindest den Luxus des Bettes meinem Zeltplatz vor. Als Erinnerung nehme ich Schlafsackdaunen und Rentierhaare mit ins Bett.

Einkaufen

Heute überwiegend freundlich mit einem kurzen Schneeschauer. -8 Grad um halb zwei , jetzt zwei Stunden später -15 Grad. Es wird kälter.

Heute morgen bin ich mit dem Rad zu ICA gefahren, um Lebensmittel und Shampoo einzukaufen. Nachdem ich dann alles in die Küche gestellt hatte, habe ich ein Foto vom heutigen Einkauf gemacht. Ich glaube, zu Tomaten oder Apfelsaft brauche ich nichts zu schreiben, aber ein paar abgebildete Produkte gibt es in dieser Form meines Wissens in Deutschland nicht.

  • Hähnchen kann man hier schon zubereitet kaufen. Eine praktische Sache für Kochfaule wie mich.
  • Nygårda Hallonsoda ist eine Himbeerbrause, die ich vor kurzem wiederentdeckt habe.
  • „Gille havre“ sind leckere Kekse. Die gibt es auch in der 750-Grammpackung, aber das ist mir zu gefährlich …
  • Chicken Tikka Spice Mix ist eine erstaunlich gute indische Gewürzmischung.
  • Marabou ist hier die Schokoladenmarke. Heute: Milchschokolade.
  • Nöt & Bär mix, eine Art Studentenfutter. Das nehme ich gerne auf Tour mit.
  • a-fil ist ökologische Filmjölk, ein in Deutschland unbekanntes Milchprodukt, welches ich statt Milch zum Müsli esse.
  • Bregott liegt vom Geschmack irgendwo zwischen aus Butter und Margarine und ist gesalzen.

Heute nicht mit dabei: Brot (hell und weich, aber lecker wenn warm), Eier, Speck für Sonntagsfrühstück, Käse (meist in Kiloportionen verpackt), Schinken, Lakritz, Müsli, Blaubeermarmelade, Sill (eingelegter Hering) und manches andere …

Skelleftehamn

Höchsttemperatur heute -16.0 °C, jetzt um zehn vor sechs -21.4 °C. Herrlicher blauer Himmel.

Ja, eigentlich wollte ich heute mit einer Bekannten nach Bygdsiljum fahren und seit Jahren mal wieder Abfahrt skilaufen. Aber ich bin ein bisschen erkältet und die Bekannte war auch nicht böse, denn es ist ganz schön frisch draußen. Statt dessen habe ich mich mittags auf‘s Rad gesetzt und einfach mal ein paar Tourifotos in Skelleftehamn gemacht. War mal an der Zeit.

Musikhochschule Piteå

heiter bis trüb und kalt: Zwischen -20 °C und -25 °C, auf der E4 bis -29 °C.

Heute habe ich nach einer sehr frühen Fahrstunde (Einparken!) nur bis mittags gearbeitet. Dann bin ich mit Annica nach Piteå zum Acusticum gefahren. Im Acusticum befindet sich neben verschiedenen Unternehmen vor allem die Musikhögskolan Piteå, eine der sechs schwedischen Musikhochschulen. Annica hat mich schon vor zwei Wochen mit einer Künstleragentur in Skellefteå bekannt gemacht und heute einigen Leuten der Musikhochschule vorgestellt. So habe ich den Dozenten für Jazzklavier kennengelernt und der Leiter des Tonstudiobereichs hat mich herumgeführt.

Ich habe mein Diplom als Jazzpianist 1996 gemacht, das ist also schon ein bisschen her. Und es war schon seltsam, wieder durch Gänge zu laufen, wo jeder Dritte einem mit Instrumentenkoffer entgegen kommt und sich die Klänge von Orgel, Klavier und Klarinette aus den verschiedenen Räumen zu einem Klangteppich vermischen, der an jeder Hochschule irgendwie gleich klingt.

Für mich interessant: Es gibt jeden Freitag Mittag eine Jazzsession. Das ist natürlich die Gelegenheit, andere Jazzmusiker kennen zu lernen, um ein paar Kontakte in der Region zu bekommen. Ich werde also sehen, dass ich – wenn die Projekte es zulassen – ab und zu mal die Arbeit auf Samstag verschiebe, um am Freitag bei der Session dabei zu sein. Von Skellefteå nach Piteå sind es „acht Meilen“, also achtzig Kilometer, das ist hier in der Region nicht so weit.

Vielen Dank an Annica, die mir einfach den Vorschlag gemacht hat, dort ein paar Leute zu treffen und alles organisiert hat. Toll!

Zum Abschluss noch ein paar Bilder vom Zentrum. Piteå scheint recht schön zu sein. Ich werde wohl immer mal wieder die Gelegenheit haben, mir die Stadt ein bisschen näher anzuschauen …

Kalte Woche

Diese Woche ist die bislang kälteste in diesem Winter. Am Montag war lag das Tagesmaximum bei meinem Haus noch bei -18.7, seit dem sind die Temperaturen nicht mehr über -20 °C gestiegen. In Skellefteå ist es zwar ein paar Grad wärmer, aber auch dort haben sich die meisten auf die Kälte mit Kleidung à la „Hauptsache dick und warm“ eingestellt.

Wer genau wissen will, was ich die letzten Tage hier gemessen habe, kann sich das unter dem Menüpunkt Temperaturen anschauen. Schaut ab dem 12.2.2011.

Der Himmel war die Woche nur manchmal klar, meistens war es leicht bewölkt. Oft rieselt ganz feiner Eisstaub aus dem Nichts, der im Sonnen- und Mondlicht gold-silbern glitzert und am Montag gab es in der Stadt auch ein, zwei handfeste Schneeschauer bei -18 °C.

Am Montag Abend habe ich wieder in meinem Outdoorpool gebadet. Ein lustiges Gefühl, wenn man im herrlich warmen Wasser sitzt und die Ohren von der Mütze mit Ohrenklappen warm gehalten werden, einem aber gleichzeitig die Nasenhaare bei -27 °C Lufttemperatur einfrieren. Zudem hat der Pool ordentlich gedampft und viel von Mond und Sternen habe ich beim Baden nicht mehr gesehen.

Gestern bin ich bei -24 °C mit dem Fahrrad zum ICA gefahren. Und fand das wahnsinnig anstrengend. Ich weiß nicht, ob das an der Kälte lag, an dem dicken Wollschal, den ich mehrfach um Hals, Mund und Nase gewickelt habe oder ob ich einfach keine Kondition mehr habe. Ich mag den Winter ja besonders gerne, aber ich freue mich doch schon sehr darauf, wieder längere Strecken mit dem Fahrrad fahren zu können, ohne mich wie zu einer Expedition kleiden zu müssen. Und irgendwann – in ferner Zukunft – vielleicht sogar wieder ohne Handschuhe radeln zu können.

Tiefsttemperaturen 15. Februar 2011

Quelle: SMHI

Allerdings sind die hiesigen Temperaturen noch gemäßigt gegen einige Orte im Fjäll oder weit oben in Nordschweden, denn dort hat man regelmäßig Temperaturen von unter -40 Grad gemessen. Und heute schrieb der Norwegische Wetterdienst yr.no über -49.9 Grad in der Finnmarksvidda. Also was schreibe ich hier überhaupt, eigentlich ist es warm.

Nach Finnland · Teil 1: Universität Oulu

Nach Finnland
Fr: Universität Oulu
Sa: Winterschwimmen Joensuu
So: letzte Wettkämpfe

In Kürze:

Von Freitag früh bis Sonntag Abend war ich mit Martiné, Lasse, Jarkko und Mikael unterwegs. Unser Ziel war das 800 Kilometer entfernte Joensuu in Finnland, wo am Wochenende die finnischen Meisterschaften im Winterschwimmen stattfanden. Auf dem Hinweg haben wir einen Zwischenstopp an der Universität Oulu gemacht. Dort werden Auswirkungen von Kälte auf den menschlichen Organismus untersucht.

Das Ziel ist, im nächsten Winter auch in Schweden, und zwar in Skellefteå, Meisterschaften im Winterschwimmen auszurichten. Und das ist die erste große Aufgabe des neu gegründeten Vereins „Föreningen för kylans och mörkrets glada vänner“ – auf deutsch in etwa: „Verein der frohen Freunde von Kälte und Dunkelheit“.

Fahrt nach Oulu

+++ Wecker steht auf 4:20 +++ 5:30 geht‘s los. +++ die anderen abholen und dann nach Piteå, Luleå, Kalix, Haparanda +++ Inzwischen hell, Außentemperaturen liegen um -30 °C +++ In Finnland weiter nach Kemi +++ Von da bin ich vor acht Jahren mit einem Eisbrecher gefahren +++ erster Stopp Oulu (auf schwedisch Uleåborg) +++

Universitätsbesuch

Cold work action programAn der Universität Oulu sind wir mit Tiina Ikäheimo und Hannu Rintamäki vom Finnish Institute of Occupational Health (FIOH) verabredet. An diesem Institut wird zum Thema Kälte physiologisch und medizinisch geforscht und wir erfahren viel Interessantes über aktuelle Untersuchungen. So gibt es beispielsweise Arbeiten über die hormonellen Veränderungen unter Kälteeinfluss oder dem Einfluss von Kälte auf den Blutdruck. Nach dem Mittagessen führt uns Hannu durch die Labors. Hier gibt es sowohl temperaturgeregelte Wasserbecken als auch eine Kältekammer mit Windmaschine, die man bis auf -45 °C abkühlen kann. Die lasse ich mir das nächste Mal vorbereiten … . Aber es gibt auch eine Wärmekammer, die unter anderem dazu benutzt wird, Probanden wieder aufzuwärmen. (Es ist wohl nur Zufall, dass diese rein wissenschaftlich genutzte Kammer einer Sauna verblüffend ähnlich sieht.) Neben Versuchspersonen werden aber auch Dummys eingesetzt, um beispielsweise Kleidung unter Extrembedingungen zu testen. Diese technisch aufwendigen Figuren können wie Menschen bewegt werden, damit möglichst realistische Ergebnisse erzielen werden können.

Leider war unsere Zeit sehr begrenzt und schon bald saßen wir wieder im Auto, die zweite Etappe vor uns. Ich glaube, Forschung hätte auch was für mich sein können. Zumindest mal ein paar Jahre lang.

Oberflächliches Intermezzo: Von Schweden nach Finnland

  • Ich zahle wieder mit Euro
  • Ich verstehe kein Wort
  • Die Uhr wird eine Stunde vorgestellt
  • Die Landschaft unterscheidet sich aber nicht wirklich

Fahrt nach Joensuu

+++ Weiter über finnische Straßen +++ Zwischenstopp mit Kaffee und Karelischen Piroggen +++ die Sonne geht unter +++ Nicht mehr ganz so kalt +++ Das Hotel: Heruntergekommen, aber gutes Abendbrot und freies WLAN +++ und ein Hotelpianist, der Musik mit Gewalt verwechselt … +++

Gegen acht Uhr abends kommen wir in Joensuu an. Viel sehen wir nicht mehr, denn es ist dunkel und wir sind müde. Wir wissen nur von Jarkko, der aus Finnland stammt, dass „Greater“ Joensuu etwa 120000 Einwohner hat und wir am nächsten Tag nur 500 Meter laufen müssen, denn wir sind – genau wie die finnische Meisterschaft im Winterschwimmen – mitten im Zentrum. Wie praktisch!

Nach Finnland · Teil 2: Winterschwimmmeisterschaft in Joensuu

Nach Finnland
Fr: Universität Oulu
Sa: Winterschwimmen Joensuu
So: letzte Wettkämpfe

Besonders gut geschlafen habe ich nicht in dem Hotel. Das lag nicht daran, dass man die Straße so gut hörte und auch das Zimmer war alt, aber OK. Aber irgendein Möchtegernpianist meinte, um halb zwei Uhr nachts auf dem kleinen Yamahaklavier herumdonnern zu müssen. Ich meine, er konnte schon spielen, aber eigentlich nur laut und das mitten in der Nacht. Aber weiter im Text …

Nach einem Frühstück in einem netten Café sind wir leicht verspätet über die Autobrücke zur Flussinsel Niskassari gelaufen. Dort hatte der Wettbewerb schon angefangen. In das Eis auf der runden Bucht war ein rechteckiges Loch mit sieben Bahnen à 25 Meter Länge hineingeschnitten worden. Um das Loch standen bestimmt vierzig Personen mit neongelben Warnwesten. Die haben den Schwimmern beim Entkleiden geholfen oder im Laufschritt die Kleidung zum anderen Ende gebracht, damit dort die Schwimmer sich schnell wieder ankleiden konnten. Sie haben mit langen Harken das Eis von der immer wieder anfrierenden Wasseroberfläche entfernt oder mit roten Fahnen signalisiert, wann die Schwimmer so weit waren. Am Rand standen auch zwei Taucher, die aber zum Glück keine größeren Rettungsaktionen durchführen mussten.

Der Wettbewerb geht im Grunde so von statten: Wenn alle Schwimmer am Start sind, wird das Kommando „Riisukaa vaatteet“ – das heißt „Zieht Euch aus“ gegeben. Sind alle fertig, kommt „Veteen“ – das heißt „Steigt ins Wasser“. Das letzte Kommando heißt „Paikoillenne“ und bedeutet, „Auf Eure Plätze“. Direkt danach wird der Startschuss gegeben.

Was mir gefällt ist, wie gemischt die Teilnehmer sind. Manche sind athletisch gebaut, die meisten nicht. Die Hälfte sind Frauen, die Hälfte Männer. Viele Teilnehmer sind über 60, der Älteste war 86.

Jeder Teilnehmer ist verpflichtet Mütze (und natürlich Badehose oder -anzug) zu tragen. Handschuhe oder Socken sind nicht erlaubt. Die Schwimmart ist Brustschwimmen, wobei der Kopf nie ganz untertauchen darf. Vor allem bei den Mützen leben die Schwimmer Ihre Kreativität aus. Wer außerhalb des Wettbewerbs teilnimmt, ist an diese Regeln nicht gebunden und wer keine 25 Meter schwimmen möchte, kann auch einfach einmal ins Wasser eintauchen. Ich hatte eine gute Ausrede: Fotografieren. Aber nächstes Jahr will ich zumindest mit ins Wasser.

Mikael (links) und Jarkko (rechts) haben es sich nicht nehmen lassen, 25 Meter zu schwimmen. Tapfer! Danach haben sie es sich, wie manche anderen vor ihnen, im warmen Wasser des Hot-Tubs gut gehen lassen.

Der neu gegründete Verein „Föreningen för kylans och mörkrets glada vänner“ – auf deutsch in etwa: „Verein der frohen Freunde von Kälte und Dunkelheit“, dem ich quasi schon angehöre, möchte das Winterschwimmen auch in Schweden populär zu machen und hat sich zur Aufgabe gesetzt, im nächsten Winter die erstmalig schwedische Meisterschaften auszurichten – natürlich in Skellefteå. Das Feedback der finnischen Organisatoren, mit denen wir nach dem Wettbewerb und abends gesprochen haben war ausgesprochen positiv und uns wurde umfangreiche Hilfe zugesagt neben dem Tipp, dass 2015 ein tolles Jahr sei, um nordische oder auch europäische Meisterschaften auszurichten. Zum Glück ging das alles auf schwedisch oder englisch, denn außer Jarkko spricht keiner von uns finnisch bis auf Worte wie beispielsweise „Kitoos“ für „Danke“.

Abends fand dann eine Gala statt. Es war glaube ich die erste Gala, bei der ich war, ohne selber Musik zu machen. Erstaunlich: Kaum erklingen zwei Noten Musik, schon ist das Parkett voll tanzender Finnen. Und die Musik ist wirklich melancholischer als auf deutschen Galas. Ja, und es gab auch finnischen Tango.

Währenddessen hatten einige draußen Nachtschicht: Die ganze Nacht muss das Wasser immer wieder von Eis befreit werden. Wir sind um elf wieder ins Hotel gegangen und haben dort noch einige Zeit gesessen. Dabei haben wir dann beschlossen, nicht am Montag, sondern direkt nach den letzten Wettkämpfen am nächsten Tag zurückzufahren.

Nach Finnland · Teil 3: letzte Winterschwimmwettkämpfe

Nach Finnland
Fr: Universität Oulu
Sa: Winterschwimmen Joensuu
So: letzte Wettkämpfe

Der nächste Morgen war kalt. Am Flugplatz wurden -29 °C gemessen und bei meinem kleinen Morgenspaziergang fühlte es sich in der Stadt auch nicht wärmer an und ich war über meinen Parka froh. Ich bin ein paar Meter am Fluss Pielisjoki entlanggelaufen, habe unter der Brücke die netten Streetart-Holzobjekte gefunden und bin dann mehr zufällig auf einem Platz mit Schnee- und Eisskulpturen gelandet. Dann bin ich zum Packen ins Hotel zurückgekehrt.

Wir haben dann in einem Hotel gefrühstückt, aber es war sehr schwer, in diesem riesigen, von Treppen, Türen, Korridoren und Fahrstühlen durchzogenen Komplex den Frühstücksraum zu finden und wir waren nicht die einzigen, die sich verlaufen haben. So sind wir ein bisschen verspätet zu den letzten Wettkämpfen gekommen.

Dieses Mal war die Wettkampf Staffelschwimmen (heißt das so?) mit vier Teilnehmern pro Team. Das Wasser hat vor Kälte gedampft und sehr gemütlich sah das ganze nicht aus. Plötzlich (man versteht ja nichts von den finnischen Ansagen) zogen die warnwestenbekleideten Helfer die Schnüre heraus, die die Bahnen trennen, die Taucher verschwinden, das Publikum ist wie vom Erdboden verschluckt und wir stehen halb alleine da. Der Wettbewerb war vorbei. Das ging aber schnell … vielleicht der Kälte wegen. Wir sind aber nicht böse, denn vor uns liegen 800 Kilometer Fahrt durch halb Finnland und ein Stück Schweden und so kommen wir schon eine Stunde eher als geplant los. Um halb elf bin ich zu Hause und froh, mich wieder bewegen zu können, denn für fünf Personen war der kleine Mitsubishi ganz schön eng auf der langen Fahrt.

(Die ganze Zeit war der Himmel blau und wo fängt es an zu schneien? Richtig, kurz vor Skellefteå. Auf meinem Grundstück lag dann auch 10 cm fluffiger Neuschnee auf dem Weg.)

Noch einige Impressionen vom zweiten Wettkampftag der finnischen Meisterschaft im Winter­schwimmen. Ohne große Bearbeitung und Reihenfolge.

Vor einem Jahr

Gestern vor einem Jahr hatte ich mein Vorstellungsgespräch bei Artopod in Skellefteå. Heute vor einem Jahr – am Dienstag kurz nach 10 – hatte ich die Zusage für den Job als Webentwickler. Ein ganzes Jahr ist das also jetzt schon her, dass ich wusste, ich würde nach Skellefteå gehen – eine lange Zeit. Ich habe mich an vieles schon gewöhnt: Städte mit mehr als 50000 Einwohnern sind wirklich groß, der Winter ist sehr lang und man spricht halt schwedisch.

Manche denken, ich sei ein mutiger Mensch, der sich eines Tages entschlossen hat, nach Schweden zu gehen und dann halt nach Schweden gegangen ist. Sie wissen nicht, dass ich seit Jahren immer wieder überlegt, geträumt, mich entschlossen, gezweifelt, geplant und Pläne wieder verworfen habe.

Auf der Seite „Geschichte“ schreibe ich ein bisschen über diese Jahre und wie es dazu gekommen ist, dass ich letztendlich in Nordschweden gelandet bin. Woher aber mein Faible für Winter, Schnee und Kälte kommt, das weiß ich auch nicht.

Und – ich wage es kaum zu sagen – obwohl mir der seit vier Monaten andauernde Winter immer noch gefällt, ich freue mich auch auf den Frühling: Auf Wärme, auf grüne Blätter, auf offene Seen, auf singende Vögel, sogar auf Regen. Auf Fahrrad fahren und auf kleine Wellen auf der Ostsee. Auf den kleinen Strand um die Ecke und die Melodie des Eiswagens. Und irgendeinen Tag werde ich zufrieden die kanadischen Stiefel und den Daunenparka in den Keller bringen und in den Frühling hinauslaufen.

Bokrean

Letztes Jahr, als ich in Skellefteå war, habe ich ihn um genau einen Tag verpasst. Aber jetzt lebe ich ja hier und bin natürlich gleich am ersten Tag hingegangen.

Ich spreche vom „Bokrean“, dem Buchausverkauf, der jedes landesweit an einem Tag im Februar beginnt. Dieses Jahr war es der 23. Februar und noch nie habe ich Bokia, unseren Buchladen so voll gesehen. Am Eingang des Ladens stapelten sich Einkaufskörbe und überall standen Verkaufstische, Stände und teilweise auch einfach Kisten auf der Erde, gefüllt mit Büchern, Büchern, Büchern.

Der Buchausverkauf hat schon in den späten zwanziger Jahren begonnen, als die Verlage ihre Restauflagen verkauft haben. Inzwischen ist der Bokrea ein Event für alle Buchliebhaber. Aber auch für den Buchhandel, für den der Sonderverkauf eine ähnlich wichtige Rolle wie das Weihnachtsgeschäft spielt.

Nun ist es ja nicht so, dass ich nicht schon das eine oder andere Buch besitze, aber einfach an den Büchern vorbeigehen – völlig unmöglich!

Heute wanderten die folgenden Bücher in meine Tasche:

  • Per Olav Enquist „Ett annat liv“ – die Autobiografie.
  • „Kajak. Upplevelser och motion“ – schließlich will ich im Sommer Kajak fahren
  • „Vilda bär“ – Damit ich in Zukunft auch die etwas exotischeren Beeren erkenne
  • „Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann“ – als Hörbuch zum Schwedisch üben
  • Bonniers Naturguider „Insekter“ und „Fåglar“ – denn so etwas habe ich nur auf deutsch
  • Dan Brown „Den förlorade Symbolen“ – Ein dicker Wälzer, muss auch mal sein

Bezahlt habe ich für alles 434 Kronen, also knapp 50 Euro. Mal sehen, ob ich morgen an Bokia vorbeigehen kann oder noch einmal kurz hineinschauen muss…

Wer schwedisch kann und mehr wissen möchte kann über Bokrean auf Wikipedia einiges erfahren.

Spam, spam, spam, wonderful spam!

Dieser Artikel handelt nicht von meinem Leben in Schweden, sondern berichtet über eine neue Kunstform.

Die Rede ist von den vielen Spammern, die versuchen, in mein Blog zu posten, um mit irgendwelchem Mist Geld zu verdienen. Sie probieren, mit deutschen Texten, die sie für sinnvoll erachten, sich an Akismet, dem Spamschutz vorbeizuschleichen. Aber sie scheitern alle und landen im Spamverzeichnis, wo ich sie erheitert lese.

Einige Beispiele:

Wie verdiene ich schnelles Geld? schreibt zum Artikel Der letzte „Herbsttag“ einen Satz, der in seiner Inhaltsleere auch ein Politikerzitat sein könnte:

Grundsätzlich betrachtet ist das eine gute Sache, ich bin mir aber unsicher, ob das auf Dauer brauchbar ist!

Roulette Gewinn schreibt zum gleichen Artikel kurz und bündig

Krass dass sowas tatsächlich klappt ;-)

Sex Cam wird in dem Artikel Umeå – eine Metropole? schon fast philosophisch. Ist der zweite Satz vom Evangelium des Johannes inspiriert? Wer weiß?

Ich akzeptiere diese Idee. Alles hat einen Grund, aus dem alles beginnt.

Den Kommentar von Novoline Cheats zum Artikel Das erste Polarlicht kann ich nur bejahen:

Da fragt man sich beim groben Überfliegen ja schon, ob man selbst doof ist. Danke für eure Berichte

bank account offshore lässt in seinem Kommentar zu Jokkmokksmarknad · Teil 1 hingegen den Dadaismus wieder aufleben. Wirklich groBes Kino, welches man am Besten laut lesen sollte:

Elektronische Haustiere und online personas an die Stelle der fruheren Puppen aber einige Versionen von Puppen weiter zu leben.Wahrend Barbie blasiert sein konnten Madchen im Teenager-Alter noch regelmaBig uber andere Formen der Puppen. Girls genieBen konnten diese Spiele aber sie schwelgen in Chancen uber die Grundlagen zu bewegen. FreundlichGirls wie Wettbewerb aber die meisten bevorzugen es freundlich zu sein.

Beschließen wir diese schöne Sammlung mit einem Kommentar von banking offshore, der zu Skelleftehamn schreibt:

Groer Vorteil Sie wissen wo drinnen sich die wichtigen Sachen befinden und der Korkenzieher wird garantiert nicht fehlen es sei denn Sie hatten ihn vorher auch nicht..

Richtig, in diesem Artikel habe ich über Korkenzieher geschrieben! Das sagt doch schon der Titel.

Nur eine Bitte habe ich, Ihr lieben Spammer: Wenn Ihr das nächste Mal Buchstaben einkaufen geht, dann sagt bitte laut und deutlich „Ich kaufe ein Eszett!“.

Kusfors

Gestern bin ich mit Elisabet nach Kusfors gefahren, um Martiné und Lasse zu besuchen, die dort vor einigen Monaten hingezogen sind. Wir haben uns quasi eingeladen. Auf schwedisch heißt das „att våldgästa“ – quasi gewalt-zu-gast-sein. Ein schönes Wort!

Kusfors liegt 5 Meilen, also 50 Kilometer landeinwärts und hat etwa hundert Einwohner. Die Häuser liegen aber so weit verstreut, dass man kaum von einem Dorf sprechen kann und das Zentrum, wo man sich trifft, ist auch kein Marktplatz, sondern ICA Björks, der Lebensmittelladen mit Tankstelle unweit des alten Bahnhofs.

Und in diesem ICA gibt es nicht nur Lebensmittel, sondern auch Handschuhe, Werkzeug, Schwimmwesten, Kitschfiguren, Keilriemen, Hustensaft und einen Tisch, an dem man sich hinsetzen und gratis Kaffeetrinken kann. Denn fika, die schwedische Kaffeepause, hat einen hohen Stellenwert und ist hier neben dem Handy vermutlich das wichtigste Kommunikationsmittel.

Die uralten Zapfsäulen vor dem Laden tragen mit dazu bei, dass man den Eindruck hat, die Zeit würde hier stillstehen und die moderne Zugbrücke über den Fluss wirkt wie ein Fremdkörper; wie ein UFO, das mit Computer in die Szenerie hinein gerechnet wurde.

Im Sommer öffnet auch wieder das Café Ångloket, welches im früheren Bahnhof untergebracht ist und irgendetwas zwischen Café und Museum darstellt. Lasse hat einen Schlüssel geholt, um mir das Café zu zeigen, denn er möchte dort eine Reihe mit Jazzkonzerten starten. Die Akustik ist ein bisschen hart, aber das Ambiente ist schön. Jetzt fehlt nur noch ein Klavier …

Nach einem schönen Morgenspaziergang bei milden null Grad und einem ausgiebigen Frühstück sind Elisabet und ich wieder zurückgefahren und sie hat mich noch nach Hause gefahren. Dann bin ich erst mal ins Bett gefallen, denn die zwölf Stunden schwedisch reden gestern waren ganz schön anstrengend.