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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Floureszin

Nachdem der letzte Artikel eine schöne Diskussion über Fotografie ausgelöst hat, mache ich jetzt mal das Gegenteil. Anstatt aus dem Nachtbild die Farben ganz zu entfernen, habe ich diese Langzeitbelichtung (einige Minuten) stark aufgehellt. Die Spuren der Sterne verraten allerdings schnell die Nachtaufnahme. Auch hier kann man Polarlicht erkennen, allerdings nicht anhand der Struktur, sondern anhand der Farbe, die hier fast wie Fluorescein wirkt.

Ich habe hier übrigens nicht absichtlich die Farbsättigung erhöht, sie ergibt sich lediglich aus dem Zusammenspiel der Langzeitbelichtung mit einer Kontrasterhöhung.

Polarlicht über der Ostsee

SternenhimmelKeine Angst, Ihr Blogleser, es gibt bald auch wieder „normale“ Photos. Ich möchte auf jeden Fall mal Photos vom Sternenhimmel machen, denn der ist hier phantastisch, wenn es klar ist. Heute allerdings ist es tatsächlich mal grau, ganz ungewohnt ist das nach den letzten Wochen, die so schön waren, dass man den blauen Himmel schon als garantiert ansah.

Dieses Sternenphoto hier ist, wie auch das vorherige Bild und das Schwarzweißbild aus dem letzten Artikel vor drei Tagen am Meer entstanden. Einmal in die Milchstraße hinein: 8,0 sec at ƒ/2.8, 90mm, ISO 3200. Da das Bild nur einen kleinen Ausschnitt zeigt, weiß ich nicht, welche Sterne abgebildet sind.

Falkberget – Nordostseite

Heute Abend habe ich mich zum ersten Mal mit Kirchenslawisch beschäftigt. Hier ein kleiner Ausschnitt:

Святей Троице во едином существе, с серафимы зовуще: “свят, свят, свят, еси Господи.” — Sṽı͡at̃éy Tróitse vo yed̃ínom sushchestṽé s S̃eraf̃ímï zovúshche: “Sṽı͡at, Sṽı͡at, Sṽı͡at, yes̃í Ghóspod̃i!”

Nun bin ich weder besonders sprachgewandt noch ausdrücklich an der Liturgie der russisch-ortodoxen Kirche interessiert. Nein, ich habe heute zum ersten Mal bei einer Probe von Skellefteås Kammerchor mitgesungen. Und auf dem Programm steht Sergei Wassiljewitsch Rachmaninows Opus 37 „Vesper“. Ein wunderschönes Stück, dessen Noten ich im Bass 1 ganz gut vom Blatt hätte singen können, wenn da nicht der kirchenslawische Text wäre. Die kyrillischen Buchstaben ignorieren wir eh alle, aber auch die Transkription in lateinischen Lettern hat es ganz schön in sich, zumal noch auf jedem dritten Konsonant eine Tilde steht, um diesen als weich zu markieren.

Ich war überrascht, wie gut die Choristen vom Blatt singen, denn die Musik ist nicht einfach zu lesen, auch da es keine Taktarten gibt. Ende Oktober sind die Konzerte, bis dahin muss ich noch oft in die Noten schauen, bis ich mich wohl fühle.


Die Chorprobe war heute um sieben. Da ich schon um viertel vor fünf mit der Arbeit fertig war, bin ich ein kleines Stückchen mit dem Auto gefahren und dann vom Süden her auf den flach ansteigenden Falkberget gegangen. Das schafft man vom Parkplatz in fünfzehn Minuten, wenn man flink ist. Ich bin deswegen einen anderen Weg hinunter gelaufen und war überrascht, wie schroff, felsig und steil die Nordostseite dieses Berges ist. Ich habe fein aufgepasst, dass ich nur dort hinabklettere, wo ich auch wieder hochkomme.

Schroffe Felsen an der Nordostseite

Steile AbbruchkanteEine kleine Schlucht

Toter Ast in der kleinen Schlucht

Leider war die Nordostseite im Schatten, die Sonne im Südwesten und bewölkt war es außerdem. Also nicht gerade günstige Voraussetzungen für schöne Photos. Eigentlich müsste ich einen der nächsten Tage mal vor dem Aufstehen dort hin, oder vielleicht lieber nächsten Juni gegen Mitternacht. Aber, ich hatte ja ohnehin nicht viel Zeit, denn auf mich wartete ja der Kammerchor. Und mit ihm das Kirchenslawisch.

Ganz schön mühsam, diese ganzen Sonderzeichen für das Zitat oben einzugeben. Das  ͡  -Zeichen heißt zum Beispiel „Combining Double Inverted Breve“. Toll!

Långhällan nach der Arbeit

Da das Wetter heute so warm und schön war, nur die vielen Wespen haben draußen beim Mittagessen gestört, bin ich heute Abend noch einmal an die felsige Küste von Långhällan gefahren. Dieses Mal nicht mit dem Rad, sondern mit dem Auto. Der Weg ist aber doppelt so weit und wirklich viel Zeit spart man nicht. Die Sonne verschwand ziemlich schnell hinter den Bäumen und einer aufziehenden Wolkenschicht, aber fotografiert habe ich natürlich trotzdem. Es war recht windig und die Wellen brandeten gegen die steileren Felsstücke oder rollten die flachen Felsabschnitte hoch.

Ein Platz, den ich mag.

Felsige Landzunge mit WasserlacheSonnenuntergang über LånghällanSchroffe FelsküsteIm Hintergrund der LeuchtturmBrandungEine Felsspalte — wie ein kleiner Canyon

Jetzt hoffe ich, dass der Wind einschläft, denn morgen möchte ich paddeln.

Inselentdeckertour mit dem Kajak

Gestern war ich ja noch sehr skeptisch, ob ich heute paddeln würde, denn es war doch ziemlich windig. Heute morgen hingegen war es praktisch windstill. Und als ich mein Kajak auf seinem Wägelchen zum nahen Einsetzpunkt „Killingören“ geschoben habe, war der Himmel blau und es warm genug, um im T-Shirt zu gehen. Genau das richtige Wetter, um mal ein paar neue Inseln kennenzulernen.

Dazu musste ich erst einmal durch den „Kejsar Ludvigs kanal“, der die Halbinsel Kallholmen von der Industiehalbinsel Rönnskär trennt. Danach hatte ich schon die Insel Kalkgrundet in Sicht, aber da war ich schon zwei Mal. Ich bin links abgebogen, an Rönnskär entlang und habe dann an einer namenlosen Untiefe vorbei die Insel Nörd-Olsgrundet angesteuert. Ein lustiger Name, denn Nörd steht hier wohl eigentlich für „Nord“, bedeutet aber auch der „Nerd“, der Computerfreak.

Die Insel hat ihren besonderen Reiz, denn es gibt kein einziges Haus auf ihr. Ein großer Teil des Kiesufers ist mit Treibholz übersät und die weißbesch***enen Felsen zeigen, dass sich hier vermutlich hauptsächlich Möwen wohlfühlen.

Blick von Nörd-Olsgrundet auf RönnskärHier sitzen die Möwen vermutlich sehr oftÜberall liegt TreibholzDie Südspitze von Nörd-Olsgrundet

Weiterfahrt: Nach Sör-Olsgrundet ist es ein knapper Kilometer. Bald bin ich da und mache, wie schon bei der ersten Insel einen Landgang mit Inselumrundung. Und ein Minimalpicknick in der warmen Sonne. Auf dieser Insel steht eine Stuga – ein Sommerhaus und die Besitzer sind recht verdutzt, als ich am Ufer vorbei laufe und ihnen zuwinke, denn mit meinem Kajak habe ich nicht an ihrem Bootssteg, sondern für sie unsichtbar am Steinufer auf der anderen Inselseite angelegt.

Ein Seezeichen – ziemlich weit wegEine kleine Lagune auf der InselKanelbullar und Babybel – Minimalpicknick heuteDie ersten Fliegenpilze – definitiv kein Picknick

Weiterfahrt: Nach einem wenig eleganten Ablegemanöver bin ich weitergepaddelt. Die nächste Insel war schon in Sicht: Malskuttun. Auch auf dieser Insel steht eine Stuga und ich habe die Insel nur fotografiert und bin dann direkt weitergepaddelt. Das stelle ich mir schon luxuriös vor, quasi eine Insel nur für sich zu haben, auch wenn sie einem nicht gehört. Aber die Stugas kosten auch leicht das doppelte der hiesigen Wohnhäuser, vor allem ihrer Lage wegen.

Malskuttun

Bis jetzt war ich in Richtung Sonne unterwegs, jetzt bin ich Richtung Westen zur Insel Lill-Skarven weitergefahren und von da aus am Ufer nordwärts bis zur Insel Prästhällan. Ich möchte wirklich mal wissen, woher die ganzen Inseln ihre Namen haben und was sie bedeuten. „Lill-Skarven“ könnte „Der kleine Kormoran“ heißen. Oder „Die kleine Verbindung“. Oder „Die kleine Fuge“. Mir gefällt ja Kormoran am Besten. Apopros Kormoran: Ein Freund hat auf Facebook den Kommentar „Inga skarvar där!“ – Keine Kormorane dort! hinterlassen. Ich musste lachen, nein Kormorane hab ich wirklich nicht gesehen. Nun, ich nicht, aber meine Kamera, mit der ich mit stärkster Vergrößerung (effektiv 450mm) ein Seezeichen fotografiert habe. Ich glaube, die Vögel, die dort hocken, sind wirklich welche, wenn ich mir die Hälse so anschaue.

Von Prästhällan bin ich weiter zur Halbinsel Örviken gepaddelt. Die überquere ich immer, wenn ich mit dem Auto zum Flugplatz fahre. Dort habe ich noch zwei Fotos gemacht, die mich ein bisschen rätseln lassen. Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelt. Haben die Dinger etwa mit dem alten Sägewerk auf der Insel zu tun? Eine kurze Recherche bei Google hat nichts ergeben. Ich frage lieber die Nachbarn mal, die wissen das vielleicht.

Rätsel eins – was ist das?Rätsel zwei – was ist das?

Von da aus bin ich wieder zurückgepaddelt. Erst über den Sörfjärden zurück zur Halbinsel Kallholmen und dort links vorbei in die Kurjoviken und durch den Minitunnel Lappstrupen. Den Namen habe ich heute morgen von Nachbarn gelernt: „Die Lappenkehle“. Dort hat sich wohl früher mal ein Same erhängt. Solche Geschichten gibt es vermutlich überall. Von da aus war es nicht mehr weit zur Killingören, wo ich viereinhalb Stunden nach Aufbruch eine schöne und dieses Mal auch längere Kajakrunde beendet habe. Während die letzten Touren sehr die Entspannung im Fokus hatten, habe ich heute mit 15 Kilometern mal ein kleines bisschen Strecke gemacht und bin gespannt, ob und wo ich morgen Muskelkater habe.

Auf dieser Karte von Eniro sind die Inseln und anderen Orte abgebildet.

Inseln heute: Nörd-Olsgrundet – Sör-Olsgrundet — Malskuttun – Lill-Skarven – Prästhällan

Sober October – nordwärts style

Auf Facebook schreiben gerade einige über den „Sober October“, eine Aktion, im Monat Oktober keinen Alkohol zu trinken. Ich finde diese Aktion gut, allerdings für mich völlig sinnfrei, denn es kann leicht passieren, dass ich ohnehin einen Monat keinen Alkohol trinke, ohne es zu merken. Ich trinke kaum Alkohol, mag keinen Kaffee (für die Schweden schwer nachvollziehbar!) und rauche nicht.

Für Zucker hingegen, ob in der Form von Schokolade, Lakritz, Keks, Kuchen oder auch in Form von Cola und anderer Limonade, bin ich schwer anfällig. So anfällig, dass nach Abschluss meines vertikalen Wachstums im jungen Erwachsenenalter nun vor Jahren schon mein horizontales Wachstum – vor allen in Bauchhöhe – begonnen hat. Vorbei die Zeiten des Spargeltarzan-Daseins mit 64 Kilo. Nun liege ich ordentlich drüber. Über was? Über dem Gewicht, bei dem ich mich wohl fühle.

Süßes – mein heutiges „Abschiedsessen“

Daher habe ich jetzt eine Sober-Variante für mich bestimmt:

Vom 9.9 – 11.11. esse ich keinen Zucker in der Form von Süßigkeit, Kuchen oder zuckerhaltiger Limonade! Knabberzeugs wie Chips sind ebenfalls gestrichen! Ausnahmen mache ich nur für Kuchen und Nachtische, wenn ich irgendwo eingeladen bin, oder Studentenfutter und ähnliches, wenn ich draußen unterwegs bin.

Ich habe fest vor, morgen anzufangen und durchzuhalten, auch wenn meine gute Laune droht, dadurch einzuknicken. Wünscht mir Glück!

Sävenäs Maskinhuset

Heute war Tag der offenen Tür beim Maskinhuset Sävenäs. Und da ich die Ankündigung falsch gelesen hatte und schon anderthalb Stunden vor dem offiziellen Beginn da war, konnte ich in Ruhe ein paar Fotos machen, ohne dass andere Menschen mit im Bild waren.

Das Sävenäs Maschinenhaus ist 1906 gebaut worden und bot den Dampfmaschinen Platz, welche die dereinst größte dampfgetriebene Säge Nordeuropas antrieben. Die Säge wurde nach einem ersten Brand 1923 modernisiert wieder aufgebaut, aber ein zweiter großer Brand 1932 beendete die Sägewerksepoche auf Sävenäs. Von den siebziger Jahren an nutzte eine Werkstadt die Gebäude fast vierzig Jahre, ehe sie umzug. Nun dienen die Innenräume als Raum für Meetings und Veranstaltungen aller Art.

Vor allem der Eckraum mit seinen Rundbögenfenstern finde ich sehr schön. Nun bedauere ich es, dass ich heute zum ersten Mal in den Innenräumen war und nicht schon vor der Renovierung. Ich hätte gerne Vergleichsfotos von vor ein paar Jahren.

Das Maskinhuset Sävenäs von außenEiner der Innenräume

Mit seinen romanisch anmutenden Fenstern ist dies mein Lieblingsraum

Neblige Natriumleuchtennacht

BahnübergangStraßenbeleuchtung

Die Bucht

Die Bucht war in Wirklichkeit dunkler, die Steine kaum zu sehen. Das JPEG-Format hat bei diesem Bild Probleme mit den feinen Verläufen. Selbst bei Qualität 95 (sonst verwende ich hier 65) sieht man noch Bildstörungen im Himmel.

Schöner Spätsommer

Heute bin ich nach der Arbeit einmal mit dem Kajak um die Insel Storgrundet herumgepaddelt. Immer noch bei schönstem Wetter, immer noch im T-Shirt. Das Schöne an dieser Runde ist, dass sie inklusive Fußweg zum Strand und zurück keine zwei Stunden dauert. Als ich wieder zurück nach Hause lief, das Kajak auf dem Bootswagen im Schlepptau, ging gerade die Sonne unter.

Das Schilf sieht schon herbstlich aus

Die Ostsee. Hinter dem Horizont ist Finnland

Internationaler Lebensmittelmarkt in Skellefteå

Diese Woche war „International Street Market“ in Skellefteå. Viele Stände aus Italien, Spanien, Holland, Deutschland, Frankreich und England verkauften Wurst, Käse, Chutneys und viele, viele Süßwaren. Man konnte französisch und griechisch essen und an dem australischen Stand Burger mit Krokodil-, Känguru- oder Kamelfleisch probieren.

Einige Schweden waren vor allem von dem Wort „Holzkohleschwenkgrill“ schwer begeistert. Ich eher von den vielen leckeren Käsesorten. Nun bin ich um 254 Kronen ärmer, aber um einen herben italienischen Käse, vier spanische Salamis, ein „Kashmiri Chutney“ und einen höllenscharfen Chilicheddar reicher. Zu meinem Leidwesen konnte ich mich nicht durch die Kuchen und Nachtische futtern, da ich vor ein paar Tagen begonnen habe, auf Süßkrams zu verzichten. Ganz schlechtes Timing!

Von dem diesjährigen „Matfesten“, dem Essensfestival, welches vor ein paar Wochen stattfand, war ich ziemlich enttäuscht. Dort gab es eigentlich ziemlich das gleiche Essen, was man hier ohnehin jeden Tag bekommt, bloß mit Plastikgabel auf Pappteller. Das passt vielleicht gut zu denjenigen Schweden, für die Tacobuffet die höchst denkbare Exotik darstellt, aber ich fand es langweilig.

Der Markt diese Woche hat mir hingegen sehr gut gefallen, zumal es schön ist, wenn auf dem sonst eher kahlen und trostlosem Marktplatz etwas los ist. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder stattfindet und die Händler wiederkommen. Denn für die ist es ein ziemlicher Ritt nach Skellefteå, selbst wenn sie aus Heikendorf bei Kiel stammen und damit die Fähren nach Göteborg und Oslo fast vor der Haustür haben.

Krokodil, Känguru und Kamel beim Australian BarbequeEin schweres Wort für die Schweden: HolzkohleschwenkgrillSpanische Salami vom FeinstenThe British Fudge Company

Jetzt muss ich noch Brot kaufen – das gab es dort leider nicht, weil das ja immer frisch gemacht werden muss – und dann werde ich mich den neuerworbenen Käsesorten widmen.

Die Farben des Herbstes

Was sind denn nun die Farben des Herbstes? Ist es das neblige Grau, welches mich heute morgen an der Ostsee empfing, oder sind es die knalligen Farben der ersten Blätter, die sich hier gelb, orange oder rot verfärben?

Grau …

… oder bunt?… oder bunt?

Zum Baden paddeln

Ein Gutes hat das schöne Herbstwetter: Ich kann den stillen Vorwurf einiger Freunde entkräften, ich würde nur Schnee fotografieren und nur über Schnee schreiben. Statt dessen wiederhole ich mich seit Wochen darüber, wie schön das Wetter hier noch ist. Und auch heute, nachdem die dicke Nebelsuppe von der Sonne weggedampft wurde, war es wieder schön.

Nach dem BadenHeute um elf haben wir uns mit einigen Winterbadern getroffen und im Fluss gebadet. Der hat immerhin noch 15 °C, was nicht sonderlich kalt ist, wenn die Sonne so schön scheint. Kaum war ich trocken, bin ich gleich noch ein zweites Mal ins Wasser gegangen. Und warm genug, um sich auf dem Holzboden ein bisschen hinzulegen, war es auch noch.

Das schöne daran war die „Anreise“. Ich bin nämlich zu der Stelle hingepaddelt. Das sind etwa fünf Kilometer flussaufwärts und da der Fluss keine nennenswerte Strömung hatte, war ich trotz einiger Fotos-vom-Kajak-aus-machen-Aktionen früher da als erwartet.

Als ich aus der Bucht Kurjoviken auf den breiten Sörfjärden kam, lag noch viel Dunst in der Luft, der die Landschaft weichzeichnete. Welch ein Kontrast zu dem sonnenbeschienenem „Stuverikaj“, an dem ich eine knappe Stunde später an Land ging.

Morgenstimmung auf dem Sörfjärden

Stuverikajen, unser BadeplatzGänsesäger auf dem Wasser

Auf dem Rückweg musste ich noch diese kleinen Hüttchen, die hinter dem Sävenäs Maskinhus direkt am Wasser stehen, fotografieren. Ob die wohl zum Angeln benutzt werden, denn zum Übernachten sind sie eigentlich fast zu winzig.

Minihäuschen direkt am Wasser

Gegen Mittag war ich wieder zu Hause.

Nächtliche Baustelle

Nach einem Jahr ist der große Kreisel auf dem Weg zwischen Skellefteå und Skelleftehamn fertig geworden. Ich muss immer noch schmunzeln, denn der Kreisel wurde ja gebaut, um den Verkehr an der Kreuzung bei Bergsbyn zu entlasten. Nun, ich finde auch, dass Kreisel praktisch sind, aber ich habe mich immer gefragt, „Ja welcher Verkehr denn?“. Dass man manchmal dort anderthalb Minuten stand, wenn man auf die Hauptstraße wollte? Ihr lieben Skellefteåeinwohner, seid Ihr denn nie in einer richtigen Stadt gewesen und wisst Ihr nicht, was Verkehr ist? Letzte Frage ist natürlich zugleich dumm und arrogant. Arrogant, weil sie versucht, meinen Maßstab der deutschen Rushhour um Köln herum auf das eher beschauliche Nordschweden zu stülpen. Und dumm, weil viele Menschen hier mehr herumkommen als ich. Ich kenne ja eigentlich nur Nordeuropa ganz gut.

Etwas Gutes haben die Baustellen, nämlich Fotomotive. Vor einem Jahr habe ich schon einmal fotografiert, da war man noch ganz am Anfang. Den Bau des Tunnels leider etwas verpasst, aber heute bin ich noch einmal stehengeblieben, um die neugegrabene Unterführung zu fotografieren.

Baustelle bei Nacht – der Ton glitzert im Mondschein

Mit dem Begehen war das allerdings ein bisschen schwierig, denn die Schrägen waren glatt wie Schmierseife und der zähe, schlammige Boden in der Mitte klebte wie Kleister. Als ich meine Fotos gemacht habe, waren meine Gummistiefel bestimmt doppelt so schwer, und ich habe sie in Skelleftehamn in der Ostsee gewaschen, um mir nicht das ganze Badezimmer einzusauen.

In drei Tagen ist Bundestagswahl

Heute vor drei Jahren war ich das erste Mal in Schweden wählen. Heute in drei Tagen ist die achtzehnte deutsche Bundestagswahl. Ich werde nicht mit dabei sein, nicht mit wählen.

Warum nicht? Bin ich etwa Schwede inzwischen? Nein, ich bin nach wie vor deutscher Staatsbürger und darf daher an der Wahl teilnehmen. Zur Wahl zum Schwedischen Reichstag hingegen wäre ich nicht zugelassen, da ich kein schwedischer Staatsbürger bin.

Subjektiver WahlzettelBin ich etwa wahlmüde? Ja, ein bisschen schon, denn ich finde, dass die von mir wählbaren Parteien in Deutschland immer mehr ihr Profil verloren haben und sich immer ähnlicher geworden sind. Das macht mir die Wahl nicht leicht, zumal ich heutzutage leider keinem führenden Politiker mehr so wirklich über den Weg traue. Aber ein Grund, nicht wählen zu gehen, wäre das nicht für mich.

Scheue ich mich, vom Ausland aus zu wählen? Ja, auch das ein bisschen, denn ich würde ja durch meine Wahl an einem Prozess teilnehmen, der die Politik eines Landes, in dem ich nicht mehr lebe, mitbestimmt. Und damit über eine Gruppe von Menschen, der ich seit fast dreieinhalb Jahren nicht mehr angehöre.

Das ist zwar eine unbeantwortete Frage für mich, aber auch die gab nicht den Ausschlag, an dieser Bundestagswahl nicht teilzunehmen. Der Grund ist ganz banal: Um als Deutscher aus dem Ausland an der Bundestagswahl teilnehmen zu dürfen, hätte ich bis zum ersten September einen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis stellen müssen. Ich war einige Tage zu spät dran und kann daher dieses Jahr leider zum ersten Mal nicht mitwählen.

Ich weiß nicht so recht, welches Wahlergebnis ich mir wünschen soll, aber eine Sache weiß ich, die ich mir wünsche: Dass alle, die sich entschieden haben, keiner Partei Ihre Stimme zu geben, lieber einen Wahlzettel leer oder durchgestrichen abgeben, als nicht wählen zu gehen. Denn das würde die Wahlbeteiligung (alle abgegebenen Stimmen, auch die ungültigen!) erhöhen und damit ein „Wir wollen wählen, wissen bloß nicht was!“ signalisieren, statt einem „Es ist uns egal!“.

Keine der Pseudoparteien auf meinem Subjektivem Wahlzettel steht für eine einzelne existierende Partei, sondern eher für verschiedene Gruppen von Parteien.

Herbstspaziergang

Ich habe das Gebiet Vitberget unterschätzt. Nördlich von Skellefteås „Hausberg“ (140m, Skilift) gibt es überraschend schöne Wälder, flechtenbewachsene Felsen, Ausblicke und immer noch viele große Blaubeeren zum Naschen. Und wenn man kurz hinter dem Sendemast steht, kann man auf die weiten Waldflächen nördlich der Stadt blicken. Und man sieht, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Nicht nur mit grauen Wolken und kühlen Temperaturen um zehn Grad, sondern auch mit der einsetzenden Laubfärbung der Espen und Birken.

Blick vom Prästfäbodberget

Flechten bedecken die FelsenEine Espe zeigt Gelb

Nachdem ich einmal um den halben Prästfäbodberget gestiegen bin, laufe ich unter den Stromleitungen den Hügel herunter. Dort laufen im Winter die Schneeskooterwege entlang und die Wegweiser zeigen bis ins 130 Kilometer entfernte Umeå. Im Sommer ist man dort alleine, denn die Wege führen über nasses Gelände und jeden Schritt erwarte ich, dass ich Wasser im Stiefel habe. Aber ich habe Glück und bleibe trocken.

Weg unter den Stromleitungen

Wegweiser für SchneeskooterNasser Boden

Teil Zwei des Spazierganges: Hinter dem „Naturstig“ und breiten Bahnen, auf denen Menschen durch den Wald joggen liegt ein Moorsee. Ich finde, Moorvegetation sieht immer ein bisschen herbstlich aus, weil die Moose oft gelblich oder rötlich gefärbt sind.

Am Moorsee

Nach dem MatschgrabenIch wäre gerne noch ein paar Schritte weitergegangen, um den See besser mit aufs Photo zu bekommen, aber dazu ist der Boden zu weich und der Schlamm vermutlich zu tief. Und natürlich passe ich auf – vor allem auf die teure Kameraausrüstung hinten im Rucksack. Auf dem Rückweg, das Moorgebiet liegt hinter mir, trete ich in einen winzigen und vermeintlich flachen Graben und verschwinde mit dem rechten Bein fast bis zum Schritt im Matsch. Soviel zum Thema aufpassen … . Ein Freund von mir hätte vermutlich gesagt: „Es war nur eine Frage der Zeit!“

Der Herbst, der Herbst

Kaum vorstellbar, dass ich vor gerade anderthalb Wochen noch auf der spiegelglatten Ostsee im T-Shirt zur Badestelle gepaddelt bin. Heute morgen empfingen mich dunkle Wolken, aus denen Regen prasselte und Graupel fiel, während kalte Windböen am Haus klapperten.

Das Meer in der nahen Bucht war überraschend ruhig, denn der Wind kam von Norden. An der Lotsenstation gab es hingegen ordentliche Wellen, zumindest für Ostseeverhältnisse. Und dort hockte ich hinter der auf dem Stativ montierten Kamera, sie mit einer Plastiktüte notdürftig vor Regen und Graupel schützend, freute mich über eine warme Jacke mit Kapuze und bereue, dass ich keine Handschuhe dabei habe. Als ich wieder ins Auto stieg, hörte der letzte Graupelschauer auf. Das Autothermometer zeigte 3 °C.

Ostseebrandung

Nachtrag:

Der gleiche Ort, zwölf Stunden später. Anderes Objektiv, anderes Wetter.

12 Stunden später

Fensterbilder

Kevin schreibt aus Lappland vom ersten Schnee, Annika vom Raureif in Südschweden. Wir hingegen hatten fast den ganzen Tag Pladderregen, der so stark war, dass ich nach der Arbeit keine Lust hatte, mich und die Kamera heute noch groß nassregnen zu lassen. Und so habe ich Fotos von drinnen gemacht. Eher aus dem Bereich Experiment als aus dem Bereich „Mein Leben in Schweden“.

Fensterbild 1Fensterbild 2

Heute Abend kommt ein Freund, der sich ziemlich spontan angekündigt hat (Besuch ist toll!) und ich hoffe, dass ich ihm am Wochenende hier mehr als graues Pladderregenwetter bieten kann.

Långnäset

Kurz und ohne Worte einige Bilder von Långnäset, einer langen, schmalen Landzunge, die weit in den See Burträsket hineinragt. Schade, dass das Wetter recht grau war. Dort war ich gestern mit Delle, der mich hier spontan für einige Tage besucht.

Der längste Binnenstrand Västerbottens – LångnäsetGegenüber liegt das Städtchen BurträskIm Wald ist Pilzsaison. Leider keine PfifferlingeEin alter Baum – wie auf Pfahlwurzeln