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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Drängsmarks ångsåg

Gestern habe ich früher Schluss gemacht, mich mit Delle, der hier gerade zu Gast ist, ins Auto gesetzt und wir sind ohne Ziel einfach losgefahren. Dabei haben wir nicht nur ein paar schöne Schleichwege gefunden, sondern auch „Drängsmarks ångsåg“, Nordeuropas einziges noch funktionierendes Dampfsägewerk. Die Säge wird vermutlich sowohl durch Wasser als auch durch eine Dampfmaschine angetrieben. Obwohl die Saison schön länger zu Ende ist, waren fast alle Gebäude offen zugänglich und so haben wir uns in Ruhe alles angeschaut.

Hinter dem Teich liegt das Dampfsägewerk

Im Sägewerk – obenIm Sägewerk – untenDie DampfmaschineDas Sägewerk von außen

Der Tag war wieder ein Beweis meiner Faulheit: Ich hatte das Stativ im Auto, aber anstatt es für die dunklen Innenräume einfach zu holen, habe ich die Kamera aufgelegt: Auf ein Stück Holz, ein Geländer, eine Treppe. Bloß bei der Dampfmaschine hätte mir das Stativ nichts genützt, denn da habe ich die Kamera durch ein kaputtes Quadrat eines alten Sprossenfensters gehalten und das war ziemlich eng.

Angeblich sollte es gestern Mittag ja aufklaren, aber bis zum Abend war es dicht bewölkt und so liegt die Landschaft auf meiner gestrigen Herbstaufnahme wieder im Schatten der Wolken.

Blick auf den Kvarnbäck

Links (auf schwedisch)

Diffuses Polarlicht

An unusual solar event occurred on Sept 30th. The effects of this event should reach Earth in approximately 24 hours from this message. How large and persistent these effects will be is not known. Watch the „short term forecast“ for the increase in auroral activity that may occur in your sector.

gse-aa mailing list, 1. Oktober 2013

Ach Delle, Du bist einen Tag zu früh aufgebrochen! Beide Vorhersagen hatten recht: Die Polarlichtvorhersage aus Alaska mit ihrem solar event und die schwedische Wettervorhersage mit ihrem Aufklaren. Und als ich heute um halb zwölf draußen stand, um das diffuse, aber sich über den halben Himmel erstreckende Polarlicht zu beobachten, hatte ich noch nicht einmal mein Handy dabei, um Dir eine SMS zu schicken, denn Du bist ja noch irgendwo in Nordschweden auf der Rückreise. Ich hoffe, Du hast auch Polarlicht sehen können.

Heute war ein langer Arbeitstag und morgen habe ich mit Hello Future eine Präsentation in Lycksele im Inland. Deswegen verliere ich keine weiteren Worte, sondern zeige nur ein paar Fotos. Frisch von eben.

Polarlicht über SkelleftehamnPolarlicht über Skelleftehamn

Polarlicht über Skelleftehamn

Das letzte Bild trifft die Farben am Besten, die anderen beiden fand ich extrem schwer zu bearbeiten. Optimiert man auf das Polarlicht, so sind die Pflanzen im Vordergrund blass und kontrastarm. Optimiert man auf die Pflanzen, so ist das Polarlicht zu stark und präsent. Aber da ich auf den Vordergrund fokussiert hatte, habe ich diesem auch den Vorzug gegeben. Das nächste Mal werde ich vermutlich blitzen anstatt mit der Taschenlampe zu leuchten, um die Umschärfe der Blätter im Wind zu minimieren.

Meeting in Lycksele

Der klare Himmel, dem ich das Polarlicht der letzten Nacht zu verdanken habe, hat die Lufttemperaturen in Skelleftehamn das erste Mal diesen Herbst der Nullgradmarke angenähert und so habe ich heute morgen zum ersten Mal Eis gekratzt.

Von Skellefteå aus sind wir zum Meeting „Smarta tjänster för din kommun i mobilen“ nach Lycksele gefahren. Das ist etwa zwei Autostunden landeinwärts und liegt in der historischen Provinz Lappland am Umeälven. Auf dem Hinweg lag die Lufttemperatur oft unter Null und alle Laubbäume trugen bunte Blätter oder waren sogar schon kahl. In Skelleftehamn beginnen die Jahreszeiten oft später als im Inland, da die Ostsee die Temperaturen puffert: Die Wärme im Herbst und die Kälte im Frühjahr.

Als Mitfahrer konnte ich in Ruhe hinausschauen und sehen, wie die Straße an großen Seen vorbeiführte, an kleinen Mooren, Sumpfflächen mit raureifbedeckten, braunen Grashalmen, auf Brücken über nebelige Flusstäler und am Horizont sah man die ersten flachen Berge.

In Lycksele selbst war herrliches Wetter und es wurde schnell warm. Vom Balkon des „Hotell Lappland“, in dem Meeting war, hatte man einen herrlichen Blick auf den Fluss. Und wenn man die Feuertreppe herunterging und einmal um die Ecke lief, war man schnell am Umeälven, dessen Ufer aber so steil war, dass ich mich nicht ganz herangetraut habe. Zeit zum Fotografieren hatte ich, denn wenn die Veranstaltung von 10 – 15 Uhr geht, schließt das zweites Frühstück, Mittagsbüffet und natürlich die Fika mit ein.

Nach einem guten, aber auch anstrengenden Meeting haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Noch einmal zwei Stunden. Obwohl ich nicht selber präsentiert habe, sondern nur für eventuelle technische Fragen mitgekommen bin, fühle ich mich jetzt ganz schön müde.

Hinweg: Brücke über den SkellefteälvenBlick über Lycksele und den UmeälvenMitten in Lycksele am UmeälvenRückweg: Gelbes Herbstlaub prägt die Straßenränder

Kanelbullens Dag

Gestern war laut Thementagkalender der Tag des Tieres, der Tag der Fahrgemeinschaften und der Internationale Wodkatag. Wirklich wichtig war gestern aber nur eines: Kanelbullens Dag – Der Tag der Kanelbulle. Diesen Thementag gibt es seit 1999 und er wurde von den Schweden begeistert aufgenommen, schließlich ist die Kanelbulle das vermutlich bekannteste und beliebteste süße Gebäck in Schweden.

Und da ich, als ich am 9.9. beschlossen habe, für zwei Monate auf Süßkrams zu verzichten, selbst gemachten Kuchen aus dem Verzicht ausgeschlossen habe, habe ich gestern auch zugegriffen, als eine Kollegin einen großen Teller selbst gemachter Kanelbullar mitgebracht hat. Lecker! Ich hätte natürlich auch Kanelbullar bei ICA kaufen können, aber erstens kaufe ich ja zur Zeit nichts Süßes und zweitens schmecken die bei weitem nicht so gut.

Selbst gebackene Kanelbullar in der BürokücheKanelbullar bei ICA

Seitdem ich auf Süßigkeiten und Limonaden verzichte, habe ich schon einige Kilo abgenommen. Morgen hätte ich die einmalige Chance, mir das alles wieder anzufuttern, denn da ist „Gräddtårtans dag“ der Tag der Sahnetorte.

Und das schreiben die Blogkollegen:

Ausflug nach Byske

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Besuch von Jochen.

Toll, wenn man nette Gäste hat. Die dann – wie Jochen, der gerade zu Besuch ist – gerne draußen sind und gerne fotografieren. Wie ich auch. Heute sind wir erst auf den Falkberget gewandert, waren dann in der Stadt und sind dann noch nach Byske an den Strand gefahren.

Von Jochen kann ich noch viel über Fotografie lernen und es hat einen riesigen Spaß gemacht, mit ihm am Strand zu stehen oder zu hocken und mit Graufilter (1000×), Kamera und Stativ bestückt Aufnahmen vom herbstlichen Byskeälven und dem weiten Meer zu machen. Und wenn jemand neben mir steht, der viel mehr Fotografieerfahrung hat als ich, dann gebe ich mir auch gleich viel mehr Mühe …

Zwei Fotos von heute:

Die Mole bei Byske

Herbstlicher Bureälven

Jochen hat Fotos von heute bei Flickr eingestellt. Ich glaube, ich muss mich mal mehr mit Schwarzweiß beschäftigen!

Grundskattan

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Besuch von Jochen.

Gestern waren Jochen, der zu Besuch ist, an der „Grundskattan“, der Südspitze der Halbinsel Bjuröklubbs. Die kleine, sandige Bucht und die Umgebung lädt zum Fotografieren ein. Kaum, dass wir das Auto mit Fotorucksack und Stativ verlassen haben, standen oder knieten wir am Wasser, um die uns umgebene Natur abzulichten.

Ich finde es ungeheuer inspirierend, sowohl mit Jochen draußen unterwegs zu sein als auch auch zu Hause gemeinsam die Bilder anzuschauen und digital zu entwickeln. Gar nicht so sehr, weil er viel mehr über Fotografie weiß, sondern wegen der Art, wie er über Fotografie denkt. Da kann ich viel lernen und Spaß macht es auch.

Einige Fotos von gestern:

Gras im Wind

Langzeitbelichtung in die Wellen

Eine grantige SteinfigurSchneckenhäuser am Strand

Die ersten beiden Bilder sind wieder mit einem starken Graufilter entstanden. Das Bild mit dem Gras im Wind kommt der Wirklichkeit recht nahe, denn das Wasser war dort auch in Natura ruhig und klar. Bei dem Bild in die Wellen hinein hingegen hat die Langzeitbelichtung ein völlig neues Bild geschaffen.

Jochen hat ein Foto von gestern bei Flickr eingestellt.

Långhällan fotografisch

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Besuch von Jochen.

Heute habe ich einen Tag frei genommen und war – genau wie gestern und vorgestern – den ganzen Tag mit Jochen unterwegs. Wir hatten viel Sonnenschein und unglaubliche 16 °C. Ein weiterer Tag zum draußen sein und zum fotografieren.

Erst waren wir auf dem Degeröberget. Dort war ich schon einige Male. Was ich aber noch nicht kannte, war die alte Holzsprungschanze für mutige Skiläufer, die aber schon lange, lange nicht mehr in Betrieb ist. Von der hat man einen herrlichen Ausblick auf die ganze Umgebung. Da muss ich irgendwann mal ein 360°-Panorama machen. Für heute nur der Blick Richtung Westen:

Mit dem Auto sind wir die kurze Strecke zur Südseite Örvikens – der Insel, auf der auch Degeröberget liegt – gefahren und haben dort nach einigem Fotografieren auf einem Bootsanleger gesessen und gevespert: Butterbrot mit getrocknetem Rentierfleisch. Anschließend sind wir zu meiner diesjährigen Lieblingsstelle Långhällan gefahren und sind bestimmt drei Stunden auf den Felsen umhergelaufen und haben fotografiert. Heute bin ich mit zwei Bildern richtig zufrieden – eine überdurchschnittliche Ausbeute für jemanden wie mich, der sonst eher mäkelig und selbstkritisch ist.

Felsen vor Långhällan

Felsen vor Långhällan

Möglich gemacht wurden diese Fotos durch zwei Dinge:

Zum einen mein „Big stopper“, ein Filter, der zehn Blenden Licht wegnimmt. Für jede Blende muss man doppelt so lange belichten, also bei zehn Blenden 210 = 1024 mal. So werden aus 1/50 sek schnell 20 sek und das blaue Meer verwandelt sich in weißen Nebel, aus dem die Felsen besonders hervortreten.

Zum anderen Jochen, der mich inspiriert hat, auf eine ganz andere Weise zu fotografieren und viel genauer hinzuschauen: Weg vom Motivknipsen mehr hin zum schauen nach Proportion und Linie. Wenn Jochen weiterfährt, werde ich versuchen, diese Richtung weiter zu verfolgen.

Tack för idag, Jochen!

Fotografenfotos

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Besuch von Jochen.

Nachdem ich in den letzten Blogartikeln Fotos vom Samstag, Sonntag und Montag gezeigt habe, zeige ich dieses Mal die Fotografen: Jochen (auf der Felsspitze) und mich (im Wasser):

Jochen beim FotografierenIch beim Fotografien (Foto: Jochen Oetinger)

Auf dem Degeröberget haben wir noch künstlerisch wertvolle Selbstauslöseraufnahmen geschossen. Leider kann meine Mimik mit Jochens phantastischem Gesichtsausdruck bei weitem nicht mithalten.

„Oh, schau mal daaaa!“ (Foto: Jochen Oetinger)

Zwei Fotos am Morgen

Einen Vorteil hat es, dass die Tage kürzer werden: Man muss nicht mehr um vier Uhr aufstehen, um die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen. Da haben es die Menschen an der finnischen Küste besser, denn bei denen geht die Sonne abends über dem Meer unter.

Da ich heute um viertel vor Sieben aufgewacht bin, habe ich schnell meine Fotosachen geschnappt und bin zur Lotsenstation gefahren. Die rosa Wölkchen waren schon am verblassen und eine viertel Stunde später ging gleich neben der Insel Flottgrundet die Sonne auf.

Rosa Wölkchen vor Sonnenaufgang

Hinter dem Fliegenpilz geht die Sonne auf

Die nächsten Stunden werde ich in geschlossenen Räumen verbringen, denn da haben wir eine Extraprobe mit Skellefteås Kammerchor. In zwei Wochen sind die Konzerte. Auf dem Programm: Vespers (Op. 37) von Rachmaninow.

Der erste Herbstfrost

Die Alpen sind weiß, auf dem Feldberg im Schwarzwald lag schon Schnee und sogar in München – so berichten es Facebookfreunde – haben sich schon Schneeflocken mit in den kalten Regen gemischt. Hier war er warm, der Oktoberbeginn. Schnee ist noch lange nicht in Sicht und vorletzte Nacht um halb zwölf, als am Flughafen München gerade noch +1 °C gemessen wurde, hatten wir hier +10 °C. Mitten in der Nacht.

Minimum: -0.4 °CIn jener Nacht habe ich geträumt, dass die Temperaturen innerhalb von 24 Stunden um 25 Grad sinken würden. Tatsächlich wurde es gestern im Laufe des Tages immer kälter und ich fing schon an zu befürchten, ich könne Wetter im Traum voraussehen. Aber bei knapp über Null haben sich die Temperaturen dann gefangen, auch wenn es letzte Nacht mit -0.4 °C das erste Mal den ersten Hauch Luftfrost gegeben hat.

Der Wechsel vom Septemberherbst zum Oktoberherbst ist ziemlich abrupt. Heute vor einem Monat bin ich noch im T-Shirt zum Baden gepaddelt und die Sonne ging um sieben unter. Heute verschwand die Sonne schon um 17:15 und dann wird es schnell richtig dunkel. Die Vorhänge im Schlafzimmer brauche ich nicht mehr und ich ertappe mich dabei, wie ich mir den ersten Schnee herbeiwünsche. Nicht, weil ich jetzt schon Winter wollte, auch das Auto fährt immer noch mit Sommerreifen, sondern weil Schnee die Nacht ungleich heller erscheinen ließe.


Zum Abschluss noch ein Herbstfoto vom Wochenende:

Schwimmendes Laub auf dem Skellefteälven

Nächtlicher Luxus

Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf, in meinem Kopf macht es ”Bing!“ und ich bin wach. Hellwach. Mitten in der Nacht. Ich bin keine Eule und nutze die Nächte eigentlich lieber zum Schlafen als zum unmotiviert wach sein. Normalerweise lese ich eine Stunde, bis mein Körper meint, nun sei es aber mal gut und ich das Licht lösche, die Augen schließe und weiterschlafe.

Heute hätte ich auch gelesen, wenn nicht gestern Abend schon fahles Nordlicht am Westhimmel gesehen wäre. Und so schaute ich raus und sah, dass der halbe Himmel von Polarlicht bedeckt war. Ich habe mir kurz warme Klamotten angezogen und bin mit Stativ und Kamera in den Garten gegangen. Aber da störten Telefonleitungen, Lichter, Häuser und überhaupt.

Also habe ich kurz mein 8mm-Fisheye auf die Kamera gemacht und bin an die nahe Bucht gelaufen. Da habe ich dem Polarlicht zugeschaut, wie es mal schwächer und mal stärker wurde, wie sich eine schmale helle Linie vom Westen bis zum Zenith und weiter erstreckte, wie sich aus den hellen Bogen pulsierend Aurorastreifen in den Himmel erstrecktem – grünem Feuer gleichend.

Und natürlich habe ich auch immer wieder auf den Auslöser gedrückt.

Polarlicht über der BuchtPolarlicht über der Bucht

Polarlicht über der Bucht

Erst habe ich noch überlegt, ob ich zu Hause ins Auto steige und mir eine schönere Stelle zum Fotografieren suche. Dann habe ich das Gegenteil gemacht, mich mitten auf den Näsuddsvägen gestellt und einfach noch mal in Richtung Osten fotografiert. Und mich über den Luxus gefreut, statt des Buchlesens Polarlicht anschauen zu können, wenn ich schon nicht schlafen kann. Nicht als Tourist, sondern vor der eigenen Haustür.

Auf dem Näsuddsvägen

Die Entscheidung, nicht noch irgendwo hinzufahren, war wohl richtig, inzwischen ist vom Nordlicht nichts mehr zu sehen. Außerdem höre ich mein Bett rufen.

Ihr seht die breiten schwarzen Ränder auf den Fotos. Das liegt daran, dass das Fisheye nur den kleineren DX-Sensor abdeckt und nicht den größeren FX-Vollformatsensor. Ich habe die Fotos aber absichtlich nicht beschnitten, erst weil ich nicht so viel vom Bild wegnehmen wollte, dann weil mir die Fotos so eigentlich ganz gut gefallen. Schade nur, dass man die Streulichtblende, die hier für zusätzliche Abdeckung sorgt, nicht abnehmen kann. Vielleicht doch noch mal nach einem Fischauge für Vollformat schauen …?

Der erste Schnee

Als ich heute morgen noch mit halbgeschlossenen Augen eine Jalousielamelle herunterdrückte, um in die Morgendämmerung hinauszulugen, dachte ich als erstes „weiß“. Dann fokussierten meine Augen langsam auf das Dach des Nachbarn und ich sah, dass dieses von Schnee bedeckt war. Es war heftig am Schneien und der Schnee blieb auch liegen, denn die Nachttemperaturen von -5 °C haben den Boden schon herunter gekühlt.

Das ist ja quasi Ehrensache, dass ich ein paar Fotos vom Schnee für das Blog mache, selbst wenn das nicht so wahnsinnig viel hergibt. Daher bin ich eine halbe Stunde eher aus dem Haus gegangen, um ein paar Fotos in Skelleftehamn zu machen. Das erste von dem Stück Straße vor meinem Haus.

Die zottelige Dornenhecke vor meinem GrundstückDer Waldweg an der Ecke

Die Bucht Killingören

Gerade eben habe ich es noch zum Bus geschafft, mich ans Fenster gesetzt und in den Schnee hinausgeschaut. Ein merkwürdiges Gefühl, denn obwohl ich den Winter liebe, bin ich noch eher auf sonnigen und warmen Herbst eingestellt. Aber der scheint sich jetzt dem Ende geneigt zu haben. Bis hinter den neuen Kreisel bei Bergsbyn war alles schneebedeckt, doch in der Stadt war noch alles „barmark“.

Schwedischübersetzung des Tages:barmark – schneefreier Boden

Tagsüber waren einige Plusgrade und so war vom ersten Schnee heute Abends fast nichts mehr zu sehen. Aber die Pfützen froren schon langsam zu und die Straßen waren gut glatt. Mit den Winterreifen werde ich trotzdem bis zur nächsten Woche warten, denn nach dem ersten Schneefall wird es beim „Reifendienst“ in Skelleftehamn bestimmt knallvoll sein.

Die ersten Winteranzeichen

In Latnivaara, Lappland wurden -18.2 °C gemessen, smhi hat seine erste Schneehöhenkarte für die Saison 2013/14 veröffentlicht (Piteå 7 cm) und auch hier hat es das Thermometer tagsüber nicht über 1.1 °C geschafft und alle Pfützen sind gefroren. Schon jetzt, um halb sieben, peilt das Außenthermometer die -5 °C an und viele Birken haben fast schlagartig ihr Laub abgeworfen.

Direkt nach der Arbeit bin ich mit dem Auto zum Hafen „Tjuvkistan“ gefahren und bin kurz vor Mondaufgang dort angekommen. Auch dort lauern die ersten Winteranzeichen: Am Ufer bildet sich das erste, schaumige Eis und selbst auf den sanften Wellen der geschützten Bucht bilden sich die ersten Eisnadeln. Und dann ging über dem Horizont erst fahl, dann goldgelb leuchtend, der volle Mond auf.

Die ersten Eisfladen am Ufer

Eisnadeln auf der OstseeDer Mond geht auf

Vor drei Tagen sah es noch danach aus, dass es in Skelleftehamn heute richtig garstig sein würde: Windstärke 8 und Schneeregen ohne Ende. Aber dann hat sich die Vorhersage immer mehr zum besseren geändert und die gestrige Vorhersage passte nahezu perfekt. Sonne, -4 °C bis +1 °C. Ich habe spaßeshalber Screenshots der Vorhersagen der letzten drei Tage gemacht, immer für den heutigen Freitag.

Ach ja, Freitag! Diese Woche war wirklich viel los auf der Arbeit und eine Lieferung letzten Abend und ich freue mich auf das Wochenende.

Eisige Wellen am Snesviken

Vermutlich waren Teile des Sees Snesviken schon zugefroren gewesen, doch als ich heute bei sehr kaltem Wind zum Ufer gelaufen bin, brachen die Wellen das Eis schon wieder auf. Überall klirrte, sirrte und knisterte es und nur in der kleinen Bucht hinter der Landzunge war das Eis stabil und so dick, dass ich schon darauf stehen konnte. Das habe ich aber nur ausprobiert, weil das Wasser dort sehr flach ist.

Eisfladen auf dem SnesvikenTreibeisstücke treiben auf den Wellen

Grashalme in Eis und Wind

Heute Abend wollte ich die gleichen Motive nochmals im Abendlicht ablichten aber zum einen war die Sonne schon zu niedrig und das Eis lag wieder im Schatten, zum anderen haben die Wellen das Eis schon relativ kleingemahlen. Ein Motiv von heute Nachmittag:

Eiskante auf dem Snesviken

Nächste Woche soll es wieder wärmer werden, bis zu 11 °C und auch in den Nächsten frostfrei.

Erinnerung an Bodø

Dieser Artikel ist Teil der dreiteiligen Serie Bodø 2013.

Heute habe ich einen Brief bekommen. Zuerst habe ich an Spam gedacht, denn es war eine Rechnung und ich hatte keine Ahnung, worum es sich dreht. Dann erblickten meine Augen das Wort „Norge“ und zwei hübsche Schwarzweißfotos von einem Auto. Meinem Auto! Bin ich etwa in Norwegen zu schnell gefahren und dabei geblitzt worden? Dann sah ich den Betrag von SEK 58.88 (also keine sieben Euro). Damit schied die Geschwindigkeitsübertretung schon einmal aus, denn die kostet in Norwegen leicht das Hundertfache. Also fing ich an den schwedischen Text zu lesen und stieß auf Worte wie avgifsbelagd väg (gebührenpflichtige Straße). Damit hatte ich langsam eine Idee, worum es sich handelte. Allerdings konnte ich mich nicht entsinnen, bei meinem letzten Norwegenaufenthalt irgendeine Bezahlstraße genommen zu haben. Seltsam!

Auf dem unübersichtlichen Brief stand zwar viel, aber nicht, wo das überhaupt gewesen sein soll. Aber man konnte sich im Internet einloggen und dort bekam ich als Ort Rv 80 Strømsnes und als Daten 18. und 19. Mai angezeigt. Und dann dämmerte es mir. Im Mai habe ich ja einen Roadtrip nach Bodø gemacht. Und dort stand damals irgendwas von Bezahlen an der Straße, ohne dass wir irgendeine Mautstelle gesehen haben. Das hatte uns ein bisschen gewundert. Inzwischen hatte ich das total vergessen, denn das ist ja immerhin schon fünf Monate her.

Dafür, wie teuer sonst vieles in Norwegen ist, finde ich einen Maut von 3,36 Euro pro Strecke überraschend günstig. Dann will ich mal bezahlen …

Zwischen goldenem Herbst und weißem Winter

Der Goldene Herbst ist seit ein paar Wochen vorbei und die Bäume sind kahl. Und Winter ist noch nicht in Sicht. Das Wetter ist so richtig zwischen allen Stühlen und bei den Regengüssen der letzten Tage sehne nicht nur ich mich nach Kälte und frischem Schnee.

Ja, wir hatten es schon kalt: -8.6 °C vor drei Nächten, aber null Grad dreieinhalb Stunden später. Ja, wir hatten schon Schnee: erst vorletzte Nacht in Skellefteå, als der Pladderregen in Schnee überging. Der ist aber schon längst zu großen Pfützen geschmolzen, die den Frost der letzten Nacht genutzt haben, halb zuzufrieren um heute wieder anzutauen. Und ansonsten: Ein Grad, zwei Grad, drei Grad. Nieselregen, Dauerregen, Pladderregen. Mal mehr, mal weniger glatt.

PladderregenSpiegelungStiller FlussRotes Haus

Weil ich am Samstag nach Burträsk fahre, habe ich heute morgen Winterreifen aufziehen lassen und bis jetzt wieder mit Spikes unterwegs. Als ich an der Bucht vorbeikam, bugsierten gerade zwei Lotsenschiffe die große Levan an die Anlegestelle von Kuusakoski, dem Recyclingunternehmen. Als ich in der Nachmittagsdämmerung von der Arbeit zurückkam, lag das Schiff noch da und ich habe kurze Zeit später noch einmal ein Foto mit Stativ und längerer Belichtung gemacht. Zum Glück hat die Levan still gehalten.

Die Levan läuft einDie Levan

Ab Sonntag werde ich viele Gelegenheiten haben, weitere Nachtaufnahmen zu machen, denn dann geht die Sommerzeit zu Ende und ganz plötzlich geht die Sonne um halb vier unter! Dann ist Nordschweden wirklich kalt und dunkel. Bis der erste Schnee fällt.

Mein Auto jedenfalls ist seit heute für den Winter gerüstet. Und etwas anderes auch, doch dazu hole ich ein bisschen aus …

Eine der schwierigeren Sachen in Nordschweden ist es, einen Handwerker zu bekommen. Einige Spezies wie Elektriker (elektriker) und Klempner (rörmokare) sind besonders selten, gesucht und begehrt. Es kann lange Zeit vergehen, bis man tatsächlich mal einen Handwerker bekommt, der einem hilft, Dinge zu „fixen“, wenn man es – wie ich – nicht selbst kann. Vor allem beim Thema Klempner hat sich einiges bei mir angesammelt und ich wusste, ich muss das Projekt „Rörmokare“ in Angriff nehmen, vor allem, weil das Absperrventil zum Außenwasserhahn nicht mehr ganz dicht war und ich Angst hatte, dass mir das ganze im Winter kaputt friert. Jetzt geschieht ein kleines Wunder: In meinem Briefkasten finde ich einen Zettel von Jon, der sich gerade als Rörmokare selbständig gemacht hat und Kunden sucht. Er antwortet noch am Sonntag auf meine Mail, schaut sich schon am Montag alles an und gibt Tipps und hat heute schon einen neuen Außenwasserhahn, der nicht mehr einfrieren kann, eingebaut und mit anderen Dingen angefangen. Ich bin begeistert! Nun bekomme ich noch ein Waschbecken im Keller (für dreckige Stiefel und so etwas), bessere Thermostaten an die Heizung und – wenn ich will – reaktiviert er auch die Fußbodenheizung in einigen Kellerräumen, von deren Existenz ich bisher nicht gewusst habe. Toll!

Und da der schwedische Staat bei Hausbau und -reparatur 50% der Bruttoarbeitskosten dazu gibt – das Ganze nennt sich ROT-avdrag, halten sich die Kosten auch noch halbwegs in Grenzen.

Åbacka paviljong

Heute auf dem Weg nach Burträsk habe ich Sachensucher gespielt.

„Was sind das denn für Sachen?“ fragte Annika.

„Ach, alles mögliche“, sagte Pippi. „Goldklumpen und Straußfedern und tote Ratten und Knallbonbons und kleine, kleine Schraubenmuttern und all so was.“

Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf

Nur dass ich statt Sachen Fotomotive gesucht habe. Ich bin eine Stunde früher losgefahren, um ein bisschen hier und dort langfahren zu können und auch, um trotz des trüben Wetters ein paar Fotos machen zu können. Und nachdem ich die die E4 verlassen habe und direkt noch einmal abgebogen bin, entdeckte ich dies hier:

Åbacka paviljong

Zu Hause habe ich im Internet nachgeschaut und herausgefunden, dass dies der „Åbacka paviljong“ ist, den J G A Sandberg, Disponent und Verwalter des Sägewerkes Bure AB, 1987 in Stockholm gekauft und hier direkt am Fluss Bureälven hat aufstellen lassen. Seit 1988 ist dieser Pavillon denkmalgeschützt.

Wenn schöneres Wetter ist, werde ich dort noch einmal hinfahren und Fotos machen.

Die anderen beiden Fotosucher-Ergebnisse sind eher dem Bereich „kleine, kleine Schraubenmuttern“ als dem Bereich „Goldklumpen“ zuzuordnen: Eine rote Scheune, unweit des Pavillons und dünnes Eis auf dem großen See Falmarksträsket.

Rote Scheune bei ÅbackaEis auf dem Falmarksträsket

In Burträsk habe ich dann in der schönen Kirche mein erstes Konzert mit dem Skellefteå kammarkör gesungen, aber davon erzähle ich morgen.

Всенощное бдение от Сергей Рахманинов

Dieses Wochenende hatte ich meine ersten Auftritte mit dem Skellefteå Kammarkör: Gestern in der großen Kirche in Burträsk, heute in Skellefteå in der Sankt-Olov-Kirche. Und ich bin gleich mit einem sehr anspruchsvollen Programm eingestiegen, den „Vespers von Sergei Rachmaninow“. Die 15 Stücke haben es wirklich in sich, denn zum einen haben die wenigsten feste Taktarten und teilen oft die Stimmen, und zum anderen ist das Kirchenslawisch auch mit lateinischer Umschrift schwer zu singen.

Burträsk vor dem AuftrittAuftritt in der Sankt-Olov-Kirche

Dafür, dass der Chor dieses Werk in kaum mehr als zwei Monaten einstudiert hat, können wir mehr als zufrieden mit dem Ergebnis sein. Ich war schon bei den Proben imponiert, wie gut viele Choristen vom Blatt singen. Ich finde es dennoch ein bisschen schade, dass wir nicht mehr Zeit zum Üben und Proben hatten, denn der Chor könnte das Stück noch wesentlich besser singen, wenn er sich sicherer fühlen würde.

Ein paar Dinge waren übrigens anders als meine früheren Chorauftritte in Deutschland oder England.

Positiv: Die Kirchen sind wohnzimmerwarm beheizt. Der dicke Rollkragenpullover, den ich wegen früherer Fröstelerfahrungen in eiseskalten deutschen Kirchen mitgenommen hatte, konnte getrost im Auto liegen bleiben.

Positiv: Die Kirchen haben passend zurechtgesägte Podeste für die Männer, die erhöht hinter den Frauen stehen und so alle problemlos den Dirigenten sehen (wenn sie nicht wieder ihre Nasen in die Noten vergraben).

Negativ und für mich extrem irritierend: Beide Male wurde das Werk durch eine Predigt unterbrochen. Ich habe schon in Gottesdiensten gesungen, dann ist man natürlich in den Ablauf eingebettet, aber dass bei einem richtigen Chorkonzert plötzlich mitten im Stück der Pastor kommt und von Heil und Jesus spricht und betet, finde ich extrem befremdlich. Heute wurde sogar mit dem Publikum ein Choral gesungen. Mit Orgelbegleitung! Und dann singen wir danach mit dem Kammerchor weiter, als wäre nichts gewesen. Für mich ist so eine christliche Werbeunterbrechung extrem störend und gehört meiner Meinung nach nicht in so ein Konzert! Ein Tenor, den ich darauf ansprach, fand das hingegen völlig normal. Es scheint aber auch so, dass die Kirche durch die unterbrechende Predigt irgendwelche Fördermittel bekommt, die ihr aus einem reinem Konzert nicht zuständen. Ja, das liebe Geld …

Mir haben die Konzerte auf jeden Fall großen Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den nächsten Dienstag, denn dort wird die erste Probe für das Weihnachtskonzert sein. Ich hoffe, dass meine Basskollegen sich trauen, meine schwedische Aussprache zu verbessern, denn die klingt noch sehr deutsch.


Übrigens: Wer – so wie ich – den russischen Titel dieses Blogartikel nicht lesen kann, er bedeutet: „Vespers von Sergei Rachmaninow“

Übrigens: Wer wissen will, wo ich stehe und singe: Ich bin jener mit der am Abstand am schlechtesten gebundenen Krawatte.

Heute morgen vor der Arbeit

Sonnenaufgang bei Gåsören

Schön, wenn mal wieder blauer Himmel ist, die Sonne herauskommt und nachts die Sterne leuchten. Sogar ein bisschen Polarlicht war gestern Abend zu sehen. Leider geht die Sonne schon um zwanzig nach drei unter und ich muss mich wieder daran gewöhnen, nach der Arbeit im Dunkeln nach Hause zu fahren.