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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Sommer in Norwegen · Teil 2: Lofoten

Dieser Artikel ist Teil der sechsteiligen Serie Norwegen 2011.

Dies ist der zweite Artikel zu der dreiwöchigen Rundreise durch Nordnorwegen, die Sonya und ich im Juli dieses Jahres gemacht haben. Nun sind wir auf dem Weg nach Bodø, um uns die Lofoten anzuschauen und dann die Vesterålen zu erreichen, wo wir Freunde besuchen.

Früh aufgestanden sind wir, damit wir auch ja die Zehnuhrfähre von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten erwischen. Die Fähre haben wir zwar erwischt, aber leider war kein Platz mehr für uns frei. Also haben wir uns ein paar Stunden Bodø angeschaut (Mit Schwerpunkt auf das Kafé Kafka) und dann die 15:30-Fähre genommen. Auf der mehrstündigen Überfahrt war es zwar kühl, aber wir waren die ganze Zeit draußen, zu schön war der Blick auf die immer näher kommenden Lofoten, die man schon von Bodø aus sehen konnte.

Als wir an Land waren, sind wir nach Süden zur Stadt Å gefahren (ja, die heißt wirklich so). Dann habe ich wieder das Steuer übernommen und teilweise ganz schön geschwitzt, denn auf den engen, kurvigen und bergigen Strässchen fahren die Einheimischen ganz schön schnell und ich war froh, dass die Hauptstraße E10 doch ein bisschen breiter war.

Schade war, dass die Wolkendecke teilweise so niedrig war, dass die meisten Bergspitzen verhüllt waren und bei den Regenschauern habe ich die vielen Reiseradler nicht wirklich beneidet. Auf einen Tipp von René haben wir einen sehr schönen Campingplatz in Utakleiv im Westen der Insel Vestvågøya gefunden, von dem wir eine herrliche Sicht auf die Mitternachtssonne haben sollten. Aber die Wolken hatten auch hier ein Wörtchen mitzureden …

Auf dem schönen Campingplatz am türkisblauen Meer waren nicht nur Menschen, auch die Schafe schienen sich hier sehr wohl zu fühlen.

Ein paar Worte zwischendurch zur Landschaft: Ich war noch nie zuvor auf den Lofoten und versuche gar nicht erst zu beschreiben, wie sehr mich Landschaft und Kultur beeindruckt haben. War für eine herrliche Region für Fotointeressierte wie mich! Ich werde bestimmt nächstes Jahr mit mehr Zeit zurückkehren, bin aber unschlüssig, ob ich dann mit dem Auto oder mit dem Rad unterwegs sein sollte. Aber bis zum nächsten Jahr ist ja noch ein bisschen hin.

Das Gute: Ich weiß jetzt, dass mein neues Zelt auch dann dicht hält, wenn es die ganze Nacht regnet. Und wir konnten sogar ohne Regen in Ruhe alles einpacken. Den Rest des Tages sind wir bei sehr wechselhaftem Wetter weiter nordwärts gefahren. Wechselhaft heißt aber auch, dass es teilweise richtig schön war, wie zum Beispiel, als wir im schönen Städtchen Henningsvær Pause gemacht haben. Dort haben wir auch bestätigt bekommen, dass man in norwegischen Restaurants sehr viel Geld lassen kann, selbst, wenn man nur ein Getränk bestellt … .

Nach der ausgiebigen Pause sind wir dann weiter Richtung Norden gefahren und abends in Fiskebøl angekommen, wo wir eine Stunde später mit der Fähre nach Melbu auf den Vesterålen übergesetzt haben. Aber das ist eine andere Geschichte …

Zum Abschluss noch ein paar Fotos, die ich in diesen zwei Tagen auf den Lofoten gemacht habe. Unsortiert, einfach für einen kleinen Eindruck.

Sommer in Norwegen · Teil 3: Vesterålen

Dieser Artikel ist Teil der sechsteiligen Serie Norwegen 2011.

Dies ist der dritte Artikel zu der dreiwöchigen Rundreise durch Nordnorwegen, die Sonya und ich im Juli dieses Jahres gemacht haben. Inzwischen sind wir auf den Vesterålen, wo wir bei und mit Freunden herrliche Tage zwischen Entspannung (und gutem Essen!) und Bergtour erleben.

Nachdem wir mit der Fähre nach Melbu übersetzt haben und nun auf den Vesterålen waren, hatten wir es nicht mehr weit zu Julia und René. Die beiden sind letztes Jahr nach Norwegen gezogen und haben ziemlich schnell einen Hof gekauft, den sie jetzt renovieren. Vor dem Haus läuft die Straße, direkt dahinter liegt das Ruderboot alten Stils am Hadselfjorden. Hinter dem Haus liegen Moore, Wälder und Berge, die meisten gut zu Fuß erreichbar.

Schon gleich am ersten Tag sind wir – nachdem wir für eine Besorgung Renés mit dem Auto um fast die ganze Insel gefahren sind – bei recht grauem Wetter eine schöne, große Abendrunde über Moor und durch Wald gelaufen. Danach habe ich mich erst einmal mit Fieber ins Bett gelegt und einen Tag Auszeit genommen. Aber am Abend des zweiten Tages ging es mir schon wieder gut genug, um mit Sonya von René über das Meer gerudert zu werden. Was für ein Luxus!

Abends klarte es dann auf und der Vollmond leuchtete über den wolkenumhangenen Bergen der benachbarten Lofoten. Was für eine herrliche Stimmung, die ich leider mit der Kamera nicht wirklich einfangen konnte.

Die nächsten beiden Tage hatte Julia frei und wir konnten zu viert zwei sehr schöne Tagestouren machen. Am Samstag sind wir auf den Dalbotntinden gelaufen. Schon bald waren wir am Fuß des ersten hügeligen Berges, wo wir auf einem kleinen, fast unsichtbaren Pfad an einem Bach aufwärts stiegen. Julia und René waren über die Bartflechten begeistert, die hier auf einigen Birken wuchsen, daraus kann man nämlich Suppe machen, die dann nach Pilzen schmeckt. Denn Pilz ist ja der Hauptbestandteil des Doppelwesens Flechte.

Bald waren wir über der Baumgrenze, die liegt ja in diesen Breiten nicht sehr hoch und haben an einem herrlichen See Pause gemacht. Julia war in dem eiskalten Wasser baden, ich hatte als gute Ausrede, dass ich ja am Vortag noch krank gewesen sei. Über den heißen Kakao, den René an Ort und Stelle gekocht hat, haben wir uns aber alle gefreut.

Nach der Pause ging es höher und höher, bis wir schließlich auf dem breiten und bequemen Grat den Gipfel erreicht haben. Während die eine Seite ganz sanft abfällt, geht es auf der anderen Seite senkrecht in die Tiefe. Ein Berg mit zwei Gesichtern.

Auf dem Rückweg haben unsere Gastgeber dann Gelegenheit gehabt, Flechten für die nächsten zwanzig Suppen zu ernten, so viele wuchsen an den kleinen, krummen Birken. Auf der Insel gibt es auch keine Rentiere, denen man das Futter streitig macht. Da wir erst recht spät losgekommen sind, war es später Abend, als wir wieder zu Hause waren. Aber das macht ja nichts, denn die Sonne scheint 24 Stunden. Leider wieder hinter dichten Wolken.

Am Sonntag schien die Sonne, ein herrlicher Tag. Da wir dieses Mal noch später losgekommen sind, haben wir uns eine kürzere Tour ausgesucht und sind auf den Hallartinden gestiegen. Wir hatten einen herrlichen Blick, Sonnenschein und genug Schokolade. Da kann man schon einmal länger oben bleiben.

Und das ganze als scrollbares Panorama:

Aber irgendwann ging es wieder heimwärts, wo Julia Pizza im heißen Wohnzimmerofen gemacht hat. Und dies war eine der besten Pizzen, die ich jemals gegessen habe. Wahrscheinlich fühlte sich auch der Ofen verpflichtet, der kam nämlich aus Italien.

Sonya und ich haben inzwischen beschlossen, die Gastfreundschaft unserer Freunde noch einen Tag länger in Anspruch zu nehmen. Nach zwei Tagen Bergen wollte ich noch einmal ans Meer. Muscheln sammeln und Vögel fotografieren. (An alle, die Austernfischer fotografieren wollen: Nehmt einen guten Gehörschutz mit, die Vögel sind extreme Schreihälse.)

Nachdem ich am Meer war, wollte ich nochmal ins Meer. Mit Neoprenanzug, Schnorchel und Renés Unterwassergehäuse für die Kamera. Die Aktion war eher lustig als erfolgsgekrönt. Zum einen hat der Neoprenanzug einen so starken Auftrieb, dass ich überhaupt nicht abtauchen konnte. Zum anderen konnte ich mit der Tauchermaske durch den Kamerasucher rein gar nichts erkennen und habe nur blind abgedrückt. Aber wie gesagt – lustig war’s und so ist der im Auto mitreisende Overall wenigstens zum Einsatz gekommen.

Abends gab es dann eine Suppe aus Flechten. Nach traditionellem samischem Rezept gehört Rentiermilch dazu, wir haben uns mit Sahne beholfen. Es ist schon faszinierend, wie sich die gekochten Flechten von komischer Pampf zu leckerer Suppe verwandelt haben.

Am nächsten Morgen haben wir in Ruhe gefrühstückt, unsere tausend Sachen gepackt und weiter zu Björn Klauer in Innset gefahren. Auch dieser Weg – wunderschön. Spät am Abend gab es einen herrlichen Regenbogen, der sich über die schönen, grasgedeckten Häuser von Björns Huskyfarm erstreckte. Am nächsten Tag sollte unsere Wandertour losgehen, aber das ist eine andere Geschichte …

Vielen Dank an Julia und René für ihre Gastfreundschaft, die gemeinsam erlebte Zeit und auch für das gute Essen.

Sommer in Norwegen · Teil 4: Fjelltour

Dieser Artikel ist Teil der sechsteiligen Serie Norwegen 2011.

Dies ist der vierte Artikel zu der dreiwöchigen Rundreise durch Nordnorwegen, die Sonya und ich im Juli dieses Jahres gemacht haben. Wir sind jetzt in Innset und haben auf Björn Klauers Huskyfarm übernachtet. Jetzt, am nächsten Morgen beginnen wir unsere Mehrtagestour.

Und die Tour beginnt ganz schön anstrengend. In unseren Rucksäcken sind Zelt, Schlafsack, Isomatte, Ersatzkleidung, Kocher, Lebensmittel und erste Hilfe untergebracht. Ich beschwere mich noch zusätzlich mit Stativ und zwei zusätzlichen Objektiven und habe damit in etwa 24 Kilo Gepäck auf dem Rücken. Puh!

Ich finde Orientierung in der Natur eigentlich nicht schwer, aber in der Zivilisation manchmal schon. Wo ist denn jetzt die zweite Brücke über den Fluss? Die Brücke ist bald gefunden und bei recht grauem Wetter laufen wir den steilen Traktorweg bergauf. Da auf uns mindestens 800 Höhenmeter warten, gehen wir die Tour langsam an und machen mehrere Pausen. Der Weg führt an einer Schlucht vorbei und durch Birkenwald immer höher. Den Fluss Dittiskardet müssen wir irgendwann mal furten.

Bald sind wir über der Baumgrenze und der Weg führt in kleinen Buckeln immer höher. Es wird dunkler und immer wieder gibt es kleine Regenschauer. Wir sind nicht sicher, wo man am besten über den Fluss kommt und finden, nachdem wir schon recht weit sind eine akzeptable Stelle. Dort wechseln wir von Wanderstiefeln zu Sandalen und kurzen Hosen und laufen durch das knietiefe Wasser ans andere Ufer. Knietief heißt bei der starken Strömung, dass man sich gut konzentrieren muss und Füße und Treckingstöcke mit Kraft gegen die Strömung führen und setzen muss, um nicht umgeworfen zu werden. Nachdem wir beide erfolgreich auf der anderen Seite angelangt sind, merke ich, dass ich drüben die Karte vergessen habe …

Die Karte ist geholt und wir laufen weiter. Das Gelände wird immer karger. Bald sind die nassen Wiesen verschwunden und das Gelände wird von mit Flechten bewachsenen Steinen und kleinen Schneefeldern geprägt. Zwischen den Steinen wächst Gras, Moos und kleine Blumen. Wir haben nun den 1106 Meter hohen See Dittivatnet erreicht. Und hier erleben wir einen Wolkenbruch, wie ich ihn selten erlebt habe. Ich suche einen Zeltplatz, was in dieser scharfkantigen Steinwüste nicht einfach ist. Aber irgendwo finde ich doch ein hubbeliges Stück Wiese, wo wir das Zelt aufbauen.

Nach einem heißem Kakao und extrem ekligen Spaghetteria Bolognese von Knorr schlüpfen wir in unsere trockenen Schlafsäcke und schlafen. Am nächsten Morgen ist das Wetter wie ausgewechselt. Der klare blaue Himmel spiegelt sich im See und wir frühstücken in Ruhe. Wir haben beschlossen, ohne Zeitplan unterwegs zu sein, da wir ja auch nachts laufen können, wenn wir wollen.

Unsere Rucksäcke sind wieder gepackt und geschultert. Nun geht es über die Steine noch höher und bald liegt das Dittivatnet hinter uns. Irgendwann haben wir den Gipfel des Čorrovárri (1324) und damit den höchsten Punkt unserer Tour erreicht. Gelegenheit für eine Kekspause.

Nun gehen wir im großen Bogen abwärts, um zu einem kleinen Gletschersee zu stoßen und der ist auch wirklich sehenswert. Es ist eigentlich nicht kalt, aber die Fotos sehen anders aus.

Nach einer Pause laufen wir in Richtung Osten. Es klart auf und es tut gut, blauen Himmel zu sehen. Der Boden ist sehr nass. Immer wieder überqueren wir sumpfige Wiesen und aberhunderte kleiner Rinnsale. Bald stoßen wir auf den Nordkalottleden, dem wir in Richtung Süden folgen.

Nach einigen Kilometern Strecke stoßen wir auf einen herrlichen Zeltplatz und beschließen sofort, das Zelt aufzubauen. Von Süden her laufen einige Rentiere mit Kälbern durch das breite Tal und wir freuen uns, die Tiere beobachten zu können. Ein bisschen später kommt von Norden eine große Herde mit bestimmt sechshundert Tieren her und zieht durch das Tal. Auch oberhalb des Zeltes grasen die Tiere, sind aber ein bisschen misstrauisch und kehren bald wieder um.

In der Nacht wird Sonya krank. Wir beschließen, einen Pausentag zu machen und die Tour zu verkürzen. Sonya nutzt den Tag, um sich auszukurieren. Ich laufe am Nachmittag auf den Skadjoaivi, wo ich einen herrlichen Blick in alle Richtungen habe.

In der Nacht ziehen Wolken durch das Tal und es hat angefangen zu regnen. Und es wird den ganzen Tag weiterregnen. Pausenlos. Wir kochen im Regen, wir packen im Regen und wir laufen weiter im Regen. Die Funktionskleidung kommt an ihre Grenzen und wir überqueren so viele Flüsse, dass wir zum Schluss beide von Kopf bis zu den Zehen klatschnass sind. Bei diesem Wetter haben wir keine Lust, einen Zeltplatz zu suchen und da sich Sonya wieder gut fühlt, laufen wir die ganze Strecke zu Björns Huskyfarm zurück. Mein Regenschutz hat mal so garnichts gebracht und auch alles im Rucksack ist nass. Ich bin froh, dass wir nicht mehr im Zelt sind und ich alle Sachen trocknen kann.

Sonya ruft Julia und René an und wird still. Wir erfahren von dem fürchterlichen Bombenattentat in Oslo und dem Blutbad in Utøya. Was für ein Schock!

Wir machen noch einen Tag Pause bei Björn und fahren dann nach Tromsø weiter, aber das ist eine andere Geschichte …

Danke an René für den schönen Tourenvorschlag. Danke an Julia für die Fernberatung per Telefon, als Sonya krank war.

Sommer in Norwegen · Teil 5: Tromsø

Dieser Artikel ist Teil der sechsteiligen Serie Norwegen 2011.

Dies ist der fünfte und letzte Artikel zu der dreiwöchigen Rundreise durch Nordnorwegen, die Sonya und ich im Juli dieses Jahres gemacht haben. Nach drei Stunden Autofahrt sind wir in Tromsø angekommen.

Ich will gar nicht groß über Tromsø schreiben. Ich werde für immer den Aufenthalt mit dem Fackelzug anlässlich der schrecklichen Ereignisse in Oslo und Utøya verbinden, an dem auch Sonya und ich teilnahmen.

Am Tag danach war das Wetter gut und wir sind zum und auf den Storsteinen, den Hausberg Tromsøs gewandert. Von dort aus hat man einen weiten Blick über die Stadt, Fjorde und Berge.

Am zweiten Tag waren wir in einigen Museen, wo wir Polarlicht gemacht haben, viel über die Samen in Norwegen gelernt haben, auf einem alten Fängerschiff herumgelaufen sind und viel über die Entdeckung der Pole erfahren haben. Höhepunkt war für mich die Begegnung mit der jungen Samin, mit der wir in der Kåta nahe des Tromsø Museum gesessen, Kaffee getrunken und uns über die samische Kultur unterhalten haben.

Am nächsten Tag sind Sonya und ich zum Flugplatz Bardufoss gefahren. Von dort aus ist Sonya nach Oslo geflogen. Danke Sonya, für die schönen gemeinsam erlebten Wochen.

Eigentlich hatte ich geplant, einen Zwischenstopp in Abisko und einen zweiten auf Solberget zu machen. Aber ich war dermaßen mit Eindrücken gesättigt, dass ich nur noch nach Hause wollte. Denn dort fühle ich mich – wie Ihr hier öfters zu lesen bekommt – ja auch sehr wohl.

Also bin ich direkt zu Solberget gefahren, wo ich mich gefreut habe, Dirk und Silke wiederzusehen. Es führt jetzt zu weit, über den wunderschönen Hof zu schreiben, die Holzfällerhütte und die zahmen Rentiere, die neugierig ankommen und auf Flechten hoffen. Auf meiner Fotoseite habe ich Winterfotos von Solberget.

Am nächsten Morgen habe ich einen kurzen Zwischenstopp am Polarkreis-Denkmal gemacht und bin dann nach Hause durchgefahren. Angekommen!

Blogpause

Nun habe ich fast eintausendachthundert Norwegenfotos gesichtet, sechsundsiebzig davon für das Blog in Lightroom und Photoshop bearbeitet, norwegische und samische Namen von Bergen und Flüssen nachgeschlagen, bei Wikipedia recherchiert und als Ergebnis fünf lange Blogartikel über den Norwegenurlaub geschrieben.

Und da das alles viel Zeit gekostet hat, habe ich beschlossen, erst einmal eine Blogpause zu machen.

Viel Spaß beim Artikel lesen, es sind genug da ;-) . Und über Eure Kommentare freue ich mich weiterhin.

Bis bald,
Olaf

Airshow

Zu Flugshows gehe ich mit gemischten Gefühlen. So begeistert ich vom Fliegen an sich bin, so stößt mich die starke militärische Ausrichtung vieler dieser Veranstaltungen ab.

Gestern fand zum 50. Jubiläum des Flugplatzes Skellefteå die Skellefteå Air Show statt. Mit „Gratis Eintritt und Parken“ und „Ein Fest für die ganze Familie“ wirbt die Website für das Fest.

Als ich am Flugplatz ankomme, bin ich überrascht, wie viele Menschen gekommen sind. Mehrere Einweiser lotsen mich in einer langen Autoschlange durch die zu Hunderten auf der Heide parkenden Autos. Den Autos entsteigen Luftshowprofis: Mit Campingstuhl und Gehörschutz ausgerüstet streben sie dem Eingang entgegen.

Und dort empfängt mich gleich ein großer Werbestand des schwedischen Militärs, welches auf großen Plakaten fragt, ob man bereit sei, die Verantwortung für den Schutz Schwedens zu übernehmen. Daneben hängen die Stellenangebote und auch über Lautsprecher wird später auf offene Stellen hingewiesen. Ich bin Pazifist, ich mag das einfach nicht, wenn eine Flugshow so stark militärisch ausgerichtet ist.

An einem Stand kaufe ich einen Hörschutz in Kopfhörerform. Ein Kauf, den ich nicht bereue, denn vor allem der Militärhubschrauber macht einen Höllenlärm. Mir gefallen da eher die kleinen Flugzeuge, die Langsamflug beherrschen, die alte Verkehrsmaschine und die Segelflugzeuge.

Noch bevor die Veranstaltung zu Ende ist, setze ich mich ins Auto und fahre noch ein bisschen in die Natur. „Eine gute Entscheidung“ stelle ich fest, als ich von der Ferne die Düsenjets röhren höre.

Südschweden

Wenn man von München nach Nordschweden gezogen ist, hat Südschweden eine erstaunliche Eigenschaft: Es liegt im Süden. Und dorthin – genauer gesagt in die Nähe von Trollhättan – bin ich vor gut zwei Wochen mit dem Nachtzug gereist.

Da Skellefteå leider, leider keinen Bahnhof hat – eine der Schattenseiten der Stadt – bin ich mit dem Auto 70 Kilometer landeinwärts nach Bastuträsk gereist, ein Städtchen, welches ebenso wie Långsele oder Jörn hauptsächlich denen bekannt ist, die öfter den Nachtzug nehmen. Und die wissen ebenso, dass es um die Pünktlichkeit der Züge nicht sehr gut bestellt ist.

Ich hatte noch Glück, in Bastuträsk hatte der Zug nur eine Stunde Verspätung und war statt um 19:00 um 20:00 da. Die Armen, die in Örnsköldsvik auf den Zug warteten, durften dagegen vier Stunden mitten in der Nacht auf dem Bahnhof stehen. Wegen Lokschaden. Mit drei Stunden Verspätung kam ich in Göteborg an, wo ich von Katrin, meiner Schwester und Familie aus Augsburg in Empfang genommen wurde. Sie sind am gleichen Tag mit der Fähre aus Kiel angekommen. Eine gute Stunde später waren wir in unserem Ferienhäuschen am See, welches wir für eine Woche gebucht hatten.

Südschweden hat viel. Viele Menschen, viele Straßen mit vielen Spuren, viele Schilder, viele Autos, viel Vieles. Das bin ich nicht mehr gewohnt und ich war nicht böse, als wir in unserem Häuschen im Grünen angekommen sind.

Aber es soll mir keiner nachsagen, dass ich Südschweden nur voll und hässlich finde, denn dort gibt es auch vieles anderes. Zum Beispiel …

Den Göta älv, dessen Wasser in Trollhättan durch Kraftwerksturbinen fließt. Doch im Sommer werden ein, zwei Mal am Tag die Tore geöffnet und die Wassermassen ergießen sich durch das Flusstal.

Das hübsche Städtchen Skärhamn auf der Nordseeinsel Tjörn mit seiner lachenden Kirche – nein, es ist keine Sonnenuhr, der Turm hat tatsächlich Nase und Mund.

Die herrliche Landzunge bei Lysekil mit ihren Granitformationen. Ein Paradies für Fotografen.

Eine herrliche Sandbucht am Vänern, dem größten See Schwedens (und dem drittgrößten Europas). Fotografiert habe ich aber lieber die kleine Ringelnatter.

Spannende Schleusen, Kanäle und ein Aquädukt, die verschiedene Seen zum Dalsland-Kanal verbinden. Nebenbei ein kleines Kanalmuseum, welches keiner versäumen sollte. In diesem Museum werden keine Gegenstände Typ Heimatmuseum ausgestellt, sondern Geschichten erzählt. Von Personen, die wirklich gelebt haben. Und diese Geschichten illustrieren die Ausstellungsstücke hervorragend. Große Klasse, finde ich.

Schöne Natur überall, direkt beim Haus genauso wie an der Nordsee oder auf den Tafelbergen Halleberg und Hunneberg am Vänern. Dort soll man auch Elche sehen. Nun – wir haben schon am zweiten Tag vom Auto aus eine dreiköpfige Elchfamilie direkt am Straßenrand stehen sehen. So nah war ich diesen Tieren noch nie in meinem Leben. Und ratet mal, wo meine Kamera war – im Kofferraum (grummel!).

Eine Woche später haben wir den Nachtzug zurück von Göteborg nach Bastuträsk genommen, denn natürlich wollten die Augsburger sehen, wie ich denn hier in Nordschweden lebe. Und was hatte der Zug: Einen Lokschaden. Warum aber das Zugpersonal der alten Lok auf offener Strecke mitten in der Pampa stehengelassen wurde, blieb uns ein Rätsel. Wohnten die dort? Mussten die sich schämen? Gingen die auf Jagd? Angeln? Wie gesagt – ein Rätsel.

Ein Leben ohne Mops

Normalerweise schreibe ich hier über mein Leben in Schweden, doch heute liegt mein Fokus auf Deutschland. Denn dort ist gestern einer der Großmeister der Beobachtung, des Dialogs und des Timings gestorben: Loriot.

Dieser phantastische Künstler hat mein Fernsehleben begleitet, ob durch seine Figur des Hundes Wum (knapp drei Jahre nach mir geboren), seine grandiosen Sketche oder auch seine beiden Filme Ödipussi und Papa ante Portas. Als ich Kind war, lief auf meiner Musiktruhe „Ich wünsch’ mir ’ne kleine Miezekatze“ in heavy rotation und mein kleines Loriotbüchlein war fleddrig und abgegriffen vom immer wieder hineinschauen.

„Schau mal Opa, das schöne Klavier!“

„Ich will einfach nur hier sitzen“

„Nicht das, Dicki!“

„Wir haben uns für Aschgrau entschieden“

„Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken“

„Holleri du dödl di, diri diri dudl dö.“

Loriot

Lieber Loriot, vielen Dank für die vielen Meisterwerke, die Sie uns hinterlassen haben. Ohne Sie wird die Welt ein bisschen grauer sein.

Wer mehr über die Schweden wissen will, kann gerne Schwedenblogs lesen. Wer mehr über die Deutschen wissen möchte, der muss einfach Loriot schauen.

Und das tue ich jetzt …

Schmetterlinge

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Schmetterlinge es hier im Norden gibt. Neben den üblichen Verdächtigen wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Admiral habe ich beispielsweise vorletzte Woche einen C-Falter fotografiert und heute einen Trauermantel. Sogar einen Schwalbenschwanz habe ich hier schon gesehen.

Matfesten

Matfesten“ heißt das viertägige Fest, welches gerade in Skellefteå stattfindet. Ich mag den herrlich nüchternen Namen der Veranstaltung, die übersetzt einfach „Das Essensfest“ heißt.

Um ein großes Zelt sind lauter Stände mit kleinen Küchen aufgebaut, wo man ganz unterschiedliches Essen bekommen kann. Da die Restaurants in Skellefteå nicht gerade – nun ja – besonders vielfältige Küche bieten, habe ich mich in unseren Mittagspausen am Donnerstag und Freitag begeistert auf die Stände mit äthiopischer und libanesischer Küche gestürzt. Und dabei ein bisschen wehmütig an die vielen, tollen Restaurants in München gedacht. (Und die vielen netten Freunde, mit denen man sich dort treffen könnte, aber das ist ein anderes Thema.)

Man konnte auch Lebensmittel kaufen, vor allem Beeren und Pilze. Ich empfinde das aber immer ein bisschen als Schummeln, wenn man Pfifferlinge oder Heidelbeeren kauft, wenn die Dinger im Wald auf einen warten, selbst, wenn ich hier noch keine Pfifferlingstellen kenne.

Heute hatte ich aber mein kleines eigenes Matfest, denn ich habe angefangen, in meinem Garten zu ernten. Ich weiß noch nicht, was ich mit den Unmengen an Äpfeln mache, unter deren Last sich die Zweige des kleinen Apfelbäumchens biegen, denn roh bekommen mir die nicht, aber über die süßen Pflaumen, die langsam reif werden, habe ich mich riesig gefreut. Die kann man auch direkt vom Baum essen.

Herbstsommer

Wenn im März die Tage wieder länger werden, Temperaturen nicht mehr ganz so frostig sind und dann am Besten noch klarer blauer Himmel die verschneite Landschaft überspannt, dann nennen die Schweden das „Vårvinter“, übersetzt Frühlingswinter.

Wenn wie heute die Sonne scheint, es aber nicht mehr richtig knallwarm wird, die ersten Blätter sich ins Gelbliche oder Rötliche verfärben und der ganze Wald nach Pilzen duftet, dann nenne ich das „Höstsommar“, übersetzt Herbstsommer. Der Begriff ist aber nicht gebräuchlich. Schade eigentlich.

Heute bin ich endlich mal wieder mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Über den steifen Gegenwind heute Morgen und mein angestrengtes Gestrampel schweige ich mal lieber.

Aber tatsächlich hat der Wind mal nicht gedreht, ist nur etwas abgeflaut und es war nach der Arbeit so warm und so schön, dass ich beschlossen habe, einen Umweg zu nehmen. Statt direkt ostwärts nach Hause zu radeln bin ich über verschlungene Wege in Richtung Norden gefahren und wollte eigentlich einen Weg durch den Wald nehmen, den ich letztes Jahr schon einmal gefahren bin. Dann habe ich aber gesehen, dass man noch weiter im Norden rechts nach Boviken abbiegen kann und damit ein Stück an der Küste radeln kann. Die Fahrt war herrlich entspannt, auch wenn manche Wege für mich und mein Fahrrad unpassierbar waren. Und wenn sich irgendein abwärts führender Geröllweg mit dicken Steinen die Strecke mit einem Bach teilt, dann schiebe ich auch gerne einmal ein wenig. Ich bin dann beim Fahrrad fahren ein bisschen vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen und habe immer neue Wege gefunden, bis irgendwann mal mein Magen signalisiert hat, dass er jetzt gerne Futter hätte und zwar ein bisschen dalli. Als ich gesehen habe, dass ich meinem Zuhause eigentlich noch keinen Meter näher gekommen bin, habe ich dann den einen schönen Weg einen schönen Weg sein lassen und bin bekannte Wege zurück geradelt.

Für solche Touren hätte ich gerne ein Mountainbike. Mit doppelt so breiten Reifen, mit drei Mal so vielen Gängen und ganz viel Federung, denn manche Wege sind so holperolperolperolperich, dass man fast nicht mehr sieht vor lauter Durchschüttelei.

Und zum Schluss habe ich im Wald sogar das erste Mal das Licht angemacht, denn auch kurz vor acht war es schon ein bisschen dämmerig. Es ist eben schon Höstsommar.

Diese Fotos habe ich alle mit dem iPhone 4 gemacht. Meine perfektionistische Seite sagt: „Um Gottes Willen! Die Rauschen, der Himmel ist ausgefressen, die Bäume fast schwarz und scharf sind sie Fotos zum Teil auch nicht.“ Meine pragmatische Seite sagt: „Meine Nikon hatte ich nicht dabei, das Handy schon. Und im großen und ganzen und ein wenig Hilfe von Lightroom und Photoshop sind die Fotos für das Blog doch allemal gut genug.“ Meine perfektionistische Seite grummelt noch ein wenig vor sich hin, aber die pragmatische Seite hat schon längst gewonnen.