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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Spikes

Heute morgen waren die Straßen seit Wochen zum ersten Mal nicht mehr glatt. Obwohl es schon länger über null ist, war doch noch so viel Frost im Boden, dass die Straßen morgens immer so rutschig waren, dass ich den Bus genommen habe. Die letzte Nacht ist die Temperatur auf fünf Grad gestiegen und es hat auch das letzte Eis weggeregnet. Zudem hat die Wettervorhersage mit ihren 10 m/s Wind kräftigst daneben gegriffen, es war nämlich fast windstill.

Also habe ich mich das erste Mal seit Wochen wieder auf das Fahrrad gesetzt und bin die 19 Kilometer zur Arbeit geradelt. Nach der Hälfte kam auch die Sonne heraus, tauchte alles in warme Herbstfarben und projizierte einen langen, langen Radfahrerschatten, dem ich dann hinterher geradelt bin.

Dann bin ich am Vormittag zum Cykel & Fiskecenter gefahren, das sich auf Fahrrad und Angeln spezialisiert hat und habe Winterreifen mit Spikes gekauft. Der Nokian Extrem mit 294 Spikes waren leider nicht da, aber ich hoffe 240 Spikes tun es auch. Nach der Arbeit habe ich dann das Fahrrad frisch bereift abgeholt und bin nach Hause gefahren.

Der erste Eindruck: Die Reifen sind natürlich ziemlich laut und ich bilde mir auch ein, dass sie ein wenig unruhiger laufen, wenn man langsam fährt. Der zweite Eindruck: Die Reifen haben eine höhere Reibung und ich habe auf manchen Strecken einen Gang niedriger genommen als normal. Jetzt bin ich gespannt auf die ersten Fahrten auf Eis. Die werden vermutlich nicht lange auf sich warten lassen, denn der nächste Frost ist für das Wochenende vorhergesagt.

Das war meine erste Rückfahrt im Dunkeln und ich freue mich, dass praktisch jeder Weg beleuchtet ist. Außerhalb der Stadt sind fast alle Fußgänger und teilweise auch die Hunde mit neongelben Reflexwesten unterwegs. Man sieht also und wird gesehen.

Jetzt bin ich gespannt, wann ich das erste Mal Polarlicht beim Radfahren habe …

Nachtrag:

Schon heute – einen Tag später – hatten wir -1 °C und dementsprechend glatte Straßen. Ich bin begeistert von den Spikes. Sie greifen auch auf gefrorenen Pfützen gut und wesentlich besser als meine Alltagsschuhe, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Supi, dann kann ich ja wieder regelmäßig fahren (und habe eine Ausrede weniger, wenn ich wieder mal zu faul bin).

Schnee am Abend

Früher als vorhergesagt ist es wieder ein bisschen kälter geworden und seit heute Nachmittag schneit es leise bei Temperaturen um null Grad vor sich hin. Zur Zeit liegen etwa drei Zentimeter und da es auch die nächsten Tage kaum über Null werden soll, bleibt der Schnee wohl auch liegen.

Ich finde es ganz schön schwer, den Schneefall in der Dunkelheit zu fotografieren. Belichte ich zu kurz, ist alles schwarz. Belichte ich zu lang, sieht der Schnee wie Regen aus. Gehe ich auf ISO 3200, rauscht das Bild. Ich habe mit Mehrfachbelichtungen und Stroboskopblitz experimentiert, aber so schön wie die Wirklichkeit sind die Fotos noch lange nicht. Wer das also in Natura sehen will, soll halt vorbeikommen …

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… und Schnee am Morgen

Minimum -8.0 °C, Maximum -0.9 °C. 2 cm Schnee und bis mittags wolkenlos.

Heute war der erste so richtige Wintertag. Am morgen lagen die Temperaturen bei minus sieben, acht Grad. Der blaue Himmel und der frische Neuschnee sorgten für ein herrliches Licht. Was für ein Unterschied zu der nassen, braunen Erde vor ein paar Tagen, selbst wenn nur zwei Zentimeter Schnee gefallen sind. Es war auch der erste Tag, an dem die Höchsttemperatur unter null lag. Mein kleines Außenthermometer zeigte als Maximum heute – 0.9 °C. Ach, ist das schön, wenn der Schnee sich nicht gleich wieder in braunen Matsch verwandelt.

Laut Wettervorhersage bleibt es mindestens bis Mittwoch kalt. Allerdings ändert sich die Vorhersage für einen bestimmten Tag hier mindestens so häufig wie das Wetter selbst …

Eis auf See und Meerbucht

Heute lag die Höchsttemperatur nur noch bei -2.7 °C und der Frost sorgt dafür, dass nicht nur die Seen mit Eis bedeckt sind, sondern sich auch auf den kleineren Ostseebuchten und ruhigen Stellen zwischen Insel und Festland immer mehr Eis bildet.

Das linke Bild zeigt den kleinen See ein paar hundert Meter vom Haus weg; das rechte Bild Storgrundet, die nächste Badestelle von hier aus. Dort habe ich im August noch gebadet und am Sandstrand gesessen. Das Baden habe ich mir allerdings heute gut verkneifen können.

So wie ich im Sommer keinen Zeitrhythmus hatte, weil es immer hell war, so komme ich jetzt ein bisschen aus dem Tritt, weil es um halb vier schon dunkel wird. Ich denke die ganze Zeit schon, es sei wer weiß wie spät, dabei zeigt die Uhr jetzt gerade halb sieben an. Der iPhone-Bug, der dazu geführt hat, dass ich letzte Woche zwei Mal falsch geweckt wurde, hat meinen Rhythmus auch nicht gerade verbessert. Ich bin gespannt, wie lange ich brauche, um mich von den Hell-Dunkel-Phasen ein bisschen unabhängig zu machen. Aber die Schweden schlafen im Winter wohl auch mehr und im Sommer weniger.

Winterradeln

8.11.: Minimum -11.5, Maximum -6.3., klarer Himmel
9.11.: Minimum -12.7, Maximum -1.3, jetzt um 21:00 bewölkt, -4 °C, windig und Schneestaub von oben

Gestern morgen zeigte das Thermometer -11 °C an und der Morgenhimmel war klar. Ein guter Tag, um auszuprobieren, welche Handschuhe meine Finger warmhalten, wenn ich eine Stunde auf dem Rad Richtung Stadt fahre. Ich hatte tatsächlich sechs Paar dabei, von den dünnen Fingerhandschuhen zum Unterziehen bis zum dicken, knallroten Daunenfäustling. Dann noch eine Daunenjacke für die Mittagspause eingepackt, mit den Füßen in die Winterstiefel geschlüpft, eine Sturmhaube, die nur noch die Augen frei lässt übergezogen und den Fahrradhelm aufgesetzt. Das war schon eine besondere Atmosphäre, als ich in der Morgendämmerung mit auf frostigem Schnee knirschenden Spikes losgefahren bin. Ich war froh über meine wintertaugliche, funktionelle Kleidung und die zwei Paar Fingerhandschuhe übereinander hielten schön warm. Aber schließlich braucht man so etwas auch für eine derartige Expedition! Dachte ich! Bis mir die erste Oma mit Strickmütze auf Ihrem Klapperrad entgegen kam. Und auch die nächsten Fahrradfahrer hatten nichts um den Hals. Das versetzte meinen Harter-Fahrradfahrer-Phantasien doch einen empfindlichen Dämpfer.

Obwohl die Spikes toll sind, habe ich doch ein Drittel mehr Zeit gebraucht als im Sommer. Was aber wirklich Zeit kostet, ist das ganze An- und Umziehen. In der Agentur: Helm ab, Sturmhaube ab, zwei Paar Handschuhe aus. Jacke aus. Im Bad Unterhemd und Fleecepullover aus. Waschen. T-Shirt und Sweatshirt an. Lange Fleecehose aus, normale Hose wieder an. Sachen zum Trocknen aufhängen. Puh, das dauert. Jetzt erst einmal einen warmen Tee!

Der Rückweg war schön. Zum einen hatte ich Rückenwind, zum anderen ließen die Straßenlaternen vor allem die schneebedeckten, kleineren Straßen hell leuchten, während sich über einem der dunkle Sternenhimmel wölbte. Kein Vergleich zu dem dunklen und öden Eindruck, den die Straßen ohne Schnee letzte Woche machten.

Das war gestern. Heute morgen war es noch ein bisschen kälter, aber ich habe nicht so gut geschlafen und war so müde, dass ich lieber den Bus genommen und meinen Krimi „Mannen som dog som en lax“ weiter gelesen habe. Und ehrlich gesagt – wenn ich mir die Wettervorhersage anschaue, dann werde ich wohl auch morgen den Bus nehmen. Die sagt nämlich für morgen Neuschnee bei mittleren Windgeschwindigkeiten von 13 m/s, also etwa 45 Kilometer pro Stunde voraus. Schon jetzt fällt Schneestaub vom Himmel, der vom zunehmenden Wind durch die Straßen getrieben wird und alles ist weiß.

Schnee am Abend · Schnee am Tag

Gestern Abend fing es schon an zu schneien. Es kam ganz feiner Schneestaub herunter und das hell beleuchtete Rönnskär tauchte alles in gelb-orangefarbenes, fast mystisches Licht. Da musste ich kurz noch einmal mit meiner D300s raus und ein paar Fotos machen.

Heute bin ich dann mit meinen bequemen Kamik-Winterstiefeln durch den Schneefall zur Bushalte­stelle gestapft und mit dem Bus zur Arbeit gefahren. Auch in Skellefteå hat es die ganze Zeit geschneit und als ich mittags am Skellefteälven war, war der Schneefall so stark, dass die Sicht schon sehr eingeschränkt war. Überrascht hat mich, dass auf dem Fluss schon viele kleine Eisschollen trieben.

Um 17:00 lagen etwa 15 cm frischer und vom Wind verwehter Neuschnee in der Stadt und die mit Frontlader ausgestatteten Bagger waren schon kräftig am Räumen.

In Skelleftehamn ist der Schnee ein bisschen pappiger, hier ist es nämlich ganz knapp über 0°. Wenn die Temperaturen noch weiter ansteigen, tausche ich morgen wohl meine Kamiks gegen Gummistiefel.

Auf dieser Seite sind alle meine Digitalknipsen präsentiert. Die oberen Fotos habe ich mit der Nikon D300s bei Belichtungszeiten von etwa 20 Sekunden gemacht. Das Bild unten links stammt von der Ricoh und das unten rechts vom iPhone, welches sich überraschend gut schlägt und bei manchen Lichtverhältnissen die Ricoh qualitativ hinter sich lässt.

Der Winter geht weiter

Nun, für einen Nordschweden mag das alles völlig normal sein und das Wetter ist hier eigentlich auch kein Thema. Es liegen 25 Zentimeter Schnee in der Stadt – na und? Für mich als Deutschen ist es – obwohl erwartet – dennoch erstaunlich, dass es Anfang bis Mitte November schon so winterlich ist. Und momentan sieht es so aus, als ob die Temperaturen weiterhin unter Null bleiben. Allerdings werde ich es morgen so 15 – 20 Grad wärmer haben, denn da fliege ich nach Bremen und werde dann für fünf, sechs Tage wieder nassen, deutschen Herbst statt schwedischen Herbstwinter haben.

Die folgenden Bilder habe ich heute morgen in der Stadt gemacht:

  • Gar nicht so wenige sind auch bei diesem Wetter mit dem Rad unterwegs. Ein Jugendlicher fährt sogar freihändig über die kruckeligen und von platt gedrücktem Schnee bedeckten Straßen.
  • Interessant ist der Kontrast zwischen der tiefwinterlichen Stimmung am Fluss und der perfekt geräumten Fußgängerzone im Zentrum, denn Fluss und Fußgängerzone liegen gerade gut 200 Meter auseinander.
  • Der Skellefteälven friert an seinen Ufern ganz langsam zu. Noch ist das Eis sehr dünn, aber ich bin gespannt, wie es in zehn Tagen aussieht, wenn ich wieder zur Arbeit fahre. Mit dem Fahrrad …?

Deutschland – Schweden

Nein, ich schreibe hier nicht über das gestrige Fußballspiel; ich habe es noch nicht einmal gesehen. Ich wollte bloß kurz meinen letzten Tag in Bremen dazu nutzen, zwei kleine fotografische Vergleiche anzustellen: Wohnstraßen und das Weihnachtssortiment in Supermärkten. Bitteschön:

Rückreise

Mir ist das Reisen per Flugzeug glaube ich zu schnell. Es ist zwar nett, wenn ich von Haustür Bremen zu Haustür Skelleftehamn „nur“ elf Stunden brauche, aber meine Gedanken hängen noch halb im regnerisch-grauen, kühlen Bremen, während der Körper das Fahrrad über den platten Schnee zu ICA steuert. Ich bin zwar – wie schon nach der Norwegenreise – wieder zu Hause, aber noch nicht vollständig angekommen.

Mein Koffer hat schon in Frankfurt mit mir sympathisiert und ist dort geblieben. Vielleicht ist er eben schon mit der Sieben-Uhr-Maschine in Skellefteå eingetroffen, das weiß ich noch nicht. Ich erwarte ihn recht ungeduldig, denn er enthält nicht nur das Ladegerät für mein iPhone, sondern auch eine nicht unwesentliche Menge Nusskuchen …

Mein Küchen- und mein Schlafzimmerthermometer derweil sind sich uneins, wie kalt es die letzten sieben Tage war. Sie haben sich zwar beim Minimum auf -13.1/-13.2 °C geeinigt, aber die Küche meint, dass es zwischendurch mal +1.5 °C gewesen sei, während der andere Temperaturmesser steif und fest behauptet, über -2.3 °C sei mal überhaupt nichts gelaufen. Nun, ich war nicht dabei und kann den Streit nicht schlichten. Aber nachdem es im Inland immer mal unter -25 °C war, nehme ich einfach mal die -2.3 °C, der Dramatik wegen.

Auf Dramatik machte auch die heutige Ausgabe des Aftonbladet, die heute „Köldchock. Det blir orimligt kallt’. Vinter i hela landet“ als Schlagzeile hatte. Auf deutsch: „Kälteschock. Es wird übermäßig kalt. Winter im ganzen Land“. Ich lasse mich überraschen. Die Wintersachen hängen griffbereit.

(Bildquelle: Facebookseite von Fjällräven)

Nachtrag:

Just eine Minute nach dem Publizieren – um 19:45 – ist gerade mein Koffer angekommen. Das ging aber fix! Nusskuchen!

Die Ostsee friert zu.

heute um 8:20: -7.8 °C, dann kontinuierlich etwas kälter werdend. Jetzt um 17:00: -10.5 °C.

Die tiefen Temperaturen der letzten zwei Wochen sorgen dafür, dass nicht nur die Seen komplett mit dickem Eis bedeckt sind, sondern auch die Ostsee langsam zufriert. Offenes Wasser ist nur noch an wenigen Stellen auszumachen. Auf der ruhigen Bucht vor der Insel Storgrundet liegt glattes, festes Eis und ein Mann mit Hund ist heute schon herüber gelaufen. Ob das sicher war oder eine dumme Idee, kann ich allerdings nicht beurteilen, also verschiebe ich das Betreten lieber auf später.

Auf dem Killingörviken (vik = Bucht) schwimmen kleine Eisschollen, die durch das ständige Aneinanderstoßen das abgerundete Pfannkucheneis bilden. Aber während dort das Eis noch bei jeder Welle hin- und herschwappt, sind die Eisstücke an der offenen Ostsee schon auf einige hundert Meter fest aneinander gefroren. Vor allem die mit Eis glasierten Felsen im Uferbereich bilden wunderbare Formationen und glitzern in der tief stehenden Sonne. Unter manchen Steinen haben sich richtige kleine Tropfsteinhöhlen mit Säulen gebildet.

SelbstportraitHeute war die Frage, was ich anziehe, wenn ich bei -9 °C fotografiere. Manchmal laufe ich – also nicht zu warm anziehen – manchmal stehe ich minutenlang an einem Fleck. Das hatte ich heute an:

  • Winterstiefel von Kamik: super
  • warme Socken
  • Skiunterwäsche (Billigversion)
  • dünne Skihose: praktisch
  • 100er-Fleecejacke
  • Softshelljacke
  • Daunenweste
  • Fleeceschal und Wollmütze
  • Handschuhe

Die Daunenweste habe ich schnell in den Rucksack gesteckt, sie war selbst im Stehen fast zu warm. Die Handschuhe hatte ich fast nur an, um das Stativ längere Strecken zu tragen. Nur wenn die Finger vom Eis nass werden, wird’s ein bisschen kälter.

Räven raskar över isen

… heißt ein altes schwedisches Volkslied – zu deutsch „Der Fuchs eilt über das Eis“, welches gerne zu Mittsommer gesungen wird. Mittsommer liegt weit zurück, aber das Eis nimmt zu. Ein Fuchs schafft es wahrscheinlich sogar schon über den Fluß, der in Skellefteå an manchen Stellen schon komplett mit Eis bedeckt ist. Der Mensch nimmt lieber die Brücke …

Ich freue mich schon darauf, zur Ostseeinsel Storgrundet zu laufen. Sie ist ja nur hundert Meter von Ufer entfernt. Aber ich werde bestimmt meine gestern gekauften „Is-Dubbar“ dabei haben. Das sind zwei Griffe mit Spitze, die man an einer Schnur um den Hals trägt. Sollte man tatsächlich mal einbrechen, kann man dann die Spitzen in das Eis rammen und sich daran herausziehen. Also ist das ein bisschen wie das Erste-Hilfe-Set, welches man immer dabei hat, aber hoffentlich nie braucht. Wenn die ersten Skooterspuren auf dem Eis zu sehen sind, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass das Eis auch einen Skiläufer trägt.

In der letzten Nacht sind etwa 10 cm Neuschnee gefallen und heute morgen schneite es immer noch. Der Wind hat den pulvrigen Schnee ganz gut verweht und von den Treppenstufen vor meinem Haus war nicht mehr viel zu sehen. Gut, dass ich gestern noch eine neue Schneeschaufel gekauft habe.

Drinnen und draußen

Drinnen: Ein Betrüger hat es geschafft, an einem Tag über 26000 Kronen von meinem Konto abzuräumen. Er ist wohl irgendwie an die Daten meiner neuen Visakarte gelangt. Also war ich heute bei der Bank und habe sie über den Vorfall informiert. Dann habe ich bei der Polizei Anzeige erstattet. Jetzt kann ich kaum etwas tun, als einige Wochen zu warten, während SwedBank und Visa überprüfen, was passiert ist, um mir dann hoffentlich das Geld restlos zurück zu erstatten. Grummel!

Nachtrag: Ein Kollege hat mir einen Link zu einem Artikel von Norran geschickt, nach dem mindestens zwei weitere Personen betroffen sind.

Draußen: Heute hatte ich es gut, denn Kollegen haben mich im Auto von der Stadt nach Skelleftehamn mitgenommen. Da der Winter Schweden fest im Griff hat, ist das Auto fahren nicht so einfach. Auf dem Neuschnee driftet man in den Kurven auch mit Spikes leicht aus der Spur und ist man dann auf der Bundesstraße, so wirbelt jeder Lastwagen Schneestaub (snörök) viele Meter weit auf, so dass man zeitweise gar nichts sieht. Aber über den Neuschnee schreibe ich am Wochenende mal weiter unten.

Drinnen: Nun ist es raus: Ich arbeite nicht mehr bei Artopod, sondern bei Hello Future. Mit den gleichen Leuten, aber einem erweiterten Background, da Internet heute mehr ist als Webseiten. Das sieht beruflich für mich nach einer sehr spannenden Zeit aus.

Draußen: Heute Abend bin ich mit dem Fahrrad zum ICA gefahren. Das Problem war nicht der Wind oder die -8 °C Kälte oder der Schneefall, sondern der Straßenuntergrund. Teilweise lässt sich gut fahren, doch zum Teil schlingert man wie in Sand oder die Räder drehen ganz durch. Gleichzeitig will das Licht nicht mehr richtig, die Gänge gehen nur noch teilweise rein und das Schloss ist auch eingefroren. Wenn das Wetter so bleibt, kaufe ich mir im Dezember eine Monatskarte für den Bus, den bei diesem Tempo bräuchte ich in die Stadt und wieder zurück wohl vier, fünf Stunden.

Draußen: Der Dramatik wegen sollte ich jetzt schreiben: „Draußen tobt ein Schneesturm!“. Zumindest nimmt der Wind immer weiter zu, heult ums Haus, weht meine Fenster und meine Eingangstreppe zu und beim Schnee kann man gar nicht mehr bestimmen, was von oben kommt und was vom Wind aufgewirbelt wird. Alle Schneeräumarbeiten sind fast überflüssig, die freigeschaufelten Wege sind eh wieder nach kürzester Zeit zugeweht.

Schon die letzten Tage ist einiges an Schnee heruntergekommen. Waren es am Montag vielleicht 10 cm hier an der Küste, so haben wir jetzt gut 30 cm. Bei den Verwehungen lässt sich die Höhe aber nicht mehr bestimmen, denn an manchen offenen Stellen liegen der Schnee gerade knöcheltief, während man zwei Schritte weiter in einer hüfttiefen Schneewehe steckt.

Aber von mir aus soll noch ordentlich was herunterkommen, denn am Wochenende will ich hier Skilaufen!

Von der Autofahrt und den Tücken einer geschlossenen Schneedecke handelt dieses kleine LowFi-Video.

Schwedischkurs Winter

seit gestern Abend Schneefall, windig, um -10 °C. Heute morgen ein halber Meter Schnee auf dem Grundstück

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 1: Schnee

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Ich wollte Winter.

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Noch am Montag dieser Woche legen vielleicht gerade zehn Zentimeter alter Schnee in Skelleftehamn. Nun, das hat sich geändert! Am Dienstag vor vier Tagen fing es an zu schneien und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Ein recht frischer Wind hat zudem zu einigen Schneeverwehungen geführt, so dass sich gar nicht genau sagen lässt, wie viel Schnee jetzt eigentlich liegt, in meinem Garten sind es jetzt vielleicht durchschnittlich 65 cm; an manchen Stellen etwas weniger, an manchen über ein Meter.

Im Wald lagen heute 50 – 100 cm. Direkt an der Küste war durch den stürmischen Wind der Boden an der einen Stelle fast schneefrei und direkt daneben türmte sich eine über drei Meter hohe Schneewehe auf.

Interessant ist, dass der Schneefall so lokal ist. In Bureå (10 km südlich) wurden gestern 80 – 85 cm gemessen, in Skellefteå (18 km westlich) lag schon wesentlich weniger, und in Boliden (45 km im Inland) nur 10 cm! Ich vermute, dass dieses Phänomen eine Art Lake Effect ist, der an den großen Seen zwischen Kanada und den USA für große Schneemengen sorgen kann. Aber ich bin kein Meteorologe und weiß es nicht.

Spannend ist, wie lange dieses Wetter noch anhält, von den Wetterdiensten wurde es nämlich eher ignoriert und erst gestern hat der SMHI eine Warnung der Stufe 1 „Snöbyar som tidvis kan vara kraftiga, främst vid norra Västerbottenskusten.“ herausgebracht.

Bevor ich mich vielleicht an Teil 2 mache, muss ich erst mal Schnee schippen …

Für die Zahlenliebhaber:

Mittwoch morgen etwa 20 cm
Donnerstag morgen etwa 30 cm
Freitag morgen etwa 50 cm
heute früh etwa 60 cm
morgen früh vermutlich 70 cm

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 2: Der Morgen

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Ich wollte Winter.

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Nachdem ich die ganze Woche Skelleftehamn nur im Dunkeln gesehen habe, wollte ich heute endlich das Haus (links im Bild) im Hellen Fotografieren und dann eine schöne Skitour machen. Allerdings habe ich Intelligenzbolzen die Skier in der Garage (rechts im Bild). Und vor der Garagentür sind meterhohe Schneewehen, die ich gelassen habe, weil das auf Fotos so schön aussieht. Also war erst einmal Schneeschaufeln angesagt und das sah so aus:

Nachdem ich dann meine Skier endlich hatte, musste ich nur noch den fertig gepackten Rucksack und die Kamera aus dem Haus holen, die Skier im Garten unterschnallen und losfahren.

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 3: Skitour

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Ich wollte Winter.

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Samstag

Nun, die Skier waren aus der Garage heraus und ich war auch sonst fertig. Also habe ich meine Ski untergeschnallt und bin durch den Garten und durch die Hecke auf die Straße und dann den Weg zu Storgrundet gelaufen. Nach einigen hundert Metern bin ich in den Wald abgebogen und musste feststellen, dass ich auch mit den schon etwas breiteren Fischer Europa 99 Ski tief versank. Von den Skier sah man nichts mehr und oft stand ich bis zum Knie im flaumfederleichten Neuschnee. Nach dem ausgiebigen Testen von zwei Trendsportarten (siehe Teil 4) bin ich erst im Wald unterwegs gewesen. Dort lagen etwa 70 cm und von Wind war kaum etwas zu spüren. An der Grenze zu einem kleineren offenen Gelände wurde der Schnee schnell tiefer; oft einen Meter oder mehr. Auf dem sumpfigen Gelände wurden meine Skier schwerer und schwerer. Unter dem vielen Schnee war alles noch nass und ich musste am Rand schnell zwei, drei Zentimeter Schneematsch von den Gleitflächen wegwischen, bevor dieser festfror. Danach bin ich in einem Bogen zu einem kleinen Stichweg gelaufen, der anfangs noch geräumt war, dann aber auch hoch mit Schnee bedeckt war. Dort habe ich auch das Auto fotografiert. Auf den letzten fünfzig Metern zur Ostsee änderte sich die Atmosphäre schlagartig.

An der See heulte der stürmische Wind und trieb einem den Schnee waagerecht ins Gesicht. Schneesturm! Mit diesem Wind, der begrenzten Sicht und den drei Meter hohen Schneeverwehungen hatte dieser Ort gestern schon eine sehr arktische Atmosphäre. Von der Ostsee war eigentlich nichts mehr zu sehen. Das weiße Eis ging in weißes Schneegestöber und dieses in weißen Himmel über. Als ich später wieder im Wald war, kam ich mir vor, als hätte ich eine gemütliche Hütte betreten. Plötzlich war alles wieder friedlich, warm und still. Durch den wieder zunehmenden Schneefall bin ich dann in der Dämmerung nach Hause gelaufen. Das Bild rechts neben dem Selbstportrait zeigt übrigens die Ostsee. Nicht gerade ein Urlaubsfoto …

In diesem Video habe ich ein paar Eindrücke von dieser Tour zusammengeschnitten. Wie immer quick’n’dirty, denn für Film schneiden habe ich keine Geduld. Und das nächste Mal muss ich mehr schreien.

Sonntag

Was für ein Unterschied zum Vortag! Nachdem es hier vier Tage nonstop geschneit hat, hörte der Niederschlag gestern Abend auf, es klarte ein bisschen auf und wurde etwas kälter. Die heute Tour konnte ich bei blauem Himmel und windstillen – 14 °C machen. Der Wald war nett und ruhig und der Schnee bedecke dick die Bäume – und nicht ständig meine Kameralinse, wie gestern. Auf einem kleinen Felsrücken hatte ich Blick auf die Ostsee: Alles weiß. Nach ein bisschen Zickzack laufen war ich dann wieder am gleichen Ostseeufer wie gestern. Ein blauer Himmel überspannt die weiße Eisfläche und einige Bäume leuchten warmgelb in der tiefstehenden Sonne. Dennoch war ich bei meiner Pause über die Daunenjacke froh, denn wärmer geworden war es nicht. Die gleiche Stelle gestern und heute waren zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bei der Gelegenheit konnte ich gleich noch einmal das völlig verwehte Sommerhaus fotografieren, welches die letzten Tage dem Wind direkt ausgesetzt war.

Dieses Mal bin ich auch wieder im Hellen zu Hause angekommen und bin heißhungrig über die Schokolade in der Küche hergefallen. Merke: 200-Gramm-Tafeln sind gefährlich, selbst wenn man sie nicht ganz auf isst.

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 4: Trendsport

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Ich wollte Winter.

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Heute möchte ich über einige neue Trendsportarten berichten, für die ich in dieser Saison ein großes Potential sehe. Auf der einen Seite dienen sie der Verbesserung von Kondition, Kraft und Beweglichkeit, auf der anderen Seite bieten diese durch die attraktive Bewegung in der Natur einen starken „Fun-Faktor“. Daher können sie sowohl die Volksgesundheit verbessern, als auch die Tourismus- und Kleidungsbranche stärken.

I. Tiefsnow stapfing

Diese Sportart kann man alleine und in der Gruppe ausüben. Sie stärkt die Kondition sowie Kraft und Beweglichkeit in Hüfte und Beinen. Je nach dem Niveau des Sportlers braucht man Schnee. Viel Schnee.

II. Power snowangeling

Hier haben wir es mit einem Sport zu tun, der als typischer Funsport ausgeübt werden kann. Es wäre aber auch denkbar, die Athleten in der Disziplin des Kunst-Snowangeling von unabhängigen Richtern mit A- und B-Note bewerten zu lassen.

Nachtrag vom 13.12. für Nachahmer: Bitte testet vorher aus, was sich unter dem Schnee verbirgt, wenn Ihr Euren Rücken nicht auf einen Felsen rammen wollt. Ich habe vorher mit einem Trekkingstock ein bisschen sondiert und an einer Stelle auch einen hübschen Felsen gefunden.

Da die Bilder nur bedingt aussagekräftig sind, präsentiere ich beide Sportarten in einem kleinen Video, welches das letzte Wochenende hier in Skelleftehamn entstanden ist:

III. Schneeräuming

Die dritte neue Trendsportart, das Schneeräuming, findet eher im urbanen Umfeld statt. Ihr fehlt allerdings noch ein gewisses Marketingkonzept, um sie der breiten Bevölkerung schmackhaft zu machen. Dabei wäre sie eine ideale Ergänzung zum Tiefsnow stapfing, da sie eher die oberen Körperbereiche wie Arm und Schulter anspricht. Sportler, die das Schneeräuming einmal probieren möchten, dürfen sich gerne bei mir in Skelleftehamn einfinden.