Zum Inhalt

Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

Zu den Funktionen

Reise zum Mond

Bald ist Weihnachten und das möchte ich zusammen mit Familie in Augsburg verbringen. Also muss ich nur von Skellefteå nach München fliegen. Wunschreisedaten sind 22.12 oder 23.12. bis 29.12. Los geht’s, kann ja nicht so schwer sein …

Zuerst lösche ich allerdings die Cookies der Flugportale, denn ich habe mal gelesen, dass man teilweise höhere Preise angezeigt bekommt, wenn man schon einmal nach ähnlichen Flügen geschaut hat.

1. Skyscanner 22.12.-29.12. SFT—MUC

Der günstigste Flug kostet 3218 Kronen (353 Euro). Damit könnte ich leben, aber die Rückreise sagt 18tim 55 (+1), also mit Übernachtung und das ist teuer und doof. Ich schaue also weiter, nach dem ersten Flug, der mich jeweils an einem Tag hin und wieder zurück bringt. Und finde ihn auf Seite 6: 8tim 25 hin, 7tim zurück. 4225 Kronen (464 Euro).

Und das sind die Umsteigeflughäfen, die mir bei den Flügen auf Seite eins bis Seite sechs angezeigt werden (Stockholm Arlanda lasse ich aus, das ist immer dabei):
CPH FRA OSL VIE ZRH, also Kopenhagen, Frankfurt, Oslo, Wien und Zürich. Das geht ja sogar, alles noch Europa …

Aber ich will versuchen, einen günstigeren Flug zu finden.

2. Skyscanner 23.12.-29.12. SFT—MUC

Das gleiche in grün, nur teurer (4671 Kronen). Vielleicht doch einen Tag eher zurück?

3. Skyscanner 22.12.-28.12. SFT—MUC

Da finde ich einen Flug für 3835 Kronen, der allerdings in München um 8:50 startet. Komme ich da so früh überhaupt hin? Die schöne Seite bahn.de sagt es mir nicht: „Leider kann die elektronische Reiseauskunft derzeit nur Auskünfte vom 15.12.13 bis zum 13.12.14 geben. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“

Ich habe kein Verständnis, also braucht sich die Deutsche Bahn auch nicht dafür zu bedanken. Das nur so nebenbei. Vielleicht doch erst am Dienstag zurück?

4. Skyscanner 22.12.-30.12. SFT—MUC

Der erste Treffer: 2 stopp ZRH, ARN 42tim 55 (+2) – Haha, Skyscanner, Haha. 43 Stunden und zwei Übernachtungen! Ich wollte von Schweden nach Deutschland, nicht in die Antarktis.

Aber ich kann ja vielleicht auch von Stuttgart fliegen.

5. – 7. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—STR

Es gibt tatsächlich Flüge um 3800 Kronen, aber das lohnt die Reise nicht. Frankfurt?

8. – 10. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—FRA

Da gibt es schon was für 3381 Kronen. Interessant. Vielleicht ein Gabelflug? Hin nach München zurück von Frankfurt?

11. – 13. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT→MUC, FRA→SFT/h2>

Gabelflüge finde ich bei Skyscanner nicht, also schaue ich nach Einzelflügen. Vier weitere Suchen.

Aber ich lande auch wieder bei 4000 Kronen und muss zudem nach Frankfurt. Das dauert erstens drei, vier Stunden und kostet auch 77 Euro. Also auch uninteressant.

Nun gibt es ja nicht nur Skyscanner, sondern auch Opodo, Kayak und was weiß ich noch für Webseiten, die einem auf mehr oder weniger unübersichtlichen Seiten Flüge anbieten.

14.+ Kayak, Expedia, Opodo … 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—MUC

Schön ist bei Kayak, dass es automatisch Opodo- und Expedia-Seiten zum Vergleichen öffnet. Weniger schön ist, dass man nicht auf einem Blick sieht, welche Flüge Übernachtungen erfordern.

Da finde ich tatsächlich was für 425 Euro, allerdings müsste ich schon am 28. Dezember zurück. Und vermutlich müsste ich um fünf aufstehen. Auch nicht gerade toll. Kurz schaue ich bei SAS herein, aber wie üblich kosten Flüge dort fast das Doppelte, weiß der Geier warum.

Ich könnte jetzt weitersuchen: Ich kann ja auch nach Luleå oder Umeå fliegen statt nach Skellefteå. Mal rechnen:

3 Abflughäfen Hinweg × 3 Ankunftflughäfen Hinweg × 3 Abflughäfen Rückweg × 3 Ankunftflughäfen Rückweg × 3 Anreisetage × 2 Rückreisetage × 4 Flugportale im Internet.

Das wären 1944 Suchen, die ich manuell durchführen müsste. Ich beginne zu überlegen, ob ich nicht doch mit der Kutsche anreisen sollte und ärgere mich, dass es noch keine Teleporter gibt.

Eine halbe Stunde später: Ich habe mich für einen Flug entschieden: 4260 Kronen und alles ganz OK. Ich klicke erwartungsvoll den „Fortsätt“-Link und lande bei travellink.se. Dort erscheint die Meldung, dass sie just diesen Flug leider nicht gefunden hätten. Toll! Aber bei Opodo soll es den Flug auch geben. Mal schau’n: Exakt die gleiche Meldung, vermutlich ist das eh alles die gleiche Soße. Die Flüge, die ich zu sehen bekomme, sind mindestens 100 Euro teurer und ganz andere als zuvor. Meine Laune sinkt deutlich unter die Null-Linie. Flüge buchen zählt kurz nach Deutscher Einkommensteuererklärung machen zu den unspaßigsten Dingen, die ich kenne!

Ergebnis: Ich habe zwei Stunden meiner Sonntagszeit verplempert, einen Flug habe ich nicht gebucht. Und damit ist es auch immer noch nicht sicher, ob ich Weihnachten wirklich meine Familie in Deutschland besuchen werde, denn die Reise Skellefteå—München ist eine Reise zum Mond.

Von der Kunst, einen Arzttermin zu bekommen – Teil II

Dieser Artikel ist eine Fortsetzung vom Artikel „Von der Kunst, einen Arzttermin zu bekommen“, den ich vor sechseinhalb Wochen am 24. August schrieb.

„Nächste Woche wird sie mich wohl zurückrufen“ schrieb ich im Artikel. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „wohl“, ich höre nämlich nichts von ihr. Nach einer Woche melde ich mich bei der Rezeption, sie will die Ärztin an den Rückruf erinnern. Nach einer weiteren Woche melde ich mich wieder bei der Rezeption, sie will die Ärztin an den Rückruf erinnern. Dieses Mal kommt er.

Was ich erfahre ist nicht gerade erbaulich: Ich könne ja Nasentropfen nehmen (aha?). Und es gebe ja auch Mittel, die gegen Depression eingesetzt werden. (was!?) Ich hab’s am Ohr, liebe Ärztin, an Depression leide ich nicht. Auf meinen Kommentar, dass ich nicht vorhätte, Medikamente ohne jegliche Diagnose zu nehmen, bekomme ich keine Antwort. Meine einzige Chance bleibt: Jammern und übertreiben. Es hilft nicht wirklich, aber schließlich stellt sie mir widerstrebend eine Überweisung zum HNO-Arzt aus und legt mit dem Kommentar, man würde sich melden, das könne aber dauern, auf.

Ich höre von einem Schweden, dass man Antidepressiva gerne für und gegen alles mögliche verschreibe. Mehrere andere beschreiben das System als darauf angelegt, die Patienten abzuwimmeln und sich vom Leib zu halten. Ich beginne mich zu fragen, ob es da einen Zusammenhang gibt.

Einen Fehler habe ich gemacht: Ich habe nicht gefragt, was „könne aber dauern“ bedeutet. Wiederum eine gute Woche später rufe ich wieder bei der Vårdcentralen an. Dort erfahre ich dann, dass man versuche, den Leuten innerhalb von drei Monaten (!) einen Termin zu geben. Mein Kommentar, dass ich Musiker sei, perlt an meinem telefonischen Bürokraten-Gegenüber ab: Ich sei als nicht eilig eingestuft. Eine interessante Aussage, denn eine Diagnose habe ich ja immer noch nicht. Immerhin ringe ich der Abwimmel-Angestellten eine weitere Telefonnummer ab.

Sauer bin ich. Und sauer schimpfe ich auf Facebook über das unmögliche Gesundheitssystem hier. Die Reaktion der Schweden ist recht verhalten, doch so mancher andere Einwanderer kommentiert und schreibt über seine ebenfalls schlechten Erfahrungen. Es scheint so, dass dieser Teil der nordschwedischen Wirklichkeit qualitativ bei weitem nicht mit den Systemen in anderen europäischen Ländern mithalten kann.

Die weitere Telefonnummer führt mich über Umwegen und einer noch weiteren Nummer ins nächste Dickicht der Telefonsysteme, die leider gerade keine Zeit für mich haben. Da es meinem Ohr etwas besser geht, gebe ich das Ganze auf. Wird schon!


Chorprobe am Dienstag. Mein Ohr ist halb dicht, es pfeift und die Musik tut weh. Um acht verlasse ich die Probe und bin frustriert. Am nächsten Morgen rufe ich gleichzeitig die Vårdcentralen und die HNO-Klinik an, dieses Mal rechtzeitig genug, dass beide Systeme einen Rückruf versprechen.

Rückruf eins: Vårdcentralen. Mein Kommentar, es sei schlimmer geworden, interessiert überhaupt nicht. Mein Kommentar, dass dies für mich bedrohlich sei als Musiker, sowohl was das Finanzielle als auch die Lebensqualität angehe, ebenso wenig. Ich sei Prio 3 (drei Monate) und für Anfang November vorgemerkt.

Vårdcentralen, so darf man nicht mit Hilfesuchenden umgehen!

Rückruf zwei: Die HNO-Klinik, die tatsächlich damals eine Überweisung bekommen hat, aber – man merke auf – mich für Anfang Dezember vorgemerkt hat. Also hat die Frau von der Vårdcentralen sich geirrt oder mich schlichtweg angelogen. Auch mein Hinweis, dass die Probleme schlimmer geworden sind, interessieren hier ebenso wenig. Nun mache ich Stunk! Ergebnis: Ja, jemand könne mich ja zurückrufen, höre ich. Und kann fast die Gedanken lesen: Aber glaube nicht, dass das etwas nützt.

Da fällt mir wieder die Zusatzversicherung ein, die mein Arbeitgeber „Hello Future“ für mich abgeschlossen hat und ich rufe die Servicenummer an.

Schon wenig später hebt jemand ab.

Ein Mensch.

Die Frau am Telefon hört mein Problem an und signalisiert sofort Hilfe. Leider gibt es hier keinen HNO-Arzt, mit dem sie zusammenarbeiten, ich weiß ja schon, dass der nächste in Sundsvall ist, also 400 Kilometer Busreise. Da sage ich, da sei ich ja schneller in Stockholm und während ich noch darüber rede, dass ich dann ja den Flug und …

… unterbricht mich die Frau und sagt, es wird alles organisiert und bezahlt. Und ich bekomme für Freitag einen Arzttermin in Stockholm. Wartezeit zwei Tage statt drei Monate oder mehr.

Wenig später bekomme ich einen Anruf und man fragt mich nach meinen Flugwünschen. In Ruhe bekomme ich Vorschläge und suche die beste Verbindung aus. Dann bietet man mir Taxifahrten an: Von mir zu Hause zum Flugplatz, vom Flughafen Arlanda in die Stadt. Alles bezahlt. Doch die Taxifahren schlage ich aus, das finde ich doch ein bisschen übertrieben, denn hier kann ich das Auto nehmen und in Stockholm den Flugbus. Ich bedanke mich leicht euphorisch und lege begeistert auf.

Wenig später kommt eine SMS mit allen Informationen für den Arztbesuch, gefolgt von einer weiteren mit allen Buchungen für Flug und Flugbus. Als ich heute morgen einchecke, sehe ich, dass Business-Class gebucht wurde.

Also fliege ich morgen 700 Kilometer nach Stockholm zu einem Arzttermin, weil ich hier in Skellefteå keinen in akzeptabler Zeit bekomme. Eine verrückte Welt!

Ein Flug zum Ohrenarzt

Am Freitag musste ich früh aufstehen, denn um halb sieben startete das Flugzeug nach Stockholm, wo ich am Vormittag einen Termin bei einem Ohrenarzt habe. Wie es kommt, dass ich für einen Arztbesuch nach Stockholm fliege, kann man hier (Teil 1) und hier (Teil 2) nachlesen.

FrühstückVermutlich hat die Krankenzusatzversicherung keinen normalen Sitzplatz mehr für mich bekommen, immerhin hatte ich ja am Mittwoch erst mit ihr gesprochen. So kam ich in den Genuss von SAS Plus, welches bedeutet, dass ich in einer der vorderen Sitzreihen sitzen durfte (egal!) und ein Frühstück bekam (schon nett!). Eine gute Stunde später landeten wir bei dichtestem Nebel in Arlanda, eine weitere Stunde später verließ ich den Flugbus in Stockholm und lief gemütlich in Richtung Norden zum Sophiahemmet, Schwedens größtem privaten Krankenhaus. Dort hatte ich noch eine Stunde Zeit und wurde dann aufgerufen.

Nach einer viertel Stunde mit dem Facharzt war ich ein wenig klüger, vor allem aber um vieles erleichterter: Das Trommelfell ist in Ordnung, auch sonst hat der Arzt in Ohren, Hals und Nase nichts gefunden. Ich habe erfahren, dass Fliegen kein Problem ist und ich mir mit Nasenspray die Ohrenbeschwerden bei der Landung abmildern kann. Ich habe erfahren, dass Musik und Geräusch auch kein Problem ist, ich mich also nicht akut besonders schützen muss. Dann habe ich eine Cortisontherapie verschrieben bekommen, weil dies laut Ohrenarzt das Einzige ist, was man bei Tinnitus überhaupt machen kann. Sollte nach fünf Wochen keine Verbesserung aufgetreten sein, solle ich über die Versicherung einen telefonischen Termin mit dem Arzt vereinbaren, wo man schaut, was man machen kann. Zum Beispiel mit Magnetresonanztomographie sich das Ganze mal genauer anschauen. (Noch ein Flug nach Stockholm in diesem Falle?)

Dann hatte ich frei. Ich war kurz in unserem Büro in Stockholm (mitten in der Innenstadt, zentraler geht’s nicht!), habe mit einem Kollegen Mittag gegessen und bin den Rest des Tages herumgelaufen, denn der Rückflug von mir ging auf eigenen Wunsch erst um zwanzig nach neun. Doch an diesem Tag hatte ich keine Ruhe für Stockholm. Ich war müde und hatte weder Lust auf lange Fußmärsche, noch auf Shoppen oder ausgiebiges Fotografieren.


Ein paar Stockholmgedanken:

Deutscher LeckerbissenDas Mittagsbuffet beim Asiaten find ich richtig gut, da kommt in Skellefteå keines der Restaurants auch nur annähernd heran. Mein Kollege fand das Essen eher mittelprächtig. In Stockholm ist man wohl anderes gewöhnt.

Zufällig kam ich wieder beim deutschen Bäcker vorbei. Dieses Mal hatte er offen und ich habe mir eine leckere Mohnschnecke gekauft. Preis: Etwa 2 Euro 50. Ein Ökoroggenbrot lag bei 10 Euro, sah aber auch sehr lecker aus.

In Stockholm wartet man wohl minütlich auf einen arktischen Wintereinbruch. Was dort an dicken Daunenjacken und pelzbesetzten Winterparkas getragen wurde, hat mich ein bisschen verblüfft, denn wir hatten Temperaturen bis 16 °C und mir war selbst meine leichte Baumwolljacke zu warm.

Stockholm wirkte auf mich dieses Mal extrem mondän. So mancher gehaargelter Businessmann und so manche aufgebrezelte Modefrau kam mir entgegen. Bei den letzteren musste ich mir manchmal fast die Nase zuhalten, da sie oft von einer starken Parfümwolke umgebenen waren; da ist mir der Stockholmer Automief ja noch lieber. In den Einkaufsstraßen dann die entsprechenden Modefummelläden. Preise in der Auslage: Keine. Wer in so einen Laden geht, achtet vermutlich nicht groß aufs Geld.


Nickerchen auf Skeppsholmen in StockholmIrgendwann bin ich über die Brücke auf die Insel Skeppsholmen gegangen. Dort habe ich am Ufer eine große, lange Bank gefunden und eine viertel Stunde geschlafen. Es war windig und dort war ich über die Jacke doch froh. Danach war ich ein bisschen erholter, lief hier und dort umher, bis ich um sieben den Flugbus zurück zum Flughafen Arlanda genommen habe. Eine Stunde später war ich wieder in Skellefteå, wo mich 2 °C und dichter Sprühregen empfingen. Zumindest war es nicht glatt, denn ich habe noch Sommerreifen auf dem Auto und im Inland ist am gleichen Tag kräftig Schnee gefallen. Glück gehabt. Um elf war ich wieder von meinem Arztbesuch zu Hause.


Noch einige Bilder von Stockholm:

Goldener Elch über einem HauseingangBlick von der Brücke zu SkeppsholmenRiesenpfützeNybrovikenBlick vom StadshusCrokus-Statue beim Stadshuset

Releaseparty.

Wir – das heißt in diesem Fall Hello Future, mein Arbeitgeber – haben zusammen mit einer anderen Agentur den ersten Teil der neuen Webseite von Skellefteå Kraft entworfen, programmiert und online gestellt. Gestern hat Skellefteå Kraft unsere Teams zur Releaseparty ins Eishockeystadion eingeladen. Das Stadion heißt Skellefteå Kraft Arena, denn unser Gastgeber ist nicht nur eines der größten Unternehmen in der Region, sondern auch einer der Hauptsponsoren.

Um fünf sind wir die Treppen hoch zur obersten Etage gelaufen, denn dort sind die Logen der Sponsoren. Direkt der erste Raum in der Ecke war für uns in einer herrlichen Farbkombination gedeckt: Servietten in Gelb (AIK hat schwarz-gelb als Vereinsfarben) und Giveaways in knallviolett, der neuen Hauptfarbe von Skellefteå Kraft. Dann gibt es Abendessen – wie in über 95% solcher Fälle in Form eines Buffets. E. fragt, ob es ein Nachtischbuffet gibt (Die Frage hätte von mir kommen können!) aber dies verneint die Kellnerin, die uns mit Getränken versorgt. Vielleicht ganz gut, denn auch so hatte ich heute morgen fast ein Kilo mehr auf der Waage, woran die zwei Stück der gelben AIK-Küchlein vielleicht nicht ganz unschuldig sind …

Unsere Loge für den AbendAIK-Kuchen

Nebenan, durch die Glasscheibe gut zu überblicken, füllte sich langsam das große Eishockeystadion. Wir konnten noch in Ruhe sitzen bleiben und sind erst in letzter Minute aufgestanden, um zu unseren Logenplätzen zu gehen. Dann ging die erste Spielzeit los. Ich bin zu langsam für dieses Spiel. Wenn ich glaube, dass der Puck in der einen Ecke ist, rennen die Spieler wieder schon woanders hin und das 1:0 für Skellefteå habe ich komplett verpasst. Nun ja, ich werde nie ein richtiger Sportzuschauer werden.

In der „Heimecke“ saßen und standen die Hardcorefans, die, von einem Trommler unterstützt, minutenlang die gleichen Fangesänge verlauten liessen. Die klangen alle für mich so:

Nuschel, nuschel, nuschel A-I-Koooh! A-I-Koooh! A-I-Koo-oo-oh!

AIK-Fans

Meine schwedischen Kollegen haben auch nicht mehr verstanden. Nett war, dass wir in den beiden Pausen gemütlich wieder am Tisch sitzen, etwas trinken und Unsinn reden konnten, denn die meisten von uns haben mit Eishockey, welches doch so wichtig und zentral in Skellefteå ist, nicht viel am Hut.

Ganz oben im StadionSkellefteå AIK gegen Växjö Lakers

Nach zwei weiteren Toren hat Skellefteå AIK das Spiel gegen die Växjö Lakers 2:1 gewonnen und wenn das Spiel vorbei ist, dann gehen die Schweden gesittet nach Hause. Kein großes Gejubel mehr, nein, fünf Sekunden höflicher Applaus reichen aus und alle verlassen die Arena, auch um zu ihren Autos zu gelangen.

Tack, tack, tack, tack, tack …

Ich dachte, dass ich wohl Ewigkeiten brauchen würde, um das Gelände mit dem Auto zu verlassen, aber auch hier sind die Schweden sehr diszipliniert. Es gilt kugghjul – auf deutsch Zahnrad, das schwedische Wort für Reißverschlußverfahren – an allen Ausfahrten und Kreuzungen und das funktioniert richtig gut. So war ich doch einiges früher erwartet wieder zu Hause in Skelleftehamn.

Doch, so alle zwei, drei Jahre kann man sich so ein Spiel durchaus mal anschauen, vor allem, wenn man so gut und nett bewirtet wird und so schöne Plätze hoch oben hat. Tack för igår, Skellefteå Kraft, danke für gestern!

Meine große Spiegelreflexkamera habe ich zu Hause gelassen und alle Fotos mit dem iPhone gemacht.

Hello Future sucht einen „full-stack engineer“

Hallo, liebe Blogleser, heute schreibe ich mal aus beruflicher Perspektive.

Hello Future, mein Arbeitgeber, bei dem ich seit meinem Umzug nach Schweden arbeite, sucht einen Programmierer, der uns hier in Skellefteå unterstützt.

Vielleicht ist das für jemanden von Euch? Oder Ihr kennt jemanden?

Weitersagen ist ausdrücklich erlaubt!

Zur Stellenausschreibung (englisch).

Nordisches Entfernungsempfinden

In manchen Punkten werde ich immer nordschwedischer. Ein solcher Punkt ist mein Entfernungsempfinden. Sieben Meilen (also siebzig Kilometer), um bei Freunden vorbeizuschauen, dass finde ich nicht wirklich weit. Zehn Minuten zu Fuß in Skellefteå hingegen, das ist schon richtig was.

Das ist gewiss ein wenig übertrieben, dennoch war es interessant, was passiert ist, als ich heute ein Meeting bei Skellefteå Kraft hatte: Der Hinweg hat zehn Minuten gedauert, aber der Rückweg über eine Stunde.

Als das Meeting zu Ende war, bin ich erst nebenan in die Bibliothek gegangen, um ein Buch und passendes Hörbuch auszuleihen. Das ganze ist für den Schwedischunterricht, den ich nehme, um meine Aussprache zu verbessern. Dann zurück über die E4, die mitten durch die Stadt führt und wieder in die Fußgängerzone. An der Kreuzung liegen nasse und einfrierende Schneehaufen. Viel ist ja nicht gefallen, aber wenn man beim Straßenräumen das bisschen zusammenschiebt, kommt auch was zusammen.

Hörbücher von Torgny LindgrenSchneehaufen an der Kreuzung

Die Fußgängerzone hingegen ist schneefrei und trocken, denn die hat ja Fußbodenheizung. Dann noch mal kurz in den Teeladen, grüner Tee ist alle. Also, wenn man schon mal in der Nähe ist … (Ich arbeite 500 Meter weiter!) Den kleinen Flohmarkt der Schwedischen Missionskirche lasse ich aus, in das Schaufenster des kleinen Sportlädchens schaue ich nur kurz. Aber bei der Bank schaue ich rein, denn dort bin ich auch versichert. Ich will für meine Winterreise das Gepäck gegen Diebstahl versichern lassen, denn mit Kameraausrüstung, Pulka, Daunenparka, Winterschlafsack und so kommt da ganz schön was zusammen. Aber – wie ich schon vermutete – muss ich bei der Versicherung direkt anrufen, das ist zu speziell.

Weiter in Richtung Büro. Aber kurz vorher noch bei ICA rein, ein paar Lebensmittel für den Abend kaufen. Danach bin ich dann aber tatsächlich wieder ohne weiteren Zwischenstopp ins Büro gegangen. Ein bisschen doof kam ich mir vor, denn das Stadtzentrum ist so klein, dass ich jederzeit Besorgungen machen könnte. Aber ich tue es nicht, denn nach der Arbeit will ich lieber nach Hause ins beschauliche Skelleftehamn, als noch in der Stadt Besorgungen zu machen.

Um fünf bringt mich der Bus nach Hause. Auch er überquert die E4 und fährt an Skellefteå Kraft und der Bibliothek vorbei. Überall liegen Schneereste und der kurze Blick auf den Skihügel zeigt diesen sogar ganz in weiß. Nur der äußerste Teil von Skelleftehamn ist komplett schneefrei, denn hier ist es ein Grad wärmer, weil das Meer noch offen ist.

Skellefteå Kraft und Bibliothek