Mit den Skitouren zu den Inseln hat das dieses Jahr nicht geklappt, denn bis auf den höchsten Nordzipfel ist die Ostsee fast eisfrei. Aber wenn das Wasser schon offen ist, dann kann man ja vielleicht mit dem Kajak eine Runde drehen.
So dachte ich gestern und schaufelte den Schnee vor dem Garagentor weg (Mein Auto steht immer draußen). Dann bin ich in meine Garage eingebrochen, denn das Schloss war kaputtgegangen. Und heute habe ich das Kajak aus der Garage befreit, auf dem kleinen, kippeligen Bootswagen festgezurrt und mit einer Reepschnur an meinem Hüftgurt befestigt, der eigentlich zum Pulka ziehen gedacht ist. Dann hatte ich erst mal bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein einen halbstündigen Fußweg mit Kajak im Schlepptau zur Lotsenstation, denn dort kann man vom Eis aus das Kajak gut ins Wasser setzen.
Auf dem schneebedeckten Eis am Ufer lässt sich das Kajak am Besten wie ein Schlitten hinterherziehen, die Räder des Bootswagens bleiben stecken. Bald stand das Kajak an der Eiskante. Dort habe ich Handy, Kleidung, Kamera und mich selbst wasserdicht verpackt, bevor ich das Kajak ins Wasser gesetzt habe.
Es war herrlich, wieder auf dem Wasser zu sein. Natürlich war ich der einzige Verrückte, der am dritten März Kajak fährt und so war ich bis auf eine Möwe hoch oben am Himmel und einem Skooterfahrer weit weg an Land alleine unterwegs. Mit strammem Kajakpaddeln hatte das Ganze aber wenig gemeinsam. Zum einen habe ich als untrainierter Schreibtischarbeiter nicht gerade viel Armmuskulatur, zum anderen ist das Paddeln in dem steifen Neoprenanzug noch einmal ein bisschen anstrengender. Und warm wird einem in dem Ding! Aber es ist selbst bei dem ruhigem Wetter ein beruhigendes Gefühl, dass man, sollte man tatsächlich kentern, problemlos einige Stunden im Null Grad kalten Wasser aushalten kann und es warm und trocken hat.
Zuerst bin ich in Richtung Klubben – so heißt eine der Inseln – gepaddelt. Einige kleine Eisschollen trieben im Wasser und ab und zu machte es Rumms!, dann hatte ich wieder ein dickes durchsichtiges Stück Eis übersehen. Aus einem Haus auf der Nachbarinsel Bredskär stieg Rauch auf, dorthin kommt man wohl noch mit dem Skooter.
An einer großen Eisscholle habe ich kurz angehalten. Ich hätte mich vermutlich mühelos darauf stellen können, denn das Eis war mindestens 30 cm dick.
Da das Wetter ruhig war und fast kein Wind wehte, bin ich dann nach Süden abgebogen und zu der Insel Gåsören gepaddelt. Links lag das offene Meer, rechts hatte man Blick auf die Halbinsel Rönnskär. Auf Gåsören war ich noch nie und auch heute habe ich die Insel nicht betreten. Aber ich bin einmal herumgefahren und habe endlich mal den Leuchtturm von Nahem gesehen. Auf der dem offenen Meer zugewandten Ostseite war es ein bisschen welliger, aber die Wellen waren so lang, dass es auch für einen Kajakanfänger wie mich kein Problem dargestellt hat. Nur vom Ufer habe ich mich dort ein bisschen ferngehalten. Aber kaum war ich um die Südspitze herum, war das Wasser um einiges ruhiger. Mit einem gemütlichen Mix aus Paddeln und Treiben lassen habe ich dann wieder den Rückweg angetreten.
Es war überraschend leicht, wieder an Land zu kommen. Ich sah mich schon im Wasser stehen und das Kajak den halben Meter aufs Eis heben, aber ich konnte mich sowohl gut festhalten, als auch von Land aus das Kajak leicht wieder aus dem Wasser heben. Ich bin dann aber doch noch zu einem langen Bad gekommen, und das ging so:
Schon auf dem Rückweg hatte ich mich gefragt, wo eigentlich mein iPhone abgeblieben ist. Und als ich wieder an Land war, habe ich auch nach zweimaligem Komplettdurchforsten des Kajaks das Handy nicht gefunden. Ich wusste nur, dass ich es auf dem Eis wasserdicht verpackt hatte. In der Lotsenstation wurde es auch nicht abgegeben. Also habe ich mich wieder in den Trockenanzug geworfen und bin die ganze Uferlinie abgeschritten und -geschwommen. Nun weiß ich zwar, dass unter dem Eis flache aber weitausladende Hohlräume und ganze Eislabyrinthe sind, aber das Handy habe ich nicht gefunden. Lag es am Ufer und wurde gestohlen, ist es in einem Eislabyrinth, ist es versunken oder treibt es gerade nach Finnland – ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall war das extrem doof, zumal das Handy noch nicht einmal mir, sondern Hello Future, meinem Arbeitsgeber gehört.
Jonas und Leif von Hello Future blieben allerdings extrem gelassen, als ich ihnen leicht zerknirscht mein Missgeschick gebeichtet habe. „Dann kaufen wir am Montag eben ein neues“. „So etwas passiert“. Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ein Handy verbummele und dafür ein neueres Modell bekomme. Nebenbei bemerkt mit einer besseren Kamera …