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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Heute = warm

Am ersten März ist für die Meteorologen Frühlingsanfang. Das wusste auch das Wetter und hat uns einen außergewöhnlich warmen Tag mit leichten Regenschauern beschert. In Skelleftehamn waren es gut acht Grad, in der Stadt wohl noch etwas wärmer und dieses Wetter hat die wunderbare, weiße Schneelandschaft in ein schmutziges Etwas verwandelt. Wasser tropft auf rutschige Eisflächen und matschig-weicher Schnee grenzt an riesige Pfützenlandschaften voll mit trübem Wasser. Und alles bekommt dieses spezielle Braun, das man sonst nur erhält, wenn eine ganze Schulklasse ihre Tuschpinsel in dem gleichen kleinen Glas Wasser auswäscht.

Von vielen Dächern ist der Schnee heruntergerutscht. Ich habe das gestern mitbekommen: Ein Geräusch ließ mich aufspringen und ich konnte mit ansehen, wie der gesamte Schnee vom Dach des Nachbarhauses ins Rutschen kam und unter mittelgroßem Getöse einen meterhohen Schneewall aufschüttete. So funktioniert also eine Nassschneelawine. Da möchte ich nicht drunterstehen, denn der Schnee ist klatschnass und sackschwer.

In der Stadt wird jetzt so manches Hausdach vom Eis befreit. Denn auf manchem schlecht isolierten Dach liegt eine bis zu zwanzig Zentimeter dicke Eisschicht, und wenn einem die aus dem vierten Stock auf dem Kopf knallt, dann gute Nacht.

Versteht mich nicht falsch, auch wenn ich Winterfan bin, so mag ich den Frühling. Aber nicht am ersten März, wenn übermorgen die Temperaturen wieder in den deutlichen Frostbereich fallen sollen.

Eröffnung der Kajaksaison

Mit den Skitouren zu den Inseln hat das dieses Jahr nicht geklappt, denn bis auf den höchsten Nordzipfel ist die Ostsee fast eisfrei. Aber wenn das Wasser schon offen ist, dann kann man ja vielleicht mit dem Kajak eine Runde drehen.

So dachte ich gestern und schaufelte den Schnee vor dem Garagentor weg (Mein Auto steht immer draußen). Dann bin ich in meine Garage eingebrochen, denn das Schloss war kaputtgegangen. Und heute habe ich das Kajak aus der Garage befreit, auf dem kleinen, kippeligen Bootswagen festgezurrt und mit einer Reepschnur an meinem Hüftgurt befestigt, der eigentlich zum Pulka ziehen gedacht ist. Dann hatte ich erst mal bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein einen halbstündigen Fußweg mit Kajak im Schlepptau zur Lotsenstation, denn dort kann man vom Eis aus das Kajak gut ins Wasser setzen.

Auf dem schneebedeckten Eis am Ufer lässt sich das Kajak am Besten wie ein Schlitten hinterherziehen, die Räder des Bootswagens bleiben stecken. Bald stand das Kajak an der Eiskante. Dort habe ich Handy, Kleidung, Kamera und mich selbst wasserdicht verpackt, bevor ich das Kajak ins Wasser gesetzt habe.

Es war herrlich, wieder auf dem Wasser zu sein. Natürlich war ich der einzige Verrückte, der am dritten März Kajak fährt und so war ich bis auf eine Möwe hoch oben am Himmel und einem Skooterfahrer weit weg an Land alleine unterwegs. Mit strammem Kajakpaddeln hatte das Ganze aber wenig gemeinsam. Zum einen habe ich als untrainierter Schreibtischarbeiter nicht gerade viel Armmuskulatur, zum anderen ist das Paddeln in dem steifen Neoprenanzug noch einmal ein bisschen anstrengender. Und warm wird einem in dem Ding! Aber es ist selbst bei dem ruhigem Wetter ein beruhigendes Gefühl, dass man, sollte man tatsächlich kentern, problemlos einige Stunden im Null Grad kalten Wasser aushalten kann und es warm und trocken hat.

Zuerst bin ich in Richtung Klubben – so heißt eine der Inseln – gepaddelt. Einige kleine Eisschollen trieben im Wasser und ab und zu machte es Rumms!, dann hatte ich wieder ein dickes durchsichtiges Stück Eis übersehen. Aus einem Haus auf der Nachbarinsel Bredskär stieg Rauch auf, dorthin kommt man wohl noch mit dem Skooter.

An einer großen Eisscholle habe ich kurz angehalten. Ich hätte mich vermutlich mühelos darauf stellen können, denn das Eis war mindestens 30 cm dick.

Da das Wetter ruhig war und fast kein Wind wehte, bin ich dann nach Süden abgebogen und zu der Insel Gåsören gepaddelt. Links lag das offene Meer, rechts hatte man Blick auf die Halbinsel Rönnskär. Auf Gåsören war ich noch nie und auch heute habe ich die Insel nicht betreten. Aber ich bin einmal herumgefahren und habe endlich mal den Leuchtturm von Nahem gesehen. Auf der dem offenen Meer zugewandten Ostseite war es ein bisschen welliger, aber die Wellen waren so lang, dass es auch für einen Kajakanfänger wie mich kein Problem dargestellt hat. Nur vom Ufer habe ich mich dort ein bisschen ferngehalten. Aber kaum war ich um die Südspitze herum, war das Wasser um einiges ruhiger. Mit einem gemütlichen Mix aus Paddeln und Treiben lassen habe ich dann wieder den Rückweg angetreten.

Es war überraschend leicht, wieder an Land zu kommen. Ich sah mich schon im Wasser stehen und das Kajak den halben Meter aufs Eis heben, aber ich konnte mich sowohl gut festhalten, als auch von Land aus das Kajak leicht wieder aus dem Wasser heben. Ich bin dann aber doch noch zu einem langen Bad gekommen, und das ging so:


Schon auf dem Rückweg hatte ich mich gefragt, wo eigentlich mein iPhone abgeblieben ist. Und als ich wieder an Land war, habe ich auch nach zweimaligem Komplettdurchforsten des Kajaks das Handy nicht gefunden. Ich wusste nur, dass ich es auf dem Eis wasserdicht verpackt hatte. In der Lotsenstation wurde es auch nicht abgegeben. Also habe ich mich wieder in den Trockenanzug geworfen und bin die ganze Uferlinie abgeschritten und -geschwommen. Nun weiß ich zwar, dass unter dem Eis flache aber weitausladende Hohlräume und ganze Eislabyrinthe sind, aber das Handy habe ich nicht gefunden. Lag es am Ufer und wurde gestohlen, ist es in einem Eislabyrinth, ist es versunken oder treibt es gerade nach Finnland – ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall war das extrem doof, zumal das Handy noch nicht einmal mir, sondern Hello Future, meinem Arbeitsgeber gehört.

Jonas und Leif von Hello Future blieben allerdings extrem gelassen, als ich ihnen leicht zerknirscht mein Missgeschick gebeichtet habe. „Dann kaufen wir am Montag eben ein neues“. „So etwas passiert“. Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ein Handy verbummele und dafür ein neueres Modell bekomme. Nebenbei bemerkt mit einer besseren Kamera …

Nachthimmel

Mitten in der Nacht ist es und ich kann nicht schlafen. Also schaue ich raus. Die Temperatur ist auf -12 °C gefallen und am klaren Nachthimmel tanzen fahle Polarlichter. Im Gegensatz zu den klaren, hellen und auch fotogenen Polarlichtern, die ich vor drei Wochen in Gällivare mit ansehen konnte, leuchtet dieses Mal ein mäßig heller Bogen konstant am Nordhimmel. Darüber huschen helle, blasse Flecken hin und her, als würden sie sich gegenseitig jagen. Manchmal flackert ein Stück Himmel hell auf um im nächsten Sekundenbruchteil wieder zu verschwinden.

Aber auch ohne Polarlicht hat der Winterhimmel viel zu bieten. Venus und Jupiter sind zwar schon untergegangen und der halbe Mond steht auch schon tief. Dafür leuchten Mars und Saturn am Südhimmel. Und zwei Mal zog deutlich ein Satellit seine Bahn durch den Sternenhimmel. Es ist ein schönes Gefühl, dass man diesen Sternenhimmel mit der ganzen Welt teilt und ganz andere Menschen an ganz anderen Orten vielleicht auch gerade die gleichen Planeten betrachten wie man selbst.

Und noch etwas sieht man, wenn man am März so spät in den Himmel schaut: Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Altair im Adler. Und diese drei hellen Sterne nennt man auch das Sommerdreieck. Ein weiteres Zeichen dafür, dass der tiefste Winter vorbei ist. Die Schweden nennen diese Zeit „Vårvintern“, den Frühlingswinter.

Ekelwetter

Auf dem Weg vom Winter in den Frühling kann man entweder herrlichen blauen Himmel haben und eine Sonne, die den weißen Schnee bescheint und den Körper wärmt. Wie letzten Samstag zum Beispiel.

Oder man kann einen dicken grauen Wolkenbrei über sich haben, aus dem bei einem Grad Plus öder Sprühregen auf einen fällt und der böige Wind einen frösteln lässt.

So ein Tag war heute. Die Busscheiben sind mit unzähligen kleinen Matschspritzern bedeckt und auf den Straßen liegt ein Gemisch aus buckeligem Eis, flachen Pfützen und Kies.

Nun hoffe ich, dass zwei Vorhersagen für den Abend stimmen:

  • Wolkenfreier Himmel, zumindest für zwei Stunden
  • Aktive Nordlichter

Denn die Polarlichtvorhersage aus Alaska sagt für heute „Extreme+“ voraus, und so eine hohe Stufe habe ich noch nie erlebt. Ich bin gespannt …

Die beiden Fotos oben habe ich mit meinem neuen iPhone gemacht und dafür, wie klein das Teil ist, macht sich die Kamera wirklich gut.

Mondnacht

Die eine Vorhersage hat gestimmt: Zwei Stunden nahezu klaren Himmel hatten wir heute Abend. Bloß vom Nordlicht war fast nichts zu sehen. Dafür, dass uns gerade der größte „Sonnensturm“ seit Jahren treffen soll, ein bisschen enttäuschend. Na gut, Warten ist langweilig, also habe ich ein bisschen den Mond fotografiert. Und ich komme früh ins Bett, denn jetzt hat sich alles zugezogen.

Schneeschuhtour

Heute habe ich das schöne Wetter genutzt, um meine nächsten Nachbarn zu besuchen. Also habe ich meinen Rucksack gepackt, die Schneeschuhe untergeschnallt, und los gings.

Der Wald sieht jetzt trotz des Schnees schon ein bisschen nach Frühling aus. Um manche Baumstämme herum ist der Schnee schon weggetaut und man sieht den nadelbedeckten Waldboden. An anderen Stellen steht man aber manchmal trotz der Schneeschuhe bis zu den Knien im Schnee, vor allem wenn man nicht auf den Skooterspuren läuft.

Ich war bald an dem kleinen Bootshafen, der Tjuvkistan heißt. Das heißt auf deutsch Diebessarg und klingt sehr nach alten Seeräubergeschichten. Während man links und rechts schon offenes Meer sehen konnte, lag geradeaus zwischen Bootshafen und der Insel Bredskär noch dickes Eis, so dass man gefahrlos zur Insel herüberlaufen konnte. Am rechten Horizont sah man auch die Insel Gåsören mit ihrem Leuchtturm, die ich letzten Samstag mit dem Kajak umrundet habe.

Die Sonne wärmte nicht nur, sondern tauchte alles auf dem weißen und dem blanken Eis in gleißend helles Licht. Gut, dass ich meine Sonnenbrille dabei hatte. Bald war ich am Ufer der Insel Bredskär, wo meine Nachbarn mich zur Fika eingeladen haben – Kaffee und Kanelbullar.

Nun sollte ich vielleicht die Einleitung ein bisschen zurecht rücken: Natürlich brauche ich normalerweise keine Schneeschuhe, um meine Nachbarn zu besuchen, denn sie wohnen in der gleichen Straße direkt nebenan. Dieses Wochenende waren sie aber mit dem Schneeskooter zu ihrer Stuga – dem Freizeithaus – gefahren und dort habe ich sie besucht.

Nach der Fika habe ich dann die Insel Bredskär und die verbundene Nachbarinsel Norrskär auf dem Land umrundet und an der Eiskante habe ich mich über die bis dahin eher überflüssigen Schneeschuhe sehr gefreut, denn vor allem auf den zu blanken Eis gefrorenen Eisformationen hatte man mit den Harscheisen guten Halt. Ohne hätte ich dort kaum laufen können.

Dort, an der Uferkante, stoßen zwei Welten aufeinander: Auf der einen Seite das klare, blaue Meer, welches schon nach Frühling aussieht und die Vorfreude auf den schwedischen Sommer erhöht.

Auf der anderen Seite die zerfurchte Eiskante, die einem klar zeigt, dass der schwedische Winter noch nicht vorbei ist.

Gerade als ich umkehren wollte, bewölkte sich der Himmel und es briste auf. Ich bin noch gemütlich zurück gelaufen, und eine halbe Stunde, nachdem ich angekommen bin, kam ein ziemlich nasser Schneeschauer herunter.

Fazit: Eine schöne Vierstundenrunde mit vielen Eindrücken und Fika. Danke an Lena und Staffan für die Einladung zur Fika!

Schlitterpartie

Seit längerer Zeit benötige ich zu Fuß doppelt so viel Zeit zur Bushaltestelle wie gewöhnlich. Es ist einfach nur sauglatt. In Deutschland wären vermutlich die Schulen seit Wochen wegen Glatteis geschlossen oder große Kipplader würden tonnenweise Salz abladen.

Hier wartet die Kommune einfach mal ab – sind ja nur Nebenstraßen. Irgendwo da draußen in Skelleftehamn.

Die Sámi haben über 100 Worte für Schnee; ich hingegen beginne einen großen Wortschatz für vereiste Straßenbeläge zu entwickeln. Da gibt es zum Beispiel:

ochjag Milchiges Eis mit glatter Oberfläche recht glatt, oft große Flächen
såfanns Eis mit losem Rollsplit obenauf recht gut begehbar
attnär Eis mit halb festgefrorenem Rollsplit sehr rutschfest, aber selten
vaddu Eis mit eingeschmolzenem Rollsplit häufig anzutreffen, glatt
salotta Buckeliges glattes Eis schwer begehbar
domser Eisschicht mit tiefen Löchern trocken, wassergefüllt oder vibara
vibara Dünnes Eis mit tiefer Wasserpfütze darunter nur mit Gummistiefeln
dåsa Tiefe Reifenspuren im gefrorenen Schneematsch Stoßdämpferkiller
föratt Nasses, blankes Eis sehr glatt!
honfår Nasses, glattes Eis am Hang fast unpassierbar

Zugegeben, die Namen sind alle erfunden*, aber alle Straßenbeläge bis auf honfår habe ich gestern und heute selber erlebt.

Vor allem das tiefe dåsa in unserer Straße ließ mich noch heute morgen wünschen, einen Jeep oder Monstertruck gekauft zu haben, aber – oh Überrraschung – heute Abend war unsere Straße freigefräst. Also hat die Kommune doch beschlossen, die Wege wieder begehbar zu machen, eh Mitte Mai ist. Allerdings habe ich gerade vom Nachbarn gehört, dass er und ein anderer Nachbar die Kommune angerufen haben, damit die Wege freigeräumt werden.


* Ich habe ein Buch genommen, eine Seite aufgeschlagen und das zweite und dritte Wort zusammengeklebt. Wenn es zu lang war, habe ich eine neue Seite aufgeschlagen. Die von Euch, die Schwedisch können, bekommen jetzt ein schwieriges Rätsel zu lösen: Welches schwedische Buch habe ich verwendet?

Mittelnordsüdschweden

Während für die Südschweden Lappland direkt nördlich von Uppsala anfängt, gibt es Tage, an denen mir Skelleftehamn noch nicht weit genug nördlich ist. Das ist vor allem der Fall, wenn es schönes Polarlicht gibt, denn oft ist es einige hundert Kilometer weiter nördlich klar, hell und deutlich, während es hier oft recht diffus ist.

Dann stehe ich mit Kamera und Stativ draußen, denn man weiß ja nie, ob es in den nächsten zehn Sekunden plötzlich strahlend hell wird oder noch eine Stunde leise vor sich hinflackert und dann verschwindet.

So stand ich heute auch bei Storgrundet und habe das Polarlicht angeschaut, welches den halben Himmel ausfüllte, aber recht blass war. Aber egal, ein Foto gibt’s trotzdem.

P.S.: Wenn man bei ISO 800 und offener Blende 30 Sekunden belichtet, sehen die Polarlichter oft spektakulärer als in Wirklichkeit aus und man muss sich entscheiden, ob man den übertriebenen Kontrast und die starke Sättigung beibehält oder doch abschwächt. Dann ist das Bild der Wirklichkeit näher, aber natürlich nicht mehr so spektakulär.

Und das machen die Photoshop-Korrekturen Auto-Farbton und Auto-Kontrast aus dem Bild. Kleiner Tipp: Den Auto-Farbton ein bisschen ins Bild mit einmischen, um die nicht-grünen Bestandteile der Aurora zu rekonstruieren.

Ruhiges Wochenende

Wenn es wie jetzt am Wochenende draußen sonnig und schön ist, so hat man die Wahl: (1) Über das Eis zur Insel Bredskär laufen – (2) mit dem Kajak auf der Ostsee paddeln – (3) Im Wald Skilaufen – (4) an der noch vereisten Küste entlang kraxeln. Ich habe dieses Wochenende (5) gewählt und war intensiv mit Faulsein beschäftigt.

Gestern habe ich vormittags im Wintergarten, den die Märzsonne auf 20 °C geheizt hat, gesessen und ausgiebig gefrühstückt. Dann habe ich draußen auf der schneegeräumten Holzterrasse gesessen und nach langer Zeit mal wieder „Kalle Anka“ (Donald Duck) gelesen. Danach habe ich einen Spaziergang an der Küste gemacht und gesehen, wie der auffrischende Wind wieder Eisschollen auf die offene See getrieben hat. Auf dem einen großen Kieshaufen hält sich noch hartnäckig Schnee unter dem „Gipfel“ und spielt Gletscher.

Heute habe ich bei Nachbarn im Schnee im Garten gesessen und wir haben über offenem Feuer Würstchen gegrillt und die Sonne genossen – überhaupt sitzt jetzt so mancher mit geschlossenen Augen auf seiner Terrasse und tankt Licht und Wärme.

Der Weg zu meinem Haus ist größtenteils blankes Eis und jeden Tag haue ich einen Teil des Eises mit der Axt weg. Dabei trage ich eine Skibrille, weil man jede Menge Eis ins Gesicht bekommt. Also ein bisschen produktiv war ich doch. Mal so kurz zwischendurch.

Aber das meiste Eis ist schon weg. Und irgendwann werden auch das Eis und die großen, halb gefrorenen Pfützen von der Straße verschwunden sein und ich kann mich für (6) entscheiden. Eine Fahrradtour in den Frühling.


Für Fotointeressierte. Die beiden Aufnahmen oben habe ich mit dem neuen iPhone gemacht: Vorteil: es ist leicht, klein und immer dabei. Nachteil: sobald ein Bild kontrastreich ist (so zum Beispiel der dunkle Kieshaufen vor dem hellen Himmel), so muss man viel mehr tricksen, um ein halbwegs akzeptables Photo zu erhalten. Bei diesem Bild sieht man ganz gut, wie flau der aufgehellte Kies wirkt und wie das Blau des Himmels auf der rechten Seite ins Cyan übersteuert. Bei solchen harten Kontrasten stößt die iPhone-Kamera ganz schnell an ihre Grenzen.

Ideal wäre dort eine kleine, kompakte Kamera mit gutem Sensor und RAW-Format. Aber dazu ist mir momentan das Geld zu schade. Wer noch eine Fujifilm X10 oder X100 übrig hat, der darf sie mir gerne schicken …

Superblume!

Vor meinem Haus wächst das stärkste Stiefmütterchen der Welt. Sozusagen die Pippi Langstrumpf unter den Blumen. Bis weit in den kalten November hinein hat das Stiefmütterchen geblüht und heute – ich traute meinen Augen kaum – öffnet es die erste Knospe. Bei Temperaturen um Null Grad, umgeben von Kies und Eis.

Eine wahre Superblume!

Genug Tageslicht hat die Blume jetzt auf jeden Fall. Denn während die offizielle Tag- und Nachtgleiche eigentlich erst morgen ist, war hier die Sonne heute schon 12 Stunden und 12 Minuten über dem Horizont. Da hier die Dämmerung doppelt so lange dauert wie in (Süd-)Deutschland, liegen wir jetzt wieder vorne mit dem Tageslicht – für ein langes, halbes Jahr.


An dieser Stelle verlinke ich noch einmal den Artikel Hell und Dunkel, wo ich die Tageslängen im Jahresverlauf für Skellefteå und München zeige und man die Unterschiede gut sehen kann.

Zwei Fotografen. Ein Selbstinterview

Olaf I:
Heute Abend möchte ich gerne Olaf S und Olaf P interviewen, die Fotos für das Blog Nordwärts machen. Guten Abend.
Olaf S:
Hallo.
Olaf P:
Guten Abend.
Olaf I:
Manche Leser fragen, was Ihr für eine Kamera verwendet und was für Zubehör.
Olaf P:
Ich verwende eine Nikon D300s und mein Meistens-Drauf-Objektiv ist ein Sigma 18-50mm/ƒ2.8. Ein Tokina 12-14mm/ƒ4.0 und ein Tamron 90mm Makro/ƒ2.8 kommen auch oft zum Einsatz. Meistens habe ich ein Stativ dabei, weil nur dann …
Olaf S:
Als ob die Kamera wichtig wäre. Wenn ich nur mein iPhone dabei habe, dann mache ich halt damit Bilder.
Olaf P:
… die sehen dann auch dementsprechend aus.
Olaf S:
Für spezielle Situationen mag das stimmen, aber oft reicht die Handykamera aus.
Olaf P:
Spätestens beim Polarlicht hat man doch mit dem iPhone keine Chance. Und mit der Nikonkamera benutze ich das RAW-Format und kann so in Lightroom noch viele Unzulänglichkeiten korrigieren. Schließlich ist Fotografie ein Handwerk, welches man …
Olaf S:
So ein Quatsch! Fotografie ist Kunst! Optische Kunst. Das Auge, das Motiv, der Moment, das ist was zählt und nicht der optimale Weißabgleich.
Olaf P:
Ich knipse nicht einfach drauf los. Bevor ich ein Foto mache, schaue ich, wo ich am Besten stehe, welches Objektiv ich nehme, wo die Sonne steht, welchen Bildausschnitt ich wähle und …
Olaf S:
Schön und gut. Aber als der ganze Himmel über Skellefteå rosa war, da hatte ich halt keinen Rucksack voller Equipment bei mir. Und das Handyfoto zeigt auch schön die Stimmung.
Olaf I:
Vielleicht kommen wir zu …
Olaf P:
Spätestens bei Landschaftsaufnahmen möchte ich die Systemkamera nicht missen, selbst wenn die Fotos bis jetzt nur auf dem Blog gezeigt werden.
Olaf S:
… und denen ein wenig Spontanität mal ganz gut tun würde. Einfach mal aus der Hüfte schießen, mit geschlossenen Augen, mit schiefer Kamera!
Olaf P:
Damit ich zu Hause den ganzen Schrott wieder löschen darf. Ich danke!
Olaf S:
Gelöscht wird doch so oder so jede Menge. Wie viele Male drückst Du auf den Auslöser, wie viele Fotos behältst Du und wie viele sind wirklich gut?
Olaf P:
Es stimmt schon. Auf jedes halbwegs gute Foto kommen zwanzig akzeptable, auf jedes akzeptable kommen fünf schlechte, die sofort gelöscht werden. Von daher ist Fotografie eigentlich ein Wohnzimmerjob.
Olaf I:
Wenn ich vielleicht …
Olaf S:
… moment bitte. Wohnzimmer schön und gut. Aber die Fotos selbst entstehen draußen. Und mich trifft halb der Schlag, wenn Du mit der teuren Kamera ohne Schutz mit Wathose bekleidet im hüfttiefen Wasser auf irgendwelchen glatten Steinen herumbalancierst. Wie wäre es vielleicht mal mit ner kleinen, wasserdichten?
Olaf P:
Die kostet aber Geld. Und lichtstark ist die auch nicht. Und RAW kann die auch nicht.
Olaf S:
Du bist und bleibst ein Perfektionist.
Olaf P:
Und Du ein spontaner Chaot.
Olaf S:
Den Du aber kaum zu Worte kommen lässt. Lieber schleppst Du Dich mit der Ausrüstung ab. Meine Güte, wer bitte schön nimmt fünf Kilo Kamerazeugs mit auf eine Zelttour ins norwegische Fjäll!?
Olaf P:
Ich. Und mit manchen Fotos bin ich ziemlich zufrieden. Und die Rentiere wären auf der Handyknipse nur kleine Pünktchen gewesen
Olaf S:
Stimmt schon, aber …
Olaf I:
Danke, jetzt möchte ich aber mal wieder etwas sagen. Was, denkt Ihr, ist noch wichtig beim Fotografieren
Olaf S:
Die Story. Was will ich zeigen, was möchte ich erzählen. Gerade in Verbindung mit einem Blogartikel ist es nicht die dreihundertste Landschaftsaufnahme, sondern vielleicht mal der Blick durch das dreckige Busfenster, was interessant ist.
Olaf P:
Die Perspektive. Vor allem die Froschperspektive verleiht den Fotos oft etwas besonderes und gleichzeitig kann ein Stein dazu dienen, etwas zu verdecken, was man nicht im Bild haben möchte.
Olaf S:
Wenn man wie Olaf P fotografiert, Klamotten, die nass und dreckig werden dürfen. Und eine wasserdichte Hülle, in der man die Kamera transportieren kann.
Olaf P:
Ich habe eine von Ortlieb, die allerdings nur zum Transport gedacht ist
Olaf S:
… und ich warte auf meine wasserdichte Hülle, mit der man auch unter Wasser fotografieren kann, denn das letzte iPhone ist mitsamt Hülle bei der letzten Kajaktour leider verschütt gegangen.
Olaf I:
Ich höre, es gibt viel zu erzählen und manches zu disputieren. Ich denke, wir setzen dieses Gespräch ein andermal fort. Vielen Dank.
Olaf P:
Es war mir ein Vergnügen.
Olaf S:
Gerne. Bis zum nächsten Mal.

Wer schön länger das Blog verfolgt, weiß, dass die meisten Bilder hier von Olaf P stammen. Aber Olaf S sollte in Zukunft hier mit seinen Ideen vermehrt zu Wort kommen und so einen hoffentlich spannenden Kontrast zu den Landschaftsaufnahmen von Olaf P bilden.

Was denkt Ihr? Was ist Euch wichtig, wenn Ihr ein Foto seht? Was ist Euch wichtig, wenn Ihr ein Foto macht? Bei welchen Aussagen findet Ihr Euch wieder? Wo nicht? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

Neuschnee zur Sommerzeit

Pünktlich zur Zeitumstellung haben Wolken 7 cm Neuschnee über Skelleftehamn abgeladen und aus dem trübgrauen Einerlei wurde wieder eine weiße Winterlandschaft.

Mir ist das hiesige Wetter aber relativ egal, da ich gleich erst nach Solberget und morgen weiter nach Kiruna fahre. Die Vorhersagen sehen momentan mäßig aus, aber gerade in der Nähe des Fjälls kann sich das schnell ändern.

Nach Kiruna

Ich sitze gerade inspiriert und auch ein wenig erschöpft in einem kleinen Apartment in Kiruna. Heute war TEDx Kiruna und ich habe acht sehr unterschiedliche und sehr inspirierende Vorträge gehört. Aber dazu später mehr. Drehen wir die Uhr zwei Tage zurück.

Teil 1 – Die Anreise

Am späten Sonntag Vormittag bin ich mit wie üblich voll gepacktem Auto in Richtung Norden losgefahren. Die geplante Route für den Tag: Skelleftehamn – Piteå – Älvsbyn – Vidsel – Harads – Vuollerim – Murjek – Solberget.

In Vidsel bin ich erst am Abzweig Harads vorbei gefahren, um einen Zwischenhalt am Storforsen, den größten Stromschnellen Skandinaviens, zu machen. Das sah trotz des extrem trüben Wetters sehr beeindruckend aus, da muss ich unbedingt mal bei schönem Wetter zum Fotografieren hin.

Dann bin ich weitergefahren. Vor allem die Strecke von Vidsel nach Harads war erlebnisreich: Da ist mir nach 30 Kilometern doch tatsächlich ein Auto entgegengekommen! Kurz vor Murjek wurde es dann ein bisschen langsamer, da die Straße voller Rentiere stand. In Murjek selbst habe ich Bekannte besucht, die sich damals, als ich im Februar 2012 von Murjek aus einen Job gesucht und ja auch gefunden habe, um mich gekümmert haben. Nach einem gemütlichen Plausch habe ich dann auf den Weg nach Solberget gemacht.

Nach einer Nacht im Bauwagen – da schlafe ich immer hervorragend – habe ich noch gefrühstückt und eines von Dirks zahmen Rens (Ob ich wohl Flechten dabei habe?) und einen Fuchs fotografiert. Der Fuchs kommt jeden Tag, hat sich aber an diesem Tag nicht sehr weit vorgetraut.

Bald habe ich mich bald auf den Weg gemacht, denn die Wettervorhersage sagte ziemliches Mistwetter voraus. Und die Fahrt über Gällivare nach Kiruna war auch alles andere als spaßig: Die meiste Zeit hat es geregnet, geschneeregnet, gepladdert und geschneeregenpladdert. Das Wasser hat sich in den tiefen Spurrillen der alten Straße gesammelt und jedes Mal, wenn einem ein Auto, gerne auch mal ein Laster entgegen kam, musste man sich irgendwie an die Seite drücken, während man eine Fuhre Dreckwasser auf die Windschutzscheibe geschmissen bekam. Ich war froh, als ich gestern in Kiruna angekommen bin und habe mich erst einmal ausgeruht.

Teil 2 – der Dinner Event zur TEDxKiruna

Um halb fünf bin ich gemütlich zum Turistbyrå gelaufen, wo die Taxis uns abholen sollten. Uns, das waren wir alle, die das Dinner Event am Vorabend der TEDx-Konferenz mitgebucht haben. Da stand ich nun. Wer nicht kam, waren die anderen. Und ein Taxi war auch nicht da. Bald stellte sich heraus, dass ich der einzige war, der überhaupt ein Taxi bestellt hatte. Das kam dann auch später und hat mich dann zum Eishotel nach Jukkasjärvi gebracht, wo der Treffpunkt zum Dinner Event war. Dort habe ich dankend darauf verzichtet, mir dort einen Winteroverall auszuleihen, denn wir hatten immer noch leichte Plusgrade.

Wenig später stellte sich dann heraus, dass nur zwölf Personen überhaupt an dem Dinner teilgenommen haben: Einige Organisatoren und sechs der acht Redner. Und ich! Wir sind die Straße zur alten Kirche Jukkasjärvis gelaufen, um dort einen Samen zu treffen, der uns erst einmal Rentiere hat füttern lassen. Die waren vielleicht heiß auf die Flechten.

Dann sind wir in das große Zelt gegangen, in dem ein großes Feuer brannte und haben ein hervorragendes samisches Dreigängemenu genossen, während ich unter anderem mit einem Testpiloten, einem Künstler und einem Astronauten über dieses und jenes geplaudert habe. Schade, dass das Dinner nur kurz war und man nicht die Gelegenheit hatte, sich ein bisschen besser kennenzulernen. Aber auf der anderen Seite war ich auch froh, als ich früh zu Hause war und ich bin kurz nach zehn ins Bett gefallen.

TEDx Kiruna

TED (Technology, Entertainment, Design) ist eine Konferenz, die jährlich in Monterey stattfindet. TEDx ist ein Konzept, ähnliche Konferenzen selbst zu organisieren. Gestern, am 27. März fand so ein TEDx in Kiruna statt. Das Hauptthema auf dieser TEDxKiruna war Raumfahrt. Das ist kein Wunder, denn in Kiruna gibt es das Raumgymnasium, das Instituts für Raumphysik und ganz in der Nähe ist Esrange, ein Raketenstartplatz, an dem man auch bald als Privatperson ins All starten kann, wenn man gerade zweihunderttausend US-Dollar übrig hat.

Und so war es kein Wunder, dass fünf von den acht Rednern entweder selbst schon im All waren (Michael E. Lopez-Alegria hält den Weltrekord mit dem längsten Aufenthalt: 215 Tage!), planen, ins All zu fliegen oder auf eine andere Art mit dem Weltall verknüpft sind.

Bei der Betrachtung der Bilder von Erdaufgängen, Timelapse-Videos von Polarlichtern aus dem All (Wow!) und Fotos von riesigen internationalen Raumstationen, die schon längst existieren, änderten sich die Dimensionen der Wahrnehmung. Plötzlich waren wir alle Erdbürger und Michael, der Astronaut, sagte so schön: „From space, you can’t see the political borders.“.

Ein anderes Wort tauchte in fast jedem der auf englisch gehaltenen Vorträge auf: „passion“. Und es schien wirklich, dass Leidenschaft der Schlüssel vieler Geschichten war: Der Farmerjunge, der trotz mangelnder Schulbildung Testpilot wurde. Der Fotograf, dessen zweiter jemals bestiegener Berg der fast 7000 Meter hohe Aconcagua in Südamerika war oder die Abenteurerin, die die Lower 48 (USA ohne Alaska und Hawaii) komplett mit Fahrrad und Kajak umrundet hat, obwohl viele sagten, das sei unmöglich.

Ich habe mich aber auch über die Moderatorin gefreut, die den vielen erzählten Geschichten ein weiteres Stichwort hinzugefügt hat: „Teamwork“. Denn kaum eines der vorgestellten Projekte hätte der Vortragende alleine durchführen können.

Nach acht Vorträgen, war es für mich Zeit, meine Perspektive zurückzustellen: Weltall > Erde > Nordeuropa > Kiruna. Ich habe den Tag sehr genossen und fand die Vorträge sehr inspirierend, ohne dass sie jetzt direkt mein Leben ändern würden. Aber ich bin jemand, der Änderung mag und auch braucht und wer weiß, welcher Floh mir gestern ins Ohr gesetzt wurde, von dem ich noch gar nichts weiß.

Ach ja, hat jemand von Euch zufällig zweihunderttausend Dollar für mich übrig?

Kiruna – Licht und Schatten

Nach dem die TEDxKiruna vorbei war und ich sicher wieder auf der Erde gelandet war, brauchte ich erst einmal Bewegung. Ich bin in Richtung Stadt gelaufen, habe wie wohl alle Touristen die alte Holzkirche fotografiert und im Zentrum wie wohl alle Touristen auch das Backsteinrathaus mit seinem markanten Turm fotografiert. Auch wenn ich das Stadtbild von Kiruna nicht gerade schön finde, so sah das in der untergehenden Sonne doch hübsch aus.

Eigentlich wollte ich früh ins Bett gehen, aber bei schönem Polarlicht macht man dann doch gerne eine Ausnahme. Und es hat sich gelohnt, auch wenn die Fotos dieses Erlebnis wie immer nur unzulänglich wiedergeben.


Heute, am Tag danach, bin ich nicht aus dem Bett gekommen. Teils, weil ich doch ein bisschen erkältet bin, teils, weil draußen alles grau war, wenn es zum Glück auch nicht geregnet hat. Irgendwann habe ich mich dann aber doch aufgerafft und bin durch die Stadt gebummelt.

Vielleicht ist Kiruna als Bergbaustadt zu neu, um Entstehungslegenden zu haben. Hier ist meine:

Ein einjähriges Kind hat auf hügeligem Gelände einen großen Sack mit Häusern aller Art ausgeschüttet. Sein dreijähriger Bruder hat dann alle Häuser an Ort und Stelle hingestellt. Dann kam die Kommune und hat die Zwischenräume mit Straßennamen bedacht.

Mir erscheint die ganze Stadt als sinnloses Chaos von verschiedenen Häusern, die sich gegenseitig im Wege stehen zu scheinen und nur dann zusammenpassen, wenn sie sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der modernen Architektur, den Quader reduziert haben. Farbe versucht vergeblich, dem ganzen ein bisschen Alltagsästhetik überzustülpen und die wenigen roten Klischee-Holzhäuser wirken deplaziert und verloren.

Auf der anderen Seite: Das Stadtzentrum Kirunas wird ohnehin bald fünf Kilometer nach Osten verlegt werden, da die Schächte und Stollen, die bei der Eisenerzförderung entstehen, sich dem alten Zentrum immer weiter nähern und die Gefahr von Einbrüchen zu hoch wird. Das muss ein seltsames Gefühl sein, in einer Stadt zu wohnen, die umzieht. Die Bahnlinie wird jetzt schon verlegt.

Ihr merkt, wenn das Wetter doof ist und ich erkältet, dann kommen Städte wie beispielsweise Kiruna nicht sonderlich gut weg bei mir. Was ich hier allerdings verlockend finde, sind die vielen Wegweiser: Nikkaluokta, das am Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens liegt, ist nicht mehr weit. Abisko, Ausgangspunkt für viele Streckenwanderungen, zum Beispiel auf dem Kungsleden, ebenfalls nicht. Und auch die norwegische Hafenstadt Narvik ist keine 200 Kilometer mehr entfernt.

Und man muss nur ein paar Kilometer aus der Stadt herausfahren und schon hat man den Blick auf weite schneebedeckte Moorflächen und weiße Bergrücken, die zu langen Skitouren einladen. Da die Wettervorhersage aber eher mäßig ist, werde ich vermutlich morgen wieder nach Hause fahren. Denn da ist es auch schön!

P.S.: Ich finde die meisten Städte in Nordskandinavien nicht wirklich schön. Die einzige Ausnahme ist Tromsø, welches mir extrem gut gefällt. Bevor ich nach Skellefteå kam, war ich drauf und dran, mich auf einen Job in Tromsø zu bewerben. Doch während ich noch das Anschreiben formulierte, habe ich den Plan verworfen, denn mein Bauch meinte, dass zwei Monate Polarnacht jedes Jahr vielleicht doch ein bisschen zu lange sind.

Eiszapfen

Eigentlich wollte ich heute nur faul sein. So richtig faul! Hat aber nicht ganz geklappt, denn das Wetter war einfach zu schön und ich habe einen Spaziergang zum Meer gemacht. Und der wurde dann doch ein bisschen länger als geplant. Das meiste Eis ist ja weg, aber durch das Schmelzen und wieder frieren – immerhin hatten wir unter -10 °C heute morgen – hängen unter der schmalen verbliebenen Eiskante tausende kleine Eiszapfen. Die ganze Küstenlinie entlang.

Jetzt sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man das Eis betritt. An den meisten Stellen würde man beim Einbrechen nur bis zu den Knien im Wasser stehen, aber viele, die eine Hütte am Meer haben, haben auch einen Bootsanleger. Und dort ist der Grund ausgebaggert und das Wasser wesentlich tiefer. Da möchte ich dann nicht durchs Eis brechen.