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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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München – von oben schön

München – von oben schön. Vorne Park und Hügel, am Horizont die Alpen. Dazwischen der Puls der Stadt. Autos höre ich, auch Vögel. Jogger laufen vorbei. Ein Hubschrauber. Pärchen streiten sich, umarmen sich. Fahrradfahrer. Das Knirschen von Joggingschuh auf Kies. Die Sirene eines Krankenwagens. Der Jubel von Fussballspielern. Ich bin von Menschen umgeben. Vielen Menschen. Zu vielen Menschen?

Vor drei Jahren habe ich meine Münchner Wohnung aufgelöst. Nun sitze ich auf dem Hügel des Luitpoldparkes im Schneidersitz im Gras. Ameisen krabbeln auf mir herum. Ich frage mich, wie es wäre, wieder in München zu leben. Nein, ich plane nicht, ich frage mich nur, wie es wohl wäre.

Der Hubschrauber startet wieder. ADAC. Ein Unfall. In der Stadt ist viel und es passiert viel. Gutes und Schlechtes. In einem Rhythmus, der mir zu schnell geworden ist und mich ein wenig atemlos zurücklässt.

Am Horizont, vor den blaublassen Bergketten, die Frauenkirche, zwischen Kirchenmacht und bayrischer Gemütlichkeit und drückender Macht der katholischen Kirche, halb verdeckt von einem Hochhausfeld in weißgrau. Dort leben die Menschen. Viele Menschen.

Mein linkes Bein sitzt auf dem Stuhl „Altes Zuhause“, mein rechtes auf dem Stuhl „Staunender Außenseiter“, der sich fragt, wie es wohl wäre, in München zu leben.

Mir gefällt es, hier zu sitzen und die Menschen wandern um mich herum. Dort unten dröhnt der Verkehr, saust die geschäft’ge Welt. Quellwolken hängen über den Alpen. Dahinter liegt Italien.

Ich schaue gerne weit, von Berg und über Meer. Über mir der Himmel, der weite Himmel. Sonne, Wolke, Sterne.

Dort hinten ist ein Heißluftluftschiff gestartet, der Jogger neben mir macht Dehnübungen. Eine Ameise wandert innen das Hosenbein hoch.

Ein Luftschiff zwischen den Türmen der Sankt-Paul-Kirche

Ich hätte es schwer, mich wieder an die Enge der Großstadt zu gewöhnen. Aus dem Handy des Mädels hinter mir tönt Teeniepop. Klack – aus. Hat sie meine Gedanken gehört? Das Luftschiff steuert westwärts. Der Pilot schwebt über dem Voralpenland. Über der Stadt schwebend zu leben, zu wohnen, zu schlafen, das könnte ich mir vorstellen. In der Stadt hingegen klingt für mich wie unter der Stadt zu eng, das würde nicht gut sein.

Das Luftschiff fährt jetzt nordwärts. In einer Woche werde ich ihm gleichtun und wieder nordwärts reisen. Nach Hause.

Ich werde meine Münchner Freunde vermissen. Auch die Berge, die Kultur. Aber ich wäre auch gerne manchmal in Amsterdam, in New York, auf einer Hallig im Herbststurm. Man kann nicht überall sein. Zumindest nicht gleichzeitig. Das ist eine der kleinen Enttäuschungen des Lebens.

In einer Woche werde ich wieder in Skelleftehamn sein und es wird gut sein. Ich werde dort gewiss noch so manches Jahr verbringen. Aber irgendwann, irgendwann, wird mich vielleicht eine Stadt rufen und ich werde gehen. Nordwärts, südwärts, ostwärts, westwärts?

Vorwärts.

Durchblick auf München

1. Juli 2013, 20:01

Nachtrag: Das Bild mit der „drückenden Macht der katholischen Kirche“ ist mir zu stark und dramatisch. Aber ich möchte den Text, der auf dem Hügel spontan entstanden ist, nicht mehr nachträglich ändern.

Ein Tag in den Bergen

Schön ist es in der Natur, herrlich in den Bergen und wirklich toll, wenn man nicht alleine unterwegs ist.

Als klar wurde, dass ich eine Woche in Deutschland sein würde, haben Sonya und ich uns gleich den Sonntag reserviert, um in die Berge zu fahren. Sonya hat den Seebergkopf herausgesucht, einen Gipfel, der mit 1538 Metern und 750 Höhenmetern auch gut zu machen ist, wenn man – wie ich – lange nicht mehr in den Bergen unterwegs war. Außerdem lässt sich der Berg auch mit der Bahn gut zu erreichen und man ist schon nach wenigen Minuten aus der kleinen Stadt heraus mitten in der Natur.

Ich mag die eher karge schwedische Natur und fühle mich in Nordschweden sehr wohl. Aber von der Natur auf unserer Wanderung war ich völlig begeistert. Ob es die großen, mächtigen Buchen sind, die vielen Wildblumen am Wegesrand, die bunten Schmetterlinge, oder aber die Ausblicke auf andere Gipfel, manche baumbewachsen, manche blanker Fels mit dem Gipfel in den Wolken, manche schneebedeckt, ich konnte mich kaum sattsehen. Gut, dass Sonya auch gerne fotografiert, so hatte ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich wieder und wieder stehen blieb, um Kleines und Großes digital abzulichten. Den Anfang machte diese Weinbergschnecke, die unseren Wanderweg kreuzte.

Eine Weinbergschnecke kreuzt unseren Weg

Der Weg wand sich im Zickzack den Wald hinauf. Ein Stückchen nach links, ein Stückchen nach rechts, ein Stückchen nach links, ein Stückchen nach rechts. Bald bekam ich Durst und – wie im Märchen – eine Minute fanden wir eine Quelle, wo wir unseren Durst löschen konnten. Die Wasserflaschen blieben im Rucksack.

Die „Sankt Josephs Deliciusquelle“

Weiter führte der Weg, immer höher, bis sich der Wald lichtete und der Weg über lichte Almwiesen führte.

Weg durch den HangwaldWeg über die Bergalm

Und dort standen weißbraun gefleckte Kühe, schauten uns neugierig an und hatten überhaupt nichts dagegen, in Ruhe von uns fotografiert zu werden. Wie professionelle Models schauten sie in die Kamera.

Kuhbild IKuhbild II

Der Weg führte immer höher und schließlich über einen Sattel zum Gipfel. Überraschend war, dass wir den Gipfel für uns alleine hatten. Lag es am wolkigen Wetter oder daran, dass wir so spät losgekommen sind, es war auf jeden Fall etwas Besonderes und lange saßen wir oben und schauten talwärts. Das mag aber auch an den Unmengen von guten Essen liegen, die wir in unseren Rucksäcken hochgeschleppt haben.

Reichliche BrotzeitBlick auf Bayrisch Zell

Zu einem Gipfel gehört natürlich auch ein Gipfelfoto, welches Sonya gemacht hat:

Unser Gipfelfoto (Foto: Sonya)

Doch nach einer Stunde wurde uns langsam kalt, man sollte in den Bergen auch im Sommer immer Handschuhe dabei haben, und nach noch ein paar Fotos machten wir uns an den Abstieg. An der zutraulichen Schafsherde mussten wir natürlich noch eine Pause machen.

Schafsblicke

Irgendwann waren wir wieder im Tal und der Himmel klarte auf. Ich: „Sonne! Sollen wir noch mal hoch?“ Wir beide: „Och, nö!“. Der nächste Halt war das Hotel Alpenrose, wo wir sehr leckeren Kaiserschmarrn gegessen und einen kleinen Aperol Sprizz getrunken haben.

Aperol SprizzLeckerer Kaiserschmarrn!

Dann ging es nach Hause und sogar ein paar Heißlüfter habe ich Ballonfan in der Ferne erspähen können.

  • Alpen: Check!
  • Kaiserschmarrn: Check!
  • Ballone: Check!
  • Kleine Zugfahrten: Check!

Und sonst? Schöne Graffitis gab’s zu sehen: In München eher modern, in Bayrisch Zell ein wenig traditioneller.

Graffiti in MünchenGraffiti in Bayrisch Zell

Einen besonderen Fund habe ich noch gemacht. Als kleines Kind, mit vier oder fünf, fand ich Insekten ganz toll. Und unseren kleinen Kosmos-Insektenführer konnte ich fast auswendig. Darin gab es auch den „Gebänderten Pinselkäfer“, einen Käfer, der mich schon des Namens wegen begeistert hat. Den Käfer, den ich gestern auf der Margarite gesehen habe, hatte ich stark im Verdacht, zu dieser Spezies zu gehören und richtig! – danke Internet – es ist tatsächlich ein Gebänderter Pinselkäfer!

Ein Gebänderter Pinselkäfer

Nachtrag (11. Juli)

Sonya hat in ihrem Blog auch über diese Tour berichtet:
soschyontour.de/wanderung-auf-den-seebergkopf-1-538m

Ein letzter Tag in Deutschland – Hamburg von oben

Nach einer herrlichen Woche in München, Bayrischzell, Augsburg, Olching, Wiesenbach und Lobenfeld bin ich jetzt zu einem letzten Zwischenstopp in Hamburg angekommen. Das ist ja schon mal die richtige Richtung nach Schweden, von Süddeutschland aus gesehen.

Morgen um 6:50 (!) startet das Flugzeug nach Stockholm, von wo aus ich nach fünf Stunden Aufenthalt weiter nach Skellefteå fliegen werde. Heute Abend habe ich das in die Luft gehen schon einmal geübt, und zwar mit dem Highflyer, einem Fesselballon. Von da aus hat man eine herrliche Aussicht über Hamburg, wenn auch nur für eine Viertelstunde. Dann wird der Ballon, der an einem dicken Drahtseil mit der Erde verbunden ist, wieder eingeholt.

Der Highflyer landet geradeAusblick über Hamburg

Ausblick über Hamburg

Ich als echter Freiballonfan schaue zwar ein bisschen überheblich auf Fesselballone herab; zu schön ist es, im Ballonkorb eines Freiballons stehend mit dem Wind über die Landschaft zu schweben. Aber für elf Euro Happy Hour (Normalpreis 15 Euro) würde ich mich auch wieder in den ringförmigen Ballonkorb stellen und auf Hamburg hinabschauen, schon alleine, weil es eine wirklich schöne Stadt ist. Aber ich freue mich auch wieder auf zu Hause.

Ein Fesselballon ist über ein Seil mit der Erde verbunden, ein Freiballon hingegen fährt frei mit dem gleichen Tempo wie der Wind durch die Luft.

Blumenpracht

Wer glaubt, dass in Nordschweden die Natur karg und langweilig ist, der irrt. Alleine die vielen Blumen, die zur Zeit hier in voller Blüte stehen, betupfen jede Wiese und jeden Wegrand mit gelber, blauer und violetter Farbe. Zwei Arten haben es mir diese Woche angetan. Zum einen die Glockenblumen mit ihren großen, weißen Blüten, die sich zu Hause auf meiner Kiesausfahrt angesiedelt haben, zum anderen die leuchtend orangen Feuerlilien, die ich gestern auf einer Wiese im Inland entdeckt habe, keine zwanzig Meter von dem Platz entfernt, wo ich zusammen mit Freunden Elch gegrillt habe.

Weiße GlockenblumenWeiße GlockenblumeFeuerlilienFeuerlilie

Jetzt sitze ich hier und bin ein bisschen faul. Zu recht, finde ich. Denn erstens habe ich Ferien und zweitens bin ich morgen und übermorgen auch schon bei Freunden eingeladen. Danach, wohl am Sonntag, starte ich dann eine große Autotour nach Norwegen, aber das ist ja noch mehrere Tage hin …

Im Meer der Himmelsfarben

Oh, Ihr lieben Blogleser! Ich kann es einfach nicht in Worte fassen, wie es ist, am späten Abend mit dem Kajak durch das stille Meer zu schweben und alle Farben des Himmels spiegeln sich in der samtig-glatten Oberfläche. Wunderwunderschön! Ich habe sogar versucht, zu dichten …

Im Licht der tiefen Spätabendsonne nahm ich die Wellen nicht mehr als ein Auf und Ab wahr, sondern nur noch als ein Spiel von den reflektierten Farben des Himmels. Als ich das Kielwasser eines kleinen Bootes geschnitten habe, sah ich keine Heckwellen auf mich zukommen, sondern leuchtende Streifen in allen Farbtönungen des Sonnenuntergangshimmels.

Tourstart

Himmelsfarben

Gegen neun habe ich am kleinen Strand von Storgrundet mein Boot ins Wasser gelassen und bin an der Außenseite der Inseln Storgrundet und Brottören entlang gepaddelt. Hinter mir leuchtete gelborange die Sonne. Auf der Insel Norrskärsgrundet habe ich trotz Protest der Möwen und Seeschwalben kurz gehalten und mir eine Jacke angezogen, im T-Shirt war es doch zu kalt. Danach bin ich um die Inseln Norrskär und Bredskär herumgefahren und den kleinen Kanal zwischen Vorrgrundet und Festland entlang gepaddelt. Dort habe ich den Seeschwalben bei der Jagd nach Insekten zugeschaut. Von dort war es nicht mehr weit nach Storgrundet, wo ich gegen halb zwölf ankam. Wie immer habe ich das Kajak auf dem kleinen Wägelchen festgeschnallt und habe es nach Hause gezogen. Schnell habe ich die Kapuze aufgesetzt, nicht nur, weil es recht frisch war, sondern auch, um den Mücken nicht zu viel Appetit zu machen. Das ist das Schöne auf dem Meer, das ist im Grunde mückenfrei.

WassertropfenKurz vor Sonnenuntergang

Das war bis jetzt meine schönste Kajaktour hier in Skelleftehamn. Und irgendwann werde ich auch mal die Nacht hindurchpaddeln – von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.

Kågnäsudden

Eine Fahrradtour hat mich heute wieder an die Stelle gebracht, an der ich im Winter schon zwei Mal gewesen bin, einmal im Januar mit dem Auto und einmal im März mit Skiern. Mit dem Fahrrad sind das nur 12 Kilometer, aber teilweise recht kruckelige Waldpfade. Die Landzunge heißt Kågnäsudden, zu deutsch sozusagen „Die Kåge-Landzungen-Halbinsel“ (Kåge ist ein Städtchen in der Nähe.)

Dort bin ich auf den Felsen herumge„klettert“ und habe mich über die schöne Landschaft gefreut, die ein wenig rauher aussieht als sonst in der Umgebung, denn dort sind die manche Felsen recht schroff und verwittert.

Wasserlache mit Ostseeblick

Windgebeugte KieferSchroffe Landzunge

Ein Grasbüschel wächst auf den schroffen Felsen – mein Lieblingsbild von heute

Hier muss ich unbedingt noch einmal hin, wenn das Wetter schöner ist und das Licht wärmer. So viele schöne Motive und gar nicht so weit weg von zu Hause. Herrlich! Als ich mit dem Fahrrad zurückgefahren bin, habe ich noch einmal halt gemacht, um diese Schnepfe (?) zu fotografieren, die hier einbeinig auf einem Felsen stand und mich skeptisch beäugte.

Eine Schnepfe steht auf einem Bein

Das ist für zwei Wochen mein letztes Bild von meiner Umgebung, denn Morgen packe ich das Auto und fahre eine große Runde, die mich erst an die schwedisch-finnisch Grenze und das Dreiländereck führt und dann weiter auf die Lofoten und Vesterålen. Das wird eine schöne Kombination von herrliche Landschaft anschauen und Freunde besuchen. Bloß die lange Autofahrt macht alleine nicht so viel Spaß, aber ich lasse mir auf der langen Hinfahrt schön viel Zeit.

Meine siebenhundertsiebenundsiebzig Sachen

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

Ich mag mein Auto. Vor allem mag ich den Kofferraum meines Autos. Allerdings nicht, wenn er leer ist. Kofferräume sind zum Füllen da! Mit allem, was man braucht, vielleicht braucht, wahrscheinlich nicht braucht und was man definitiv nicht braucht, aber trotzdem mitnimmt.

Meine Packliste ist so gut wie abgehakt und es fehlen nur noch Dinge wie Proviant und das Laptop, an dem ich gerade noch sitze. Und meine Wohnecke, in der ich alles, was mit soll gestapelt habe, sieht zur Zeit etwa so aus:

Meine siebenhundertsiebenundsoweiter Sachen

Dabei sind neben den üblichen Dingen wie T-Shirts, Zahncreme oder Regenjacke so schöne Dinge wie unter anderem:

  • Eine Plastiktüte mit Müsli, Mitbringsel für eine Freundin
  • Eine Schwimmweste, falls ich irgendwo Boot mitfahre und keine Schwimmweste da ist
  • Eine riesige rote Reisetasche mit warmer und wasserdichter Kleidung
  • Ein reisefreudiges Kleines Gelbes Monster
  • Ein Holzkasten mit Filtern zum Fotografieren
  • Ein Zelt, ein Schlafsack, eine Isomatte
  • Sandalen, Wanderstiefel, Gummistiefel
  • Eine Wathose – zum Fotografieren und Muscheln sammeln
  • Bücher (vom Insektenführer bis hin zu „Sommerlügen“ von Bernhard Schlink)
  • Ein Biwaksack und ein Erste-Hilfe-Set
  • Ein Autoatlas, in dem auch Finnland und Norwegen drin sind
  • Drei Liter Wein (mehr erlaubt der norwegische Zoll nicht)

Ich glaube, ich bekomme mein Auto voll. Nach der Reise werde ich genaustens untersuchen, was ich nicht gebraucht habe. Diese Erkenntnisse werde ich dann bei der nächsten Autoreise komplett ignorieren und wieder alles mitnehmen.

Skelleftehamn—Skibotn: Autoreise mit Tücken und Mücken

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

Gestern um halb eins bin ich gestartet, mit vollem Tank und vollem Kofferraum. Von der ersten Etappe gibt es nicht viel zu berichten: Die E4 bis Haparanda, das sind 260 Kilometer Strecke machen, um in Gang zu kommen. Innerhin sind es 1172 Kilometer bis Kabelvåg auf meiner gewählten Route.

Erster Halt: Kukkola

Stromschnellen im Torne älv, eine alte Wassermühle, Wohnwagen, Eis, blauer Himmel. Touristisch, aber schön.

Ein alter Steg – nur für Fischer (und Fotografen?)

Kleines BlockhüttchenHolzgetriebe in der alten Wassermühle

Zweiter Halt: Hietaniemi

Hüben Schweden, drüben Finnland, dazwischen der breite Torne älv. Ein Pärchen lässt Steine springen. Von Övertorneå bis Pello werde ich auch auf der finnischen Seite fahren.

Eine internationale Fähre fürs ViehBlick über den Torneälven

Letzter Halt des Tages: Kaunisjoki Rastplats, 20 km nördlich von Pajala

Alles ist klar für die Nacht: Ich habe noch einmal voll getankt und werde langsam müde. Viertel vor zehn sehe ich einen leeren Rastplatz mit Grillhütte. Einmal durchfegen und fertig ist mein Übernachtungsdomizil. Ich breite Isomatte, Schlafsack und Kopfkissen aus und hole als nächstes eine Jacke und die Wathose aus dem Kofferraum. Ich möchte die schönen Hütten im späten Abendlicht vom Nahen fotografieren, aber der Untergrund sieht sehr nass aus. Ich mache den Kofferraum zu und kurze Zeit später höre ich

* klack *

Sch****, denke ich! Und meine Befürchtungen bewahrheiten sich: Leicht übermüdet habe ich den Autoschlüssel im Kofferraum abgelegt. Da liegt er schön sichtbar. Vorne war das Auto schon abgeschlossen, der Kofferraum schließt automatisch und der Ersatzschlüssel ist im Kamerarucksack, denn den nehme ich immer als erstes raus. Außer dieses Mal, da liegt der Rucksack auf dem Beifahrersitz!

Da stehe ich nun: Zehn Uhr Abends, mitten in der Pampa an der leeren Straße 99. Und mein Auto lässt mich nicht rein.


Wie ging es weiter:

  • Ich habe mein Handy und Empfang. Ich rufe einen Freund in Delmenhorst an, der mir Mut macht: Pappendienst kann so was.
  • Ich rufe die Versicherung an
  • Die hört sich meine Panne an und lacht mich nicht aus, wie schön
  • Ein paar Minuten später ruft mich ein Pannendienst aus Övertorneå an
  • Er wird kommen, um mir zu helfen, braucht aber anderthalb Stunden, bis er da ist
  • Ich warte, mache ein paar iPhonephotos, habe Durst und sehe dem Sonnenuntergang zu
  • Gut geschätzt: Anderthalb Stunden später ist der Pannendienst da
  • Keine zwei Minuten braucht er, um die Fahrertür mit Keil und Luftdruck aufzuhebeln …
  • … und mit einem Haken die Fahrertür zu entriegeln
  • Ich bin so erleichtert, ich sah mich schon mit großen Steinen wahllos Autoscheiben zerdeppern
  • Der Pannendienst bekommt meine Unterschrift und macht sich auf den Rückweg: Wieder 130 Kilometer

So viel zu den Tücken einer Autoreise. Die Mücken kamen etwas später, sie umsummten mich freudig die ganze Nacht, als ich in der Grillhütte übernachtet habe.

Resumé: Eigentlich ist das Ganze gut gelaufen: Ich hatte Handy und Empfang. Ich hatte sogar Schlafsack und Isomatte. Es hat nicht geregnet, es gab keinen Schneesturm. Der Pannendienst war schnell da. Und – Luxus! – ich hatte eine Hütte vor Ort, was will man mehr.

(Mäkel-Olaf: Was will man mehr: die Kamera und Stativ! Es war so tolles Licht!)
(Ein anderer Olaf: Haha, das sagst Du nur, weil im Fotorucksack der Ersatzschlüssel gewesen wäre. Depp!)
(Mäkel-Olaf: Selber Depp!)

Hier noch ein paar Bilder von der Nacht:

Rosa Wölkchen (Bravo, iPhone!)

Mitternachthimmel über der Straße 99Bäumchen im nächtlichen Nebel

Und vom Morgen:

Meine Übernachtungshütte – eigentlich zum Grillen gedacht


Noch ein paar Bilder von heute. Stichworte: Rentiere – Bootsfahrt – Dreiländereck – Weite Sumpfflächen – Moltebeeren – Regen – Skibotn – Gletscherblick – Zimmer mit Dusche und WLAN.

Ein Rentier kommt mir entgegenKaresuando: Links Finnland, rechts SchwedenMeine ersten Moltebeeren (Mjam!)Ziel für heute erreicht: Das norwegische Skibotn

Von der Bootsfahrt und dem Dreiländereck (Treriksröset) schreibe ich später einmal. Vielleicht …

Fotonotizen: Das Display vom MacBook Pro ist nicht zu dolle. Je nachdem, aus welchem Winkel man schaut, ändern sich Farben und Kontrast. Daher werden einige Fotos mehr oder weniger daneben sein. Überrascht hat mich das iPhone mit seinem Rosa-Wolken-Bild. Ich habe in Photoshop noch minimalst nachbearbeitet, aber das Original ist schon überraschend gut.

Grundsatzentscheidung

Ich habe eben gerade eine Grundsatzentscheidung gefällt:

Ich werde keine Blogartikel mehr schreiben und hier veröffentlichen, so lange ich auf Reisen bin!

Zum einen kostet so ein Blogartikel mit Bildbearbeitung leicht einige Stunden Zeit. Zeit am Rechner. Zeit, die ich auf Reisen mit anderen Dingen verbringen möchte.

Zum anderen möchte ich das Erleben und das Davon-Berichten besser voneinander trennen. Wenn ich – wie gestern und heute – im Auto durch die schönen Landschaften Schwedens, Finnlands und Norwegens fahre, will ich primär erleben. Sehen. Staunen. Mich freuen.

Und dann ab und zu Fotos machen.

Und dann zu Hause gerne davon erzählen. Auch Euch!

Aber eben erst, wenn ich wieder zu Hause bin.

Ich wünsche Euch noch zwei wunderschöne Juliwochen, Anfang August geht es hier weiter.

/Olaf

Kleiner Tipp am Rande: Einen letzten „Auf-Reisen-Live-Artikel“ habe ich eben noch geschrieben, hier im norwegischen Skibotn: Skelleftehamn—Skibotn: Autoreise mit Tücken und Mücken.

264.3

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

264.3, das zeigte mein Kilometerzähler an, als ich heute das Auto nach vierzehn Tagen und einigen Stunden Reise wieder auf meiner Einfahrt abstellte. Das ist allerdings ein bisschen untertrieben, denn in Wirklichkeit bin ich 2264,3 Kilometer gefahren:

Skelleftehamn (S) – Haparanda – Övertorneå – Pello (FIN) – Pajala (S) – Karesuando – Kilpisjärvi (FIN) – Skibotn (N) – Gryllefjord – ⚓ – Andenes – Kabelvåg – Fiskebøl – ⚓ – Melbu – Haukenes/Stokmarknes – Riksgränsen (S) – Gällivare – Solberget – Vuottas – Råneå – Skelleftehamn. Die mit ⚓ markierten Strecken sind Fähren.

Das war eine richtig schöne Tour, auch wenn ich froh bin, wieder zu Hause zu sein, denn lange Autofahrten alleine liegen mir nicht so. Vor allem in Norwegen finde ich das Auto fahren nicht leicht.

Autofahren in Norwegen

Kennt Ihr die Schilder 105 Doppelkurve und 120 Verengte Fahrbahn? Diese Schilder gibt es in Norwegen zu Hauf, bevorzugt wenn man bebautes Gebiet verlässt und wieder 80 fahren darf. Ich muss immer lachen, wenn ich die Schilder sehe, denn ich finde, dass in Norwegen fast alle Straßen eng und kurvenreich sind und man die beiden Schilder eigentlich nur einmal an der schwedisch-norwegischen Grenze aufstellen müsste.

Oft schaffe ich es aber gar nicht, 80 zu fahren, denn ich kenne die Strecke nicht. Und selbst wenn ich 80 fahre, habe ich meistens eine Schlange norwegischer Autos hinter mir an der Stoßstange kleben. Sie wollen alle schneller fahren, obwohl auch kleine Geschwindigkeitsübertretungen in Norwegen sehr teuer sind, denn da ist man schnell 500 Euro oder mehr los! Lustigerweise nutzen die Norweger oft keine geraden Strecken, um mich zu überholen, sondern die seltsamsten und meiner Meinung nach gemeingefährlichen Kurvenabschnitte. Im Straßenverkehr scheinen mir die Norweger wesentlich ungeduldiger als die Schweden zu sein – aber – gehupt wird auch hier nicht.

Autofahren in Schweden

Im schwedischen Inland sind es meistens die Rentiere, die den Verkehr bremsen. Ich habe irgendwann aufgehört, die Rentiere auf der Straße zu zählen, aber vier Typen von Rentieren im Straßenverkehr ausgemacht:

  • 1. „Waldflüchter“ – Die Rentiere springen direkt seitlich in den Wald. Sehr praktisch
  • 2. „Blockade“ – Die Rentiere stehen auf der Straße und glotzen. Erst wenn man sie fast mit der Stoßstange berührt, gehen sie leicht widerwillig zur Seite
  • 3. „Marathon“ – Die Rentiere galoppieren lange Strecken auf der Straße vor einem her und lassen einen weder links noch rechts vorbei, ehe sie schließlich seitlich in den Wald springen
  • 4. „ABC-Schütze“ – Die Rentiere laufen einem im Gänsemarsch auf der linken Straßenseite entgegen und laufen gesittet weiter. Vorbildlich, aber selten

Auch wenn mir die Autostrecken manchmal lang geworden sind, hat es doch Spaß gemacht, die vielfältigen Eindrücke der Fahrt in sich aufzunehmen und zu erleben: Die tiefen Nadelwälder, die klaren blauen Seen, die weiten gelbgrünbraunen Moore, die runden Hügel, das kahle schwedische Fjäll, die kleinen Bäche und die großen Ströme, die verschneiten und vergletscherten norwegischen Berge, die sich tief ins Land einschneidenden Fjorde. Die Kiesufer, die weißen Sandstrände mit türkisblauem Wasser, die losen Birkenwäldchen, die Wiesen und Weiden, die kleinen Tümpel. Die großen Brücken, die schönen Uferstraßen, die kleinen weißen Kirchen, die roten Fischerhütten, die kleinen Boote, die großen Schiffe. Nur die Tunnel find ich doof: Sehr eng, düster und langweilig. Aber speziell auf den Lofoten geht es nicht ohne sie.


Die nächsten Tage werde ich Artikel über die Lofoten und über die Vesterålen schreiben. Heute zeige ich nur zwei Fotos von Solberget, wo ich – wie so oft – Zwischenstopp gemacht habe, um Dirk und Silke sowie Jochen zu besuchen. Eines habe ich gemacht, als Jochen die Rentiere gefüttert hat, das andere hat Jochen gemacht, als der riesige Hund Odin sich von mir streicheln und kraulen ließ. Danke, Jochen, für das schöne Foto!

Abendliche RentierfütterungOdin und ich (Foto: Jochen)

… und noch ein Foto, welches ich jedes Mal machen möchte, wenn ich die schöne alte Hütte/Scheune kurz hinter der Polcirkeln-Hütte sehe. Heute bin ich endlich mal ausgestiegen und habe ein Foto gemacht:

Hütte im Moos

Strandfunde

Ich bin Jäger und Sammler. Nein, halt, stimmt nicht, nur Sammler! Als Kind habe ich Briefmarken, Fossilien, Muscheln und Schnecken, Straßenbahnfahrkarten, Münzen, Fahrpläne und was weiß ich alles gesammelt. Heute sind noch zwei Sachen davon übrig geblieben, darunter Muscheln und Schnecken.

Ich liebe es nach wie vor, mit gebeugtem Rumpf am Meeresufer zu wandern und nach Muschel- oder Schneckengehäusen zu schauen. Da die Ostsee vor Skelleftehamn viel zu salzarm ist, und nur von einer winzigen Schneckenart bewohnt wird, freue ich mich um so mehr über die vielen Buchten und Fjorde in Norwegen. Stundenlang könnte ich dort entlang schlendern und tonnenweise Schalen mit nach Hause schleppen.

Und so sieht das in etwa aus, wenn ich von so einem Urlaub zurückkomme:

Muscheln und Schnecken aus Norwegen

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Arten und was für große Exemplare es in den nördlichen Meeren gibt. Vor allem die eine Schnecke hat es mir angetan, aber ich habe trotz Bücher und Internet noch nicht herausbekommen, was das für eine Art ist.

Einige Arten

Reihe 1 v.l.n.r: unbekannte Schneckenart – Kammmuschel – Wellhornschnecke
Reihe 2 v.l.n.r: Islandmuschel – stumpfe Strandschnecke – Scheidenmuschel – Kaltwasser-Koralle

Ja ja, ich weiß auch, dass Korallen nicht zu den Weichtieren gehören, aber da es vor den nordnorwegischen Küsten große Korallenriffe gibt, findet man an vielen Stellen rundgeschliffene Korallenstücke, so auch an den Stränden der Vesterålen.

Ach ja, und wer die erste Schnecke bestimmen kann, darf gerne hier den Namen posten. (Nein, Zimtschnecke und Lakritzschnecke lasse ich nicht gelten!)

Nachtrag

Neptunea alexeyevi oder Neptunea lyrata (?) nach der ersten Grobreinigung.„Meeresschnecken Sammeln“ auf Facebook hat mir geholfen, die Schnecke näher zu bestimmen. Es ist vermutlich eine „Neptunea alexeyevi“ aus der Unterfamilie „Buccinidae buccininae colini“ und ist grob mit der Wellhornschnecke verwandt. Ich habe vor vielen Jahren mal versucht, meine Sammlung näher zu bestimmen und bin schnell in lateinischen Artenlisten und komplexen Taxonomien gelandet. Seitdem gebe ich mich meistens mit Bestimmungen wie „Napfschnecke“ oder „Miesmuschel“ zufrieden.

Skibotn—Kabelvåg: Fahrt durch Norwegen

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

Am Dienstag ging es von Skibotn aus weiter. Dort hatte ich am Montag Abend ein Zimmer genommen, da ich bei dem Dauerregen keine Lust hatte, im Auto zu schlafen oder das Zelt aufzubauen. Kurz vor Bardufoss habe ich die E6 verlassen und bin westwärts nach Finnsnes und von dort aus auf Senja, die zweitgrößte Insel Norwegens, gefahren. Wenn ich dort wieder einmal mit dem Auto unterwegs sein sollte, würde ich mir definitiv mehr Zeit lassen, um diese schöne Insel zu erkunden. Aber ich wollte Mittwoch Mittag in Kabelvåg auf den Lofoten sein, um dort Elisabet, die zur Zeit dort arbeitet, zu besuchen. So bleiben hier nur zwei Fotos zu zeigen:

Auf der Insel SenjaAuf der Insel Senja

Mein Ziel war der kleine Ort Gryllefjord, denn von dort setzt eine Fähre nach Andenes, der Nordspitze der Vesterålen, über. Ich war ehrlich gesagt ein bisschen nervös, denn noch nie bin ich mit dem Auto auf eine Fähre gefahren. Und als die Fähre ankam, habe ich mich gefragt, wie man wieder vom Schiff herunterkommt, denn es sah nicht aus, als ob sich der Bug öffnen ließ. Muß man vielleicht rückwärts auf die Fähre fahren? Wie machen das die Leute mit Wohnwagen? Man weiß ja nicht … . Aber natürlich ließen sich sowohl Heck als auch Bug öffnen und bald stand ich auf dem Deck und ließ mir den recht kräftigen Wind um die Nase wehen.

Blick zurück auf SenjaAn Deck

Dort hatte man auch bald Blick auf Andøy, die nördlichste Insel der Vesterålen.

Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

J.R.R. Tolkien, Herr der Ringe

… dieser Vers kam mir unwillkürlich in den Sinn, als ich auf die mit dunklen Wolken verhangenen nadelspitzen grauen Felsen schaute. Aber was für ein Kontrast erwartete mich auf der Insel: Weiße Sandstrände, türkisfarbenes Wasser, grünbewachsene Felsinseln, Blumen blühen und auch die Sonne schaut hier und dort durch ein paar Wolkenlücken. Und auf dem Parkplatz: Wohnmobile, Wohnmobile, Wohnmobile!

Andenes vorausSandstrand bei Andenes

Im Grunde könnte man an jedem Rastplatz, an jeder Parkbucht und an jeder Einfahrt anhalten und fotografieren. Die nordnorwegische Landschaft finde ich überall wunderschön. Aber ich habe bewusst versucht, nicht zu sehr in Fotos zu denken, sondern einfach die Landschaft zu erleben und zu geniessen. Aber – Ihr kennt mich vielleicht – ab und zu habe ich doch mal angehalten. Zum Beispiel an der kleinen achteckigen Kirche bei Dverberg.

Dverberg Kirke

Irgendwo auf der Insel Hinnøya, der größten Insel Norwegens (wenn man von Spitzbergen absieht), habe ich Rast gemacht und im Auto geschlafen. Ich war ziemlich früh wieder wach, denn während der letzten Nächte mit Mitternachtssonne ist es die ganze Nacht hell. Nach einem Frühstück ging es weiter südwärts, die Vesterålen und dann die Lofoten entlang.

SpiegelungStrand

Gegen zehn war ich in Svolvær, die mit 4000 Einwohnern die größte Stadt der Lofoten ist. Hier legt auch die Hurtigruten an und dementsprechend touristisch ist die Stadt ausgelegt. Schaut man von der einen Brücke nach Norden, sieht man schöne rote Häuschen und Berge. Schaut man nach Süden, sieht man moderne Häuser und das Meer.

SvolværSvolvær

Nach einer mittelkurzen Stadtbesichtigung bin ich die wenigen Kilometer nach Kabelvåg gefahren, wo ich mich mit Elisabet getroffen habe. Von dort aus haben wir einige schöne Touren auf den Lofoten gemacht, aber davon erzähle ich ein andermal.

Drei Tage Lofoten

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

In Kabelvåg auf den Lofoten habe ich mich mit Elisabet getroffen, die diesen Sommer dort arbeitet. Ich habe einige Tage bei ihr gewohnt und wir haben einige Touren zusammen gemacht.

Mittwoch

Mutter und KindNach einem Mittagessen sind wir nach Utakleiv gefahren, da habe ich vor zwei Jahren schon einmal gezeltet. Unser Plan war, ein Stück den Berg „Mannen“ hochzusteigen, um Ausblick auf die schönen Sandbuchten mit dem türkisfarbenen Wasser zu bekommen. Erst führte ein gemütlicher Weg den Hang hoch und die Schafe äugten uns neugierig an, ehe sie vor uns wegliefen. Dann zweigte ein Pfad ab, der uns auf die Südseite des Hanges führte, von wo man aus einen herrlichen Blick über die Sandbuchten und türkisfarbenen Wasser hatte.

Blick auf Haukland und die Vikbukta

Unkorrigierte Version mit PlastiktüteDoch halt – dieses Bild ist nicht ganz real. In Wirklichkeit sah das Foto so aus →

Das Wetter war nämlich alles andere als schön. Es war kühl, sehr windig und es regnete. Kurzum, das Wetter war scheußlich. Und natürlich kam der Wind genau aus Motivrichtung. Deswegen habe ich immer eine durchsichtige Plastiktüte vor die Kameralinse gehalten, dadurch das Motiv anvisiert, dann die Tüte rasch weggezogen, sofort ein Bild gemacht und direkt danach die Linse wieder abgedeckt. Leider wurde hier die Tüte wieder zurückgeweht und bedeckt daher einen Teil des Bildes.

Weiter oben wurde es noch windiger. Stellte man sich in Windrichtung, so konnte man einzelne große Regentropfen schon in größerer Entfernung ausmachen und waagerecht auf einen zuschießen sehen. Da mir kalt war und ich bei diesem Wind nicht auf den Grat zum Gipfel wollte, sind wir bald umgekehrt und haben im Auto heißen Tee und die Sitzheizung genossen.

Donnerstag

Morgens bin ich erst bei Regenwetter durch Kabelvåg gelaufen und dann, als der Regen nachließ, nach Henningsvær gefahren. Dorthin führt eine Straße, die so schmal ist, dass zwei Autos gerade aneinander vorbeikommen. Die beiden Brücken sind sogar nur einspurig und mit Ampeln geregelt. Ist man angekommen und hat einen Parkplatz gefunden, erwartet einen ein kleines schönes, aber auch sehr touristisches Städtchen.

Henningsvær

Die Berge hängen in den WolkenRørvikstranda

Nachmittags sind Elisabet und ich in eine benachbarte Bucht gefahren. Zum Baden fanden wir es zu kühl und so haben wir statt dessen einen steilen Hügel bestiegen, die Aussicht genossen, Tee getrunken und Schokolade gegessen.

AusblickAusblick

Am Abend haben wir noch einen kleinen Spaziergang gemacht und waren rechtzeitig auf dem Kai, um die beiden Hurtigrutenschiffe Trollfjord und Nordkapp aneinander vorbeiziehen zu sehen.

Hurtigrutenschiffe vor Kabelvåg

Freitag

Schlammweg auf den ReinebringenDiesen Tag hatte Elisabet frei und wir sind fast bis an die Südspitze der Lofoten gefahren, um dort den Reinebringen zu besteigen. Der Weg ist nicht sehr lang und der Wanderführer spricht von 1-2 Stunden für den Aufstieg. Wir haben zwei Stunden gebraucht, was nicht so sehr daran lag, dass der Weg durchgängig steil ist – an zwei Stellen sind sogar Seile angebracht – sondern, dass der Boden sehr schlammig und rutschig war. Ich bin schon schönere und leichtere Wege den Berg hochgelaufen. Aber das wirklich grandiose Panorama von oben über die Bergketten der südlichen Lofoten, die kleinen mit Brücken verbundenen Inseln, auf denen die Stadt Reine liegt und das blaue Meer entschädigten uns voll für den Aufstieg.

Diese Tour kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein wenig bergerfahren ist. Nur Geheimtipp kann ich sie nicht nennen, denn trotz des trüben Wetters haben wir viele Menschen aus vielen Ländern auf dem Weg getroffen. Der Abstieg war nicht weniger anstrengend, aber bald standen wir wieder am Auto und haben uns gefreut, dass wir diese schöne Tour gemacht haben.

Blick auf Reine und die südlichen Lofoten

Wir hätten jetzt die restlichen neun Kilometer nach Å fahren können, dem südlichsten Ort der Lofoten, haben uns aber für den Heimweg mit Umwegen entschieden. Wir haben manche Nebenstraße mitgenommen und dabei bei Fredvang diese getrockneten Fischköpfe gefunden.

Fischköpfe hängen zum TrocknenFischköpfe

Und an dieser Bucht musste ich auch kurz aussteigen und ein Foto machen:

Sonne und Berg über türkisfarbenem Meer

Viel zu schnell gingen die Tage vorbei und ich hätte auch noch länger bleiben können, aber Elisabet war ja zum Arbeiten auf den Lofoten und nicht zum Urlaub. Schön, dass sie trotzdem so viel Zeit hatte. Vielen Dank, Elisabet, für die schönen Touren, die gemeinsame Zeit und das Beherbergen.

Am nächsten Tag bin ich weiter auf die Vesterålen gefahren, um dort Freunde zu besuchen, aber davon erzähle ich ein andermal.

Spontanbesuch aus NRW

MoltebeerenlikörHeute hatte ich spontanen Besuch von Evi und Uta, die seit zwei Monaten mit ihrem Wohnmobil durch Nordeuropa fahren.

Ich kenne Evi über mein Blog und habe die beiden im letzten Herbst bei der Jazztour in Kall auch persönlich kennengelernt. Ich werde nie vergessen, wie vor dem Konzert ein Auto auf den kleinen Parkplatz kam und sich aus dem geöffneten Fenster ein Arm mit einer Schwedenflagge winkend herausstreckte.

Heute haben wir bei mir auf der Terrasse gesessen und Reiseerlebnisse ausgetauscht. Dabei haben wir festgestellt, dass wir hier in der Nähe sogar einen gemeinsamen Bekannten haben. Nordschweden ist klein!

Schön, dass Ihr beide heute vorbeigeschaut habt. Ich wünsche Euch noch eine schöne Weiterreise (noch sechs weitere Wochen, seufz!) und vielen Dank für den finnischen Moltebeerenlikör. Das nächste Mal dürft Ihr gerne länger bleiben.

P.S.: Wenn Ihr einverstanden seid, ersetze ich die etwas nichtssagenden Buchstaben gerne durch Eure Vornamen. Ich habe vergessen zu fragen, ob Euch das recht ist.

Nachtrag

Aus E und U in der ersten Version dieses Artikels wurden nun Evi und Uta (siehe der erste Kommentar).

Seevögel

Dieser Artikel ist Teil der siebenteiligen Serie Norwegen 2013.

Ach, hätte ich bloß nicht das Nikon 70-200mm/ƒ2.8 von René an meiner D800 ausprobiert. Was für eine phantastische Linse. Ich glaube, die muss ich auch kaufen, auch wenn mich das um die 2000 Euro ärmer macht.

Seht selbst: Erst der Hahn, so wie ich ihn aufgenommen habe, dann ein 100%-Ausschnitt aus dem Foto. Die Schärfe, die Farben und der Kontrast sind der Hammer! Haben-will! Die Fotos sind bis auf Beschnitt von mir unbearbeitet.

Ein Hahn auf dem KystkulturgårdenAusschnitt bei voller Auflösung

Aber ich wollte ja über Seevögel schreiben, nicht über Haushühner und -hähne.

Wenige Stunden später stand ich am Meer und habe Seeschwalben und andere Vögel fotografiert. Dieses Mal aber mit meinem Nikon 70-300mm, welches wesentlich lichtschwächer ist, sich aber überraschend gut schlägt.

Die Vögel machen ganz gut Alarm, wenn man am Strand steht. Sie bleiben lieber unter sich. Während der Austernfischer ohrenbetäubend piepsend um mich herum kreist, fliegen manche Seeschwalben Scheinangriffe. Meistens fliegen sie fast waagerecht schreiend auf einen zu, ziehen dann hoch, so dass sie genau in der Sonne stehen und stoßen dann noch einmal von oben herab. Aber wirklich nahe kommen sie nie. Trotzdem habe ich Respekt vor diesen flinken Seevögeln.

Ich kann die Vögel verstehen, denn immerhin liegen ihre Eier teilweise auf dem bloßen Boden. Ein Foto von Eiern habe ich gemacht und bin dann ganz schnell weitergegangen, damit die Vögel sich wieder um ihren zukünftigen Nachwuchs kümmern können.

SeeschwalbenschwarmEier am Boden

Ich liebe es, den eleganten Seeschwalben zuzuschauen, wie sie elegant durch die Luft gleiten, auf der Stelle schwirren, ins Meer hinabstoßen und manches Mal mit einem Fisch im Schnabel wieder auftauchen.

SeeschwalbeSeeschwalbeSeeschwalbeSeeschwalbe mit Beute

Seeschwalbe

Aber auch die anderen Vögel mag ich, auch wenn mich das Gepiepse des Austernfischers manchmal ein bisschen nervt.

AusternfischerGroßer Brachvogel

Das Tele macht sich ganz gut, aber so ein Nikon 400mm/ƒ2.8 wäre bestimmt noch besser geeignet, um die Seevögel abzulichten. Oops – 8600 Euro! Lassen wir das.