Und dann war er da – Midsommarafton, der Tag, an dem alle Schweden das Mittsommerfest feiern. Als ich nach dem Frühstück auf der sonnenbeschienenen Terrasse stand, habe ich einen Vogel singen hören, sonst war alles still. Denn fast die gesamte Straße ist verreist und verbringt das Fest mit Freunden auf ihren Sommersitzen. Und genau das habe ich auch vor.
Wie letztes Jahr habe ich wieder mit Annica und Martin gefeiert, dieses Mal bei Freunden von ihnen. Wir haben uns um elf bei deren Sommerstuga in Boviken getroffen und sind kurze Zeit später mit dem Motorboot in den Kågefjärden zur gefahren. Dort lagen am Anleger schon einige andere Boote und die Midsommarstång, eine nordische Verwandte des Maibaums, war auch schon aufgestellt und mit Laub geschmückt.
Bastuholmen – was für eine schöne Insel! Unter den hohen Kiefern leuchten grün die Blaubeerblätter und kleine Trampelpfade führen an großen Granitblöcken durch den Wald, der immer wieder Blick auf die blaue Ostseebucht freigibt.
Zum Mittsommer gehört zuerst das Mittsommeressen, das wir an einer langen Tafel einnehmen. Es besteht aus neuen gekochten Kartoffeln, hartgekochten Eiern, Knäckebrot, gesalzener Butter und vielen Arten Sill – eingelegtem Hering, den man in den Geschmacksrichtungen Dill, Zwiebel, Senf oder „Mittsommer“ kaufen kann. Dazu gehört ein Aquavit, den man nie für sich alleine trinkt, sondern immer dann, wenn ein Toast ausgebracht oder ein Trinklied gesungen wird. Zum Nachtisch gibt es Erdbeeren, die man zu dieser Zeit überall literweise kaufen kann.
Ein wenig später gehen alle zur Mittsommarstång, bilden Kreise und tanzen singend um diese herum. Es gibt eine Reihe von diesen Liedern, die jeder kennt und keiner ist sich zu schade, die Hände an die Ohren zu legen, mit den Fingern zu wackeln und das Lied von den kleinen Fröschen zu singen:
|: Små grodorna, små grodorna är lustiga att se. :|
|: Ej öron, ej öron, ej svansar hava de! :|
|: Ko-ack-ack-a, ko-ack-ack-a, ko-ack-ack-ack-ack-a. :|
|: Die kleinen Frösche, die kleinen Frösche sind lustig anzusehen :|
|: Keine Ohren, keine Ohren, keine Schwänze haben sie :|
|: Ko-ack-ack-a, ko-ack-ack-a, ko-ack-ack-ack-ack-a. :|
Während es sich die meisten Erwachsenen an den vielen schönen Plätzen gemütlich gemacht haben, interessierten sich die Kinder mehr für „Godisregnet“ – den Bonbonregen.
Nach einiger Zeit sind wir mit dem Boot zurückgefahren und haben bis tief in die Nacht zusammengesessen, gespielt, geredet, gegrillt, gegessen und Rotwein getrunken. Wobei – was heißt schon Nacht. Die folgenden zwei Bilder habe ich um zwanzig vor elf und um zwanzig vor eins gemacht:
Nach den letzten Fotos wurde es wieder heller, aber ich habe schon bald das Bett angesteuert und auch die anderen Gäste verschwanden nach und nach im Haus, der kleinen Hütte, ihrem Boot oder dem großen Wohnmobil. Was für ein herrliches Mittsommerfest. Mittsommer feiert man nicht alleine und mein Dank geht an die Freunde, Freundesfreunde, Freundesfreundfreunde, Freundesfreundfreundesschwestern und überhaupt allen, die da waren. Es war schön mit Euch!
(Und auch, wenn ihr das nicht lest, die Gegeneinladung im Herbst steht. Dann zwar drinnen, aber mit Klaviermusik)