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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Licht

Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht.

Das geht schon mit den fantastischen Morgenstimmungen los, die wir hier so manchen Tag haben. Schon beim Blick durch die von Reif bedeckten Fenster meines Wintergartens haben gezeigt, dass es an der Ostsee bestimmt schön aussieht. Also habe ich heute das Auto genommen und einen kleinen Abstecher zum Fotografieren gemacht.

Nach der Arbeit war es draußen natürlich stockdunkel. Aber seit einigen Tagen ist die gesamte Innenstadt mit Licht geschmückt. Breite Bündel von Lichterketten hängen über einem Teil der Fußgängerzone, Die wenigen Alleebäume sind komplett in Licht gekleidet sind und auch ein großer Weihnachtsbaum steht auf dem Torget, dem Marktplatz.

Die mit gelblichem Licht ummantelten Bäume wirken richtig warm und gemütlich. Man denkt an Kerzen und Kamin. Leider macht das kalte Licht, mit dem Lichterketten und Weihnachtsbaum bestückt sind, einiges an Gemütlichkeit wieder zunichte. Wer, bitte schön, denkt sich so etwas aus!

Auch am Fluss holt man sich Licht in die dunkle Stadt. Und bei den gestaffelten Sitzreihen am Fluss mit ihrer strengen Linienführung darf das Licht auch gerne kalt-blau sein. Dort passt es. Die Solaranlage in der Stadt hat nicht viel zu tun, denn viele Sonnenstunden haben die Tage nicht mehr.

Gefallen hat mir dann wieder Bonnstan, die alte Kirchenstadt mit ihren Blockhäusern. Die Wege sind nur teilweise beleuchtet und lassen die Holzhäuser geheimnisvoll aus ihren Schatten treten.

Schwedische Meisterschaft Winterschwimmen

Eigentlich hab ich’s ja so gar nicht mit Vereinen. Eine Ausnahme mache ich für „Den Verein der frohen Freunde von Dunkelheit und Kälte“ oder auf Schwedisch: Föreningen för Mörkrets och Kylans Glada Vänner. In diesem Verein schaffen wir positive Erlebnisse im Zusammenhang mit Dunkelheit und Kälte in den nördlichen Regionen.

Heute war die Pressekonferenz zu unserem ersten Projekt, welches im Februar dieses Jahres In Joensuu in Finnland seinen Ursprung hatte: Wir richten die erste Schwedische Meisterschaft im Winterschwimmen aus. Am 4. und 5. Februar 2012 wird der Wettbewerb hier in Skellefteå im Fluss stattfinden.

Am Anfang der Woche hat Lasse zu der heutigen Pressekonferenz eingeladen und sofort haben alle großen Zeitungen darüber berichtet. Und wenn man heute bei Google nach vintersimning skellefteå 2012 sucht, so erhält man schon über tausend Treffer. Es scheint ein wirklich großes und breites Interesse an diesem Ereignis zu bestehen.

Mikael und Jarkko haben heute für die Presse und Fernsehen im Fluss gebadet. Die Armen! Mit 1 °C Wassertemperatur war es schon richtig kalt, doch das sind die beiden gewohnt. Aber heute war es sehr windig. Und dann nass und nackt Interviews geben, das stelle ich mir extrem ungemütlich vor. Ich stand daneben und hatte Mütze und Schal an plus Kapuze auf.

Vor allem Martine, die das Projekt leitet, hat viel zu tun. Hinter der Meisterschaft steht eine umfangreiche Infrastruktur. Vom Rettungsschwimmer bis hin zu Umkleideräumen will noch viel organisiert werden. Ich werde mich jetzt um eine Webseite kümmern und deutsche Vereine ansprechen, denn die Teilnahme steht grundsätzlich jedem offen.

Apopros Teilnahme: Ich habe heute übrigens gelernt, dass ich schon Winterschwimmen gemacht habe. Dazu muss das Wasser nämlich „nur“ unter zehn Grad haben, und das habe ich vor sechs Wochen locker unterboten. Ob ich aber am Wettbewerb teilnehme, weiß ich noch nicht. Ich bin nämlich ein lausig schlechter Schwimmer.

Danke an Marianne für das erste Foto in diesem Artikel.

Nachtrag:

Jetzt sind zwei Videos von heute online. (Auf schwedisch).

Das Eis trägt

stellten Elisabet und ich etwas verwundert fest, als wir heute einem alten Eisläufer dabei zusahen, wie er elegant seine Runden auf dem Eis eines kleinen Moortümpels drehte. Er kam dann auch zu uns und erklärte uns, wieso trotz der warmen Luft das Eis schon acht Zentimeter dick ist. Ich wette, er war früher Physiklehrer. Allerdings hatte er auch nicht nur Isdubbar dabei, sondern auch eine ispik genannte Stange, die einem dabei hilft sich zu retten, wenn man ins Eis einbricht.

Wir sind danach auf den Vitberget gestiegen (Für Alpinisten: 139 Meter über dem Meeresspiegel!) Von der Südseite steigt der Berg direkt von der Stadt aus sanft an und hier gibt es auch einen Skilift. Von der Nordseite ist es steiler und felsig und man muss ab und zu mal eine Hand zur Hilfe nehmen, wenn man da hoch möchte. Aber es ist ziemlich einfach, dort hochzukommen und Elisabet und ich mussten ein bisschen grinsen, als uns der sportlich durchtrainierte Eisläufer fragt, ob wir denn ein Seil dabei hätten. Oben hat man dann eine schöne Aussicht in alle Himmelsrichtungen, man hört aber auch die nah gelegene Europastraße 4, die direkt durch die Stadt führt.

Als wir wieder unten waren, wollten wir noch um den gefrorenen See laufen. Das haben wir aber schnell abgebrochen, denn auf das Eis wollten wir ohne Rettungsausrüstung nicht und die Moorgebiete um den See herum waren nur oberflächlich gefroren. Da war ich zum Schluss doch noch froh, dass ich Gummistiefel an hatte.

Heute in Skelleftehamn

Heute war Skyltsöndag in Skelleftehamn und damit einiges an weihnachtlichem Trubel. Nach wie vor ohne Schnee, deswegen hat man das Bobrennen auch auf Gefährten mit Rädern veranstaltet.

Der Weihnachtsmann macht Soundcheck, Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach und Michel von Lönneberga werfen Bonbons vom Dach und die Kinder tanzen um den Weihnachtsbaum. Schade, dass deren Gesang vom völlig überflüssigen „feliz navidad“ aus der Konserve übertönt wird.

Über der Straße leuchten elektrisch die Sterne und lange Reihen von großen Kerzenlichtern verwandeln die Straße in eine Einflugschneise.

Mit Schnee wäre die Veranstaltung wahrscheinlich sehr gemütlich und eben weihnachtlich gewesen, bei diesem langweiligen Regenwetter kommt aber nicht nur bei mir keine Weihnachtsstimmung auf. Nächste Woche könnte es aber vielleicht kälter werden und auch Schnee geben. Kanske.

Schwedischübersetzung des Tages:kanske – Vielleicht. (Ein wichtiges Wort in Schweden)

Schnee!

Heute morgen bin ich aufgewacht und draußen alles war weiß. Schnee! Ich bin im Schneefall zum Bus gelaufen und auch in der Stadt hat es noch einige Stunden weiter geschneit. Große Mengen sind nicht heruntergekommen; in der Stadt vielleicht 6 cm und in Skelleftehamn die Hälfte. Aber schön sieht das dennoch aus.

Jetzt ist wieder die Zeit gekommen, wo man den ganzen kurzen Tag herrliche Lichtstimmungen hat, da die Sonne auch mittags kaum höher als drei Grad steht. Und das iPhone hat sich heute in der Mittagspause große Mühe gegeben, die winterliche Atmosphäre einzufangen:

Nach der Arbeit habe ich noch ein paar Bilder am Meer gemacht, wie so oft vor der Insel Storgrundet. Zum einen kommt man da gut hin, zum anderen war ich neugierig, ob das Meer dort schon beginnt, zuzufrieren. Und tatsächlich – auf dem Meer zwischen der nahen Insel und dem Festland liegt das erste dünne, durchsichtige Eis.

Auf dem kleinen See, der fast am Meeresufer liegt, aber nicht mit dem Meer verbunden ist, liegt aber schon eine geschlossene Schneedecke. Also ist er schon komplett zugefroren. Wie dick das Eis ist? Ich werde es nicht ausprobieren. Das überlasse ich den Einheimischen, die die Gegebenheiten hier besser kennen.

Der erste kalte Tag

Heute morgen hatten wir zum ersten Mal -10 °C in Skelleftehamn. Schon gestern hatten wir Dauerfrost und heute lag das Maximum bei mir auf dem Grundstück bei -8.4 °C. Der dicke Winterparka hängt zwar zusammen mit der Skihose noch im Keller, aber zum ersten Mal hatte ich heute eine Daunenjacke an. Die ist sehr praktisch, wenn man auf dem Bus wartet, allerdings weniger praktisch, wenn man wie heute im völlig überfüllten und überheizten Bus steht und kaum Platz hat, sich das Ding auszuziehen.

Auf dem Fluss treibt dünnes Eis und wenn es weiterhin so kalt bleibt, wird der Fluss bald zugefroren sein, wenn auch noch lange nicht betretbar.

Ob es allerdings so kalt bleibt, wer weiß es. Schon heute Abend soll es wärmer bleiben und am Freitag bei +1 °C schneien, schneeregnen, regnen oder was weiß ich. Allerdings haben die Wetterdienste von der heutigen Kälte auch noch nichts gewusst. Ich lass mich überraschen.

Es schneit

Am Nachmittag fing es dann ganz ordentlich an zu schneien. In Skelleftehamn liegen jetzt etwa 10 Zentimeter, das meiste kam heute dazu.

Ich schippe zum ersten Mal seit letzten Winter wieder Schnee und der Nachbar fährt seinen Schneeskooter ein.

Und wie geht es weiter mit dem Wetter?

yr.no meint, morgen kämen 3 – 7 cm Schnee dazu, am Samstag vermischt sich das mit Regen. In der Stadt sollen aber am Samstag weitere 6 – 15 cm als Schnee herunterkommen.

klart.se meint, morgen kämen 4 und am Samstag 12 cm dazu, alles als Schnee.

Das smhi meint, morgen kämen 5 cm und am Samstag 10 cm dazu, auch alles als Schnee.

Da sind die Aussichten für den ersten kleinen Skiausflug am Sonntag gar nicht soo schlecht.

Zum Winter? Drei Meilen westwärts.

Seit Donnerstag schneit es ziemlich viel und der SMHI hat für weite Teile des Landes Schneewarnungen ausgesprochen. In meinem Garten liegen jetzt 17 cm Schnee. Nicht soo viel. Der ist allerdings nicht so leicht und fluffig wie im letzten Jahr, sondern wegen der leichten Plustemperaturen nass und – wie ich beim Schneeschaufeln feststellen musste – sackschwer. Die Bäume sind schneefrei, denn gestern Abend war es hier sehr windig und den Rest hat das leichte Tauwetter gemacht.

Ich war neugierig, wie weit ich ins Inland fahren muss, bis ich richtiges „Winterwunderland“ habe. Davor musste ich aber erst einmal tanken. Dort stand ich in tiefen, braunen von nassen Schneematsch umrahmten Pfützen, während mein Saab sich vollaufen ließ. Also – so einen Winter kenne ich, ich habe elf Jahre im Ruhrgebiet gelebt.

Der erste Halt wie schon vor drei Wochen ist die Bucht bei Ursviken, wo auch der Kanuklub ist. Tatsächlich ist jetzt die ganze Bucht zugefroren und mehr oder minder schneebedeckt. Allerdings sieht man am Ufer sehr deutlich, dass das Eis an manchen Stellen dünn und nass ist.

Das Autofahren auf der nassen, mit Spurrillen versehenen und noch nicht geräumten 372 in die Stadt macht keinen Spaß, aber schon direkt nach der Stadt in Medle ist die Stimmung eine ganz andere. Die Straßen sind weiß, die Wiesen, die Bäume und der Himmel sind weiß und es schneit.

Hier ist das Autofahren viel leichter und man sieht auch viel besser. Allerdings sehe ich auch, dass so manche Nebenstraße nicht geräumt ist. Da wüsste ich manches Mal noch nicht einmal, wo ich überhaupt hereinfahren sollte. Aber ohne Traktor oder Raupe ginge das ohnehin nicht. Und die sind heute alle, alle unterwegs und räumen Grundstücke und Straßen.

Ich möchte rechts in Richtung Svanström abbiegen, doch da versperrt so ein Schneeräumungetüm mit voller Breitseite die Straße. Eine junge Frau kommt auf mich zu, sagt, dass die Straße frei ist und fährt das baustellengelbe Fahrzeug weg, damit ich abbiegen kann. Und die Straße ist frei. Frei von Schnee und frei von anderen Autos. Fast! Den einem Auto fahre ich irgendwann hinterher. Und wenn man einem schwedischen Auto hinterher fährt, dann ist man oft zu schnell …

Irgendwann komme ich dann auf die 95 und biege wieder in Richtung Westen ab. Würde ich der Straße immer weiter folgen, wäre ich am Abend im norwegischen Bodø am Atlantik. Aber heute fahre ich nur ein Stückchen und freue mich über die schöne, frische Winterlandschaft. Die Landschaft wird hügelig, ich stelle mein Auto auf einer Parkbucht ab, schultere meinen neuen Kamerarucksack (gefüllt!) und laufe auf einem Forstweg in den Wald.

Der entpuppt sich allerdings als unfassbar matschig, denn der Boden ist nur oberflächlich gefroren und die überschneiten Pfützen sind oft nicht zu sehen. Wieder einmal bin ich über meine Gummistiefel sehr froh. Doch bald bin ich aus dem Gröbsten raus und laufe einen Hang hoch. Da bin ich, wie mir die vielen Spuren zeigen, nicht der erste, aber die anderen Fußstapfen sehen alle sehr nach Elch aus. Hinter dem bewaldeten Hang geht es noch ein bisschen höher. Und noch ein bisschen höher. Und noch ein bisschen höher. Ich bin überrascht, dass dieser kleine Buckel doch größer ist als angenommen. (Der Berg heißt übrigens Storberget und ist 298 Meter hoch. Stor heißt groß. Ja, Münchner, lacht ihr ruhig.)

Nach einer kurzen Schokoladenpause laufe ich einen anderen Weg wieder herunter. Ich finde das gar nicht so einfach, die Richtung beizubehalten, weil man doch ziemlich zickzack gehen muss, denn mancher Waldabschnitt ist fast undurchdringlich. Ich schaue zwischendurch auf Handy-Karte und Handy-Kompass, um mich abzusichern, denn es ist schon nach eins und bald wird es bei dem trüben Schneewetter dunkel werden. Ich hätte es zwar einfacher, über den kleinen See namens Bergtjärnen abzukürzen, aber ich habe keine Ahnung, ob das Eis trägt. Also stapfe ich durch den vierzig Zentimeter tiefen Schnee durch den Wald zurück, bis ich wieder am Auto bin.

So gegen drei bin ich wieder zu Hause. Ich wäre eher da gewesen, wenn nicht ein Autofahrer meinte, Tempo 50 sei auf der Tempo-90-Straße nach Skelleftehamn durchaus angemessen. Nicht alle Schweden fahren zu schnell.


Eigentlich hatte ich für heute geplant, noch einmal Kajak zu fahren, denn das wird nicht mehr lange gehen. Aber als ich gestern Abend die überraschend hohen Wellen gesehen habe, die sich am Ufer gebrochen haben, habe ich diesen Gedanken ganz schnell aufgegeben.

Ich habe gestern übrigens wieder einmal versucht, Schneesturm in der Nacht zu fotografieren. Mit verschiedenen Objektiven, mit und ohne Blitz, mit dicker 300-Watt-Leuchte und ISO-Werten bis 3200. Ich krieg’s nicht hin! Aber was macht man mit dem Fotomaterial? Zum Beispiel eine abstrakte Fotokollage:

Kurz mal Winter

Skelleftehamn vorgestern Nachmittag: +0.3 °C. Heute Vormittag -13.9 °C. Heute Abend: +1.1 °C. So geht es hier auf und ab. Erst war der Schnee weich, dann nass, dann ist er zu steinharten Klumpen gefroren. Heute Vormittag kam der Schnee bei kräftigen Minustemperaturen herunter. Jetzt kommt Sprühregen aus der tiefen orangefarbenen Wolkendecke.

So hat auch dieses Mal der Winter leider nur mal kurz vorbei geschaut, denn die kommenden Tage soll es auch nachts über Null bleiben und regnen. Und regnen.

Abschließend noch ein Vergleich, wie stark die noch offene Ostsee das Küstenwetter diesen Winter beeinflusst:

Ort Lage heute morgen heute Abend
Skellefteå Flugplatz küstennah -18 °C +1 °C
Lycksele im Inland -24 °C -10 °C

Und noch ein anderer Vergleich: Letztes Jahr um diese Zeit habe ich schon Skitouren auf die nahen Inseln gemacht oder bin zu Fuß durch hüfttiefen Schnee gestapft. Und es herrschte schon vier Wochen Dauerfrost. Mehr mein Ding!

Lucia

Alle, die schwedeninteressiert sind, wissen es längst: Heute ist Lucia. Wer nicht weiß, was es mit dem Luciafest auf sich hat, den verweise ich an den Wikipedia-Artikel, der kann das besser erklären als ich.

Ich bin heute nach der Arbeit am Fluss zur Landskyrka, zur Landeskirche gelaufen. Oder besser gesagt gestapft, denn auf den kleinen Wegen liegt trotz des leichten Tauwetters noch einiges an Schnee. Als ich eine halbe Stunde vor Beginn da war, war ich doch überrascht, wie voll die große Kirche schon war. Aber ich habe noch einen Sitzplatz bekommen.

Obwohl die „Krönung der Lucia“ in einen Gottesdienst eingebettet war, wurde hauptsächlich musiziert. Auf einige Stücke, die von einem kleinen Jugendorchester aufgeführt wurden, folgte eine kurze Predigt. Dann kam – von allen erwartet – der Luciazug: Sieben Sängerinnen kamen in weißem Linnen gekleidet in die nun abgedunkelte Kirche geschritten und sangen, jede eine Kerze in der Hand, „Santa Lucia“. Auf der Bühne wurde dann die Lucia mit einem Kerzenkranz gekrönt und weitere Lieder gesungen.

Ich war überrascht, wie viel die Sängerinnen gesungen haben. Sie begannen mit den typischen schwedischen Lucialiedern, sangen dann aber auch vom Klavier begleitet Stücke wie „When I wish upon a star“ und „Go tell it on the mountain“. Zum Schluss sangen sie dann wieder „Santa Lucia“ und schritten langsam aus der Kirche hinaus.

Als ich noch in Deutschland lebte, dachte ich bei jedem Luciafest an Schweden. Heute war es umgekehrt, denn als in München gelebt habe, habe ich mit dem Svenska Kören, dem Schwedischen Chor so manches Weihnachtskonzert gesungen. Und während ich heute beim Lucialied noch ein bisschen an Münchner Zeiten dachte und gute Freunde, die im fernen Süden leben, ging rumsbums! das Licht an, ein Teil des Publikums stand schon und alles steuerte auf die Ausgänge und die Autos zu. Das ging mir ein bisschen plötzlich.

Glätte

Was für ein Wetter! Die halbe Nacht regnete es und verwandelte die gestern noch mit gefrorenem Nassschnee bedeckte Straße in eine große, nasse Eisbahn. Heute hätte ich mit Schlittschuhen zum Bus laufen können. Da ich aber keine habe, bin ich mit meinen Stiefeln durch die Pfützen zum Bus gerutscht.

Vielleicht sollte ich morgen meine Grödel – so eine Art halbes Steigeisen – unter die Stiefel schnallen. Oder das Auto nehmen, denn das hat Spikereifen.


Nachtrag vom Abend:Obwohl ich kaum auf mein Grundstück gekommen bin, weil ich zwei Mal einfach wieder auf dem nassen spiegelglatten Eis zurückgerutscht bin, war ich doch noch einmal zum Fotografieren draußen. Manche Fotos sind aber unscharf geworden, weil auch das Stativ keinen richtigen Halt gefunden hat. Aber ich habe keine Lust, deswegen noch einmal das Haus zu verlassen.

Auf dem zweiten Foto sieht man schön, dass mitten auf der Fahrbahn Rollsplit gestreut wurde. Dort lässt sich auch sehr gut gehen. Allerdings sollte man sich nicht darauf verlassen, dass dort die Sohlen greifen, denn an manchen Stellen schmilzt das Eis oberflächlich und friert dann über dem Rollsplit wieder zusammen.

Arbeitssamstag

Die Adventszeit bringt bei vielen hier nicht Ruhe und Besinnung mit sich, sondern viel Arbeit. Denn ganz plötzlich merken die Kunden, dass das Jahr zu Ende geht und man eigentlich Projekte abschließen möchte. Alle. Gleichzeitig.

Und so sitze ich heute am Rechner. Das macht michts, denn der Tag ist ohnehin feucht, dunkel und trübe. Aber kurz war ich mal draußen und habe ein paar Fotos von der Straße gemacht. Und dabei eine Überraschung gefunden: Mein Stiefmütterchen vor dem Haus blüht immer noch. Das nenne ich hart im Nehmen!

Da ich zu faul war für Stativ und wie gesagt wenig Licht da war, ist vor allem das Blumenfoto nicht scharf. Der Perfektionist in mir grummelt ein wenig. Der Rest sagt zu ihm: „Du spinnst doch! Und wegen Dir gehen wir jetzt nicht noch mal raus!“

Bethlehems Sterne

Was mache ich, wenn Sonntag ist, es schon wieder regnet und die Motivation, da raus zu gehen, doch sehr gering ist? Zum Beispiel Klavier spielen. Und da heute der vierte Advent ist, habe ich auch ein schwedisches Weihnachtslied namens „Gläns över sjö och strand“ oder „Betlehems stjärna“ gespielt. Die Melodie kommt von Alice Tegnér aus dem Jahre 1893. Das Arrangement stammt von mir.


Ich wünsche Euch allen einen schönen vierten Advent!

Wasser aus allen Richtungen.

Wasser kommt aus allen Richtungen:

Von oben: Als Regen. Und heute hat es den größten Teil des Tages geregnet.

Von unten: Als Pfützen. In der langsam abtauenden Eisschicht auf der Fahrbahn sind große Löcher. Und tiefe Pfützen. In denen man sich spiegeln kann, wenn man unbedingt will.

Von der Seite: Als Wellen in der Bucht …


Wir hatten die letzten Tage einige Male Wasserstandswarnungen und die Ostsee stand teilweise über einen Meter höher als normal. Da ist es klar, dass allerhand Treibgut an den Strand gespült wird. Es ist interessant, wie allein durch die Wellen die angespülten Dinge sortiert und ausgerichtet werden: Die Hölzer liegen parallel, die Plastikfolie bleibt in den Bäumen hängen und das Styropor hat es am weitesten geschafft.

Da sieht man, wieviel Abfall der Mensch einfach in die Gegend wirft. Aber die Natur rächt sich: Heute habe ich in Skelleftehamn direkt am Ufer den ersten großen Hai gesichtet.

Wintersonnenwende

Sonnenaufgang heute: 09:41, Sonnenuntergang: 13:25. Heute ist Wintersonnenwende und damit der kürzeste Tag des Jahres. Ab morgen werden die Tage wieder länger!

Die letzte Zeit wirkte es besonders dunkel, weil wir seit über einer Woche eine geschlossene Wolkendecke hatten, aus der es dann auch noch munter herausregnete. Vorgestern und gestern sind aber die Temperaturen wieder ganz leicht unter Null gesunken und ein paar Zentimeter neuer Schnee lassen alles ein bisschen heller und freundlicher wirken. Und eben habe ich tatsächlich einen Stern gesehen, also gibt es heute Chancen, mal ein bisschen blauen Himmel und vielleicht sogar die Sonne zu sehen.

Aber momentan habe ich ohnehin das erste Mal seit meiner Ankunft in Schweden ein Projekt, was mich derart in Beschlag nimmt, auch die Abende und das letzte Wochenende, dass ich ehrlich gesagt vom Wetter so viel gar nicht mitbekomme. Und die meiste Zeit ist es ja dunkel.

Jetzt fahre ich ins Büro: Zwei Tage Endspurt bis zum viel zu kurzen Weihnachtswochenende. (Leider bin ich immer genau in den Jahren angestellt, in denen die Feiertage auf das Wochenende fallen.)

Der kürzeste Tag

Der kürzeste Tag (3¾ Stunden) folgt auf die längste Nacht (20¼ Stunden). Dennoch konnte man auch heute morgen um halb acht erahnen, dass der Himmel nicht schwarz, sondern blau ist.

Und tatsächlich, wie schon erahnt, kam heute die Sonne heraus. Und ohne die Wolken fiel die Temperatur während des Tages prompt auf -10 °C.

Nun werden die Tage wieder länger, wenn auch das Wetter immer noch nicht richtig winterlich: Morgen soll es regnen und für den zweiten Feiertag sind sich die Wetterdienste einig, dass es dort plus sechs Grad haben soll.


Zum kleinen Vergleich zwei Artikel vom letzten Jahr: Der letzte „Herbsttag“ und Der „erste“ Wintertag.

Die Weihnachtstage

Über Eis, offenes Meer, graue und weiße Weihnachten, essen, faul sein, Sturm und einem kleinen Anhang über Wathosen.

Heilig Abend („Julafton“) – draußen

Am Vormittag hatte ich dann die Faxen dicke! Der Regen vom Vortag und der Bodenfrost haben zusammen wieder einmal die Straßen in einen einzigen Eispanzer verwandelt. Natürlich obenauf noch schön feucht, damit es auch richtig glatt ist. Und so kamen hier in Nordschweden das erste Mal meine Grödel zum Einsatz, die ich mir eigentlich für Wintertouren in den Alpen gekauft hatte. Der Vorteil: Man hat wirklich einen phantastischen Halt auf dem nassen Eis. Der Nachteil: Die Dinger machen dermaßen Lärm, dass vermutlich halb Norrland wusste, dass ich einen Spaziergang mache.

An zwei Stellen war ich an der Ostsee: Hinter der Insel Storgrundet ist das Meer teilweise von dünnem Eis bedeckt und die erste wage Landverbindung geschaffen. Dort, wo der Schutz der Inseln fehlt, ist allerdings nach wie vor offenes Wasser und wenn es nicht ab zu unter den Füßen knirschen würde (ich habe immer noch meine Grödel an), dann könnte es auch September sein.

Es wird also lange dauern, bis man wie im letzten Jahr ausgedehnte Touren auf dem Eis unternehmen kann. Man kann aber bei Storgrundet zumindest vom Ufer aus Eis fotografieren.

Heilig Abend („Julafton“) – drinnen

Mittags habe ich mich dann mit Annica getroffen und wir sind nordwestlich nach Norrlångträsk gefahren. Das liegt nur dreißig Kilometer von der Küste entfernt. Diese Distanz reicht aber schon aus, um eine völlig andere Witterung zu haben: Hier sind die Straßen weiß und es liegen so um die vierzig Zentimeter trockener Schnee. Also habe ich tatsächlich weiße Weihnachten gehabt, wenn auch nur einen halben Tag. Wir waren allerdings nur wenig draußen, sondern haben eine gesamteuropäische Weihnachtstradition fortgeführt: Essen! (Über das Julbord habe ich letztes Jahr geschrieben und wer mag, kann dort lesen, was in Schweden zu einem traditionellen Weihnachtsessen dazu gehört.) Nach einem ruhigen und gemütlichen Abend sind wir dann wieder in Richtung Stadt gefahren und gegen zehn war ich zu Hause.

Erster Feiertag („Juldagen“) – drinnen

Morgens kam in Skelleftehamn ein kurzer Schneeschauer und hat aus grau wieder weiß gemacht. Schön! Aber draußen war ich dennoch nicht. Nachmittags war ich bei Elisabet eingeladen, wo ich und ein anderer Freund ihr beim Verzehren der vom Vortag übrig gebliebenen Leckereien geholfen haben. Dafür sind Freunde schließlich da. Hier wurden wir neben Elchbraten mit zwei besonderen Dingen verwöhnt: Geräuchertem Bärenfleisch, das leider mehr nach Rauch als nach Fleisch schmeckte sowie geräuchertem Rentierherz, einer norrländischen Spezialität, die sogar mir, der um alle Innereien eigentlich einen großen Bogen macht, sehr gut schmeckt. Danach haben wir dann einen gemütlichen Abend verbracht, eh wir wieder mit dem Auto nach Hause gefahren sind. Wir, das sind ich und mein unerwünscht-anhänglicher Begleiter, der Nieselregen.

Zweiter Feiertag („Annandag Jul“) – draußen

Heute kam Dagmar. Sie kam in der Nacht von Norwegen herüber und hat, wie sich das für Stürme so gehört, einiges davon gepustet und den Zugverkehr zum Erliegen gebracht. Heute morgen ist Dagmar dann angekommen und hat durch die kleine Ritze in mein Schlafzimmerfenster geblasen und die Jalousien wackeln lassen.

Auch wenn von dem ausgewachsenen Sturm hier nicht mehr so viel übrig war, so viel Wind habe ich noch nicht erlebt, seitdem ich hier lebe. Ich bin mit dem Auto zur kleinen Halbinsel hinter der Lotsenstation gefahren und habe mich dort ordentlich durchpusten lassen. Auf der Leeseite gab es kleine Kräuselwellen, auf der Luvseite prallte die Brandung gegen die Steine und die Gischt wurde vom Wind waagerecht fortgerissen. Einige Böen haben – zum Glück erfolglos – versucht, mich beim Bilder machen von irgend einem Stein herunterzupusten. Und es ist mir immer noch ein Rätsel, wie ich es geschafft habe, bei der Gischt die Kamera trocken zu halten.

Bei den Gischtbildern konnte ich mich nicht entscheiden, welches mir besser gefällt, also kommen beide rein.

Jetzt hat sich der Wind wieder beruhigt, die Wathose trocknet und meine Finger wieder warm. Die Temperaturen sind von vier auf null Grad gefallen und in der Nacht sollen wieder ein paar Schneeflocken fallen.


Wenn ich fotografiere, dann schmeiße ich meine Wathose ins Auto. Mit ihr man sich auch mal im Meer hinknien oder auf einen nassen Stein setzen. Zum Warm und trocken bleiben sind die Dinger wirklich toll. Zum auf Steinufern herumklettern ziemlich doof, vor allem heute bei dem Wind. Man kann tatsächlich auch mit Wathose Auto fahren, habe ich heute probiert. Aber ich kann mich nicht entsinnen, wann ich mir das letzte Mal so blöd vorkam! Das nächste Mal nehme ich mir gerne die nötige Zeit zum Umziehen.

Durchschnittliche Windgeschwindigkeit in Skellefteå heute Vormittag:
14 m/s ≈ 50 km/h = Windstärke 7. Spitzenböen vermutlich um 22 m/s ≈ 80 km/h ≈ Windstärke 9.
Spitzenböen in Bjuröklubb (25 km weiter südöstlich: 30 m/s ≈ 110 km/h = Windstärke 11.

Weihnachtsnachlese

Weihnachten ist vorbei. Jetzt wird nicht mehr gekuschelt oder einen auf nett gemacht, jetzt wird Klartext geredet!

Also, Ihr Schweden. Schaut Euch mal das Foto an! So will ich das zu Weihnachten sehen! Von links nach rechts: Lebkuchen, selbstgebackene Kekse (mit Ingwer), Spekulatius, noch mehr selbstgebackene Kekse (mehrere Sorten)! Eure Pepperkaka, die ihr mit Tubenkäse esst, könnt Ihr behalten! Und Euren rosa gefärbten Zuckerschaum in Weihnachtsmannform erst recht. So! Das musste mal gesagt werden!! Und noch ein paar Ausrufezeichen!!! Weil’s so’n Spaß macht!!!!!!!!

Möglich gemacht wurde dieses Foto durch ein Paket, welches ich heute mit leichter Verspätung beim ICA in Skelleftehamn abholen durfte. Und das Paket kommt von dreien meiner besten Freunde aus München. Die wissen, wie ich es gerne Weihnachten habe. Nicht auf diesem Bild sind die netten Briefe und jede Menge(!) weiterer Geschenke, die mit in dem Paket waren und über die ich mich riesig gefreut habe. Auch verspätete Weihnachtsgeschenke sind einfach toll!

Das war’s. Ihr braucht nicht weiter zu lesen. Wirklich nicht. Aufhören! Was? Ihr seid immer noch dabei? Also, nun gut: Ich habe mich auch ein wenig sehr geschämt, als ich dieses phantastisch-tolle Paket heute aufgemacht habe. Denn ich habe keinem Menschen auch nur irgendetwas dieses Jahr zu Weihnachten geschenkt. Ich bin eine treulose Tomate! Und ich gelobe Besserung! Ich fange nächstes Jahr viel früher an. Mit dem Geschenke kaufen. Ich geb mir zumindest große Mühe!

Ein kleines Problem birgt dieses Paket allerdings: Die Plätzchen in der rechten, roten Dose sind für das Kleine Gelbe Monster bestimmt. Es hat zwar auch seinen eigenen Keks bekommen (in Monsterform und leider auf diesem Bild nicht verewigt), aber es möchte bestimmt auch die anderen ihm zustehenden Kekse. Und eigentlich will ich die selber, die duften so lecker …

Ebenfalls nicht auf diesem Photo sind die leckeren Sachen, die mir meine Eltern vor zwei Wochen geschickt haben. Ihr ahnt es bestimmt schon, zwei Wochen bedeutet: Inzwischen ratzekahl aufgeputzt. Und Ihr habt recht!

Auf der 372

Nach einigen sehr windig-stürmischen Tagen kam vorgestern die Schneewarnung: 10-20 cm Neuschnee für unsere Region. Nun, in der letzten Nacht kamen zwar nur 3-5 cm, aber die bleiben erst mal liegen, denn es soll wohl endlich ein wenig kälter werden.

Heute bin ich mit Kollegen im Auto mitgefahren, immer schön dem Räumfahrzeug hinterher, welches den Neuschnee von der 372 zur Seite schob.

Die iPhone-Kamera hat mit ihrem starken Rauschen das Motiv des Räumfahrzeugs im Schneefall herrlich dramatisiert. So wild, wie es hier aussieht, war die Fahrt nicht.