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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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April, April

… hat sich das Wetter heute gedacht und hier einige Zentimeter Neuschnee abgeladen. Damit ist dies der siebte Monat mit Schnee in Folge, denn der erste Schnee kam Mitte Oktober.

Irgendwo aus Amerika kommt glaube ich der Spruch, dass man Winter und Frühling daran unterscheiden kann, wie schnell der Schnee wegtaut. Demnach haben wir wohl Frühling, denn schon am Nachmittag hat sich der Schnee in Pfützen verwandelt.

Trotzfotografie

Was macht man, wenn man sich vorgenommen hat, sich an einem herrlich sonnigen Samstag ins Auto zu setzen – und dann ist der Samstag gar nicht sonnig, sondern fürchterlich trübe und nasskalt? Entweder bleibt man im Haus oder man fotografiert trotzdem. Und da die meisten schönen Motive bei diesem Licht nur noch ganz nett aussehen, fotografiert man eben etwas, was von vornherein nicht schön ist. Zum Beispiel diese Baustelle an und auf der Ostsee, wo ausgebaggert wurde und nun Eis und grauer, halbgefrorener Schlick in großen Klumpen durcheinander liegen.

Und dann die Überraschung, während man auf dem nassen Boden kniet und sich die Hose dreckig macht: Hier gibt es doch überraschend schöne Motive, wenn man sich die Mühe macht, ein bisschen genauer hinzuschauen.

Im Gegensatz zu den anderen Fotos, die ich versuche, natürlich aussehen zu lassen, habe ich hier bewusst verfremdet. RAW ist doch eine tolle Sache. Fazit: Ich sollte öfter mal Trotzfotografie betreiben. Macht Spaß.

Drumherum

Nein, mit dem herrlichen Sommerwetter in Deutschland können wir noch nicht mithalten. Aber am Nachmittag waren es hier immerhin so um +9 °C und die Sonne kam ein bisschen heraus. Also habe ich hier im Wald eine Runde gedreht.

Rund um manche Bäume ist der Schnee schon weg geschmolzen und man sieht wieder richtigen Waldboden. Um ein Foto davon zu machen, laufe ich durch den knietiefen, nassen Schnee. Aber Schnee macht ja nichts. Allerdings ist auch am Rand des Sees alles am Tauen und wupps – stand ich mit den Stiefeln in irgendeinem undefinierbaren Gemisch aus Schnee, Wasser und Schlamm. Gut, dass es nicht so tief war. Auf dem See selber liegt zwar noch dickes Eis, aber darauf hat sich eine Landschaft aus Riesenpfützen gebildet. Und der kleine Bach, der aus dem See gespeist wird, war schon offen.

Auch das Meereis ist von Rissen durchzogen und um die Steine wird bald offenes Wasser sein. Gut, dass das Wasser an der Stelle, an der ich fotografiert habe nicht tief ist, sonst wäre mir schon etwas mulmig zumute gewesen.

Nein, keine Frage, Frühling ist toll und ich freue mich so sehr darauf, dass ich schon heimlich ums Haus herum den Schnee wegkratze, um zu sehen, ob darunter wirklich Rasen ist. Und: Es ist. Braun, aber echtes Gras! Aber es wird jetzt wieder schwerer, einfach querfeldein durch die Natur zu laufen. Während man vor einigen Wochen noch überall langlaufen konnte – auf dem See, auf dem Sumpfgelände, auf dem Meer – ist diese Zeit bald wieder vorbei und bald muss man wieder drumherum laufen. Um den See und um den Sumpf. Und auf die meisten netten kleinen Ostseeinseln kommt man ohne Boot gar nicht mehr. So wird das sich in der Natur bewegen wieder ein bisschen schwieriger.

Einfach hingegen ist die Schuhwahl für heute und auch wohl für die nächsten Wochen: Gummistiefel.

Auf dem Rückweg sind es nur noch drei Grad und auf den Pfützen in der Straße bilden sich schon die ersten Eisnadeln. Der Winter ist halt noch nicht vorbei. Aber nächste Woche will ich definitiv wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren, wenn auch vielleicht nicht jeden Tag.

Monsterfutter

Ein Gastbeitrag vom Kleinen Gelben Monster.

Heute, am 4. April, gibt‘s Olafs Blog genau ein Jahr. Es wird Zeit, dass Olaf mal mich zu Wort kommen lässt, mich, das Kleine Gelbe Monster. Olaf denkt, dass ich die ganze Zeit ruhig auf seinem hohen Schrank sitze. Still sitze! Ha! Und wundert sich, dass die Schokolade wieder alle ist. Das war aber nicht er, sondern ich. Ich, auf der Suche nach Monsterfutter!!!

Wie Ihr bestimmt wisst, sind Kleine Gelbe Monster ganz toll auf den Winter eingerichtet. Olaf steckt bis zum Hals im Schnee – ha! Ich nicht! Ich bin nämlich herrlich rund gebaut. Und sinke deswegen gar nicht ein. Weil ich so herrlich rund gebaut bin – dank Monsterfutter!

Olaf muss sich warm anziehen im Winter. Kleine Gelbe Monster haben ein dickes Fell und gehen auch ohne Mütze raus. Sie haben nämlich viel Energie – dank Monsterfutter! Oh, Monsterfutter!

Und wohin gehen Kleine Gelbe Monster raus, wenn Olaf arbeitet und keiner guckt? Ich verrat’s Euch: Ich witsche dann schnell zum ICA in Skelleftehamn. Denn da gibt es nämlich was? Jawoll: Monsterfutter! Und deswegen mag ich Schweden, weil die hier eine riiiiesen Abteilung Monsterfutter haben, nur für mich. Zum Beispiel Bläckfiskar sura, Violprinsar, Bärry jordgubb/vanilj oder auch Fizzy Bubble Svampar Cola. Alles erstklassiges Monsterfutter! mit wichtigen Dingen wie Zucker, Glukosesirup, Fruktosesirup und Farbstoffen und künstlichen Aromen. Toll! Und mit Zucker! Zucker hatte ich schon? Egal.

Das hier drüber – über diesem Text – das ist mein Lieblingsbild. Hab ich selbst gemacht. Olaf findet das Bild zu grell. Pah! Kaum ist mal ein Bild ohne Schnee in seinem komischen Blog, schon wirds ihm zu bunt. Er sagt auch, ich hätte die Bilder nicht ordentlich genug ausgeschnitten. Pah! Der hat auch noch nie versucht, mit so schönen kräftigen Fingern wie meinen Photoshop per Touchpad zu bedienen. Und überhaupt, wer schreibt hier den Artikel, Olaf oder ich ?!?!?

Olaf hat gesagt, ein Jahr Blog wäre doch mal ne prima Gelegenheit für ne Rückblende. Also, was für ne doofe Idee! Der hat doch die ganze Zeit an seinem Computer gesessen und Blog geschrieben. Das können doch alle lesen. Also, falls es sie interessiert. Außerdem ist Olaf doch noch gar kein ganzes Jahr hier in Scheleff, äh, Skehamm, äh – in Nordschweden also. Was soll ich denn da für ne Rückblende schreiben. Sowas Blödes! Ich schreibe lieber über Monsterfutter! Oh, Monsterfutter!!!!!!!

Jubiläum: Ein Jahr Nordwärts

Heute vor einem Jahr habe ich mit dem Blog Nordwärts angefangen. Dass ich so produktiv war – zumindest mengenmäßig – hat mich selber überrascht. Meine 190 Artikel werden aber locker von etwas überboten, was mich wirklich gefreut hat: 421 Kommentare habt Ihr geschrieben. Und ich habe mich über jeden gefreut. Danke!

Da ich heute ein wenig nostalgisch war, habe ich vor der Arbeit das Blog kurzerhand um einen Abschnitt „Heute vor einem Jahr“ erweitert.

Jetzt seid Ihr aber dran, denn ich habe zwei Fragen an Euch:

1. Schreibe ich (a) zu viel · (b) viel zu viel · (c) gerade recht · (d) immer noch zu wenig?

2. Gibt es Themen, die Euch fehlen? Dinge, über die ich berichten sollte?

Mehr schreibe ich aber nicht mehr, den der Hauptartikel kommt heute vom Kleinen Gelben Monster, welches mir im Jahre 2005 bei einem Konzert in Mainz zugeflogen kam und seitdem bei mir wohnt.

Schöne Grüße aus Skelleftehamn, Kommune Skellefteå, Län Västerbotten, Norra Norrland, Schweden,
Olaf

Die Fahrradsaison ist eröffnet

Oh – war das herrlich, mal wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit in die Stadt zu fahren. Das erste Mal seit dem 8. November! Die schönen Abkürzungen durch den Wald sind noch zugeschneit, aber alle anderen Wege sind schon frei, auch der eine Fahrradweg am Ufer.

Auf dem Hinweg habe ich anfangs ein bisschen geflucht, da gab es nämlich steinhart gefrorenen Schneematsch mit tiefen Rillen, die einen überall hinführten, nur nicht geradeaus. Das war aber zum Glück schnell vorbei. Ich habe ganz schön lange für den Weg gebraucht, schiebe das aber einfach mal auf die langsameren Spikereifen, die Fotopausen und natürlich den ständigen Begleiter, den Gegenwind. Wie man sieht, bin ich nicht der einzige, der radelt.

Heute hat das Thermometer die Zehngradmarke geknackt und auf dem nachmittäglichen Rückweg war es noch so warm, dass ich ohne Mütze und ohne Handschuhe fahren konnte. Sogar die ersten Insekten schauen heraus und kleine Fliegen landen auf meinem hellen Hosenbein. Da kann man den Schnee ganz gut ignorieren und einfach beschließen, dass dies der erste Frühlingstag ist.

Ich war dann noch kurz bei ICA, um mir drei Flaschen Nygårda-Limonade zu kaufen. Ich mag diese kleinen Glasflaschen, das etwas alt wirkende Etikett und vor allem die herrlich unspektakulären Namen:

Das Hallon in „Hallonsoda“ bedeutet Himbeer und „Apelsin“ muss ich wohl kaum übersetzen. Mein absoluter Favorit in der Namensgebung ist aber „Sockerdricka“! Eine Limonade (in etwa) einfach Zuckergetränk zu nennen ist so erfrischend einfach und auch so entwaffnend ehrlich, dass mir Nygårda alleine dafür schon sympathisch ist.

Von der Arbeit

… schreibe ich hier eigentlich nie. Zum einen gehört es nicht so in dieses private Blog hinein, zum anderen finde ich es komisch, über die Arbeit in einer Sprache zu berichten, die die Kollegen nicht lesen können. Aber man kann ja mal eine Ausnahme machen, denn heute gibt es gleich zwei Gründe:

Torten mit Worten …

(Man verzeihe mir diesen grauenhaften Kalauer)

Zum einen wurde ich heute von Hello Future – meinem Arbeitgeber – mit einer Torte beschenkt, weil ich letzte Woche Geburtstag hatte. Aber ich war die letzten Tage so damit beschäftigt, kniffelige Programmierer-Probleme zu lösen, dass ich ein bisschen mit Scheuklappen herumgelaufen bin.

Deshalb gab es die Torte erst heute. Abgebildet war eine sogenannte Apple-Push-Notification. Der Text heißt übersetzt: „Glückwunsch Olaf. Willst du weitergehen und die Torte essen? [Abbrechen] [Fortsetzen]“. Keine Frage, ich habe Fortsetzen gedrückt und dann die Torte angeschnitten. Zum Glück haben mir die Bürokollegen beim Aufessen geholfen. Das übrig gebliebene Stück (Merke: In Schweden bleibt immer ein Stück übrig) habe ich mit nach Hause genommen und gerade verspeist.

Wo sind die Designer und Webentwickler und die … und die …

Zur Zeit sucht Hello Future sowohl einen Designer als auch ein, zwei Programmierer. Wer also als Designer oder Programmierer hier arbeiten möchte: Bewerbt Euch! Wer jemanden kennt, der nach Schweden möchte und in dem Bereich arbeitet: Sofort Bescheid sagen! Es ist nämlich leider nicht so einfach, hier in Skellefteå gute Leute zu bekommen und nicht nur Hello Future sucht gerade Verstärkung, sondern auch andere Unternehmen im Bereich Internet, Werbung und Media.

Da dieses Problem schon länger existiert, soll hier im Herbst eine Ausbildung in Cross Media Interaction Design anfangen. Die Studenten sollen nicht nur eine fundierte theoretische Ausbildung erhalten, sondern auch im nahen Kontakt zu den Unternehmen der Stadt stehen. Dann merken sie (hoffentlich), dass hier alle nett sind und dass es sich hier sehr gut leben lässt. Aber lest selbst, wenn es Euch interessiert: Master Program in Cross Media Interaction Design – Skellefteå, Sweden.

Es gibt übrigens noch Plätze. Wer also Lust hat, hier zu leben und zu studieren – uns würde es freuen!

Autowandern

Dieses Wochenende bin ich mit meinem neuen Auto kreuz und quer durch die Gegend gefahren. 311,5 Kilometer oder (klingt schwedischer) „so etwa 30 Meilen“. Das Wetter war herrlich: Blauer Himmel und vor allem gestern überraschend warm. (Ich finde knapp 10 Grad und Sonnenschein überraschend warm). Deshalb habe ich gestern Nachmittag einen Teil meiner Holzterrasse vom Schnee befreit und konnte tatsächlich im T-Shirt draußen sitzen. Das fühlte sich schon so sehr nach Sommer an, dass ich ein Foto – sagen wir ein wenig manipuliert habe, um meinem Der-Sommer-kommt-bald-Gefühl Ausdruck zu verleihen.

Aber wieder zurück zum Autowandern. Ich weiß nicht, ob irgendjemand von Euch dieses Wort in seinem aktiven Wortschatz hat. Hatte ich auch nicht. Aber ich fand, es trifft meine beiden Ausflüge ganz gut. Ich wusste gestern nur, dass ich in Richtung Kåge und heute, dass ich in Richtung Bureå aufbrechen wollte. Der Rest hat sich einfach ergeben, meist in dem Sinne „Oh, dort sieht‘s nett aus.“. Mein Auto ist jetzt pottendreckig, denn ein Teil der Straßen und Wege sind unbefestigt, zur Zeit ziemlich weich und mit tiefen dreckwassergefüllten Pfützen bestückt. Auf den meisten kleinen Straßen war ich allein unterwegs und da ich nicht immer in die Karte geschaut habe, war es immer spannend, ob man den Schotterweg nach einer Meile wieder zurückfahren muss oder nicht. Aber meistens geht es irgendwie weiter und wenn man dann plötzlich ein Vorfahrtschild und eine Asphaltstraße sieht, dann weiß man, dass man nicht umkehren muss.

Ich habe keine Ahnung, ob es damit zusammenhängt, dass ich Fahranfänger bin oder nicht, aber ich finde manche Geschwindigkeitsbegrenzungen nun ja … optimistisch. Gerne taucht das Tempo-70-Schild mit Warnung vor Bodenwellen und Warnung vor kurvenreicher Strecke auf, auf denen ich höchstens 50 fahre. Aber ich weiß, es sind ja Höchstgeschwindigkeiten.

Fotografieren

Eigentlich wollte ich ganz viele und ganz tolle Fotos machen. Und was passiert: Der nahe Adler ist wieder Weg, eh ich das Tele auf der Kamera hatte und übrig bleiben zwei Postkartenmotive von der Kirchen in Kåge und der Friedhofskapelle in Bureå. Na toll.

Ich finde es wirklich nicht einfach, mit dem Auto zum Fotografieren unterwegs zu sein. Sicher, es gibt manches schöne Motiv am Straßenrand, aber das sieht man immer erst, wenn man schon halb vorbei ist. Und es ist nicht immer einfach, das Auto irgendwo zu parken. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich mich bei so manchem Motiv frage, ob ich dafür das Auto parken, die Autofahrschuhe gegen Stiefel wechseln und die Kamera nehmen soll, um ein Foto zu machen. Und so bin ich an den drei verbeulten Milchkannen genau so vorbei gefahren wie an dem knallroten Auto, von dem nur die rechte Hälfte zu sehen war, weil die linke komplett im Schnee streckte. Und bei dem Hochsitz war ich so faul, dass ich das Foto sitzend durch die Windschutzscheibe gemacht habe. Dekadent, oder? Für die beiden nächsten Fotos vom Bootshafen in Kåge bin ich aber ausgestiegen …

Ich stelle fest, dass dieses Dinge-an-der-Straße-knipsen mit dem Fahrrad leichter ist. Man sieht noch mehr, da man langsamer ist und man muss nicht aussteigen, um ein Foto zu machen. Auf der anderen Seite erweitert sich der Aktionsradius im Auto natürlich erheblich. Und man kann so viele Sachen dabei haben. Gummistiefel, kein Problem. Schneeschuhe, ab in den Kofferraum. Stativ, na klar!

Beim Fahren habe ich nach einer Alternative zum Auto überlegt. Auch wenn er im Winter Nachteile haben mag, wäre mein derzeitiger Favorit ein fliegender Teppich. Hat zufällig jemand einen zu verkaufen?

Skellefteå AIK

In Essen habe ich mehrere Jahre direkt neben der Eissporthalle gewohnt. Und habe es kein einziges Mal geschafft, mir ein Spiel anzuschauen. Nun, mein Interesse am Sport gucken ist auch begrenzt. In Schweden spielt Hockey (keiner spricht hier von Eishockey) eine wesentlich größere Rolle und als Leif gestern eine Karte für eines der Endspiele übrig hatte, habe ich mich sofort entschieden, mitzugehen.

Und so habe ich mir gestern mit 6000 anderen Besuchern das vierte Finalspiel des Skellefteå AIK (wir, die Guten) gegen Färjestad BK (die anderen, Südschweden) angeschaut. Meister wird der, der als erstes vier Spiele gewonnen hat und so kann es bis zu sieben Finalspiele geben. Färjestad BK führte 2:1 in Spielen, aber jetzt hatte Skellefteå AIK Heimspiel.

Meine Güte, war das spannend! Beide Mannschaften haben extrem temporeich und auch zunehmend aggressiver gespielt. Im zweiten Drittel (man spielt drei Drittel à zwanzig Minuten) fiel dann das ersehnte 1:0 für Skellefteå AIK, die das Spiel ganz klar dominiert haben. Leider fiel kurz darauf das Gegentor. Mist!

Die vier Schiedsrichter hatten einiges zu tun und zeitweise waren bis zu vier Spieler aus dem Spiel genommen. Ich hätte glaube ich keine fünf Sekunden auf diesem Spielfeld überlebt; ein ganz schön tougher Sport!

Da es nach dem dritten Drittel immer noch 1:1 stand, ging das Spiel in eine Verlängerung. Und dort hat – wupps, ganz plötzlich – Färjestad BK das 2:1 geschossen. Man muss dazu sagen, dass es in Torschüssen 44:25 für Skellefteå AIK stand und es schon großes Pech war, dass Skellefteå AIK nur bei einem seiner 44 Torschüsse wirklich einen Treffer landen konnte. Aber es gewinnt nun mal die Mannschaft mit den meisten Toren, nicht die, die im Spiel überzeugender war.

Kaum fiel das 2:1, war es, als hätte man einen Schalter umgelegt. Das Klatschen und die Gesänge hörten abrupt auf und alle AIK-Fans standen auf und verließen das Stadion. Ich fand das sehr seltsam und gegenüber der Mannschaft irgendwie auch nicht fair, die wirklich ein hervorragendes Spiel geliefert hat. Aber die Enttäuschung der Fans war einfach sehr groß, denn die Chancen, dass ihr Skellefteå AIK nach dreiunddreißig Jahren endlich mal wieder Meister wird, sind nach diesem Spiel doch sehr gering. Immerhin müsste der Verein jetzt drei Spiele, davon zwei Auswärtsspiele, in Folge gewinnen. Und das ist doch sehr unwahrscheinlich, denn vermutlich wird Färjestad BK ihr nächstes Heimspiel gewinnen und Meister werden.

Ich bin ja überhaupt nicht der Typ, der so richtig Fan von einem Verein wird, aber ich glaube, nächste Saison schaue ich mir wieder ein, zwei Spiele an.

Ist Frühling?

Es liegt noch Schnee. Aber es ist schön und recht warm. Ist das nun noch Winter oder schon Frühling. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, werde ich mich dieser entscheidenden Frage streng wissenschaftlich mit phänomenologischem Schwerpunkt annähern:

1. Meteorologischer Frühlingsanfang Der war am ersten März. Da war‘s aber noch ganz schön kalt hier. Aber egal – check!
2. Astronomischer Frühlingsanfang War auch schon vor ein paar Wochen. Check!
3. Kein Schnee mehr im eigenen Garten Oh jeh, noch bis zu 40 cm Schnee – das kann noch dauern
4. Ohne Handschuhe Fahrrad gefahren Morgens noch nicht, aber nachmittags auf dem Nachhauseweg ging das schon gut
5. Im T-Shirt Fahrrad gefahren Hallo? Wir reden von Frühling, nicht vom Hochsommer! Keine Wertung
6. Blumen im Garten gesehen Ja, aus dem Bus
7. Blumen im eigenen Garten gesehen leider noch nicht
8. Eisfreier Skellefteälven Teils ist der Fluss schon recht frei, teils noch komplett bedeckt
9. Eisfreies Meer Weiter draußen ja, direkt an der Küste ist noch alles eisbedeckt
10. Wasservögel Ja. Singschwan, Ente, Gänse und mir unbekannte Wasservögel
11. Insekten Ein paar kleine Fliegen und immerhin ein Schmetterling!
12. erstes Eis auf die Hand Ja!
13. Draußen Mittag gegessen Ich leider noch nicht (Aber andere schon)
14. Zu Hause auf der Terasse gesessen Ja. Sogar im T-Shirt. (Ein Mal)
15. Ohne Mütze und Winterstiefel ins Büro Ja
16. Man sieht wieder Waldboden Um die Bäume und auf allen Südhängen ist der Schnee weg. (Aber im schattigen Wald liegt noch einiges)

So, mal schauen. Zehn Mal und fünf Mal , das heißt eindeutig: Der Frühling ist da! Zudem – einige waren ja auch ein bisschen schwer.

Außerdem ist es doch immer schön, wenn noch Potential zur Verbesserung da ist.

Zum Schluss noch drei Fotos: Fluss · Wald · Meer.

Sonne, Strand und Meer …

… gab es an diesem Wochenende. Jetzt muss eigentlich nur noch das Eis weg und sowohl Luft- als auch Wassertemperatur kräftig steigen, ehe ich mich ohne Taucheranzug ins Wasser traue und barfuß am Strand laufe.

Ich habe mir am Wochenende ein paar Strände angeschaut, weil ich neugierig war, ob man schon Sand sieht, ob offenes Wasser bis an den Strand reicht oder meterhohe Eisberge im Meer treiben.

1. Byske

Byske ist gut 40 Kilometer entfernt und hat einen für hiesige Verhältnisse langen und breiten Sandstrand. Die ganze Bucht ins noch von Eis bedeckt, aber die offenen Bäche, die hier ins Meer münden, fräsen schon Mäander in das Eis. Kein Mensch weit und breit.

2. Boviken

Boviken ist mit dem Auto 26 Kilometer entfernt, mit dem Fahrrad nur 16. Wenn man ein Mountainbike hat. Diese Bucht ist noch komplett mit Eis bedeckt. Der weiche, nasse Sand federt unter den Stiefeln. Auch hier ist noch kein Strandleben in Sicht, aber immerhin Spaziergänger.

3. Storgrundet

Das ist quasi mein Hausstrand, denn er ist nur 1600 Meter vom Haus entfernt. Vor einigen Wochen bin ich noch über das Eis zur Insel Storgrundet gelaufen, dort ist jetzt offenes Wasser. Aber immer noch viel Eis.

Dann war ich aber auch neugierig, wie denn Killingörviken aussieht. Diese Bucht ist nur ein paar hundert von meinem Haus Meter entfernt. Und dort ergab sich ein lustiges Bild: Ein Großteil der Bucht ist schon offen. Am Nordufer der Bucht hält sich aber noch Eis und dort saßen und lagen tatsächlich noch drei Eisfischer in ihren knallbunten Overalls. Vielleicht die letzten, die ich diese Saison sehe, denn bald dürfte auch dort das Eis zu dünn sein.

Zum Abschluss noch zwei Fotos von Byske. Ich habe die kleinen Bäche einfach mal Eisprile getauft.

Silvesterandenken

Knapp 10 Grad und sonnig, aber sehr windig und dadurch ganz schön frisch.

Ich muss zugeben, dass ich auf diesen Moment schon seit Wochen gewartet habe. Nicht, dass er ungeheuer wichtig war, nein, ich war einfach gespannt, wann es soweit sein würde. Ihr fragt Euch vielleicht, worum es überhaupt geht. Schaut Euch das Foto an. Im Vordergrund liegt ein Badelatschen und der spielt heute die Hauptrolle, denn er ist ein Silvesterandenken. Heute vor 108 Tagen habe ich hier nämlich mit sieben Freunden aus Deutschland ganz toll Silvester gefeiert. Bevor wir ins Bett gegangen sind, haben wir ausgiebig im Outdoorpool gebadet und uns zwischendurch alle im Schnee gerollt. Dabei hat sich ein Badelatschen im meterhohen Pulverschnee selbständig gemacht, und da er weiß war, haben wir ihn auch am nächsten Tag nicht wieder gefunden. Ein paar Tage später sind meine Freunde abgereist, es kam neuer Schnee und der Latschen überwinterte unter der dicken Schneedecke. Doch Ende März wurde es langsam wärmer und der Schnee begann, zusammenzusacken. Immer wieder habe ich in den letzten Wochen geschaut, ob der weiße Latschen schon irgendwo hervorlugt. Und noch gestern habe ich vergeblich nach ihm Ausschau gehalten. Aber heute Abend lag er ganz plötzlich gut sichtbar auf dem zusammengeschmolzenen Schnee.

Ich habe mich wirklich gefreut, als ich den Latschen heute gesehen habe. Denn zum einen erinnert er an eine schöne Zeit um die Jahreswende, zum anderen zeigt er, dass auch im schattigen Garten südlich vom Haus nicht mehr viel Schnee liegt.

Drei Mal Wasser

1. Schön: Der Skellefteälven

Nun ist der Fluss nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb offen. Es ist so schön, wieder Wasser fließen zu sehen und auch die Möwen und anderen Wasservögel, die zurückgekommen sind, scheinen es zu genießen. Nur vor dem Wehr in Bergsbyn stauen sich noch die Eisschollen.

2. Belanglos: Mein Outdoorpool

Ich habe es lange herausgezögert, aber heute ist es so weit. Ich lasse das Wasser im Outdoorpool ab. Es ist ja gechlort und kann daher lange im Pool bleiben, aber der Zeitpunkt, an dem ich das Wasser hätte wechseln sollen, ist eigentlich schon länger überschritten. So wie das Wasser jetzt gerade aus dem gelegten Schlauch heraustitschert, werden aber wahrscheinlich Stunden vergehen, ehe der Pool leer ist. Ich weiß noch nicht, wann ich ihn wieder neu fülle und chlore, denn alleine im Hellen macht mir das Baden keinen Spaß.

3. Alles andere als schön: Cryptosporidium

In der Stadt sind sieben Fälle von Menschen, die sich mit Kryptosporidien infiziert haben bekannt geworden. Das sind einzellige Parasiten, die sich im Wasser sehr wohl fühlen und fiese Magendarmerkrankungen auslösen. Es besteht der Verdacht, dass sich diese Parasiten über das Trinkwasser verbreitet haben. Und das heißt, dass sämtliches Wasser, welches zum Trinken, Kochen oder zum Zähneputzen verwendet wird, vorerst abgekocht werden sollte. Noch ist es nur ein Verdacht, dass das Leitungswasser von den Parasiten befallen sein könnte. Sollte sich dieser Verdacht aber bestätigen, wäre das schon ein großer Mist. Östersund hatte vor einigen Monaten das gleiche Problem und dort hat es zehn Wochen gedauert, bis das Leitungswasser wieder trinkbar war.

Drückt uns die Daumen, dass die Infektionen eine andere Ursache haben und das Wasser OK ist.

Das Mineralwasser wurde heute schon gehamstert und war sofort ausverkauft.

Nachtrag:

20. April, abends In den ersten Proben wurden keine Parasiten gefunden. Weitere Proben wurden heute entnommen. Es wird empfohlen, weiterhin das Trinkwasser abzukochen.
22. April, abends Auch in den am Mittwoch entnommenen Proben wurden keine Parasiten gefunden. Es wird weiterhin empfohlen, Trinkwasser abzukochen.

Ein Jahr Schweden

Heute vor einem Jahr bin ich in Schweden angekommen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich übermüdet von der langen Anreise mit Rucksack, großer Tasche und zwei Koffern hier ankam. Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter mir und ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass jetzt auch einfach mal ein bisschen Alltag einkehrt.

Dementsprechend habe ich den heutigen Tag – den ersten der vier freien Ostertage – weder gefeiert noch habe ich groß zurückgeschaut. Statt dessen habe ich einfach das schöne Wetter genossen und mit mir die gesamte Natur. Die Vögel haben getwittert, äh gezwitschert, die ersten Frösche waren draußen und die ersten wilden Blumen am Straßenrand blühen.

Nur mein Auto musste heute ein bisschen leiden. Gestern habe ich mit netter Nachbarshilfe Sommerreifen aufgezogen und heute bin ich ein bisschen gefahren. Dieser eine schöne Waldweg wurde allerdings immer schlechter und immer matschiger und nach einer Kurve sah er mehr aus wie ein Übungsgelände für Jeeps. Also musste ich rückwärts zurück. Um die Kurve. Mit Sommerreifen auf rutschigen Boden. Und prompt bin ich auch – so richtig schön Fahranfänger – ein bisschen vom Weg abgekommen und habe mich im weichen Straßenrand festgefahren. Na toll! Ich hatte aber (eigentlich eher für Schnee gedacht) vier schmale, alte Bretter dabei, die ich dann unter die Reifen gelegt habe. Und mit vielen Mal vorwärts und rückwärts rangieren, ungefähr zehn Mal den Motor abwürgen, durchdrehenden Reifen bei Motorgeheul und einigen Flüchen bin ich tatsächlich wieder auf den Weg gekommen und habe auch ganz schnell eine Stelle zum Wenden gefunden. War ich erleichtert! Es hat sich zwar beim Zurückfahren gezeigt, dass ich keine 100 Meter hätte laufen müssen, um Hilfe zu bekommen, aber ich war trotzdem sehr froh, das Auto alleine wieder frei bekommen zu haben. Heute gelernt: Sommerreifen haben ihre Grenzen und mein Auto ist kein Kettenfahrzeug.

Zum Schluss noch zwei kleine Winter-Frühjahrsvergleiche:

P.S.: Zum halbjährigen Jubiläum habe ich den hundertsten Beitrag geschrieben, heute zum einjährigen den zweihundertsten. Zufall oder deutsche Wertarbeit?

Ostertage

Tja – was soll ich über die Ostertage schreiben? Dass ich gefaulenzt habe? Gelesen habe? Ein bisschen Klavier gespielt, aber nicht so viel? Mit einigen Nachbarn geplaudert? Keinen großen Ausflug gemacht habe? Keine zehn Fotos …? Das warme Frühlingswetter genossen habe? Ein bisschen den Garten durchgeharkt, aber nicht so viel?

Ich muss sagen, dass ich fast stolz auf mich bin, mich mal drei Tage lang nur der Erholung gewidmet zu haben und nicht versucht habe, die Zeit optimal zu nutzen. Da bin ich nämlich gar nicht so gut drin. Und das hat so gut getan! Nur – was soll ich jetzt über die Ostertage schreiben? Viel zu erzählen gibt‘s ja nicht.

Na gut – zwei Fotos, so richtig schön ohne jeden Zusammenhang: Zwei Boote auf dem Kallholmsfjärden (die seit gestern auch als Foto für die Webseitenkopfzeile herhalten) und der erste Marienkäfer des Jahres.

Und für die, die etwas über Ostern lesen wollen, meine Blogkollegen Lussekatt und Henning Wüst haben einiges dazu geschrieben und auch im Schwedenblog steht etwas dazu.

Auf dem Wasser

Wie gut, dass ich heute recht früh mit der Arbeit aufgehört hat, denn Staffan, mein Nachbar wollte heute das erste Mal dieses Jahr mit dem Boot zur Insel Bredskär fahren. Und ich konnte mit! Mit dem Auto fährt man keinen Kilometer zu der kleinen Bucht, wo die Boote ins Wasser gesetzt werden und ich war erstaunt, wie schnell so ein Boot, welches eben noch auf dem Hänger festgezurrt war im Wasser schwimmt. Ein Nachbar, der auch mit war, hat aber auch mitgeholfen, während ich gar nicht so genau wusste, wo ich jetzt mithelfen kann. Da habe ich halt fotografiert …

Im Boot fuhren wir in den kleinen Tunnel unter dem Näsuddsvägen hindurch und waren dann auf der Killingörviken, der Bucht, auf der vor zehn Tagen noch die Eisfischer saßen. Dann hat Staffan beschleunigt – erstaunlich, wie schnell so ein Boot sein kann – und außerhalb der Bucht haben wir uns Backbord gehalten. Staffan hat den Nachbarn auf einer anderen Insel abgesetzt und wir sind dann zu zweit zu seinem Bootssteg auf Bredskär gefahren. Die letzten zehn Meter haben etwas gedauert, denn am Ufer war das Eis noch ganz schön dick. Immer wieder hat Staffan das Boot zurückgesetzt, um es mit Schwung auf das Eis aufsetzten zu lassen, bis dann mit ein bisschen Geruckel das Eis unter dem Gewicht des Bootes gebrochen ist und wir über den Bug auf den Steg steigen konnten.

Das letzte Mal war Staffan vor zweieinhalb Wochen auf der Insel. Mit dem Schneeskooter! Dieses Jahr verschwand das Eis einfach besonders schnell.

Kurz danach kam ein Freund vorbei – der letzte Berufsfischer hier in Skelleftehamn – und wollte die letzten Meter übers Eis gehen. Dabei ist er dann prompt bis zur Hüfte im Eis eingebrochen und hat sich erst einmal wieder ins Boot zurückgezogen. Sein Hund schaute dabei interessiert zu.

Auf der Insel hat mit Staffan seine Stuga gezeigt. Selbst ohne die ganzen Nebengebäude ist das Sommerhaus um einiges größer als es meine Einzimmerwohnung in München war. Und total schön und gemütlich. Nach kurzem Aufenthalt sind wir dann zur Nachbarinsel übergesetzt, wo wir den Nachbarn „ausgesetzt“ haben und haben zusammen seinen Bootssteg wieder aufgebaut. Nach einer kleinen Runde mit dem Boot, um zu sehen, wo noch festes Eis ist, haben wir uns wieder auf den Heimweg gemacht. Und genau so schnell, wie das Boot ins Wasser gesetzt wurde, lag es auch wieder auf dem Bootsanhänger.

Jetzt ist es klar: Ich will ein Kajak! Jetzt! Sofort! Und einen Bootswagen, damit ich zu Fuß zum Ufer laufen und dort das Boot ins Wasser setzen kann. Gleich schaue ich mal bei Blocket, dem Internetgebrauchtmarkt, ob jemand hier in der Region etwas anbietet.

Nachtrag:

Jetzt ist auch ein kurzes Video vom Anlanden online.