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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Roadtrip nach Bodø

Ich liebe spontane Aktionen! Und als am Freitag Martine angerufen hat, ob ich nicht mit ihr und ihren Gästen aus Australien das Wochenende nach Bodø fahren (und einen größeren Teil am Steuer sitzen) möchte, habe ich begeistert zugesagt. Ich habe ein bisschen früher Feierabend gemacht, zu Hause Kamera und Klamotten ins Auto geworfen und bin nach Kusfors gefahren, wo ich übernachtet habe.

Am nächsten Tag ging es früh raus, denn um kurz nach sieben sind wir aufgebrochen. Schließlich sind es fast 500 Kilometer bis nach Bodø, in Norwegen darf man oft nur 70 fahren und Pause machen möchte man ja auch mal.

Ich bin die Strecke schon zwei Mal gefahren, einmal mit dem Auto im Juli, einmal im Oktober mit dem Bus und ich bin jedes Mal wieder begeistert, wie unterschiedlich die Klimate und die Landschaften auf der Strecke sind. Um halb neun standen wir an dem kleinen, tiefblauen See in Arvidsjaur, keine zwei Stunden Fahrt später an einem mit Eisschollen bedeckten Stausee im Fjäll.

Der Nyborgstjärnen in ArvidsjaurDer Ringosavvun im schwedischen Fjäll

Erstaunlich, wie wenig Wasser in dem Stausee war. Und ebenfalls erstaunlich, dass wir später noch weiter oben im Fjäll an zugefrorenen Seen vorbeikamen, auf denen die Eisfischer saßen. Bald waren wir an dem höchsten Punkt (740m) angelangt. Hier gibt es hauptsächlich kleine, krüppelige Birken und Fels, Schnee und Eis. Und die Asphaltstraße, die links und rechts mit hohen neongelben Stecken markiert ist. Ab der norwegischen Grenze ist Martine gefahren und ich konnte mich entspannt zurücklehnen und den Blick auf die norwegischen Berge geniessen. Vor allem der markante Solvågtinden begeistert mich, auf dem Berg möchte ich gerne mal stehen aber er ist vermutlich viel zu schwierig zu besteigen. Ich bin kein Bergsteiger.

Auf dem KahlfjällSolvågtinden voraus

In Norwegen verliert die Straße an Höhe und bald ist man wieder im Tal, die Bäume sind grün und nur die schneebedeckten Berge am Horizont bleiben. Und schon bald, nachdem man rechts auf die E6 abgebogen ist, hat man einen schönen Blick auf den Saltdalsfjorden. Wenn man nicht gerade durch einen der kilometerlangen Tunnel fährt. Und irgendwann, so siebeneinhalb Stunden später, waren wir in Bodø.


Unser erstes Ziel: Essen! Frühstück war um sechs und eine kleine Zimtschnecke unterwegs macht nicht satt. Wir konnten schön draußen sitzen und unsere leckeren Fish and Chips geniessen. Kaum sind wir gegangen, hörten wir wüstes Möwengeschrei hinter uns. Die Vögel balgten sich um die nicht nennenswerten Reste auf unserem Tisch; eine hat sich sogar den kleinen Glasnapf mit einem Rest Remoulade geschnappt.

Die Möwen lauern schonFish und Chips in der Sonne

Nach einer kleinen Pause in unserem Hostel sind wir durch Bodø gelaufen. Dieses Mal hat mir die Stadt sehr gut gefallen, vor allem am Wasser. Große Schiffe und kleine Boote gleiten durch das Wasser, Möwen kreischen, der Hafen ist voller Boote und Schiffe. Und überall sind Inseln. Von kleinen Felsbuckeln bis zu fernen Inseln am Horizont. Ein kleines Fischerboot kommt genau auf mich zu. Zwei Frauen warten schon am Kai, um zu schauen, was der Fischer anzubieten hat. Ich weiß allerdings nicht, was das für Fisch ist. Angler und Fischexperten: Habe Ihr einen Tipp?

Ein Fischerboot kommtDer Fisch ist fast so orange wie das Ölzeugs des Fischers

Wir haben nach einem Bummel am Wasser in einer Pizzeria gegessen, die norwegischen Preise ignoriert und zur Pizza eine Flasche Wein bestellt. Danach sind die anderen ins Hostel gegangen aber ich wollte noch ein bisschen draußen sein, habe mir zum Glück das Stativ geschnappt und bin an der zentralen Bucht Rønvikleira weitergelaufen. Ich bin dann auf einen Hügel gestiegen, von dem ich einen schönen Blick auf Bodø hatte. Die Sonne stand schon tief und hat die Häuser und die am blassen Bergketten am Horizont in warmes Licht getaucht.

Blick auf BodøBlick auf Bodø

Blick auf Bodø und die Bucht Rønvikleira

Ich wollte unbedingt noch auf das offene Meer schauen. Ich bin die Straße 834 weitergelaufen, bis ich an einem Grashang über dem Meer stand. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre und auch ein bisschen gefroren hätte, wäre ich wohl die ganze helle Nacht dort geblieben, so wunderschön war die Landschaft dort und vor allem das Licht! Das Licht! Schaut selbst. Die Fotos sind nur blasse Kopien der Wirklichkeit, aber das ist ja fast immer so.

Die tiefe Sonne taucht alles in goldoranges Licht

Nächtlicher Blick auf das europäische Nordmeer

Wenn andere in Blogs schreiben „Ich habe mich verliebt“, dann sprechen sie meistens von Hundewelpen oder Osterlämmern. Ich habe mich aber wieder einmal frisch in Norwegen verliebt. Und wenn ich nicht so gute Freunde in Schweden hätte, ein Haus, einen interessanten Job, und, und, und …, wer weiß, vielleicht würde ich dann schon die Jobannoncen in Bodø studieren. Allerdings weiß ich, dass Bodø bei Regen ganz schön trist sein kann, und ebenso, dass dies das dort vorherrschende Wetter ist.

Um halb zwölf war ich wieder am Hostel. Und bin ins Bett gefallen.

Und sonst? Zwei Elche in den Morgenstunden · immer wieder Rentiere, aber keine Herden · Hurtigrutenschiff in der Bucht · 51 NOK (6,80 Euro) für eine Halbliterflasche Wasser und einen Schokoriegel am Kiosk

Roadtrip nach Bodø II

Wo bin ich? In Bodø. Nein, eigentlich bin ich schon wieder seit zwei Tagen in Skelleftehamn, aber der Artikel handelt von dem zweiten Tag unseres Roadtrips nach Bodø. Um sieben bin ich aufgewacht und habe von meinem kleinen Hostelzimmer eine Möwe beobachtet, die ein Nest auf einem Gabelstapler baute. Ob das eine gute Idee ist?

Vor dem Frühstück habe noch einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Sie lebt von den starken Kontrasten zwischen Hafenatmosphäre, dem Blick auf das knallblaue Meer – denn wir hatten herrlichen Sonnenschein – die schneebedeckten Berge am Horizont und die moderne Architektur. Ach ja, die Baustellen habe ich vergessen. Überall in Bodøs Zentrum wird gebaut und ich bin gespannt, wie die Stadt in drei Jahren aussieht. Aber eine Stadt am Meer hat immer ihren Reiz, finde ich. Und mir gefällt die klare, moderne Architektur auch gut.

Architektur am MeerEin kleiner Teil des Hafens

Ich bin dann auf die lange Mole gegangen. Sie verbindet die Miniinsel Rundholmen mit dem Festland und reicht bis zu 200 Meter an die Halbinsel Nyholmen heran. Dazwischen die Fahrrinne, die unter anderem von den Hurtigrutenschiffen benutzt wird, wenn sie etwas weiter nordostwärts anlegen wollen. Auf der Insel Nyholmen steht ein kleiner Leuchtturm aus dem Jahre 1875 und ein Fort, welches zwischen 1807 und 1814 gebaut wurde. Nächstes Mal werde ich da hinlaufen und mir das aus der Nähe ansehen.

Warnung vor WindDie Halbinsel Nyholmen

Auf der Insel Rundholmen hat man einen schönen Blick und ich hätte gerne noch ein paar mehr Fotos gemacht, weil ich die Kombination Fels—Tang—Meer—Stadt—Berg unglaublich faszinierend fand und auch, weil das Wetter so schön war. Aber ich war mit Martine und ihren australischen Freunden um neun zum Frühstück verabredet und habe deswegen bald den Rückweg angetreten.

Blick von der Insel Rundholmen Fels—Tang—Meer—Stadt—Berg

Zwei Stunden später haben wir uns auf einen gemütlichen Rückweg gemacht. Dieses Mal konnten wir unterwegs besser anhalten, denn die Parkbuchten liegen alle auf der dem Fjord zugewandten Seite. Enorm, was vierundzwanzig Stunden warmes Wetter und Sonne ausmachen: Die Birken waren um einiges grüner als auf am Vortag.

BrückenbauFjordbucht

Bald schraubte sich der Weg wieder hoch auf das Fjäll und nach der norwegisch-schwedischen Grenze waren wir wieder im Land von Eis und Schnee. Wir haben Skooterfahrer gesehen, einen Skiläufer, der oben ohne auf dem See stand und zwei Frauen, die sich mit kurzer Hose und Bikini im Schnee gesonnt haben. Wir haben an einem Kiosk angehalten, wo einige Skooterfahrer die letzten Wintertage ausnutzten und über den See heizten. Der Kioskbesitzer erzählte, am Morgen seien es 6 °C gewesen, herrlich, doch dann sei die verdammte Sonne gekommen. Er muss selber ein bisschen lachen.

SkooterfahrerDie letzten Skootertage

Nach einer Pause fahren wir weiter und sind bald wieder in vertrauterem Gelände. Arjeplog—Arvidsjaur—Glömmerträsk—Jörn—Kusfors. Unterwegs sehen wir noch einige Rentiere, die großen Herden aber sind woanders.

Schneeschmelze auf dem FjällRentiere an der Straße

ich verabschiede mich von meinen Mitreisenden. Was für ein herrliches Wochenende: So viel Urlaub, so viele schöne Erlebnisse in nur zwei Tagen. Nach einer weiteren Stunde bin ich zu Hause. Der Tacho zeigt 071.0 Kilometer Fahrt. Die Tausender-Eins passt nicht mehr aufs Display.

Erinnerung an Bodø

Heute habe ich einen Brief bekommen. Zuerst habe ich an Spam gedacht, denn es war eine Rechnung und ich hatte keine Ahnung, worum es sich dreht. Dann erblickten meine Augen das Wort „Norge“ und zwei hübsche Schwarzweißfotos von einem Auto. Meinem Auto! Bin ich etwa in Norwegen zu schnell gefahren und dabei geblitzt worden? Dann sah ich den Betrag von SEK 58.88 (also keine sieben Euro). Damit schied die Geschwindigkeitsübertretung schon einmal aus, denn die kostet in Norwegen leicht das Hundertfache. Also fing ich an den schwedischen Text zu lesen und stieß auf Worte wie avgifsbelagd väg (gebührenpflichtige Straße). Damit hatte ich langsam eine Idee, worum es sich handelte. Allerdings konnte ich mich nicht entsinnen, bei meinem letzten Norwegenaufenthalt irgendeine Bezahlstraße genommen zu haben. Seltsam!

Auf dem unübersichtlichen Brief stand zwar viel, aber nicht, wo das überhaupt gewesen sein soll. Aber man konnte sich im Internet einloggen und dort bekam ich als Ort Rv 80 Strømsnes und als Daten 18. und 19. Mai angezeigt. Und dann dämmerte es mir. Im Mai habe ich ja einen Roadtrip nach Bodø gemacht. Und dort stand damals irgendwas von Bezahlen an der Straße, ohne dass wir irgendeine Mautstelle gesehen haben. Das hatte uns ein bisschen gewundert. Inzwischen hatte ich das total vergessen, denn das ist ja immerhin schon fünf Monate her.

Dafür, wie teuer sonst vieles in Norwegen ist, finde ich einen Maut von 3,36 Euro pro Strecke überraschend günstig. Dann will ich mal bezahlen …