Winteranfang
Heute, am ersten Dezember, ist für die Meteorologen Winteranfang. Gleichzeitig ist Skyltsöndag in Skelleftehamn. Doch dazu später.
Am Freitag berichtete mir ein Bekannter von dem Zeitungsartikel über mich. Über mich? Ach ja, richtig. Ich wurde ja vor anderthalb Monaten von der Norran interviewt, das hatte ich völlig vergessen. Thema war dieses Mal nicht „Der Deutsche, der freiwillig nach Nordschweden zieht“, sondern „Der Angestellte, der neben seiner Arbeit noch ein Hobby hat“. Während ich das nicht so außergewöhnlich finde, hat Norran aus der Tatsache, dass ich im Kammerchor mitsinge, eine Doppelseite gezaubert.
Gestern morgen war ich kurz an der Küste und habe dort G., den Fischer getroffen. Er hatte ein bisschen zu tun, bis er das Boot erst mit dem Auto an Land gezogen und dann freigeschaukelt hat. Seine Hündin fand das eher doof und hat laut gebellt, bis sie von ihm an Bord gehievt wurde. Eine Minute später hörte man den Außenborder und sah, wie G. sein Boot durch das dünne Eis zum offenen Meer steuerte.
Nachmittags war ich bei meinen Nachbarn von gegenüber, um eine Zeitung zu holen, denn ich habe die Norran nicht und war schon ein bisschen neugierig, was man über den Chor und mich so schreibt. Das war ein guter Zeitpunkt, denn ich habe nicht nur die Zeitung bekommen, sondern noch etwas ganz besonderes: E. und ich sind uns einig, dass die Schweden kein Brot können! E. kommt aus Finnland und hatte frisches Roggenbrot gebacken. Da durfte ich probieren und habe gleich ein Stück geschenkt bekommen. Das war so lecker, dass sogar ich Koch- und Backmuffel jetzt beschlossen habe, auch Roggenbrot zu backen. Den Link zum Rezept habe ich, aber ich lasse mir das lieber von E. persönlich zeigen, denn das Rezept ist auf finnisch.
Heute war ja Skyltsöndag, so eine Art kombiniertes Advents-Weihnachtsmarkt-geöffnete-Läden-und-alle-haben-wieder-beleuchtete-Sterne-in-ihren-Fenstern-Fest. Vor zwei Jahren fand es bei Regen statt, letztes Jahr hingegen fiel es aus, weil innnerhalb 24 Stunden 83 Zentimeter Schnee gefallen waren. Und das nach einer Warnstufe 1 (10-20cm). Das räumen auch die Nordschweden nicht mal so eben weg. Ich musste schon ein bisschen lachen, als der smhi gestern wieder Warnstufe 1 Schnee (10 cm) ausgegeben hat.
Als ich heute morgen aufwachte, war auch alles weiß, aber mehr als fünf Zentimeter waren nicht gefallen. Das sieht schön aus, aber das es grau war und auch noch kleinere Schauer herunterkamen, habe ich nur ein paar Photos gemacht.
„Crystal Pool“ klingt schön. Da denkt man an Urlaub im Süden, türkisblaue Pools mit warmen Wasser, von Palmen umgeben. Und wenn das groß auf einem Schiff steht, dann ist der Gedanke an Kruezfahrten nicht weit. Das Schiff „Crystal Topaz“, welches zur Crysal Pool Group gehört und heute an dem verschneiten Ufer des Ölhafens „Oljehamn“ vertäut war, ist allerdings kein Kreuzfahrtschiff, sondern ein Öltanker. Das erklärt auch die überdimensionale Beschriftung „No smoking“.
Später war ich dann auch noch auf dem Skyltsöndag, habe ein paar Freunde getroffen, die Verkaufsstände angeschaut und war schnell wieder zu Hause. Allerdings noch mit einem kleinen Umweg nach Ursviken, zur „Kanotudden“, der Kanubucht. Der Fluss ist hier allerdings schon komplett zugefroren und der böige Wind treibt Schnee über die Eisflächen, während die Sonne, die schon um viertel vor zwei unterging, die Wolken in Bonbonfarben taucht.
4 Kommentare für „Winteranfang“
Snowdog schreibt:
Das mit dem Brot war vor 20 Jahren noch viel schlimmer. Beim kauen wurde das Weißbrot immer mehr im Mund und schmeckte nach Pappe. Nun seit einigen Jahren hat der Fortschritt auch in Schweden Einzug gehalten und es gibt wesentlich mehr Brotsorten. Das heißt aber nicht gleich, dass alles nun besser schmeckt. Wir sind hier in D typischerweise an Mischbrot mit Sauerteig gewöhnt. Das können die Schweden nicht bzw. noch nicht richtig. Ansätze sind ja schon da. Ich glaube die Sorte heißt Rogform. Da muss wohl mal ein deutscher Bäcker nach Nordschweden.
Olaf Schneider schreibt:
Viele Schweden – zumindest in Skellefteå – haben aber auch einen anderen Geschmack als wir leicht südeuropäisch orientierten Mitteleuropäer. Vor allem die Kombinationen von meiner Meinung nach völlig unpassenden Zutaten zieht mir manchmal die Schuhe aus. Mit Nudeln plus Sauce béarnaise oder gar schwedische Pepperkåka plus Schimmelkäse werde ich wohl immer fremdeln. Und ich glaube nicht, dass man die Nordschweden mit deutschem Brot begeistern könnte.
Dirk schreibt:
‚Und ich glaube nicht, dass man die Nordschweden mit deutschem Brot begeistern könnte…‘
Das käme auf einen Versuch an :-)
Wobei, in Schweden hat mir das Brot noch sehr gut geschmeckt. Ganz im Gegensatz zu den Staaten. Dort bin ich schon mal 40 Miles gefahren, wenn ich mal halbwegs essbares Brot kaufen wollte. Monatelang diesen „Brotersatz“ dort essen, ist einfach unmöglich.
Dort oben in Kiruna hatten wir uns in einer Konditorei mit leckerem Brot versorgt und bei einem guten Wein, Käse und noch anderen Leckereien es wunderbar „aushalten“ können. :-)
Olaf Schneider schreibt:
Das ist schwer mit dem Versuch, denn immer wenn ich mal leckeres Brot habe, esse ich es lieber alleine. Und wenn ich das nächste Mal in Kiruna bin, muss ich die Konditorei suchen.