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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Winteranfang

Heute ist für die Meteorologen Winteranfang. Und das schwedische Wetter hält sich daran. So kalt wie in Vittangi im Norden, wo in der letzten Nacht -33,5 °C gemessen wurde, ist es hier mit fünf Grad unter null zwar nicht, aber der kräftige Wind, der schon die ganze Nacht am Haus gerüttelt hat, lässt einen draußen die Kälte deutlich spüren. Dieser Wind bringt Wolken mit sich und die haben Schnee im Gepäck. Erst fegte der Neuschnee nur die Straßen und Wege entlang, jetzt – um ein Uhr mittags – bleibt er auch überall liegen. Es ist schon ganz schön dämmrig, mit Schnee, Wolken und der Sonne gerade noch 1.5 °C überm Horizont. Daher mache ich die nächsten Fotos erst morgen.

Ein paar Fotos vom Vormittag:

Bei den Wetterwarnungen des smhi liest sich das so:

Warnstufe 1 Schneefall […] An der Küste Schneeschauer die kräftig sein können. Es kommen 10-20 cm Neuschnee und es besteht Gefahr von Schneewehen […] · Warnstufe 1 mäßige Eisbildung (auf der Ostsee) · Warnstufe 1 Starker Wind. Ost oder Nordost ca. 15 m/s[…]

Der Winter ist da

„Daher mache ich die nächsten Fotos erst morgen.“ habe ich heute Mittag geschrieben. Ha ha ha! Am Nachmittag ging es erst richtig los: Der Wind hat zwar etwas nachgelassen, dafür ist die Temperatur auf -9 °C gefallen. Und seitdem schneit es. Teilweise so stark, dass man nicht einmal die halbe Straße entlang schauen kann. Dazu kommt das starke Schneetreiben. Und alles ist weiß. Nein, eigentlich orange, von den Neonlampen beschienen, die hier alle Straßen beleuchten. Heute Abend um neun lagen so um die 20 cm Schnee und es schneit noch weiter. Und wenn es so weiter schneit, dann haben wir morgen … aber erst mal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt.

Wie schon heute Mittag wieder vier Schwarzweißbilder: Drei vom Schnee, eins von mir.

Meine Kameras fanden die Idee, bei diesem Wetter zu fotografieren, eher dämlich: Bei der Nikon D300s funktionierten zum Schluss das hintere Modusrad und die Cursortasten nicht mehr. Das iPhone, mit dem ich das letzte Bild gemacht habe, hat sich nach ein paar Dutzend Fotos einfach ausgeschaltet. Kein Bock mehr. Aber meine Fingerspitzen waren gar nicht böse. Jetzt ist allen wieder warm. Den Kameras und auch meinen Fingern.


Und vor einer Woche hat es noch bei 4 °C geregnet …

Drei Einleitungen zum Sonntag

1.

– Papa, was is’n Läikefekt?
– Ein Lake Effekt, weißt Du, das ist englisch. Der kalte Wind streift über das warme Meer und zieht feuchte Luft …
– Och nö, Papa, kein Geo!
– … also auf jeden Fall gibt’s dann an der Küste total viel Schnee. Schau einfach mal in das Blog Nordwärts, da siehst Du, was dann passiert.

2.

Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee, Schnee! Für jeden Zentimeter einmal.

3.

Ja hallo, bin ich denn in Kanada? War das jetzt ein Blizzard oder was? Gestern noch grün und heute … . 10 – 20 cm Schnee hat das Wetter gestern vorhergesagt, am Sonntag vormittag abnehmend. Ha, ha, ha! Abnehmend! – man konnte ja teilweise keine 20 Meter mehr schauen! Und windig war es auch noch ganz schön. So viel Schnee in 24 Stunden, das hat auch der Nachbar von gegenüber noch nicht erlebt. Und alle Nachbarn sind auf der Straße und schaufeln Schnee, schaufeln Schnee, schaufeln Schnee.


Geduld, liebe Blogleser, Fotos und ein Bericht kommen noch, aber jetzt muss ich mich ein bisschen ausruhen vom Schnee schaufeln. Und ich habe noch nicht einmal die Hälfte geschafft.

Im Schnee versunken

Nur zur Erinnerung: Gestern mittag konnte man noch überall den Rasen sehen, denn es war zwar kalt, aber Schnee lagen nur ein paar Millimeter. Dann fing es an zu schneien, mehr zu schneien, noch stärker zu schneien. Entgegen der Vorhersage (10-20 cm Schnee, lässt vormittags nach), schneite es die ganze Nacht durch und auch heute vormittag kamen mit jeder weiteren Stunde fünf Zentimeter dazu. Und da kommt eine Menge zusammen …


Als ich heute aus dem Haus blickte, war alles tief verschneit und es schneite noch immer. Die Straße war eine einzige weiße Fläche und von meinem Auto schauten nur noch ein Teil der Scheiben, Dachreling und Rückspiegel hervor. Bis zum Oberschenkel ging mir das fluffige Weiß auf dem Weg zur Garage. Denn dort standen die Skier, die ich heute nehmen wollte. Inzwischen war der Schneepflug gekommen und hat zusätzlichen Schnee von der Straße vor das Grundstück geworfen. Da musste ich erst einmal durchwaten, um überhaupt auf die Straße zu kommen.

Mit Skiern bin ich dann bergauf die Straße in Richtung Storgrundet gelaufen, bin aber schnell wieder umgekehrt, denn im Wald trug der Schnee nicht und der Weg war schon geräumt, so dass die Skier auf dem Kies kratzten.

Mit den Winterstiefeln (gefüttert – wasserdicht – bequem) ging es dann viel besser. Bei der Skooterspur habe ich den Weg verlassen und bin die Waldwege entlanggelaufen. Oder das, was von den Waldwegen übrig war, denn überall lag der Schnee knie bis hüfthoch. Genau das Richtige, um sich an die alten Trendsportarten von vor zwei Jahren zu erinnern: Tiefsnow stapfing und Power snowangeling! Beim letzten Foto bin ich einfach die verschneiten Felsen heruntergerutscht und weitergerutscht und weitergerutscht. Keine Angst, so tief ist der Schnee dann doch nicht, ich liege hier halb auf den großen schrägen Felsen. (Beim Power snowangeling habe ich mich übrigens einfach rückwärts fallen lassen. Kein Anlauf oder so …)

Die Natur präsentierte sich hauptsächlich in Schwarzweiß. Eigentlich hauptsächlich in Weiß, denn der Schneefall wurde immer stärker und ich war froh, zur Sicherheit einen Kompass dabei zu haben, auch wenn ich die Umgebung inzwischen ganz gut kenne. Vor allem an dem kleinen See Rudtjärnen war alles weiß in weiß und das gegenüberliegende Ufer war nicht zu sehen.

Nach einer recht anstrengenden Runde zu Fuß durch den Tiefschnee bin ich wieder auf den geräumten Weg gekommen. Hier lag schon neuer Schnee. An dem (anderen) kleinen See, an dem ich vor ein paar Tagen noch fotografiert habe, ist es meistens sehr windig. So auch heute. Ich bin kaum zum Ufer gekommen, um ein Vergleichsfoto zu machen, denn der Wind hat die Schneeverwehungen schon hart werden lassen. Eingesunken ist man aber doch bis zum Bauch.

Nun war es bis zur Ostsee nicht mehr weit. Zu meinem Erstaunen war die Ostsee zwischen Insel und Festland zugefroren, auch wenn einige braune Stellen verrieten, dass das Eis noch lange nicht tragfähig ist. Hier habe ich eine Tee- und Esspause gemacht, die war aber bei dem Küstenwind trotz zweiter Jacke ganz schön ungemütlich. Die Insel Storgrundet war im Schneefall und Schneetreiben nicht einmal zu erahnen und auch die Nikon wollte nicht mehr so richtig. Zeit für den Rückweg …

Der Rückweg ging schnell, selbst wenn die geräumte Straße inzwischen wieder zugeschneit war. Als ich wieder in meine Straße einbog, sah ich alle Nachbarn auf einmal. Und alle schaufelten Schnee. Oder unterhielten sich über das Wetter. Manche hatten eine Schneefräse und später kam auch jemand mit einem alten Traktor dazu. Mein Auto war inzwischen bis auf den rechten Außenspiegel komplett unter den Schneemassen verschwunden und auch mein Trampelpfad von vor einigen Stunden war wieder zugeschneit.

Mittags – genau 24 Stunden später – hörte der Schneefall wieder auf. Und in diesen Stunden haben die Wolken 83 cm Neuschnee in meinen Garten geladen. 83 cm in 24 Stunden! Das hat auch der Nachbar von gegenüber noch nicht erlebt! Ich ahnte, dass ich den Rest des Tages mit Schneeschaufeln beschäftigt sein würde. Schon der Pfad zur Haustür hat seine Zeit gebraucht und danach kam das Auto dran, und der Schnee davor. Das ganze war ein bisschen wie Ostereier suchen: Oh, ich habe ein Auto, einen Briefkasten, eine Treppe, ein Kellerfenster! Bloss der Zaun zum Nachbarn ist immer noch im Schnee versteckt.

Ich schätze, ich habe 10 Kubikmeter, also etwa eine Tonne Schnee über meine Schulter geworfen und dementsprechend groggy bin ich jetzt. Richtig groggy! Aber während die meisten Nachbarn nur die Arbeit sehen, freue ich mich, dass der Winter mit einem Paukenschlag pünktlich zum ersten Advent (Stimmt, den haben wir ja heute auch) gekommen ist. Und so viel Schnee bleibt lange liegen, zumal die nächsten zehn Tage Dauerfrost sein soll. Winter wonderland!

Anmerkungen

Eigentlich war heute wieder Skyltsöndag in Skelleftehamn. Da war aber nichts, denn auch der Marktplatz war unter Schnee begraben.

Es hat wohl wieder einen „Lake effect“ gegeben, denn schon zehn Kilometer landeinwärts liegt ungleich weniger Schnee. Und den Lake effekt konnte das smhi vor zwei Jahren auch schon nicht vorhersagen.

Fotografen wird auffallen, dass manche Bilder vignettiert sind. Das liegt daran, dass um die Linse herum ständig Schnee klebte. Zum Schluss war die Hälfte der Bedienelemente an der Nikon eingefroren und das Fotografieren wurde immer schwieriger. Ich werde das nächste Mal die Nikon vorher schon herunterkühlen in der Hoffnung, dass der Schnee dann nicht so leicht am Gehäuse schmilzt und festfriert.

Am Tag danach

Am Tag danach klarte der Himmel ein bisschen auf und die Temperatur fiel auf knapp -15 °C. Die Ostseebucht, an der ich vorgestern noch Wellen fotografiert habe, ist komplett mit Eisfladen bedeckt, die größtenteils schon zusammengefroren sind. Das war’s erst einmal mit dem Kajak fahren.

Am Haus ist der lockere Schnee schon ordentlich zusammengesackt, von 83 cm auf 67 cm. Die Sonne scheint fahlorange durch eine leichte Wolkenschicht aus der Schneestaub fällt. Es wird ein bisschen wärmer, -12 °C.

Gestern war so manches Auto komplett eingeschneit und das Auto eines Nachbarn war nur noch am Antennenstummel zu orten. Heute musste ich länger suchen, bis ich ein eingeschneites Auto als Fotomotiv entdeckt hat, denn die Menschen sind fleißig. Fast alle haben ihre Fahrzeuge freigeschaufelt und die Wege vom Schnee befreit. Aber zum Schluss habe ich doch noch eines gefunden.


Nachtrag: Und so sah es heute Mittag bei Storgrundet aus. Die Ostsee ist komplett eisbedeckt und wenn es weiter so kalt bleibt, kann ich vielleicht schon nächstes Wochenende zur Insel herüberlaufen.


Nachtrag 2 (20:20): Der Ort Bureå, knapp 10 km weiter südlich, hat noch mehr Schnee abbekommen: Laut Norran – Skellefteås Zeitung – einen Meter. Und im Gegensatz zu hier, wo alle Nebenstraßen und sogar der Fahrradweg sofort wieder freigeräumt waren, waren dort gestern Nachmittag noch viele eingeschneit.