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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Sonnenuntergang

Gar nicht so einfach, die herrliche Lichtstimmung einzufangen, die wir heute gegen Sonnenuntergang hatten. Macht man das Bild so hell wie in Wirklichkeit, wirken die Farben zu pastellig. Macht man die Farben so satt wie in Wirklichkeit, wird das Bild zu dunkel.

Ach egal, lassen wir das Fotografieren Fotografieren sein. Interessanter ist vielleicht, dass es überhaupt wieder dunkel wird. Und wenn dann noch graue Wolken über Skelleftehamn liegen, dann ist es selbst jetzt um elf schon ganz schön finster. Kein Vergleich zu den taghellen Nächten zur Mittsommerzeit vor gerade mal sechs Wochen.

Ich finde das aber eigentlich ganz schön, dass es in der Nacht auch wieder dunkel ist. Dann kann man irgendwann wieder in den Himmel blicken und Sterne, die Milchstraße und irgendwann auch wieder schöne Polarlichter erblicken.

Gåsören

Eine der ersten Sachen, die mir aufgefallen ist, als ich April 2010 das erste Mal in Skelleftehamn gewesen bin, war eine Insel mit einem Leuchtturm drauf. Nicht irgendein Leuchtfeuer, sondern so ein richtig weiß-roter Turm. Später habe ich gehört, dass die Insel Gåsören – zu deutsch die Gänseinsel heißt.

Nachdem ich im März nur einmal um die Insel herumgekayakt bin und ich vor zweieinhalb Wochen wegen schlechten Wetters umgekehrt bin, habe ich es heute endlich geschafft, mir die Insel mal anzuschauen. Und – was soll ich sagen – die Insel gefällt nicht nur mir, sondern auch so manch anderem, der entweder mit dem Boot oder dem Wasserskooter den kleinen Hafen ansteuert, um eine Pause zu machen.

Der Leuchtturm (1921 erbaut) ist winzig, aber doch immer noch um einiges höher als die Leuchtkuppel auf dem alten „Fyrhus“ von 1881. Sonst gibt es auf der Insel zwei(?) private Stugas, das alte Lotsenhaus, ein paar Schuppen, ein Dass (das ist das schwedische Wort für Außentoilette) und – eine Sauna. Die Sauna darf wohl jeder einfach benutzen und da genug Treibholz an den Kiesstränden der Insel herumliegt ist auch das Befeuern des Ofens kein Problem.

Ich habe allerdings lieber in der warmen Augustsonne mir in Ruhe die Insel angeschaut, ehe ich mich wieder ins Kayak gesetzt und den Heimweg angetreten habe. Hoffentlich werde ich nicht ins Gefängnis geworfen, denn laut dem Schild auf dem letzten Foto ist das Fotografieren nach einem Gesetz vom 17. Mai 1940 verboten.


Gut übrigens, dass die Augustsonne so warm war, denn ich habe heute auch gebadet. Vom Kajak aus. Mit Klamotten.

Was ist passiert? Auf dem Weg zur Insel Gåsören habe ich zwei Zwischenstopps eingelegt, unter anderem auf der Insel Flottgrundet, auf der ich vor einigen Wochen zu Besuch war. Als ich an dem flachen Steinufer wieder ins Kajak gestiegen bin, habe ich mal eine andere Art probiert, wieder ins Kajak zu kommen. Daraufhin hat mich dieses kurzerhand abgeworfen wie ein Gaul seinen Reitschüler und ich saß im Wasser. Das war zwar nur ein paar handbreit tief, aber das reicht nicht nur zum nass werden, sondern auch dazu, ein Kajak sekundenschnell mit erstaunlichen Mengen Wasser zu füllen. Während ich das Kajak leergeschöpft habe, fing aber die Kleidung schon wieder an, in der Sommersonne zu trocknen und so habe ich die Ersatzkleidung in ihrem wasserdichten Packsack gelassen und bin einfach so, wie ich war, weitergefahren. Und außerdem: Nicht nur die Paddelbewegung, auch eine Schwimmweste wärmt.

Gegenvorschlag angenommen

Über das Pläne machen und Pläne ändern

Bei der Busrückfahrt nach der Arbeit erzählte ich dem Kollegen, der neben mir saß, dass ich den Abend arbeiten müsste. Ich muss morgen etwas fertig haben, um den Projektzeitplan nicht zu gefährden und habe mir vorgenommen, zu Hause direkt weiter zu arbeiten. Einige Minuten später bekam ich eine SMS.

Paddling i kväll? /Tobbe

– zu deutsch „Heute Abend paddeln?“. Etwa drei Zehntelsekunden später habe ich meinen Plan geändert und

Gärna. Jag är hemma i 30 minuter.

– „Gerne, ich bin in 30 Minuten zu Hause“ zurückgeschrieben. So viel zu meinem Plan.

Ich habe mich dann mit Tobbe getroffen, wir haben zwei Kajaks auf seinem Auto festgezurrt und sind zum nahen Harrbäckssand gefahren. Dort haben wir die Kajaks ins Wasser gelassen und bei Sonnenschein eine herrliche Kajakrunde auf der überraschend welligen Ostsee gemacht und dabei die Insel Björkskär und Djupskäret umrundet. Deswegen gibt es auch kaum Fotos, da ich mich bei den Wellen nicht getraut habe, meine Spiegelreflexkamera herauszunehmen. Tobbe hingegen hat eine kleine wasserdichte Kamera und so bin ich auch mal ganz auf einem Foto zu sehen – auch mal schön.

Es hat einen riesigen Spaß gemacht, sich in den Wellen auf- und abschaukeln zu lassen. Bloß in die Brandung bin ich nicht reingefahren, da ich zum Gegensatz zu Tobbe keinen Spritzschutz hatte (denn zwischen meinen Knien liegt wasserdicht verpackt die Kamera).

Allerdings hat mich eine kleine, miese Brandungswelle ganz zum Schluss doch noch erwischt, weil ich im flachen, ufernahen Wasser nicht schnell gegensteuern konnte. Platsch!

Ich liebe ja schon das Kajak fahren, wenn ich alleine unterwegs bin, aber mit einem Freund macht das noch viel mehr Spaß.


„Tack för idag, Tobbe“ – Danke für heute.

Nächste Woche wollen wir wieder paddeln, wenn das Wetter es zulässt.

Aber jetzt wird gearbeitet!

Mit dem Zug nach Bastuträsk

Heute habe ich den 7:40-Zug nach Bastuträsk genommen. Um halb acht war ich an dem kleinen Bahnhof in Skelleftehamn, der Zug stand schon da. Wie ich schon erwartet habe, waren wenige Leute da, um den Frühzug zu erwischen, die meisten nehmen wohl eine der späteren Verbindungen. Prompt steuerte ich eines der noch leeren Erster-Klasse-Abteile an und setzte mich auf die weichgepolsterte, sofagleiche Bank ans Fenster. Und schon fuhr der Zug ab.

Bald schon hatte man Blick auf die Brücke nach Örviken und später auf den Fluss Skellefteälven. Nur eine Viertelstunde später kamen wir in Skellefteå an. Mit keinem anderen Verkehrsmittel ist man so schnell und umweltfreundlich in der Stadt.

Dort standen auch schon Passagiere am Bahnhof und warteten darauf, dass sich die Türen öffnen. Nach kurzem Aufenthalt ging es weiter, nun mit kurzem Zwischenhalt in Medle nach Bastuträsk, wo man Anschluss an die Bahn Göteborg – Stockholm – Kiruna – Narvik hat, allerdings nicht um diese Zeit. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde waren wir da.

Spätestens jetzt wird sich meine Leserschaft gespalten haben. Während manche sich fragen, warum ich über irgendsoeine Zugfahrt einen Blogartikel schreibe, fragen sich andere vielleicht, ob ich nur geträumt habe und die Bilder aus dem Internet geklaut.

Lasst mich erklären. Ich bin heute wirklich Zug gefahren. Diese Strecke wurde allerdings schon 1990 stillgelegt und bis heute nicht wieder aufgenommen. Gestern allerdings war das große Jubiläum: 100 Jahre Skelleftebahn und deswegen fahren das ganze Wochenende Züge. Gerade jetzt ist wohl der letzte Zug eingefahren, das Zugsignal hört man bis hier.

Ich finde es nicht nur bedauerlich, sondern ein großes Manko, dass diese Strecke nicht mehr betrieben wird. Nicht nur wegen der Umweltfreundlichkeit und der Zeitersparnis, sondern auch, weil Bahnfahren Kultur ist. Hier sitzt man sich gegenüber, kommt ins Gespräch, Kinder klettern auf den Sitzen umher, Erwachsene holen sich einen Kaffee und eine Kanelbulle aus dem Restaurantwagen. Im Bus hingegen ist es langweilig, man schaut stur geradeaus oder spielt mit seinem Handy. Über das Auto gar nicht zu reden.

Liebe Investoren. Ich weiß, dass ihr mein Blog nicht lest, aber: Ich wette, die Strecke lässt sich gewinnbringend betreiben und wäre ein echter Gewinn für die Region. Das ist Eure Chance: Kohle machen und gut sein gleichzeitig! Wie wärs, wer will?

Wo war ich? Ach ja – immmer noch in Bastuträsk. Da bin ich aber nicht geblieben, sondern gleich wieder zurückgefahren. Wenn der Zug stand, habe ich Fotos von den herrlich alten Armaturen, Lampen, Aufhängern gemacht. Der zugehörige Waggon stammt aus dem Jahre 1942.

Draußen wurde die Landschaft an einem vorbeigezogen, vor allem die Fahrtabschnitte am und über dem Fluss fand ich schön.

Bald war ich schon wieder am Bahnhof in Skelleftehamn, bin dort aber nicht ausgestiegen, weil ich noch bis zur Endhaltestelle am Hafen gefahren bin. Und da war Tag der offenen Tür. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

Zwei Fotos sind noch übrig, Welche? Ach ja …

Eisbrecher

Es ist Sommer und T-Shirtwetter. Dennoch habt Ihr richtig gelesen, nicht vom Eisbecher, sondern von Eisbrechern soll die Rede sein.

… ich war gerade von meiner Zugfahrt nach Bastuträsk am Hafen Skelleftehamn angekommen. Normalerweise darf man gar nicht das Gelände betreten, da dieser Hafen rein gewerblich genutzt wird. Es sei denn, es ist Tag der offenen Tür, so wie heute.

Staunend stand ich unter dem großen Kran und wurde dort direkt von einem Kranführer angesprochen. Ich könne gerne die Treppen hoch, um dort zu fotografieren. Ich muss schon sagen, auch wenn das kein Job für mich wäre, die Sicht ist schon schön, selbst wenn die Kabine nur in 14 Meter Höhe ist.

Von oben erspähte ich auch schon mein nächstes Ziel, das kleine Schiff „Baus“. Das wird wohl der Eisbrecher sein, von dem ein Kollege gestern erwähnt hatte, er sei am Wochenende zu besichtigen. Und richtig – im Winter hält das Schiff Baus hier die Fahrrinne frei. Auf der Brücke bin ich mit einem der Kapitäne ins Gespräch gekommen und habe angefragt, ob man im Winter wohl einmal mitfahren könne. Kein Problem, kam als Antwort und zwei Minuten später hatte ich Namen und Handynummer. Ich solle mich einfach melden. Toll – hoffentlich klappt das!

Nachdem ich meine Nase und Kamera in jede Ecke des Schiffes gesteckt habe, bin ich weiter gegangen. Weiter hinten lag noch ein ziemlich großer Pott vor Anker, den wollte ich mir auch noch gerne anschauen.

Was für ein Unterschied zur gemütlichen Baus. Durch das Schiff war ein Parcour mit Pfeilen und Absperrungen gelegt und man sah nur einen kleinen Teil. Dennoch bekam man ein Gefühl für die Größe der „Ymer“, ebenfalls ein Eisbrecher, Baujahr 1977. Alleine die Brücke war riesig.

Im Gegensatz zu der lokal in Skelleftehamn eingesetzten Baus wird die Ymer in ganz Schweden und teilweise in Finnland eingesetzt. Sie hat im Winter 20-30 Mann Besatzung und ist oft zwei Wochen am Stück auf dem Meer. Selbst bei 80 cm festem Eis fährt sie noch 8 Knoten, das sind etwa 15 km/h. Nach einem Besuch im Maschinenraum bin ich von Bord gegangen und zum Bahnhof zurückgelaufen, denn dort stand immer noch mein Fahrrad.

Die Woche

Ich komme aus einem langen Meeting mit viel Mathematik und wenig Sauerstoff bei 35 °C Raumtemperatur. Mein Kopf qualmt immer noch von der Hitze und linearen Regression über kumulierten Wertetupeln, deswegen gibt es heute einen Blogartikel zum selber machen. Mehr nicht. Bitte schön:

Bei Sommerwärme und blauem Himmel draußen essen ·:· einige letzte Moltebeeren finden und am gleichen Tag mit Eis verputzen ·:· einen Tag in Skelleftehamn arbeiten, mit einem Kollegen Doku schreiben und eine mehrstündige Mittagspause machen ·:· mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, auf dem Rückweg beim Kanuverein den Kids beim Training zuschauen und dann selbst ein bisschen Kajak fahren ·:· selbstgesammelte Himbeeren mit A-Fil essen ·:· In der Ostsee und nach dem Kajak fahren baden und es gar nicht so kalt finden ·:· auf dem Bürodach sitzen und zum Eis eingeladen sein ·:· Den Jugendlichen zuschauen, die sich in leeren Planschbecken sitzend auf dem Skellefteälven flussabwärts treiben lassen ·:· erstaunt feststellen, dass es um halb zehn schon ganz schön dämmerig ist

So geht’s:
Schneide die Textbausteine und die Fotos aus. Bringe die Textbausteine in eine Reihenfolge. Fasse den Inhalt der Textbausteine mit Deinen eigenen Worten zusammen. Füge die Fotos in den Text ein. Fertig ist der Blogartikel.

Zusatzrätsel für Fotografen:
Zwei Bilder habe ich mit der Nikon D300, zwei mit dem iPhone gemacht. Welche?

Kurz mal nach Bureå

Nach einem Regensamstag klarte der Himmel heute am Sonntag wieder auf und nur einige weiße Wattewolken schwebten über den blauen Himmel. Das allerdings mit Tempo, denn es war ganz schön windig und gleichzeitig im Gegensatz zum heißen Deutschland (Saarbrücken: 38.5 °C!) mit knapp 15 °C erfrischend kühl.

Heute Nachmittag habe ich mich kurz noch mal ins Auto gesetzt und bin in das nahe Bureå gefahren. Schon als ich die Fahrertür aufgemacht habe, konnte ich die Meeresbrandung hören. Und wenig später konnte ich auch sehen, wie der frische Wind die Wellen in die flache Sandbucht drückte, wo sie dann ruhig ausliefen. Außer zwei Surfern, die gerade ihr Equipment auf das Autodach verluden, war der öffentliche Strand menschenleer.

Der Strand ist eigentlich ganz schön, aber vermutlich so flach, dass man ewig laufen muss, bis man mal in schwimmtiefes Wasser kommt. Deswegen habe ich die Badehose im Auto gelassen und bin um die Bucht herum nach Landskär gefahren. Dort bin ich schon einmal Anfang Mai mit meinem Bruder gelaufen und ich musste wieder feststellen, dass das hügelige Gelände dort seinen Reiz hat. Ich mag sowohl diese Felder mit seinen flechtenbewachsenen runden Steinen als auch die vom Gletscher abgeschmirgelten Felsen.

Ich habe mir fest vorgenommen, noch einmal hierher zu kommen, am liebsten in der Dämmerung. Heute hatte ich aber noch etwas anderes vor, was mal so gar nicht mit Schweden, Natur und meinen sonstigen Passionen zu tun hat: In Skelleftehamn lief der Film „Madagaskar 3“ und den wollte ich mir gerne anschauen. Obwohl – das hatte doch etwas mit Schweden zu tun: Während selbst Filme für Jugendliche grundsätzlich im O-Ton mit schwedischen Untertiteln gezeigt werden, wurde dieser an Kinder gerichtete Film synchronisiert. Ich hatte böse Mühe, das Schwedisch zu verstehen, denn natürlich haben alle Tiere irgendwelche besonders überzeichneten Stimmen, die mich vor unerwartete Probleme stellten. Bei den ersten drei Sätzen dachte ich noch, der Film wäre auf Französisch!

Rosen

Die Rosen in meinem Garten haben wirkliches Glück, dass sie so selbständig sind. Sie haben mich mit dem Hauskauf als neuen Gärtner bekommen und ich kümmere mich wirklich nicht um sie. (Immerhin hat mir meine Mutter letztes Jahr gezeigt, wie man Rosen beschneidet.)

Heute morgen schwankte so manche Blüte wie ein begossener Pudel am Stengel, denn es hat fast die ganze Nacht geregnet. In ein paar Tagen werden diese Blütenblätter wohl abgefallen sein. Aber es gibt noch viele Knospen, dass ich wohl auch noch im September etwas von meinen tapferen Rosen haben werde.