Vor zwei Wochen hat Hans mich gefragt, ob ich mit zur Insel Bastuholmen paddeln möchte. Das wollte ich gerne, aber ich hatte leider keine Zeit. Anfang der Woche fragte er mich wieder und dieses Mal passte es mir.
Gestern Nachmittag um sechs saßen Hans, fünf Freunde von ihm und ich in unseren knallbunten Kajaks und starteten vom kleinen Bootshafen in Kåge zur Insel Bastuholmen. Da das nicht weit ist und das Wetter zwar windig aber schön war, sind einige von uns noch um die schöne Insel herum gepaddelt.
Als wir an der Insel anlegten und unsere Kajaks an Land zogen, hatten die anderen schon Feuer gemacht und hielten Stockbrot in die Glut. Hans hatte Hamburger eingekauft und bald saßen wir alle ums Feuer, grillten und aßen.
Es ist immer schön, um ein Feuer herumzusitzen, über dies und das zu sprechen, mit Freunden oder noch Unbekannten. Die meisten wollten am gleichen Tag noch zurück und machten sich kurz nach Sonnengang auf dem Weg, um im letzten Abendlicht noch Kåges Hafen zu erreichen.
Hans und ich wollten hingegen auf der Insel übernachten. Davor haben wir uns es gut gehen lassen, denn die Insel heißt nicht von ungefähr Bastuholmen und wer schon einmal in Schweden oder Norwegen war, weiß, dass Bastu Sauna heißt.
Während die Sauna noch geheizt hat, war ich auf der anderen Seite der Insel, wo auf der linken Seite die Farben der Abenddämmerung zu sehen waren und auf der rechten Seite der fast noch volle Mond aufging.
Bald danach saßen wir zu dritt in der kleinen Sauna, die gar nicht so heiß war. Na ja, dachte ich, Sauna für Anfänger halt. Dachte ich. Denn bald schaufelten die anderen dermaßen viel Wasser auf den heißen Ofen, dass ich dachte, mein Gesicht fängt an zu kochen. Selbst mit vornüber beugen und das Gesicht mit den Händen bedecken war es mir noch zu heiß und ich habe mich schnell eine Etage weiter nach unten gesetzt. Anfänger halt.
Aber wenn man schon auf einer Insel sauniert, dann muss man natürlich auch im Meer baden und das haben wir gemacht. Drei Mal. Das Wasser hat nur noch 14 °C, so richtig warm ist das nicht mehr, aber immer noch herrlich.
Bald haben wir mit einem Paar, welches mit einem Katamaran da war gemeinsam am Feuer gesessen und den herrlichen Spätsommerabend genossen. Es wurde schon recht frisch und war froh über meine warme zottelige Fleecejacke. Und um halb zwölf habe ich mich verabschiedet und mich schlafen gelegt. Hans hatte zwar ein Zweimann-Zelt, aber ich wollte lieber auf der riesigen Holzterrasse vor der Sauna unter freiem Himmel schlafen. Schließlich gab es eine Chance auf ein erstes Nordlicht …
Hier könnte der Bericht enden, Olaf schlafen und es wäre ein rundum schöner Ausflug mit Übernachtung gewesen. Aber …
Kaum hatte ich die Isomatte aufgepumpt, mich hingelegt, den Schlafsack zu- und mir es gemütlich gemacht, da blinzelte ich noch einmal kurz vor dem Einschlafen mit den Augen und sah das erste Nordlicht.
Sofort bin ich aus dem Schlafsack gerobbt, habe Kamera und Stativ geschnappt – Mist, ich muss noch die Stativplatte ranschrauben, oh, und das Weitwinkel drauf, oh, und manuell fokussieren – da war das erste Polarlicht schon fast wieder verschwunden.
Aber der Mond, aber der Mond! So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Mond war von einem leuchtenden Halo umgeben, hatte rechts einen ausgeprägten Nebenmond und vor allem über mir fast im Zenith einen ausgeprägten Zirkumzenitalbogen, der in allen Regenbogenfarben leuchtete. Was für ein Naturerlebnis.
Irgendwann zogen die hohen Wolken, die diese Haloerscheinungen verursachen weiter und der Zirkumzenitalbogen verblasste nach und nach. Zeit wieder in den Schlafsack zu kriechen. Aber …
Jetzt kam noch einmal Polarlicht und zwar richtig schönes! Ich mag es, wenn das Meer noch offen ist und sich die Aurora auf dem Wasser spiegelt.
Gegen eins war lag ich wieder im Schlafsack und habe bis fünf geschlafen. Dann wurde ich von der Sonne geweckt. Über mir flog eine V-förmige Formation von Gänsen rufend über die Insel, von der frühen Sonne warmorange angestrahlt. Aber fünf war mir zu früh und ich habe mich noch mal für zwei Stunden umgedreht.
Hans und ich haben dann auf einem Aussichtsfelsen im Norden der Insel gefrühstückt, ehe wir unsere Sachen gepackt und uns mit den Kajaks wieder auf den Rückweg gemacht haben. Kurz vor zehn waren wir wieder in Kåge.
Ich bin immer noch hin und weg von den Erlebnissen dieses Ausflugs. Kaum vorstellbar, dass dieser keine 16 Stunden gedauert hat.
Tack för Turen, Hans!