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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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zu Hause

Nach elf Tagen Süddeutschlandreise bin ich wieder in Skelleftehamn angekommen. Und so toll die Zeit mit Familie und Freunden war, so sehr freue ich mich doch, wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden angekommen zu sein.

Eine Tradition aus dem letzten Jahr hat sich fortgesetzt: Wie bei meinem damaligen Rückflug von Bremen sind meine Koffer reisefreudiger als ich und noch irgendwo unterwegs. Das liegt daran, dass die gute Frau heute beim Check-In statt der Teilstrecke Stockholm—Skellefteå die andere Richtung eingebucht hat. Nun, Irren ist menschlich, das kann passieren, aber warum warnt das Computerprogramm nicht, wenn man so idiotische Verbindungen wie „München—Stockholm“ und direkt danach „Skellefteå—Stockholm“ eingibt. Und warum weiß man in München immer noch nicht, dass Gepäck doch durchtransportiert wird und nicht auf dem Flughafen Stockholm eigenhändisch durch den Zoll geschoben werden muss? Das war schon vor einem halben Jahr nicht anders.

Aber etwas ist anders als bei meinem Rückflug vor einem Jahr: Dieses Mal empfängt mich keine weiße Winterlandschaft, sondern ein frost- und schneefreies Nordschweden. Und oft war es hier die letzten Tage wärmer als in München. Und so wird es ohne Schnee morgen ganz schön schnell dunkel werden, wenn um zehn vor drei die Sonne untergeht.

Schön war die Zeit, sehr schön sogar. Es ist toll, Zeit – wenn auch zu wenig – mit Familie und guten Freunden verbringen zu dürfen. Aber die Stadt München ist mir fremd geworden. Dass ich da mal sechs Jahre gelebt habe! Aber das ist ein anderes Thema und darüber schreibe ich ein anderes Mal. Das kann aber ein bisschen dauern, denn diese Woche wird recht tough. Auch dazu später mehr.

Wintersonnenwende

Heute ist der kürzeste Tag des Jahres und damit die dunkelste Zeit in Nordschweden. In Skelleftehamn ist es aber nicht die ganze Zeit dunkel, denn wir sind noch ein ganzes Stückchen südlich vom Polarkreis. Und so haben wir heute hier Sonne von 9:41 bis 13:25, das sind immerhin drei Stunden, 44 Minuten. Die Sonne allerdings, man kennt es schon, versteckt sich weiterhin hinter dicken Wolken, aus denen nach kurzer Schneepause bei -10 °C dicke Flocken fallen.

Eigentlich wollte ich vor Sonnenuntergang Skellefteå verlassen haben, denn ich fliege heute nach Deutschland. Aber der 13:10-Flug ist 45 Minuten verspätet. Das liegt aber nicht am hiesigen Schnee, sondern am Schneefall am Stockholmer Flughafen.

So haben hier die Schneeräumfahrzeuge Zeit, in Ruhe ihre Runden zu drehen und den Skellefteå Flugplatz freizuräumen. Da ich in Stockholm drei Stunden Umsteigezeit habe, interessiert mich die Verspätung recht wenig. Hier kann man auch gut warten und es gibt kostenloses WLAN. Und die Kids schauen fasziniert durch das Fenster auf die großen Schneepfluge.

Späte Ankunft

Gestern Abend sind meine Eltern mit dem Flugzeug angekommen. Sie besuchen mich jetzt zum dritten Mal, seitdem ich hier lebe, und ich freue mich, dass sie wieder den etwas mühsamen Weg aus Deutschland zu mir angetreten haben und nicht einfach sagen: Selber schuld, dass Du weggezogen bist.

Leider gibt es nicht nur keine Direktflüge von Bremen nach Stockholm (meiner Meinung nach schon ein Unding!), sondern zur Zeit auch noch nicht einmal von Bremen nach Kopenhagen. Also reisten meine Eltern erst mit dem Zug nach Hamburg, dann mit dem Flugzeug nach Kopenhagen, weiter nach Stockholm, und dann mit dem letzten Flug des Tages nach Skellefteå. Und der war dann auch noch eine gute halbe Stunde verspätet. So kam das Flugzeug um zehn vor elf kurz vor Sonnenuntergang an. Bald darauf standen meine Eltern wieder auf nordschwedischen Boden. Wenige Minuten später war auch schon das Gepäck da – der Flugplatz ist klein – und ich konnte mit meinen Eltern nach Hause fahren. Das ist nicht weit, aber auf der hohen Brücke, die die Insel Örviken mit Skelleftehamn verbindet, musste ich spontan eine kurze Pause machen, zu schön waren die Farben, die die untergegangene Sonne an den Nachthimmel und auf die Landschaft malte.

Ankunft Flug SK1018Nachtdämmerung über dem Skellefteälven

Semester

Hurra, ich habe Sommerferien! Auf schwedisch „semester“. Und „Semester“ heißt auf schwedisch „termin“. Und „Termin“ auf schwedisch heißt „tid“, aber ich schweife ab.

Hurra, ich habe Sommerferien! Wenn keine dringenden Bugfixes dazwischen kommen, habe ich jetzt viereinhalb Wochen Urlaub; erst am ersten August sitze ich wieder im Büro.

Morgen fliege ich für eine gute Woche nach München, um Freunde zu besuchen und am nächsten Wochenende eine Hochzeit zu feiern. Dazu muss ich den Bus nach Skellefteå nehmen, und dort auf den Flugbus warten, der nicht nach einem festen Fahrplan fährt, sondern eine Stunde vor Abflug in der Stadt losfährt. Wenn der nicht pünktlich kommt, macht mich das immer ein bisschen nervös …

Aber bevor ich in den Flieger steige, muss ich packen: „Lagom¹“ feine Klamotten für die Hochzeit, Kamera, Laptop, Klamotten für eine Bergtour und eine Wathose zum mit der Post zurückschicken. Außerdem warme und regendichte Kleidung, um den deutschen Sommer 2013 zu überleben. Der Koffer wird also voll.

Mein Wunschwetter für die Reise sieht etwa so aus (netterweise kam gerade eine kleine Wolke an und wollte mit aufs Foto):

Sonne über Skellefteå

Am meisten freue ich mich darauf, einige meiner besten Freunde wiederzusehen. Abgesehen davon freue ich mich auch auf:

  • Kaiserschmarrn
  • Die Alpen
  • Ein richtiges Fotogeschäft
  • Bäcker und richtiges Brot
  • Die Hochzeit
  • Biergärten
  • Kleine Zugfahrten
  • Ballone²
  • Stadtbummel
  • Indische Restaurants³

Hurra, ich habe Sommerferien!


¹lagom = schwedisch für gerade recht. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Nicht zu oft, nicht zu selten. Lagom eben.
²wenn ich welche sehe
³@soschy: Bollywood Sonntag Abend?

Pause in Arlanda

Vier Stunden Pause auf Arlanda, dem Stockholmer Flughafen, und Sonne. Ich werde versuchen, draußen ein bisschen Natur zu finden. Das ist aber gar nicht so leicht, denn der Flughafen ist von Parkplätzen und Straßen ohne Fußweg umringt und es dauert, bis ich überhaupt ein bisschen von dem Gelände herunterkomme. Bis dahin sehe ich hauptsächlich Autos, Draht und Beton. Nur an manchen Rändern zwängen sich Gras und kleine Blumen aus schmalen Ritzen.

Abgang zu weiteren ParkplätzenNatur? Nicht in Sicht!

Doch nach diesem Tunnel teilt sich die Straße und dazwischen sehe ich eine felsige mit Bäumen bewachsene und recht große Verkehrsinsel. Kaum bin ich die paar Meter hochgestiegen und habe zehn Schritte in den Wald getan, bin ich von Natur umgeben. Nur der Lärm der vorbeifahrenden Autos und der startenden Flugzeuge erinnert mich daran, dass ich nicht soo einsam bin. Ich laufe weiter und finde meine erste Heidelbeere des Jahres. Nach dem Foto muss sie dran glauben. Sie ist noch ganz schön sauer.

Natur fast purDie erste Heidelbeere

Jetzt schnell den Artikel online stellen und dann steige ich ins Flugzeug nach München. Ankunft 18:20.

Geschäftsreise

Vor dem AbflugEines hat mir mein Stoffhund Bello voraus: Er kann schon auf eine große Anzahl Geschäftsreisen zurückblicken, die er gemacht hat, als ich Kind war. Was eine Geschäftsreise ist, hätte ich damals keinem erklären können. Inzwischen habe ich eine leise Ahnung, um was es sich handeln könnte. Mit meinem Arbeitgeber Hello Future war ich schon ein paar Mal in Umeå (130 km) und in Lycksele (170 km), aber in Stockholm war ich noch nie. Gestern bin ich zusammen mit Leif nach Stockholm geflogen und war so nicht nur seit langem mal wieder in der schwedischen Hauptstadt, sondern konnte auch die Anzahl „so richtiger“ Geschäftsreisen mit Flugzeug von Null auf Eins erhöhen.

Besonderheit eins: Noch nie bin ich ohne schweren Koffer geflogen. Dieses Mal kam nur ein kleiner Rucksack mit ein bisschen Kleidung, Zahnbürste, Laptop und neuer Kamera als Handgepäck mit.

Besonderheit zwei: Noch nie habe ich Stockholm von Norden aus als Ziel gehabt. Das letzte Mal bin ich im Frühjahr 2008 von München aus für einige Tage dorthin geflogen.

Besonderheit drei: Stockholm ist ein anderer Planet! Wie riesig die Stadt verglichen mit dem eher beschaulichen Skellefteå wirkt. Die Geräusche sind anders, die Gerüche sind anders und sogar das Licht ist anders.

Ausblick vom Observatorielunden

Wir mit Hello Future haben den Luxus, ein Büro mitten in der Kungsgatan zu haben, noch zentraler geht eigentlich nicht. Und da nicht die ganze Zeit Meeting war und ich keine dringenden Aufgaben hatte, konnte ich gestern und heute mal zwischendurch aus dem Büro herauswitschen und mir ein bisschen das große, große Stockholm anschauen. Zum Beispiel die Schaufenster aller Geschäfte, in denen man zum Beispiel nur Schlipse, uralte Bücher, richtiges Brot oder 70er-Jahre-Klamotten kaufen konnte …

Ein SchlipsgeschäftEine richtige Bäckerei!

… oder einfach die Fußgängerzonen an sich …

Gemüsestand auf dem „Hötorget“Steinlöwe in der Drottningsgatan

… oder das Wechselspiel zwischen der kompakten Architektur in den Straßen und den weiten Blicken über das Wasser …

Mitten in der StadtAussicht über das Wasser

… oder die vielen Weihnachtsdekorationen draußen und drinnen …

Weihnachtsdekoration am Sergels TorgEin Kind verguckt sich in einen großen Stoffhusky

… doch am besten gefiel mir Stockholm nach Sonnenuntergang (der siebzig Minuten später als in Skellefteå ist) und es erst dämmrig und dann dunkel wurde.

Stockholm in der AbenddämmerungStockholm in der Abenddämmerung

Vierunddreißig Stunden und fünf Meetings später saßen wir wieder im Flugzeug, dieses Mal im Landeanflug auf den Flugplatz Skellefteå. Und als ich über den beleuchteten Orten Bureå, Skellefteå und Skelleftehamn nicht nur den Sternenhimmel, sondern auch ein schwaches Nordlicht gesehen habe, wusste ich, dass ich wieder auf meinem Heimatplaneten gelandet bin.

Alle Fotos stammen von der neuen Nikon AW1, die ich mir der Wasserdichtigkeit wegen gekauft habe, die sich aber auch gut als handliche Reisekamera verwenden lässt. Die Qualität ist gemessen an dem kleinen Sensor ordentlich bis gut, aber Wunder darf man natürlich nicht erwarten, vor allem wenn man sie mit einer mehrfach teureren Vollformatkamera vergleicht.

Wieder zurück

Vom großen, großen Stockholm ging es heute wieder zurück nach Skellefteå. Ich habe mich wirklich gefreut, als ich am Gate 43 in Stockholm-Arlanda, wo ich auf den Flieger wartete, erst die Fotografin P, dann den Art Director N und schließlich noch S vom Diskussionsklub getroffen habe. So, als ob Gate 43 schon Teil von Skellefteå und man selbst schon halb zu Hause wäre.

Dann sitze ich neben S im Flieger – wir haben ohne Problem ein bisschen Plätze tauschen können – und kurz vor der Landung bricht die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf Bjuröklubb, die Ostsee und bald auch auf Skelleftehamn frei. Da wohne ich! Die Ostsee eisfrei, die Seen eisbedeckt und ein bisschen alter Schnee noch hier und dort. Schön!

Doch wirklich angekommen fühlte ich mich, als ich um sechs einkaufen war (warum ist denn der Parklatz so leer?) und mich der Verkäufer verwundert gefragt hat, ob ich denn kein (Eis-)Hockey schauen würde?! Ach ja, Skellefteå und sein Eishockeyverein AIK! Vielleicht das Einzige in der ganzen Kommune, auf das die Skellefteå-Einwohner richtig stolz sind. Nur ich schaue hier genau so wenig Hockey wie in Deutschland Fussball und wusste daher nicht, dass heute um fünf eines der Halbfinalspiele war. Aber wenn AIK wieder wie letztes Jahr schwedischer Meister wird, dann freue ich mich trotzdem.

Reise zum Mond

Bald ist Weihnachten und das möchte ich zusammen mit Familie in Augsburg verbringen. Also muss ich nur von Skellefteå nach München fliegen. Wunschreisedaten sind 22.12 oder 23.12. bis 29.12. Los geht’s, kann ja nicht so schwer sein …

Zuerst lösche ich allerdings die Cookies der Flugportale, denn ich habe mal gelesen, dass man teilweise höhere Preise angezeigt bekommt, wenn man schon einmal nach ähnlichen Flügen geschaut hat.

1. Skyscanner 22.12.-29.12. SFT—MUC

Der günstigste Flug kostet 3218 Kronen (353 Euro). Damit könnte ich leben, aber die Rückreise sagt 18tim 55 (+1), also mit Übernachtung und das ist teuer und doof. Ich schaue also weiter, nach dem ersten Flug, der mich jeweils an einem Tag hin und wieder zurück bringt. Und finde ihn auf Seite 6: 8tim 25 hin, 7tim zurück. 4225 Kronen (464 Euro).

Und das sind die Umsteigeflughäfen, die mir bei den Flügen auf Seite eins bis Seite sechs angezeigt werden (Stockholm Arlanda lasse ich aus, das ist immer dabei):
CPH FRA OSL VIE ZRH, also Kopenhagen, Frankfurt, Oslo, Wien und Zürich. Das geht ja sogar, alles noch Europa …

Aber ich will versuchen, einen günstigeren Flug zu finden.

2. Skyscanner 23.12.-29.12. SFT—MUC

Das gleiche in grün, nur teurer (4671 Kronen). Vielleicht doch einen Tag eher zurück?

3. Skyscanner 22.12.-28.12. SFT—MUC

Da finde ich einen Flug für 3835 Kronen, der allerdings in München um 8:50 startet. Komme ich da so früh überhaupt hin? Die schöne Seite bahn.de sagt es mir nicht: „Leider kann die elektronische Reiseauskunft derzeit nur Auskünfte vom 15.12.13 bis zum 13.12.14 geben. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“

Ich habe kein Verständnis, also braucht sich die Deutsche Bahn auch nicht dafür zu bedanken. Das nur so nebenbei. Vielleicht doch erst am Dienstag zurück?

4. Skyscanner 22.12.-30.12. SFT—MUC

Der erste Treffer: 2 stopp ZRH, ARN 42tim 55 (+2) – Haha, Skyscanner, Haha. 43 Stunden und zwei Übernachtungen! Ich wollte von Schweden nach Deutschland, nicht in die Antarktis.

Aber ich kann ja vielleicht auch von Stuttgart fliegen.

5. – 7. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—STR

Es gibt tatsächlich Flüge um 3800 Kronen, aber das lohnt die Reise nicht. Frankfurt?

8. – 10. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—FRA

Da gibt es schon was für 3381 Kronen. Interessant. Vielleicht ein Gabelflug? Hin nach München zurück von Frankfurt?

11. – 13. Skyscanner 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT→MUC, FRA→SFT/h2>

Gabelflüge finde ich bei Skyscanner nicht, also schaue ich nach Einzelflügen. Vier weitere Suchen.

Aber ich lande auch wieder bei 4000 Kronen und muss zudem nach Frankfurt. Das dauert erstens drei, vier Stunden und kostet auch 77 Euro. Also auch uninteressant.

Nun gibt es ja nicht nur Skyscanner, sondern auch Opodo, Kayak und was weiß ich noch für Webseiten, die einem auf mehr oder weniger unübersichtlichen Seiten Flüge anbieten.

14.+ Kayak, Expedia, Opodo … 22.12.-29.12. / 23.12.-29.12. / 22.12.-28.12. SFT—MUC

Schön ist bei Kayak, dass es automatisch Opodo- und Expedia-Seiten zum Vergleichen öffnet. Weniger schön ist, dass man nicht auf einem Blick sieht, welche Flüge Übernachtungen erfordern.

Da finde ich tatsächlich was für 425 Euro, allerdings müsste ich schon am 28. Dezember zurück. Und vermutlich müsste ich um fünf aufstehen. Auch nicht gerade toll. Kurz schaue ich bei SAS herein, aber wie üblich kosten Flüge dort fast das Doppelte, weiß der Geier warum.

Ich könnte jetzt weitersuchen: Ich kann ja auch nach Luleå oder Umeå fliegen statt nach Skellefteå. Mal rechnen:

3 Abflughäfen Hinweg × 3 Ankunftflughäfen Hinweg × 3 Abflughäfen Rückweg × 3 Ankunftflughäfen Rückweg × 3 Anreisetage × 2 Rückreisetage × 4 Flugportale im Internet.

Das wären 1944 Suchen, die ich manuell durchführen müsste. Ich beginne zu überlegen, ob ich nicht doch mit der Kutsche anreisen sollte und ärgere mich, dass es noch keine Teleporter gibt.

Eine halbe Stunde später: Ich habe mich für einen Flug entschieden: 4260 Kronen und alles ganz OK. Ich klicke erwartungsvoll den „Fortsätt“-Link und lande bei travellink.se. Dort erscheint die Meldung, dass sie just diesen Flug leider nicht gefunden hätten. Toll! Aber bei Opodo soll es den Flug auch geben. Mal schau’n: Exakt die gleiche Meldung, vermutlich ist das eh alles die gleiche Soße. Die Flüge, die ich zu sehen bekomme, sind mindestens 100 Euro teurer und ganz andere als zuvor. Meine Laune sinkt deutlich unter die Null-Linie. Flüge buchen zählt kurz nach Deutscher Einkommensteuererklärung machen zu den unspaßigsten Dingen, die ich kenne!

Ergebnis: Ich habe zwei Stunden meiner Sonntagszeit verplempert, einen Flug habe ich nicht gebucht. Und damit ist es auch immer noch nicht sicher, ob ich Weihnachten wirklich meine Familie in Deutschland besuchen werde, denn die Reise Skellefteå—München ist eine Reise zum Mond.

Ein Flug zum Ohrenarzt

Am Freitag musste ich früh aufstehen, denn um halb sieben startete das Flugzeug nach Stockholm, wo ich am Vormittag einen Termin bei einem Ohrenarzt habe. Wie es kommt, dass ich für einen Arztbesuch nach Stockholm fliege, kann man hier (Teil 1) und hier (Teil 2) nachlesen.

FrühstückVermutlich hat die Krankenzusatzversicherung keinen normalen Sitzplatz mehr für mich bekommen, immerhin hatte ich ja am Mittwoch erst mit ihr gesprochen. So kam ich in den Genuss von SAS Plus, welches bedeutet, dass ich in einer der vorderen Sitzreihen sitzen durfte (egal!) und ein Frühstück bekam (schon nett!). Eine gute Stunde später landeten wir bei dichtestem Nebel in Arlanda, eine weitere Stunde später verließ ich den Flugbus in Stockholm und lief gemütlich in Richtung Norden zum Sophiahemmet, Schwedens größtem privaten Krankenhaus. Dort hatte ich noch eine Stunde Zeit und wurde dann aufgerufen.

Nach einer viertel Stunde mit dem Facharzt war ich ein wenig klüger, vor allem aber um vieles erleichterter: Das Trommelfell ist in Ordnung, auch sonst hat der Arzt in Ohren, Hals und Nase nichts gefunden. Ich habe erfahren, dass Fliegen kein Problem ist und ich mir mit Nasenspray die Ohrenbeschwerden bei der Landung abmildern kann. Ich habe erfahren, dass Musik und Geräusch auch kein Problem ist, ich mich also nicht akut besonders schützen muss. Dann habe ich eine Cortisontherapie verschrieben bekommen, weil dies laut Ohrenarzt das Einzige ist, was man bei Tinnitus überhaupt machen kann. Sollte nach fünf Wochen keine Verbesserung aufgetreten sein, solle ich über die Versicherung einen telefonischen Termin mit dem Arzt vereinbaren, wo man schaut, was man machen kann. Zum Beispiel mit Magnetresonanztomographie sich das Ganze mal genauer anschauen. (Noch ein Flug nach Stockholm in diesem Falle?)

Dann hatte ich frei. Ich war kurz in unserem Büro in Stockholm (mitten in der Innenstadt, zentraler geht’s nicht!), habe mit einem Kollegen Mittag gegessen und bin den Rest des Tages herumgelaufen, denn der Rückflug von mir ging auf eigenen Wunsch erst um zwanzig nach neun. Doch an diesem Tag hatte ich keine Ruhe für Stockholm. Ich war müde und hatte weder Lust auf lange Fußmärsche, noch auf Shoppen oder ausgiebiges Fotografieren.


Ein paar Stockholmgedanken:

Deutscher LeckerbissenDas Mittagsbuffet beim Asiaten find ich richtig gut, da kommt in Skellefteå keines der Restaurants auch nur annähernd heran. Mein Kollege fand das Essen eher mittelprächtig. In Stockholm ist man wohl anderes gewöhnt.

Zufällig kam ich wieder beim deutschen Bäcker vorbei. Dieses Mal hatte er offen und ich habe mir eine leckere Mohnschnecke gekauft. Preis: Etwa 2 Euro 50. Ein Ökoroggenbrot lag bei 10 Euro, sah aber auch sehr lecker aus.

In Stockholm wartet man wohl minütlich auf einen arktischen Wintereinbruch. Was dort an dicken Daunenjacken und pelzbesetzten Winterparkas getragen wurde, hat mich ein bisschen verblüfft, denn wir hatten Temperaturen bis 16 °C und mir war selbst meine leichte Baumwolljacke zu warm.

Stockholm wirkte auf mich dieses Mal extrem mondän. So mancher gehaargelter Businessmann und so manche aufgebrezelte Modefrau kam mir entgegen. Bei den letzteren musste ich mir manchmal fast die Nase zuhalten, da sie oft von einer starken Parfümwolke umgebenen waren; da ist mir der Stockholmer Automief ja noch lieber. In den Einkaufsstraßen dann die entsprechenden Modefummelläden. Preise in der Auslage: Keine. Wer in so einen Laden geht, achtet vermutlich nicht groß aufs Geld.


Nickerchen auf Skeppsholmen in StockholmIrgendwann bin ich über die Brücke auf die Insel Skeppsholmen gegangen. Dort habe ich am Ufer eine große, lange Bank gefunden und eine viertel Stunde geschlafen. Es war windig und dort war ich über die Jacke doch froh. Danach war ich ein bisschen erholter, lief hier und dort umher, bis ich um sieben den Flugbus zurück zum Flughafen Arlanda genommen habe. Eine Stunde später war ich wieder in Skellefteå, wo mich 2 °C und dichter Sprühregen empfingen. Zumindest war es nicht glatt, denn ich habe noch Sommerreifen auf dem Auto und im Inland ist am gleichen Tag kräftig Schnee gefallen. Glück gehabt. Um elf war ich wieder von meinem Arztbesuch zu Hause.


Noch einige Bilder von Stockholm:

Goldener Elch über einem HauseingangBlick von der Brücke zu SkeppsholmenRiesenpfützeNybrovikenBlick vom StadshusCrokus-Statue beim Stadshuset

Auf den Kopf gestellt

Eine Freundin ist den ganzen Winter in Neuseeland. Dort steht, wie man schon alles kleines Kind gelernt hat, alles und alle auf dem Kopf.

Auch hier steht einiges auf den Kopf. Ich war die Feiertage über in Süddeutschland, wo es seit einigen Tagen immer wieder schneit und inzwischen Dauerfrost herrscht. Heute fliege ich wieder nach Hause in Skelleftehamn, wo es gestern noch -20 °C hatte. Morgen soll es jedoch warm werden und regnen. Winter im Süden und Tauwetter im Norden, das ist schon ein bisschen doof.

Es ist doof, dass es in Nordschweden so warm ist. Denn dort bin ich die nächsten Tage nicht alleine, sondern drei Freunde aus Deutschland sind bei mir. Denen würde ich schon sehr gerne einen richtigen Nordwinter mit viel Schnee und Kälte präsentieren und nicht Tauwetter mit Regenschauern.

Es ist auch doof, dass es in Mitteleuropa so kalt ist, allem voran in Zürich. Denn während meine Freunde schon am Vormittag den Flieger nach Stockholm genommen haben, stand für mich noch ein Umweg über Zürich im Programm. Doch wegen des Schneefalls in Zürich ist dieser Flug ausgefallen.

Nach ein bisschen hin und her wurde ich zum Ticketservice geschickt. Dort durfte ich dann trotz einer nicht allzu langen Schlange anderthalb Stunden anstehen. Als ich endlich drankam, war es für die einzige Alternative, heute noch nach Hause zu kommen, zehn Minuten zu spät. Die weitere Beratung, wann ich über wo nach wohin fliege und ob vielleicht ein Hotel in Arlanda bezahlt wird, hat auch fast eine halbe Stunde gedauert.

Nun hocke ich hier auf dem Flughafen München, während A schon nach Skellefteå fliegt und C + O wenige Stunden später nachfolgen. Der Nachbar in Skelleftehamn weiß Bescheid und hält den Schlüssel bereit.

Mein Flug geht voraussichtlich in einer knappen Stunde, dann bin ich immerhin schon einmal in Stockholm. Dort geht ich zum Schalter mit Swiss, die zugesagt haben, mir ein Hotelzimmer zu bezahlen. Nach einer Übernachtung werde ich morgen den ersten Flug nehmen und um halb zehn ebenfalls in Skellefteå landen. Wenn alles klappt.

Denn auch hier kommt so manches an Schnee herunter:

„Schneedach“„Schneebesen“„Schneepflug“„Schneeturbine“

München—Stockholm

In einer viertel Stunde ist Boarding time für den Flug nach Hause nach Skellefteå. Da wollte ich eigentlich schon gestern sein aber wegen des Schneefalls war der Flugverkehr gestern ein wenig auf den Kopf gestellt und so bin ich gestern nur bis Stockholm gekommen.

Auch die Maschine nach Stockholm hatte gestern eine Stunde Verspätung, da sich erst wegen des Schneefalls die Gepäckabfertigung verzögert hat und dann das Flugzeug zum Enteisen musste. Auf dem Weg dahin konnte man fast Landschaftsfotografie vom Flugzeug aus machen. Das De-Icing hingegen erinnerte fast an die alten Star-Wars-Filme.

Landschaftsfotografie durchs Flugzeugfenster

Der Flughafen MünchenDeicing

Der Flug selber war ruhig, zuerst schwebten wir über einem bläulichen Wolkenmeer, doch später, als es dunkler wurde, klarte es auf und man konnte auf die beleuchteten Orte und Straßen hinunterschauen. Das Stadtfoto ist kurz vor dem Landeanflug gemacht.

Sonnenuntergang„Nachtflug“

Erst um 19:06 landeten wir. Da die letzte Maschine nach Skellefteå für 17:50 angesetzt war, brauchte ich nicht einmal schauen, ob ich vielleicht doch noch einen Anschluss bekomme. Nach einigem Gerenne im Terminal 5 habe ich aber schließlich, wie schon in München zugesagt, ein Hotelzimmer bezahlt bekommen, sogar mit Abendbrot und Frühstück.

Hamburger im Terminal 5Hotelbadezimmer

Und so konnte ich über dem langen Gang von Terminal 5 zu den anderen Terminals sitzen und meinen bestellten Hamburger essen und danach direkt ins große Bett gehen. Nur warum die Hotelkopfkissen immer halbmeterhoch sind, werde ich nie begreifen. Wer kann mit so etwas schlafen?

Korrigiert wird dieser Artikel später oder gar nicht, denn jetzt steht auf der Anzeigetafel „Go to gate“. Und das werde ich tun. In gut zwei Stunden bin ich zu Hause.