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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Det ordnar sig …

Warum mache ich mir eigentlich so viel Stress. Det ordnar sig. Dieser Satz scheint mir recht stark in der schwedischen Kultur verankert. Man fragt nicht „Aber was machen wir, wenn …?“ oder „Haben wir auch daran gedacht, was passiert, falls …?“. Wozu auch, det ordnar sig.

Schwedischübersetzung des Tages:det ordnar sig – das löst sich / das wird schon

1

Vorgestern habe ich Schmerzen im rechten Arm und Handgelenk gehabt, gestern war es eher noch stärker. Das gehört zu den Dingen, die man überhaupt gar nicht mag, wenn man Klavierspieler ist. Ich habe gestern mit der „Vårdcentralen“ – dem Gesundheitszentrum Kontakt aufgenommen und am Nachmittag hat ein Krankengymnast zurückgerufen. Heute um neun hatte ich einen Termin: Das Ergebnis: Keine angehende Sehnenscheidenentzündung, kein Golfellenbogen, nur ein bisschen zu verspannt. Wird schon, det ordnar sig. Und es ist heute auch wirklich schon viel besser.

2

Welcher Teufel hat mich eigentlich geritten, heute selbst eine Sensorreinigung bei meiner Nikonkamera zu versuchen? Zwei Tage vor einer Reise, die ich als Fotograf begleite? Ich Idiot! Statt einem Flecken hatte ich nun zweihundertfünfzig auf dem Sensor, damit ist die Kamera erst einmal unbrauchbar. Meine D800 habe ich zur Reinigung weggegeben und bekomme sie erst Ende nächster Woche wieder. Die Reise beginnt übermorgen …

Also habe ich auf Facebook „Panik, ich brauche Hilfe“ geschrieben und prompt bietet ein Bekannter mir an, mir seine Nikon D600 für die Zeit zu leihen. Jemand, zu dem ich kaum Kontakt habe, leiht mir seine 1500-Euro-Kamera für eine knappe Woche. Großartig! Tack så hemskt mycket – Danke so schrecklich viel! Vielleicht hätte ich aber einfach ruhiger bleiben sollen, denn det ordnar sig.

3

Krisentreffen auf dem Eis: Die halbe Eisfläche ist mit 10 – 15 Zentimeter Wasser überschwemmt. Da muss man einen Steg bauen oder etwas anderes tun, denn das ist für Schwimmer, die teilweise in Hausschuhen laufen genauso unbequem wie für Fotografen, die gerne auf dem Eis knien. Nun habe ich heute auch gearbeitet, und hatte eine zweistündige Probe. Und groß körperlich arbeiten mag ich gerade nicht, um Arm und Rücken nicht zu überlasten. Aber ich denke auch, meine Güte, ich bin ja nicht alleine, wir sind ja ein Team, det ordnar sig!


Vor ein paar Tagen ist John Lule angekommen, der Meister der ersten afrikanischen Winterschwimmmeisterschaften. Und heute hat er sein erstes Eisbad hier im Fluss genommen. John ist wirklich tough, vorgestern bei 25 °C ins Flugzeug nach Nordschweden und heute wWinterbaden. Gut, dass es mit -1 °C recht mild war.

Auf dem Weg zum EisbadenZwei Kontinente, ein Eisbad

Noch ein paar Bilder von heute bei den letzten Eisschwimmbad-Bauarbeiten.

Eisstücke und „slush“ werden weggebaggertBaustelle auf dem Eis

Zwei Leitern ragen in die Tiefe

Ab übermorgen bin ich drei Tage lang als Fotograf unterwegs, das wird eine ganz neue Erfahrung und ich bin wahnsinnig aufgeregt, weil mindestens ein echter, ausgewachsener Profifotograf mit dabei sein wird. Aber – glaubt es oder nicht – heute hat die Aufregung schon etwas nachgelassen, denn: Det ordnar sig.

Die Fotos stammen alle aus der geliehenen Kamera. Die D600 macht sich gut und so viel muss ich zum Glück nicht umlernen.

Dichte Woche

Alles toll! Aber zu viel, zu viel, zu viel! Diese Woche in Vergangenheit und Zukunft:

  • Letztes Meeting vor der Winterschwimmmeisterschaft: morgen
  • Neuen Nikonblitz bedienen lernen: die ganze Woche
  • Kammerchor abgesagt (schade, aber …): wäre heute gewesen
  • Mein Formularframework „decaff“ weiter entwickeln: die ganze Woche
  • Diskussionsclub: Donnerstag Abend
  • Diplome für das Winterschwimmen entworfen: gestern
  • Für das Stück „Gömda men inte glömda“ komponiert und Noten ausgedruckt: gestern. Oder vorgestern?
  • Platz auf der Festplatte für neue Photos geschaffen: heute
  • Packen für die Reise nach Finnland: Freitag
  • Meinen Vortrag für „Attraktionskraft Skellefteå“ planen: ein bisschen, hat noch Zeit
  • Winterschwimmmeisterschaft fotografieren: Samstag
  • R unter Mavericks installiert: gestern
  • Startlisten an den Schwimmclub schicken: morgen
  • zwei Proben mit „Gömda men inte glömda“: morgen und übermorgen
  • Ein flexibles CMS mit internen und externen Datenquellen planen: mehrere Wochen …
  • Als Fotograf nach Luleå, Piteå, Kalix, Kemi und Oulu reisen: Samstag und Sonntag
  • Wäsche waschen (oops, beinahe vergessen): gleich!
  • Bau des Eisschwimmbads auf dem Fluss dokumentieren: heute, morgen …
  • csv-Importer für die Winterschwimm-Webseite geschrieben: heute

Und wer ist Schuld daran? Ich, nur ich! Und würde ich es das nächste Mal anders machen? Nein, genau so wieder! Denn ich fühle mich zwar gerade gut überfordert, geniesse es aber auch, zwischen Programmierer, Musiker, Organisator und Fotograf hin- und herzuspringen. Mehrmals täglich. Und da jede einzelne Aktivität Spaß macht (in unterschiedlichen Graden), geniesse ich den selbstgewählten Trubel, vor allem, weil ich weiß, dass er zeitlich sehr begrenzt ist.

Da ich direkt nach der Winterschwimmmeisterschaft ein paar Tage als Fotograf unterwegs bin, wird es hier ein bisschen still sein, bis ich wiederkomme und x-tausend Fotos gesichtet habe. Dann gibt’s hier auch wieder etwas zu sehen und nicht nur zu lesen.

Mari Boine in Skellefteå

Manchmal denke ich, dass in und um Skellefteå nicht viel passiert. So lange das Eishockeyteam gut spielt und man im Restaurant jemandem zuhören kann, der Gitarre spielt und singt, scheint man zufrieden hier. Viel Kultur ist hier nicht zu erwarten, dazu ist die Stadt mit etwa 35000 Einwohnern einfach zu klein.

Es ist frech, was ich hier schreibe, denn es gibt hier viele Chöre, Theater, einen Jazzklub, Rockbands, mehrere Kunstausstellungen und manches mehr. Aber vieles geht an mir vorbei, zum einen, weil ich mich zu wenig darum kümmere, zum anderen, weil man hier nicht groß herausposaunt, wenn mal etwas passiert. Die Bescheidenheit der Schweden, die ja an sich sehr sympathisch ist, ist eben nicht immer zweckmäßig, wenn es darum geht, Veranstaltungen zu vermarkten.


Vor einigen Wochen war ich in dem leerstehenden rosa Haus am Busbahnhof und dachte plötzlich an alte Zeiten. Zeiten, in denen ich noch in Großstädten gelebt habe und es immer irgendwelche Kulturinitiativen gab, die irgendwo einen Raum mit zwei alten verranzten Sofas hatten, in dem man sich traf.

Nie hätte ich vermutet, so etwas in Skellefteå anzutreffen, doch siehe: Es hat sich ein Verein gegründet, der das Haus kulturell nutzen möchte, das Theater Bartolini hat dort schon sein Büro und ich fühlte mich von diesem alternativen Charme, weit weg von EU-Fördermitteln, gleich spontan angezogen. Als ich vor ein paar Wochen in dem Haus war, wurde am Vorabend ein Film gezeigt und die improvisierte Leinwand hing noch.

Die LeinwandDer Zuschauerraum

Auch ein Klavier steht im Obergeschoss, welches natürlich standesgemäß fürchterlich verstimmt ist. Ich muss mal genauer schauen, ob man das stimmen kann, denn dann wäre das auch endlich ein Raum, in dem ich mal ein kleines Jazzkonzert in der Stadt geben kann.


Dieses Wochenende haben sich dann die großen Kulturevents geballt. Internationale Aufmerksamkeit fand die gestrige Eröffnung zu Umeås Kulturhauptstadtjahr 2014. Und es wurde aufgefahren: Eis, Feuer, Lichtprojektionen aus ferngesteuerten Hubschraubern, samische Künstler und und und. Ich habe aber gestern Kulturpause gemacht und bin nicht nach Umeå gefahren. Auf „Jesus Christ Superstar“, welches hier am Wochenende gespielt wurde, konnte ich auch gut verzichten, denn diese Art Musical ist nicht meins.

Warten auf Mari BoineAber neben dem tollen Konzert von Dirty Loops am Freitag gab es heute noch ein schönes Konzert, dieses Mal im Nordanåtheater in Skellefteå: Dort ist Mari Boine, die samische Sängerin zusammen mit der Norrbotten Big Band aufgetreten. Gerade noch habe ich es geschafft, zum Konzert zu fahren, denn das begann schon um 18:00. Und es war richtig schön, auch wenn ich aus Musikersicht nicht alles gelungen fand, denn Mari Boines intimer und teilweise fast zerbrechlicher Gesang ging nicht immer gut mit dem großen Klangkörper einer Big Band zusammen. Aber egal, trotzdem ein schönes Konzert und soviel Kultur am Stück (zwei Konzerte in drei Tagen!) habe ich hier noch nicht erlebt, seitdem ich in Nordschweden lebe.

2000 Kommentare

Heute habe ich den 2000. Kommentar in meinem Blog bekommen (meine eigenen nicht mitgezählt)! Ich freue mich riesig, dass ich so viel Resonanz von Euch Lesern bekomme.

Ich möchte mich bei Euch bedanken und ich freue mich schon auf die nächsten tausend Kommentare!

Schneehasenjagd

Heute Nacht sind fünf Zentimeter Schnee gefallen. Wenig genug, um sich keinen Weg vom Haus zur Straße schaufeln zu müssen, aber viel genug, um alles rund und weich mit weißem Neuschnee zu überdecken und so nebenbei auch die vielen hundert Pissmarken der Hunde wieder zu verbergen.

Das wäre ein schöner Tag zum Skilaufen, denke ich und entscheide mich dagegen. Denn diese Woche war mit so vielen Aktivitäten angefüllt, dass ich es heute ruhig angehen lassen möchte. Aber kurz zum Fotografieren wollte ich doch raus. Ich bin mit dem Auto (dekadent) über den verschneiten Weg zum Strand gefahren und von dort aus über das Eis zur Insel Storgrundet gelaufen. Das war ein bisschen seltsam, denn das Licht war so diffus, dass das Auge keinen Halt auf der konturlosen Neuschneefläche fand und man nicht sehen konnte, ob der nächste Schritt auf- oder abwärts geht.

Die schmale Insel ist schnell durchquert und dann hatte ich freie Sicht auf die Ostsee. Ein bisschen kam die Sonne heraus, gerade genug, um das feine Wellenmuster der das Ostseeeis bedeckenden Schneedecke sichtbar zu machen.

Wellenmuster auf der Ostsee

An den dem offenen Meer ausgerichteten Ostufern der Inseln haben sich oft Eiswälle gebildet. Sie sind zwar keine fünf Meter hoch wie vor drei Jahren, aber dennoch immer wieder beeindruckend in ihrem Kontrast zwischen den harschen Figuren des Eises und den weichen Formen des Schnees.

Eiskante vor der Insel Brottören

Mein Plan war eigentlich, ein bisschen herumzuschauen, ein bisschen zu Fotografieren, alles ganz in Ruhe. Doch dann änderte ein flüchtender Schneehase meine Pläne: Gerade noch konnte ich das Tele hochreißen, welches aber leider gerade im Selbstauslösermodus war. So erwischte ich den Hasen nur weit weg und von hinten. Weg war er! Seine Spuren hingegen konnte man in dem Neuschnee ganz prima sehen. Einige Kilometer bin ich den Spuren gefolgt. Über die Insel Brottören, über das Meereis, zur Insel Storgrundet, durch den knietiefen Schnee, durch Gestrüpp, welches für kleine Hasen besser zu durchqueren war als für große Fotografen. Ich habe gelernt, dass Schneehasen in ihrer eigenen Spur zurücklaufen, um den Vorfolger (mich) zu verwirren und auch einmal einen zwei Meter langen Sprung dazwischensetzen. Immer weiter habe ich mich der Küste genähert und fast habe ich erwartet, dass der Hase neben meinem Auto sitzt und ruft „Wo bleibst Du denn so lange?“. Aber im Wald auf Storgrundet waren plötzlich mehrere Spuren zu sehen und das war das Zeichen für mich, dass heute nicht der Tag für ein Schneehasenportrait sein wird.

Also zeige ich hier nur das erste Foto: Schneehase, klein, von hinten. Ausschnittsvergrößerung.

Schneehase, klein, von hinten

Baby, baby, baby oh!

Vor einiger Zeit schwirrten in den sozialen Medien Links zu einigen Youtube-Videos herum, in denen drei junge Musiker unfassbare Covers von bekannten Popsongs, wie „Rolling in the deep“ von Adele oder „Baby“ von Justin Bieber spielen. Mir haben diese abgefahrenen Arrangements von „Dirty Loops“ direkt schon beim ersten Hören unfassbar gut gefallen und immer wieder habe ich mir die Stücke angehört und jedes Mal sofort gute Laune bekommen.

Als ich im Internet ein bisschen geschaut habe, wer Dirty Loops überhaupt ist, erlebte ich eine Überraschung: Die Musiker sind Schweden und haben zusammen in Stockholm studiert. Doch anstatt einer Schwedentour – worauf ich gehofft habe – verschwand das Power-Trio erst einmal im Studio, um die erste CD aufzunehmen.

Aber heute hatte ich Glück, denn Dirty Loops spielte heute in Piteå, gerade 100 Kilometer von Skelleftehamn entfernt. Das war mit 40 Minuten eines der kürzesten Konzerte, welches ich je gehört habe, aber auch eines der Besten. Das Trio wurde von den geschätzt 300 Zuhörern in dem vollbesetzten großen Saal des acusticum in Piteå wie Popstars empfangen und ich habe selten Konzerte erlebt, die gleichzeitig so intelligente Musik bieten und so viel Spaß machen. Die Kombination von extrem tighten Grooves, strangen Harmonien, hoher Virtuosität und unglaublich originellen Details hat mich sehr angesprochen. Weltklasse!

Doch genug davon. Denn ich liebe es, Musik zu spielen, finde es toll, Musik zu hören, aber über Musik zu schreiben, da halte ich es mit folgendem Spruch

Writing about music is like dancing about architecture.

unbekannter Autor

Ich hatte die Erlaubnis, bei den ersten drei Stücken zu fotografieren. Ich freue mich darüber, dass ein paar Erinnerungsschnappschüsse entstanden sind, aber das nächste Mal höre ich glaube ich einfach wieder der Musik zu, denn so richtig dabei war ich bei den ersten drei Stücken doch nicht.

Jonah: Gesang und KeyboardsHenrik: BassAaron: SchlagzeugDirty Loops in Piteå

Nach vierzig Minuten war da Konzert vorbei. Mit Zugabe. Aber die Länge war genau richtig, denn „Dirty Loops“ betreibt so ein Powerplay, dass man nach dieser Zeit musikalisch satt und zufrieden ist.

Henrik, der Bassist hat mir anschließend erzählt, dass dies tatsächlich das erste richtige eigenständige Konzert unter dem Namen „Dirty Loops“ war. Und dass er ganz schön nervös war. Ich freue mich sehr – fühle mich faktisch ein bisschen geehrt – dass ich bei diesem ersten Konzert dabei sein durfte und immer noch schweben Musikfetzen in meinem Kopf herum. Und wenn es nicht vier Stunden Autofahrt bedeuten würde, dann würde ich mir Dirty Loops morgen noch einmal in Lycksele anhören.

Das Eis hält!

Dieser Artikel ist Teil der zweiteiligen Serie SM Winterschwimmen 2014.

In zehn Tagen ist die Dritte Schwedische Winterschwimmmeisterschaft und immer noch war es etwas unsicher, ob wir die Meisterschaft auch dieses Jahr wieder auf dem Fluss mitten in der Stadt ausrichten können oder umziehen müssen. Heute morgen hat Asfalt Nord, unser diesjähriger Partner, Probebohrungen auf dem Fluss gemacht, um zu sehen, wo wir das Becken für die diesjährige Winterschwimmmeisterschaft platzieren können.

Mit Gurt und Seilsicherung hat sich der erste langsam auf das Eis vorgewagt. Die Probebohrungen haben ergeben, dass 35 cm Eis auf dem Fluss liegen und das trägt enorm viel. So haben wir uns bald alle auch ungesichert auf das Eis vorgewagt und nachdem wir einen Platz bestimmt haben, hat einer mit der Motorsäge das erste Eisloch gesägt. Das erste Stück Eis zu sägen ist leicht, es aus dem umliegenden Eis herauszuheben dagegen kniffelig, aber das kennt man ja von dem ersten Stück Kuchen.

Während wir in vielleicht 12 Meter Abstand zum Ufer das Eis gesägt, fotografiert oder Interviews für Radio und Fernsehen gegeben haben, hat sich das Eis am Rand etwas abgesenkt und stand prompt 10 – 15 cm unter Wasser. Ein komisches Gefühl, über das sich weich anfühlende und überflutete Eis zu laufen, auch wenn man weiß, dass es locker Autos tragen würde.

Die erste ProbebohrungMit der Motorsäge wird das Eis gesägtBald ist das erste Eisloch geöffnetAm Rand ist das Eis überflutet

Nachmittags hat Asfalt Nord seine Überlegungen, mit einem Bagger auf das Eis zu fahren umgesetzt und als ich kam, hob die Baggerschaufel gerade ein großes Stück Eis aus dem wachsenden Bassin. Nach anfänglicher Nervosität des Baggerführers (das Ding wiegt drei Tonnen) hat sich schnell ein Team eingespielt und nach einer viertel Stunde war ein erster acht Meter langer Graben ins Eis geschnitten, der später die Zielgerade sein wird.

Mit dem Bagger auf dem EisEis wird aus dem Wasser gehoben

Wir schneiden ein „Eisloch“ in die TorteAbends hatten wir Organisations-Meeting, das sind so kurz vor dem Event immer recht lange, intensive Treffen aber wir haben auch gefeiert: A. hat eine leckere Torte gebacken, und wie Asfalt Nord mit Motorsäge und Baggerschaufel haben wir mit Messer und Tortenheber das erste Stück mitten aus dem Eis – nein, aus der Torte geschnitten. Eine leckere Stärkung vor dem Endspurt.

Ein Platz für die Winterschwimmmeisterschaft

Dieser Artikel ist Teil der zweiteiligen Serie SM Winterschwimmen 2014.

Nur noch zwölf Tage bis zur dritten schwedischen Winterschwimmmeisterschaft, die wir mit Dark & Cold wieder in Skellefteå organisieren. Nach den ersten Schwierigkeiten, die rein finanzieller Natur waren, funkt uns auch ein bisschen der Fluss Skellefteälven dazwischen, der just an der Stelle, wo wir die erste und zweite Meisterschaft ausgerichtet haben, immer noch offen ist.

Wir haben uns daher entschieden, dieses Jahr das Bassin einige hundert Meter weiter flussabwärts zu platzieren, wo der störende Einfluss der Parkbrücke geringer ist. Aber so richtig toll sieht es dort immer noch nicht aus. Das Eis mag dick sein und stabil, aber auf dem Eis waren zumindest am Rand 20 cm Wasser, welches wieder am zufrieren war und so ganz vertrauenserweckend sieht das Ganze nicht aus. Morgen wird es aber „Probesägen“ mit unserem neuen technischen Partner geben und dann wissen wir mehr.

Wir sind heute ein bisschen herumgefahren und haben nach Alternativen gesucht. Aber es ist nicht so einfach, eine gute Mischung aus solidem Eis, Platz für Publikum, Umkleidemöglichkeiten (geheizt!) und Parkplätzen zu finden. Mein persönlicher Favorit wäre die Kanubucht (Kanotudden) in Ursviken, aber die ist nicht mehr in der Stadt und wir würden vermutlich weniger Publikum haben.

Einige mögliche Plätze:

  • 1: Mitten in der Stadt: Am bequemsten, am Besten für die Anreisenden und das Publikum, aber noch unsichere Eislage
  • 2: Kanotudden: Sehr schön, tolles Eis, Umkleideräume und Duschen, Platz fürs Publikum, aber außerhalb
  • 3: Bei der Flußinsel Kyrkholmen: Schöne Umgebung aber wenig Platz. Eventuell auch sehr flach und eher für Winterschlammcatchen als Winterschwimmen geeignet …
  • 4: Der See Falkträsket südlich der Stadt: Sehr schöne Natur, gutes Eis und Platz, aber wie Kyrkholmen keine Infrastruktur im Winter
1: Der Fluss mitten in der Stadt2: Kanotudden3: Kyrkholmen4: Falktrasket

Letztendlich warten wir ab, was morgen dabei herauskommt, wenn testweise Eis auf dem Fluss gesägt wird. Vielleicht ist alles wesentlich entspannter als ich befürchte. Aber zu guter Letzt gibt es nur eine wirklich existentiell wichtige Sache für alle auf dem Eis: Sicherheit!

Ich halte Euch auf dem laufenden.

Übers Meer, Eisfedern und Feuerfest

Heute morgen habe ich es ein bisschen ruhiger angehen lassen, denn die Woche war sehr voll. Um zehn bin ich aber doch zum Bootshafen „Tjuvkistan“ gefahren, nachdem der Nachbar mir eine Nachricht geschickt hat, dass das Meereis trägt. Ich bin dann mit Skier und Pulka zur Insel Bredskär gelaufen. Die Pulka müsste eigentlich nicht sein, aber ich ziehe Kamera, Proviant und Daunenjacke lieber hinter mir her, als dass ich sie auf dem Rücken trage.

Tierspur irgendwo auf dem MeerMeine Pulkaspur hinter der Insel Bredskär

Obwohl die Temperaturen von nachts -21 °C auf -11 °C angestiegen war, habe ich mich über die mitgenommene Daunenjacke sehr gefreut, denn ich kam an einigen Eisflächen vorbei und auf manchen hatte sich federartiger Raureif gebildet …

Ein „Eisfederwald“ auf dem Eis

… und die nächste halbe Stunde habe ich dann auf dem Eis gelegen und Eisfedern fotografiert.

EisfedernEisfedernGespiegeltGespiegelt

Gespiegelt

Ich bin dann um die Insel Bredskär herumgelaufen. Das war teilweise ein bisschen mühsam, weil kaum Schnee auf dem buckeligen Eis lag und sowohl meine Skier als auch die Pulka ihre eigenen Ideen hatten, wo es wohl langgehen sollte. Aber bald war ich wieder auf dem Meer und kurz darauf wieder zu Hause.

Um drei haben mich J. und T. von unserem Verein „Mörkrets och kylans glada vänner“ abgeholt, weil wir auf dem „Feuerfest“ in der alten Kirchenstadt Luleås Winterbaden vorzeigen sollten. Heute nacht habe ich geglaubt, dass das ein frostiges Vergnügen werden würde, da waren es nämlich in Luleå -29 °C. Doch heute um halb sechs, als J. über das Winterbaden erzählte und T. und ich in das kalte Wasser gestiegen sind, war es mit -10 °C geradezu lau.

Wir alle ziehen es vor, in einem gesägten Eisloch im See, im Fluß oder im Meer zu baden, als wie in Luleå in eine mit Eiswasser gefüllte Badetonne zu steigen, während das Publikum teilweise neugierig, teilweise kopfschüttelnd unserem Treiben zuschaut. Aber lustig war es trotzdem. Und wir haben sogar eine kleine Gage bekommen, die nicht nur die Reisekosten deckte (Luleå ist anderthalb Autostunden entfernt), sondern auch noch ein paar Kronen in die immer maue Vereinskasse spült.

Noch ist es leer auf dem EldfestAuch am offenen Feuer steht noch keiner

Doch zur „Feuershow“ sind viele Familien gekommen

Winterspaziergang vor der Arbeit

Morgenstimmung am Meer

Vor SonnenaufgangDass ich heute morgen kurz zur Küste gefahren bin, weil das Wetter so schön ist, war freiwillig. Aber es lockt mich jedes Mal wieder, auf den Horizont zu blicken. Darüber ein Himmel in allen Sonnenaufgangsfarben mit rosa Wölkchen und Lichtsäule, darunter das kalt bläulich schimmernde schnee- und eisbedeckte Meer.

Unfreiwillig hingegen war der zweite Spaziergang. Er führte von der Autowerkstatt nach Hause. Dort hat man sich heute des Kofferraumschlosses angenommen, welches sich vor kurzem verabschiedet hat. Aber ich hatte meine Kamera dabei und bin ein paar mal stehengeblieben um zu fotografieren. Eigentlich ganz normale Dinge, die ich hier jeden Tag sehe: Schnee und Eis, kahle Bäume, rote Häuser und dies und das in Skelleftehamn.

Haus an der Bucht KurjovikenHäuser auf der Halbinsel KallholmenWolkenschleier über dem alten WasserturmBahnschienen und Stromleitungen führen nach Rönnskär

Und noch zwei Fotos, das erste auch vom Spaziergang mit dem neuen Tele geschossen (das muss ich ja ausprobieren), das andere mit dem Makro im Wintergarten fotografiert. Eisblumen abstrakt.

Raureif bedeckt die Äste der RoseEisblumen am Wintergartenfenster