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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

Zu den Funktionen

Schwimmbadbau

… Mit der S-Bahn nach Hause. Die Stadt ist laut und voll.

Olaf Schneider, 9. Februar 2003

… Taxi nach Hause. Alles grau, warm, trostlos. Wieder in Essen, aber nicht zu Hause …

Olaf Schneider, 5. Februar 2004

… Bald in der S-Bahn bis Moosach und dann mit dem Bus weiter. Ekeliger Nieselregen. …

Olaf Schneider, 26. Februar 2009

Diese Zitate stammen aus meinen Reisetagebüchern. Es war jedes Mal ein Kulturschock, nach einer winterlichen Skandinavienreise wieder in eine deutsche Großstadt zu kommen.

Dieses Mal ist alles ein bisschen anders: Ich komme nicht mit dem Flieger, sondern dem Auto nach Hause. In Skelleftehamn ist es ruhig. Heute zeigt das Thermometer -12 °C und in meiner Abwesenheit hat es – genau so wie gerade jetzt – weitergeschneit. Und so liegen im Garten hinten 85 bis 90 cm Schnee, der in Bodennähe so hart ist, dass ich den Zollstock, den ich zum Messen benutze, kaum bis zur Erde stechen kann. Laute und volle Stadt? No! Warm und trostlos? Nej! Ekeliger Nieselregen? нет!


Während ich im Büro an Internetprojekten weiterprogrammiere, stehen fünf Menschen auf dem zugefrorenen Fluß und sind mit Kettensägen und langen Stangen ausgerüstet. Sie sind vom „Tekniska kontoret“ und bauen ein Schwimmbad. Wie im letzten Jahr findet auch heuer (für Norddeutsche: dieses Jahr) eine Meisterschaft im Winterschwimmen in Skellefteå statt und zwar am nächsten Samstag. Bis dahin muss das Schwimmbad mit vier Bahnen à 25 Meter fertig sein.

Zwei Männer sägen, die quadratischen Blöcke treiben mit der Strömung zur anderen Seite, wo sie von zwei anderen mit nagelbewehrten Stangen unter Wasser gedrückt werden.

Man sieht gut, wie dick das Eis ist, allerdings nur, weil wir wochenlang Wasser aufgespült haben, um die Eisschicht dicker zu machen. Und am Ufer ist der Fluss noch offen. Das war gestern und heute ging es weiter:

Wie letztes Jahr haben wir von Team Dark &and Cold den Event organisiert. Wenn Ihr das nicht gemacht habt, könnt Ihr Euch kaum vorstellen, was da alles dranhängt: Genehmigung der Polizei, Rettungsschwimmer, Website, Sponsorensuche, Gelder von der Kommune beantragen, Medaillen, Taucher, Plakat, Pressearbeit, freiwillige Helfer suchen und vieles mehr haben uns die letzten Monate gang gut auf Trab gehalten. Zum Glück übernimmt der örtliche Schwimmclub die Abwicklung des eigentlichen Wettbewerbs, von den Startzeiten bis zur Zeitmessung.

Nun hoffe ich auf schönes Wetter. Nicht nur am Samstag, sondern auch am Freitag, denn dort kann jeder probieren, ein Eisbad zu nehmen oder 25 Meter zu schwimmen. Und ich bin fest entschlossen, dieses Mal zu schwimmen, auch wenn ich bei meinem Chaos-Bruststil länger als die anderen im Wasser sein werde. Aber das ist ja auch schon irgendwie gewonnen, oder?

Nun muss bloß noch das Schwimmbad fertig werden.

Probeschwimmen

Heute schreibe ich nichts langes mehr, sondern zeige bloß ein paar schnelle und ungeordnete Bilder vom ersten Tag des Winterschwimmens. Von uns Organisatoren ist keiner geschwommen, da es zum einen viel zu tun gab und zum anderen überraschend etwa sechzig Menschen aufgetaucht sind, um 25 Meter zu schwimmen. Manche zum ersten Mal, manche mit viel Erfahrung. Das hätte ich nicht gedacht, dass es so viele werden.

Morgen früh klingelt der Wecker und dann beginnt der Wettbewerb der zweiten Winterschwimmmeisterschaft in Skellefteå, dieses Mal die Skandinavische Meisterschaft.

Skandinaviska Mästerskapen i Vintersim 2013

Heute saß ich lange am Rechner. Über 600 Fotos von gestern wollten gesichtet, sortiert, bewertet und bearbeitet werden. Denn gestern war hier in Skellefteå die Skandinavische Meisterschaft im Winterschwimmen, die wir von Dark & Cold ausgerichtet haben. Und ich habe fotografiert, fotografiert, fotografiert. Jetzt ist eine Auswahl von gut 30 „offiziellen Dark & Cold-Pressebildern“ getroffen, die ich auch hier im Artikel zeige.

Gestern klingelte der Wecker um viertel nach sechs und um kurz nach halb acht stand ich an dem in den Flusseis geschnittene Schwimmbecken, in dem am Vortag das Probeschwimmen stattgefunden hat. Obwohl die Nacht wesentlich wärmer war als vorhergesagt, haben die etwa -15 °C ausgereicht, um das Becken wieder halb zufrieren zu lassen. Im Gegensatz zum letzten Mal brauchten wir aber keine Motorsägen, sondern konnten das Eis mit einer Eisenstange wegschlagen. Ich habe versucht, vom Wasser aus (Trockenanzug, nicht Badehose!) die Eisstücke unter das Flusseis zu drücken, aber dieses war etwa 60 cm dick und damit schwer zu erreichen. Aber auch so war keine Stunde später das Beckeneis eisfrei.

Aber genug der Worte. Hier kommen Fotos. Habt Ihr’s warm? Dann viel Spaß!

Das Eisschwimmbecken

25 Meter lang, vier Bahnen, das ist das Schwimmbecken. Wegen der Strömung schwimmen auch die Staffeln alle flußabwärts.

Am Start

Am Start gibt es drei Kommandos für die Schwimmer: „Zieht Euch aus“, „Geht ins Wasser“ und „Los“. Die Erfahrenen beeilen sich mit dem ins Wasser gehen, damit sich beim Startkommando die Atmung wieder beruhigt hat.

Schwimmen

Hier zeigen sich große Niveauunterschiede, denn am Wettbewerb nehmen vom Hobbyschwimmer und Eisbader bis zum erfahrenen Leistungsschwimmer und Weltmeister alle Leistungsstufen teil. Ein schönes Durcheinander, welches dafür spricht, dass ich vielleicht nächstes Mal auch teilnehmen sollte, um das Niveau der Hobbyschwimmer nach unten abzurunden. (Das ist kein Kokettieren, ich schwimme wirklich nicht gut.)

Am Ziel

Am Ziel ist Gedränge. Dort werden die Zeiten gemessen und dort stehen Helfer bereit, die die Schwimmer beim aus dem Wasser klettern unterstützen. Andere Freiwillige rennen mit der Kleidung vom Start zum Ziel. Und auch beim Ankleiden wird geholfen, denn das ist mit kaltnassen Händen und Füßen gar nicht so einfach.

Details

Überall, wo Wasser auf kaltes Festes trifft, bildet sich Eis. Und weil die Schnüre sich manchmal drehen, stehen dann die Eisnadeln senkrecht.

Teams

Von der Polizei über Unternehmen bis hin zu leistungsstarken internationalen Teams haben 16 Viererteams an der Meisterschaft teilgenommen.

Menschen

So eine Veranstaltung lebt von den Menschen. Nicht nur von den Schwimmern, unserer Organisation und dem Publikum, sondern auch von den Helfern, dem Toningenieur, den Tauchern, dem Arzt, dem Moderator, den vielen Freiwilligen vom Schwimmklub und vielen mehr.

Publikum

Aber natürlich freuen wir uns über das große Publikum. Und erzählen gerne Kommune und unseren Sponsoren, wie viele Leute dabei waren.


Dieses Jahr waren viele Dinge anders als letztes Jahr.

Es war längst nicht so kalt. Statt Temperaturen unter -30 °C hatten wir lauschige -14 °C. Als Kälteliebhaber fand ich das ein bisschen schade, als Fotograf habe ich mich – und vor allem meine Finger sich – gefreut.

Wir hatten doppelt so viele Teilnehmer: 128 Starts waren angemeldet (Personen waren es weniger, da manche sowohl individuell als auch im Team am Wettbewerb teilnehmen.) Manche Schwimmer kamen aus Frankreich, aus Estland und aus Lettland angereist. Und obwohl letztes Jahr auch schon viele Zuschauer da waren: Dieses Jahr waren es noch wesentlich mehr. Das mag an den entspannteren Temperaturen gelegen haben, oder daran, dass der Wettbewerb sich hier schon im zweiten Jahr fest etabliert hat.

Und dennoch waren wir schneller, weil wir auf Basis der Erfahrungen vom letzten Jahr besser organisiert waren. Und so war schon irgendwann gegen drei die Skandinavische Meisterschaft im Winterschwimmen zu Ende.

Ich bin hochzufrieden. Zum einen, dass die Veranstaltung rundherum gut gelaufen ist und auf so große Resonanz gestoßen ist. Zum anderen, weil ich nach Monaten von geplanten Aktivitäten (von der Jazztour bis zum Winterschwimmen einfach mal so etwas wie Alltag vor mir liegen habe. (Glaube ich zumindest). Zudem habe ich heute unerwartet festgestellt, dass ich bis Ende April noch fünfeinhalb Urlaubstage habe. Toll, was will man mehr!

Für die Fotointeressierten: Über 600 Fotos RAW-Daten, das sind gut 20 GB. Ein Drittel ist schon gelöscht. Dabei waren eine Nikon D800 mit 16-35mm und Nikon D300s mit 90mm und 8mm Fischauge. Kein Stativ, aber manchmal ISO 800. Akkus waren die ganze Zeit in der Kamera, da es nicht extrem kalt war.