Übers Meer, Eisfedern und Feuerfest
Heute morgen habe ich es ein bisschen ruhiger angehen lassen, denn die Woche war sehr voll. Um zehn bin ich aber doch zum Bootshafen „Tjuvkistan“ gefahren, nachdem der Nachbar mir eine Nachricht geschickt hat, dass das Meereis trägt. Ich bin dann mit Skier und Pulka zur Insel Bredskär gelaufen. Die Pulka müsste eigentlich nicht sein, aber ich ziehe Kamera, Proviant und Daunenjacke lieber hinter mir her, als dass ich sie auf dem Rücken trage.
Obwohl die Temperaturen von nachts -21 °C auf -11 °C angestiegen war, habe ich mich über die mitgenommene Daunenjacke sehr gefreut, denn ich kam an einigen Eisflächen vorbei und auf manchen hatte sich federartiger Raureif gebildet …
… und die nächste halbe Stunde habe ich dann auf dem Eis gelegen und Eisfedern fotografiert.
Ich bin dann um die Insel Bredskär herumgelaufen. Das war teilweise ein bisschen mühsam, weil kaum Schnee auf dem buckeligen Eis lag und sowohl meine Skier als auch die Pulka ihre eigenen Ideen hatten, wo es wohl langgehen sollte. Aber bald war ich wieder auf dem Meer und kurz darauf wieder zu Hause.
Um drei haben mich J. und T. von unserem Verein „Mörkrets och kylans glada vänner“ abgeholt, weil wir auf dem „Feuerfest“ in der alten Kirchenstadt Luleås Winterbaden vorzeigen sollten. Heute nacht habe ich geglaubt, dass das ein frostiges Vergnügen werden würde, da waren es nämlich in Luleå -29 °C. Doch heute um halb sechs, als J. über das Winterbaden erzählte und T. und ich in das kalte Wasser gestiegen sind, war es mit -10 °C geradezu lau.
Wir alle ziehen es vor, in einem gesägten Eisloch im See, im Fluß oder im Meer zu baden, als wie in Luleå in eine mit Eiswasser gefüllte Badetonne zu steigen, während das Publikum teilweise neugierig, teilweise kopfschüttelnd unserem Treiben zuschaut. Aber lustig war es trotzdem. Und wir haben sogar eine kleine Gage bekommen, die nicht nur die Reisekosten deckte (Luleå ist anderthalb Autostunden entfernt), sondern auch noch ein paar Kronen in die immer maue Vereinskasse spült.
8 Kommentare für „Übers Meer, Eisfedern und Feuerfest“
Hannah Karlsson schreibt:
Bemeistdruckend!!
Annika schreibt:
Das Eis sieht ja völlig irre aus!!!!
evi schreibt:
Hallo Olaf, das ist Naturkunst in höchster Vollendung, super!
Und mit Deiner „Kamera-Sicht“ eingefangen, toll!
Bei uns schneit es nun auch etwas, also auch hier fast winterlich (:-)
LG Evi+Uta
Ma HB schreibt:
Lieber Olaf,
die Natur ist wirklich eine Künstlerin, wohl dem, der einen Blick dafür hat! Ich finde die große Fläche mit den Eisfedern – ist das Deine Bezeichnung oder nennt man das wirklich so? – sehr schön und dann mit neuem Objektiv diese einzelnen Eisfedern und dann noch mit Spiegelung – phantastisch.
Wie groß ist denn so eine Eistonne? Für wieviel Personen? Je mehr da reinpassen, desto mehr erwärmt sich dann auch das schrecklig kalte Wasser?
Gruß Ma HB
Olaf Schneider schreibt:
Danke, Hannah und Annika.
Danke, Evi und Uta. Schön, dass Ihr auch ein bisschen Winter bekommen habt.
Hallo Ma HB, ich habe den Begriff Eisfeder erfunden. Aber viele andere verwenden ihn auch, wie Googles Bildersuche das verrät. Die Makroaufnahmen habe ich übrigens mit meinem alten Makroobjektiv gemacht, nicht mit dem neuen Tele.
Die Eistonne war vielleicht zwei Meter im Durchmesser. Das Wasser selbst hatte laut Thermometer etwa 3 °C, aber an der Oberfläche bildete sich schon etwas Eis. Das geht schnell, selbst wenn es „nur“ -10 °C sind. Aber lange sind wir ja nicht drin geblieben.
Martin schreibt:
Hallo Olaf, mit Deinem Eisfederwald hast Du ein seltenes Phänomen überzeugend eingefangen. Rauhreifkristalle gibts ja schon öfter mal. Aber auf einer glatten Fläche so ausgeprägte „Federn“ sind ein Glücksfall.
Ich wollte aber ein anderes Thema anschneiden, weil Du Dich für Gestaltung interessierst. Ich bewundere seit Jahren Hans Strand für seine Art Bilder zu gestalten. Er kann zweifellos wirklich gut gucken. In einem Interview hat er kürzlich seinen Ansatz formuliert. Ich fand das hilfreich. Es ist ein kurzer Absatz ungefähr in der Mitte, der beginnt mit: „I never think in diagonals, circles or geometric figures …“
„Balancing signals over a given surface“ ist ein anregender Gedanke, um die eigenen Bilder mal daraufhin kritisch zu überprüfen. Er kann das nicht nur in seinen Luftaufnahmen, sondern hat auf seiner Website viele überzeugende Landschaftsfotos! http://www.hansstrand.com
Falls ich das mit den Links nicht richtig hinbekommen habe, bitte ich das zu korregieren.
Gruß Martin
Olaf Schneider schreibt:
Hallo Martin,
danke für den Tipp. Das Zitat „Balancing signals over a given surface“ macht mich neugierig, ich werde mir das Interview mal zu Gemüte führen.
Die Links habe ich korrigiert. Das funktioniert so:
<a href=“{LINK}“>{TEXT}</a>. {LINK} und {TEXT} sind Platzhalter.
Annika schreibt:
Wenn eine Webseite schon mit Island startet :-) Sieht vielversprechend aus!