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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Fotospaziergang

Ein freies Wochenende. Und recht schönes Wetter. Zum Kajak zu faul. Also den Fotorucksack auf und einfach loslaufen. Und versuchen, andere Fotos zu machen, denn …

Gestern habe ich von der Insel Gåsören Fotos gemacht. Im Abendlicht. Mit weichen Wellen und rosa Wölkchen. Zu Hause habe ich mir die Fotos angeschaut und mich gefragt, was das soll. Denn dieses Motiv habe ich schon so oft fotografiert – morgens, mittags, abends, im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Zum Beispiel hier, hier, hier oder hier. Und ich war unzufrieden mit meiner Fotografiererei.

… also bin ich heute in den Wald gegangen, um mich ein bisschen herauszufordern. Denn ich finde es extrem schwierig, Fotos im Wald zu machen. Da ich aber vor dem Spaziergang beschlossen habe, vier Fotos zu zeigen, mache ich das auch. Bitteschön:

SchneekieferFrühlingsinselBirkenwandWegmarkierung

Ja, höre ich Euch rufen, nette Fotos, aber: Wo ist der Wald!? Ihr habt recht, ich habe zwar Motive im Wald fotografiert, aber nicht den Wald an sich. Wald motiviert mich einfach weniger zum Bilder machen. Warum das so ist, frage ich mich schon seit langem. Als ich heute hinter dem erhöht stehenden neuen Wasserturm über einige Felsen lief und Ausblick hatte, kam die Erleuchtung: Ich mag es, weit zu schauen! Über das Meer, die Hochebenen des Kahlfjälls, große Seen oder auch über eine hügelige Waldlandschaft. Dichter Wald ist einfach – rein optisch betrachtet – nicht so mein Ding. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, durch den Wald zu Laufen, den Klang des ersten Frühlingsregenschauers, den federnden Sommerboden, den Duft der Pilze im Herbst, aber wenn es ums Schauen geht, dann liebe ich den freien Blick.

Zwei Fotos vom Wald zeige ich doch noch. Das besondere am nächsten Bildpaar ist, dass sie vom gleichen Ort gemacht wurden, ich habe das Spätwinterbild gemacht, mich auf der Stelle umgedreht und dann das Frühlingsbild gemacht.

SpätwinterwegFrühlingsweg

So sieht es momentan auf in Skelleftehamns Wäldern: An manchen Stellen komplett schneebedeckt, an anderen Stellen barer Waldboden. Zwischen den Jahreszeiten.

Ich bin von meinen Aussichtsfelsen hinter dem Wasserturm abgestiegen und unter der Straße 372 nach Skellefteå durch zum Fluss Skellefteälven weitergelaufen. Dort fand ich es sofort leichter, Motive zu finden, zum Beispiel diese Holzgerippe, die ich von der anderen Seite vom Kajak aus schon gesehen habe aber keine Ahnung habe, was dies wohl ist. Ich tippe mal auf eine alten Bootsanleger, vielleicht für ein Sägewerk oder ähnliches.

Holz-Dingbums am FlussHolz-Dingbums am Fluss

Zum Schluss noch ein paar Fotos von heute, man könnte sagen „Aus jedem Dorf ein Hund“, denn jedes Bild steht ein bisschen für sich selbst und mit keinem anderen im Zusammenhang.

Gewusel auf allen AmeisenhaufenHolzbank am WasserturmMinihütte auf Miniinsel im FlussHej :-) – ein freundliches Graffito

Ich werde weiterhin So-sieht-es-gerade-in-Nordschweden-aus-Fotos machen. Aber nicht nur. Ich werde mir einige Themen stellen und dazu Bildserien machen. Ob ich die dann hier oder auf einer eigenen Webseite zeige, das weiß ich noch nicht.

6 Kommentare für „Fotospaziergang“

Ricarda schreibt:

Das mit dem Wald kann ich sehr gut nachvollziehen…..auch ich liebe es durch den Wald zu wandern, aber dort zu Fotografieren weniger. Mit Ausnahme vielleicht der Leberblümchen und Buschwindröschen die man nun in den Wäldern findet…..

Doch ich denke mit Deiner Serie „so sieht es gerade in Nordschweden aus“ liegst Du doch genau richtig. Das ist doch das was viele sehr interessiert. Zumindest habe ich das selbst so erfahren dürfen…..am Telefon bekomme ich dann immer wieder ein „Danke für die neuesten Bilder, so können wir sehen wie es bei Euch gerade aussieht“.
Und selbst so ein schlichtes Bild wie das „Hej“ auf der Hauswand zaubert uns doch allen ein Lächeln ins Gesicht. Also mach einfach weiter so !
Übrigens…..die Minihütte auf der Miniinsel….steht die nur auf einem Geröllhaufen ?? Sie irgendwie so instabil aus…..

Noch einen wunderschönen Sonntag !

Olaf Schneider schreibt:

Genau wie bei mir: Motive im Wald – ja. Der Wald an sich, eher nein.

Die Miniinsel scheint mir gut befestigt, wie dort das ganze Ufer.

Dir auch einen schönen Restsonntag! Mein Vormittag bestand hauptsächlich aus Ablage machen und Fragen fürs Skatteverket für die nächste Steuererklärung sammeln.

Martin schreibt:

Hallo Olaf, den Wald zu fotografieren findest nicht nur Du schwierig. Ich finde, es gibt unheimlich wenig wirklich gute Waldfotos. Flüsse,Straßen, Wege im Wald werden gut fotografiert, aber aus dem Inneren des Waldes ohne andere Motivelemente gibt es wenig. Das liegt vor allem an der Unordnung und der Fülle gleichwertiger Details, die den Betrachter desorientieren. Um dieses Gewimmel auszuschließen, geht man als Fotograf immer näher heran und landet schließlich bei Detailaufnahmen. Genau so hast Du es ach gemacht.
Meine Erfahrung ist: Nur im Nebel lässt sich Wald gut fotografieren. Nebel vermittelt einerseits Tiefe und andererseits verdeckt er das Stammgewimmel im Hintergrund. Wenns dick neblig ist, dann gehe ich gezielt in den Wald um dort zu fotografieren. Allerdings endet der dicke Nebel häufig am Waldrand und setzt sich nur viel schwächer im Inneren des Waldes fort. Das ist dann eben Pech.
Die andere Möglichkeit ist wirklich außergewöhnliches Licht, bei dem die Schatten der Bäume interessante Muster bilden. Aber all diese Voraussetzungen kann man nicht erzwingen, wenn man sich vornimmt, gute Waldfotos zu machen.
Ich bewundere die Fotografen ganz besonders, denen es gelingt, aus dem Durcheinander graphisch ansprechenden Fotos zu destilieren. Und ich glaube auch, dass man durch Üben darin besser wird. Aber meistens landet man dann doch an eiem Gewässer oder einer Schneefläche, die Ruhe ins Bild bringt und die wenigen verbleibenden Waldelemente zur Geltung bringt.
Mein Lieblingsbild ist Frühlingsinsel – Tauwetter im Wald mit klarer Gliederung!
Gruß Martin

Olaf Schneider schreibt:

Hallo Martin. Ich werde weiterhin versuchen, dem Wald etwas abzugewinnen. Nur auf Nebel warte ich nicht, denn der ist hier an der Küste ziemlich selten.

Es gibt zwei Waldfotos, die ich mag (Schneenacht), aber auch dort hat ein See bei beiden Bildern, gepaart mit Schnee, bei der Gestaltung geholfen. Es ist dort übrigens kein Nebel, der Teile des Waldes unscharf zeichnet, sondern starker Schneefall bei langen Belichtungen.

Martin schreibt:

Wenn Du weiterhin versuchen willst, dem Wald etwas „abzugewinnen“, dann hier noch eine Erfahrung von mir. ( Es ist nicht so schulmeisterlich gemeint, wie es vielleicht klingt!)
Bei meinen Fototouren ist immer das Erste, dass z.B. der Wald mir gefallen muss. Wenn da nichts ist, das mich anmacht, dann muss ich gar nicht erst mit dem Gestalten anfangen. Das Ergebnis würde immer im Papierkorb landen. Wenn mir was gefällt, dann ist die nächste Frage: warum? – und dann bin ich schon mitten drin im Gestalten.
Du willst vermutlich den Vorfrühling einfangen, so wie er sich im Wald zeigt. Das ist irgendwie ziemlich unkonkret, anders als bei der „Schneenacht“. Da springen die Schneestreifen an den Bäumen sofort ins Auge. Aber ich bin überzeugt, da geht noch was! Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.
Hier noch ein Hinweis. Hans Strand zeigt in seiner Galerie viele Waldbilder in denen er dem Durcheinander graphische Formen abgerungen hat. Zur Jahreszeit passt besonders dieses Bild.

Olaf Schneider schreibt:

Vielen Dank, Martin, für Deine Tipps. Ich bin froh darüber und sie sind weit entfernt davon, schulmeisterlich zu wirken.

Es stimmt schon, dass ich dem Wald bei mir um die Ecke nicht so viel abgewinnen kann, weil ich ihn nicht so spannend finde. Ich werde mir wohl mal andere Wälder in der Umgebung anschauen. Die Auswahl ist ja groß.