Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 3: Skitour
Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Ich wollte Winter.
- „Ich wollte Winter und bekam ihn“
- 1: Schnee
- 2: Der Morgen
- 3: Skitour
- 4: Trendsport
Samstag
Nun, die Skier waren aus der Garage heraus und ich war auch sonst fertig. Also habe ich meine Ski untergeschnallt und bin durch den Garten und durch die Hecke auf die Straße und dann den Weg zu Storgrundet gelaufen. Nach einigen hundert Metern bin ich in den Wald abgebogen und musste feststellen, dass ich auch mit den schon etwas breiteren Fischer Europa 99 Ski tief versank. Von den Skier sah man nichts mehr und oft stand ich bis zum Knie im flaumfederleichten Neuschnee. Nach dem ausgiebigen Testen von zwei Trendsportarten (siehe Teil 4) bin ich erst im Wald unterwegs gewesen. Dort lagen etwa 70 cm und von Wind war kaum etwas zu spüren. An der Grenze zu einem kleineren offenen Gelände wurde der Schnee schnell tiefer; oft einen Meter oder mehr. Auf dem sumpfigen Gelände wurden meine Skier schwerer und schwerer. Unter dem vielen Schnee war alles noch nass und ich musste am Rand schnell zwei, drei Zentimeter Schneematsch von den Gleitflächen wegwischen, bevor dieser festfror. Danach bin ich in einem Bogen zu einem kleinen Stichweg gelaufen, der anfangs noch geräumt war, dann aber auch hoch mit Schnee bedeckt war. Dort habe ich auch das Auto fotografiert. Auf den letzten fünfzig Metern zur Ostsee änderte sich die Atmosphäre schlagartig.
An der See heulte der stürmische Wind und trieb einem den Schnee waagerecht ins Gesicht. Schneesturm! Mit diesem Wind, der begrenzten Sicht und den drei Meter hohen Schneeverwehungen hatte dieser Ort gestern schon eine sehr arktische Atmosphäre. Von der Ostsee war eigentlich nichts mehr zu sehen. Das weiße Eis ging in weißes Schneegestöber und dieses in weißen Himmel über. Als ich später wieder im Wald war, kam ich mir vor, als hätte ich eine gemütliche Hütte betreten. Plötzlich war alles wieder friedlich, warm und still. Durch den wieder zunehmenden Schneefall bin ich dann in der Dämmerung nach Hause gelaufen. Das Bild rechts neben dem Selbstportrait zeigt übrigens die Ostsee. Nicht gerade ein Urlaubsfoto …
In diesem Video habe ich ein paar Eindrücke von dieser Tour zusammengeschnitten. Wie immer quick’n’dirty, denn für Film schneiden habe ich keine Geduld. Und das nächste Mal muss ich mehr schreien.
Sonntag
Was für ein Unterschied zum Vortag! Nachdem es hier vier Tage nonstop geschneit hat, hörte der Niederschlag gestern Abend auf, es klarte ein bisschen auf und wurde etwas kälter. Die heute Tour konnte ich bei blauem Himmel und windstillen – 14 °C machen. Der Wald war nett und ruhig und der Schnee bedecke dick die Bäume – und nicht ständig meine Kameralinse, wie gestern. Auf einem kleinen Felsrücken hatte ich Blick auf die Ostsee: Alles weiß. Nach ein bisschen Zickzack laufen war ich dann wieder am gleichen Ostseeufer wie gestern. Ein blauer Himmel überspannt die weiße Eisfläche und einige Bäume leuchten warmgelb in der tiefstehenden Sonne. Dennoch war ich bei meiner Pause über die Daunenjacke froh, denn wärmer geworden war es nicht. Die gleiche Stelle gestern und heute waren zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bei der Gelegenheit konnte ich gleich noch einmal das völlig verwehte Sommerhaus fotografieren, welches die letzten Tage dem Wind direkt ausgesetzt war.
Dieses Mal bin ich auch wieder im Hellen zu Hause angekommen und bin heißhungrig über die Schokolade in der Küche hergefallen. Merke: 200-Gramm-Tafeln sind gefährlich, selbst wenn man sie nicht ganz auf isst.
2 Kommentare für „Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 3: Skitour“
sabine schreibt:
inzwischen schneit es auch in münchen – aber so viel schnee wie du hier hast, ist uns wohl leider nicht vergönnt. :-)
Rüdi N. schreibt:
Wow! Das ist ja ein starker Bericht Deiner Skitour. Was man an einem einzigen Tag alles erleben kann und dann noch fotografisch dokumentieren, Bravo!
Für die nächste Tour wünsche ich Dir etwas angenehmere Bedingungen.