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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 1: Schnee

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Noch am Montag dieser Woche legen vielleicht gerade zehn Zentimeter alter Schnee in Skelleftehamn. Nun, das hat sich geändert! Am Dienstag vor vier Tagen fing es an zu schneien und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Ein recht frischer Wind hat zudem zu einigen Schneeverwehungen geführt, so dass sich gar nicht genau sagen lässt, wie viel Schnee jetzt eigentlich liegt, in meinem Garten sind es jetzt vielleicht durchschnittlich 65 cm; an manchen Stellen etwas weniger, an manchen über ein Meter.

Im Wald lagen heute 50 – 100 cm. Direkt an der Küste war durch den stürmischen Wind der Boden an der einen Stelle fast schneefrei und direkt daneben türmte sich eine über drei Meter hohe Schneewehe auf.

Interessant ist, dass der Schneefall so lokal ist. In Bureå (10 km südlich) wurden gestern 80 – 85 cm gemessen, in Skellefteå (18 km westlich) lag schon wesentlich weniger, und in Boliden (45 km im Inland) nur 10 cm! Ich vermute, dass dieses Phänomen eine Art Lake Effect ist, der an den großen Seen zwischen Kanada und den USA für große Schneemengen sorgen kann. Aber ich bin kein Meteorologe und weiß es nicht.

Spannend ist, wie lange dieses Wetter noch anhält, von den Wetterdiensten wurde es nämlich eher ignoriert und erst gestern hat der SMHI eine Warnung der Stufe 1 „Snöbyar som tidvis kan vara kraftiga, främst vid norra Västerbottenskusten.“ herausgebracht.

Bevor ich mich vielleicht an Teil 2 mache, muss ich erst mal Schnee schippen …

Für die Zahlenliebhaber:

Mittwoch morgen etwa 20 cm
Donnerstag morgen etwa 30 cm
Freitag morgen etwa 50 cm
heute früh etwa 60 cm
morgen früh vermutlich 70 cm

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 2: Der Morgen

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Nachdem ich die ganze Woche Skelleftehamn nur im Dunkeln gesehen habe, wollte ich heute endlich das Haus (links im Bild) im Hellen Fotografieren und dann eine schöne Skitour machen. Allerdings habe ich Intelligenzbolzen die Skier in der Garage (rechts im Bild). Und vor der Garagentür sind meterhohe Schneewehen, die ich gelassen habe, weil das auf Fotos so schön aussieht. Also war erst einmal Schneeschaufeln angesagt und das sah so aus:

Nachdem ich dann meine Skier endlich hatte, musste ich nur noch den fertig gepackten Rucksack und die Kamera aus dem Haus holen, die Skier im Garten unterschnallen und losfahren.

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 3: Skitour

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Samstag

Nun, die Skier waren aus der Garage heraus und ich war auch sonst fertig. Also habe ich meine Ski untergeschnallt und bin durch den Garten und durch die Hecke auf die Straße und dann den Weg zu Storgrundet gelaufen. Nach einigen hundert Metern bin ich in den Wald abgebogen und musste feststellen, dass ich auch mit den schon etwas breiteren Fischer Europa 99 Ski tief versank. Von den Skier sah man nichts mehr und oft stand ich bis zum Knie im flaumfederleichten Neuschnee. Nach dem ausgiebigen Testen von zwei Trendsportarten (siehe Teil 4) bin ich erst im Wald unterwegs gewesen. Dort lagen etwa 70 cm und von Wind war kaum etwas zu spüren. An der Grenze zu einem kleineren offenen Gelände wurde der Schnee schnell tiefer; oft einen Meter oder mehr. Auf dem sumpfigen Gelände wurden meine Skier schwerer und schwerer. Unter dem vielen Schnee war alles noch nass und ich musste am Rand schnell zwei, drei Zentimeter Schneematsch von den Gleitflächen wegwischen, bevor dieser festfror. Danach bin ich in einem Bogen zu einem kleinen Stichweg gelaufen, der anfangs noch geräumt war, dann aber auch hoch mit Schnee bedeckt war. Dort habe ich auch das Auto fotografiert. Auf den letzten fünfzig Metern zur Ostsee änderte sich die Atmosphäre schlagartig.

An der See heulte der stürmische Wind und trieb einem den Schnee waagerecht ins Gesicht. Schneesturm! Mit diesem Wind, der begrenzten Sicht und den drei Meter hohen Schneeverwehungen hatte dieser Ort gestern schon eine sehr arktische Atmosphäre. Von der Ostsee war eigentlich nichts mehr zu sehen. Das weiße Eis ging in weißes Schneegestöber und dieses in weißen Himmel über. Als ich später wieder im Wald war, kam ich mir vor, als hätte ich eine gemütliche Hütte betreten. Plötzlich war alles wieder friedlich, warm und still. Durch den wieder zunehmenden Schneefall bin ich dann in der Dämmerung nach Hause gelaufen. Das Bild rechts neben dem Selbstportrait zeigt übrigens die Ostsee. Nicht gerade ein Urlaubsfoto …

In diesem Video habe ich ein paar Eindrücke von dieser Tour zusammengeschnitten. Wie immer quick’n’dirty, denn für Film schneiden habe ich keine Geduld. Und das nächste Mal muss ich mehr schreien.

Sonntag

Was für ein Unterschied zum Vortag! Nachdem es hier vier Tage nonstop geschneit hat, hörte der Niederschlag gestern Abend auf, es klarte ein bisschen auf und wurde etwas kälter. Die heute Tour konnte ich bei blauem Himmel und windstillen – 14 °C machen. Der Wald war nett und ruhig und der Schnee bedecke dick die Bäume – und nicht ständig meine Kameralinse, wie gestern. Auf einem kleinen Felsrücken hatte ich Blick auf die Ostsee: Alles weiß. Nach ein bisschen Zickzack laufen war ich dann wieder am gleichen Ostseeufer wie gestern. Ein blauer Himmel überspannt die weiße Eisfläche und einige Bäume leuchten warmgelb in der tiefstehenden Sonne. Dennoch war ich bei meiner Pause über die Daunenjacke froh, denn wärmer geworden war es nicht. Die gleiche Stelle gestern und heute waren zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bei der Gelegenheit konnte ich gleich noch einmal das völlig verwehte Sommerhaus fotografieren, welches die letzten Tage dem Wind direkt ausgesetzt war.

Dieses Mal bin ich auch wieder im Hellen zu Hause angekommen und bin heißhungrig über die Schokolade in der Küche hergefallen. Merke: 200-Gramm-Tafeln sind gefährlich, selbst wenn man sie nicht ganz auf isst.

Ich wollte Winter und bekam ihn · Teil 4: Trendsport

„Ich wollte Winter und bekam ihn“
1: Schnee
2: Der Morgen
3: Skitour
4: Trendsport

Heute möchte ich über einige neue Trendsportarten berichten, für die ich in dieser Saison ein großes Potential sehe. Auf der einen Seite dienen sie der Verbesserung von Kondition, Kraft und Beweglichkeit, auf der anderen Seite bieten diese durch die attraktive Bewegung in der Natur einen starken „Fun-Faktor“. Daher können sie sowohl die Volksgesundheit verbessern, als auch die Tourismus- und Kleidungsbranche stärken.

I. Tiefsnow stapfing

Diese Sportart kann man alleine und in der Gruppe ausüben. Sie stärkt die Kondition sowie Kraft und Beweglichkeit in Hüfte und Beinen. Je nach dem Niveau des Sportlers braucht man Schnee. Viel Schnee.

II. Power snowangeling

Hier haben wir es mit einem Sport zu tun, der als typischer Funsport ausgeübt werden kann. Es wäre aber auch denkbar, die Athleten in der Disziplin des Kunst-Snowangeling von unabhängigen Richtern mit A- und B-Note bewerten zu lassen.

Nachtrag vom 13.12. für Nachahmer: Bitte testet vorher aus, was sich unter dem Schnee verbirgt, wenn Ihr Euren Rücken nicht auf einen Felsen rammen wollt. Ich habe vorher mit einem Trekkingstock ein bisschen sondiert und an einer Stelle auch einen hübschen Felsen gefunden.

Da die Bilder nur bedingt aussagekräftig sind, präsentiere ich beide Sportarten in einem kleinen Video, welches das letzte Wochenende hier in Skelleftehamn entstanden ist:

III. Schneeräuming

Die dritte neue Trendsportart, das Schneeräuming, findet eher im urbanen Umfeld statt. Ihr fehlt allerdings noch ein gewisses Marketingkonzept, um sie der breiten Bevölkerung schmackhaft zu machen. Dabei wäre sie eine ideale Ergänzung zum Tiefsnow stapfing, da sie eher die oberen Körperbereiche wie Arm und Schulter anspricht. Sportler, die das Schneeräuming einmal probieren möchten, dürfen sich gerne bei mir in Skelleftehamn einfinden.