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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Fahrt nach Östersund

Heute bin ich mit dem Auto nach Östersund gefahren, denn morgen treffe ich mich hier mit Jonas, mit dem ich eine einwöchige Skitour im Helagsfjäll geplant habe.

Die Fahrt fing ein bisschen mühsam an, denn ich bin erst lange Zeit im flotten Schritttempo hinter einer Schneefräse hinterher gezuckelt, die ausgerechnet für die linke Seite (Mittelstreifen und so) zuständig war. Eine halbe Stunde hat es gedauert, bis ich da vorbei gekommen bin.

Die restlichen der 500 Kilometer gingen besser. Kein einziges Rentier, dafür aber meine erste Alkoholkontrolle. Und da das Wetter herrlich war, Sonne pur, war die Fahrt auch nicht sonderlich anstrengend.

Da ich unterwegs eine längere Mittagspause gemacht habe, mehrmals zum Fotografieren angehalten habe und noch bei Östersund eine gebrauchte Pulka für Jonas erstanden habe, war ich erst nach achteinhalb Stunden bei unseren gemeinsamen Freunden, die seit letztem Jahr in Östersund leben. Aber das macht ja nichts, ich hatte ja den ganzen Tag Zeit. Morgen um 6:30 kommt Jonas mit dem Zug an.

Zwei kurze Fotos von heute:

Kurz vor der Skitour

Beide Pulkas sind randvoll gepackt. Nicht nur mit Zelt, warmem Schlafsack, Kleidung, Isomatte, Daunenjacke, Kocher, Benzin und anderem, sondern auch mit jeder Menge Essen. Die Pulken sind ganz schön schwer und ich bin gespannt, wie es wird, sie über das Fjäll zu ziehen.

Damit es am Anfang nicht zu anstrengend wird, haben Jonas und ich als Ausgangspunkt Vålådalen gewählt, denn dort ist das Gelände anfangs schön flach und wir können uns ein bisschen einlaufen.

Morgen geht es los. Erst mit dem Auto, dann acht Tage mit Ski und Pulka.

Wollt Ihr schauen, wo wir gerade unterwegs sind? Wenn technisch alles klappt, könnt Ihr unsere Position auf der Karte live verfolgen: http://share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=03oMtxmvu7rxXeMC0EkZzHPBTrO4tIZRK

Nachtrag:

Jonas hat die Route unserer Tour online gestellt:

http://www.gpsies.com/map.do;jsessionid=8685749C682EA5453DBF52DAF2F05802?fileId=hpdcnrfihpemreuo.

Skitour – Vom Wald ins Kahlfjäll

Freitag, 25. Januar

Es ist zwölf Uhr. Nach knapp zweistündiger Fahrt stehen wir am Parkplatz Vålådalen und packen unsere Pulken und Skier aus dem Auto. Das Wetter ist schön. Bald liegt das abgeschlossene Auto in unserem Rücken und Jonas und ich starten nach vier Jahren unsere zweite Wintertour. Die ersten hundert Meter sind eben und die voll gepackten Pulkas lassen sich mühelos ziehen. Auch die erste Miniabfahrt funktioniert; die Zuggestänge sorgen dafür, dass die Schlitten einem nicht in die Hacken fahren. Die ersten Anstiege hingegen fordern: Wir wollen nach vorne, die Pulkas nach unten und es ist gar nicht so einfach, auf den teilweise recht schmalen Wegen die V-Schritte groß genug zu machen, um vorwärts zu kommen. An einem kurzen, aber steilen Anstieg schnalle ich einfach die Skier ab.

Aber heute ist unser Weg nicht weit, denn die Sonne geht schon kurz nach halb vier unter. Auf einer kleinen Lichtung bauen wir das erste Mal das Zelt auf. Es dämmert, wird dunkler und bald sind Jupiter und die ersten Sterne zu sehen, während der fast volle Mond das Zelt bescheint. Jonas kocht: Linguine mit Pesto und Salami (Ja, wir haben gut und reichlich eingekauft). Früh, sehr früh gehen wir ins Bett. Das Thermometer zeigt -21 °C.

Samstag, 26. Januar

Spät sind wir losgekommen. Zum einen dauert es, bis genug Schnee geschmolzen ist, um vier, fünf Liter kochendes Wasser für Tee und Müsli zu erhalten, zum anderen wollen Schlafsack, Isomatte, Kocher, aller Kleinkrams und schließlich auch das Zelt wieder verpackt sein. Außerdem mochte mein kleiner Dreieurowecker die Kälte nicht und ging eine gute Stunde nach.

Was für ein schöner Tourtag! Erst laufen wir weiter durch den Wald. Dieser Teil ist für Skooter gesperrt und dadurch ist der Winterweg, wenn auch markiert, viel naturbelassener. Allerdings geht es langsam, aber stetig bergauf und ich ziehe bald meine Felle auf. Diese verhindern, dass man zurück rutscht, wenn die Pulka wieder zurück nach unten möchte. Warm ist es geworden, nur noch einige Grad unter Null. Um viertel nach eins machen wir eine Pause und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.

Keine zwei Stunden später sind wir an der Baumgrenze. Vor uns liegt das Kahlfjäll. Ab und zu sieht man noch eine kleine Birke, sonst ist alles baumfrei. Nur an den Kuppen, an denen der Wind den meisten Schnee weggeblasen hat, sieht man einige Bodendecker durch den Schnee schimmern, ansonsten beherrschen nun Fels, Schnee und Eis die Bergwelt.

Die Sonne geht langsam unter und wir suchen einen neuen Zeltplatz. Bald hat Jonas eine wunderschöne, windgeschützte Stelle gefunden. Die Nacht ist sternenklar und der helle Vollmond bestrahlt die Berge. Lange stehen wir draußen, schauen und fotografieren. Die Temperaturen liegen bei -12 °C.

Sonntag, 27. Januar

Wir haben uns vorgenommen, eine große Runde bis zum Helags zu laufen, deswegen klingelt der Wecker schon um sechs. Der Vollmond steht über den Bergen. Wir schauen, wie er langsam hinter den Kuppen verschwindet. Nun erleben wir eines der schönsten Lichterlebnisse, welches ich je in der Natur hatte: Als der Mond schon hinter den Bergen ist, sieht man immer noch diffuses Licht über dem Berg. Es flackert hin und her, wird stärker, wird schwächer und ab und zu blitzt es auf und bescheint strahlend hell die gesamten Bergkuppen von hinten, um dann wieder zu einem schwach pulsierendem Leuchten abzunehmen. Wir stehen still und schauen gebannt auf dieses Naturschauspiel.

Nach einiger Zeit ist das Mondlicht nicht mehr zu sehen und es wird langsam heller. Wir brechen bei schönem, klaren Wetter auf, doch in verblüffend kurzer Zeit ist der Himmel wolkig und es wird windig. Natürlich kommt der steife Wind von vorne. Es geht jetzt längere Passagen aufwärts und mich – der zur Zeit ziemlich untrainiert ist – strengt das Pulka ziehen ziemlich an. Auch Jonas hat inzwischen Felle aufgezogen, dennoch kommen wir nur langsam vor- und aufwärts. Da kommt die Haupthütte der Vålåstugorna (Stugorna heißt „Die Hütten“) gerade recht, um eine windgeschützte Pause zu machen.

Hier treffen wir auf zwei Jäger, die fünf Jagdhunde dabei haben, sowie einen Mann aus Åre, der eine Tagestour mit seinen beiden Huskys macht. Wir machen eine Pause, trinken Tee, essen Studentenfutter und beschließen, doch nicht die große und sehr ambitionierte Runde über den Helags zu laufen, sondern abzukürzen. Es könnte sonst passieren, dass wir unsere Tour nicht in der uns zur Verfügung stehenden Zeit schaffen.

Noch sitzen wir in der warmen Hütte, doch schon bald laufen wir weiter. Der Sonntag ist noch nicht zu Ende …

>>> Fortsetzung: Sturm auf dem Fjäll >>>

Skitour – Sturm auf dem Fjäll

Sonntag, 27. Januar

Wir beenden unsere Pause an den Vålåstugorna und laufen weiter in die Berge. Es ist sehr windig, doch wir finden tatsächlich einen Pausenplatz, an dem der Wind nicht zu stark ist.

Kaum brechen wir auf, wird der Wind noch stürmischer und man kann kaum noch etwas sehen. Ich kann gerade noch ein Foto von Jonas machen, ehe eher vom Weiß verschluckt wird.

Ich weiß nicht, ob es auch schneit, oder der Sturm nur den Schnee meterhoch aufwirbelt. Der Effekt ist der Gleiche: Man sieht fast nichts mehr. Wir bleiben dicht zusammen und hangeln uns von Wegmarkierung zu Wegmarkierung. Manchmal sieht man zwei, manchmal eine, dann keine mehr. Wir laufen geradeaus weiter, finden noch zwei Kreuze und stehen dann im weißen Nichts. Der stürmische Wind lässt Schnee an die Kapuze prasseln und zerrt an jeder Schnur, an der Kleidung und an den Skistöcken. Selbst mit Schreien ist die Verständigung nicht leicht.

Wir versuchen noch, durch Zufall eine Markierung zu finden, geben dies schnell auf und suchen statt dessen einen Zeltplatz, sprich eine weiße Fläche, die halbwegs eben ist.

Habt Ihr schon einmal ein Tunnelzelt im Sturm aufgebaut? Ich nicht. Es geht aber überraschend einfach, auch wenn ich Angst hatte, dass uns das Zelt mitsamt der Skier, die wir zum Fixieren benutzt haben wegfliegt. Jonas macht das meiste, er ist ja wesentlich erfahrener als ich. Von ihm kommt auch die Idee, das Innenzelt auszuhängen und unsere Pulken in das Zelt zu tragen. Nun sind wir erst einmal vor den Elementen geschützt. Obwohl es nicht kalt ist, klappere ich mit den Zähnen und ziehe sowohl Daunen- als auch meinen weiten Überanorak an. Jonas kocht Makkaroni mit Butter und Käsesoße. Mit dem Essen kommt die Energie und auch die Wärme wieder. Jonas gräbt das Zelt so weit, wie es geht im Schnee ein, denn selbst durch die kleinste Ritze kommt Schneestaub geblasen. Dann wartet der warme Schlafsack auf uns. Fast …

Manchmal muss man auch über eklige Dinge schreiben. Empfindliche Gemüter dürfen diesen Absatz gerne überspringen. Seid Ihr schon mal draußen auf Klo gegangen? Groß? Im Sturm? Im Schnee hockend? Und sehend, wie die Hinterlassenschaften über das gegrabene Loch hinweggeweht werden? Leute, ich kann Euch sagen, es gibt Dinge, die mehr Spaß machen! Froh war ich, als ich wieder im Zelt war.

Die ganze Nacht rüttelt der böige Sturmwind am Zelt. Jonas verstärkt noch die Schneemauern. Manchmal kommt eine Böe von der Seite und versetzt dem ganzen Zelt einen harten Schlag. Ab wann bricht eigentlich so ein Gestänge, frage ich mich? Mitten in der Nacht wird es ein bisschen heller, der Mond schaut wohl zwischen den Wolken hervor, doch es ist noch unverändert stürmisch.

Montag, 28. Januar

Auch am Morgen ist es noch sehr windig und es schneit. Im Luv hat der Wind meine Skier metertief im Pulverschnee vergraben, im Lee liegt so viel Schnee auf dem Zelt, dass die Apside bis zum Kocher durchhängt. Die Pulken sind halb vom Schnee bedeckt. Wir werden später sehen, dass auch in den Pulken der Schnee an die unmöglichsten Stellen geblasen wurde.

Ich bestimme unsere Position mit dem GPS. Wir stehen mitten auf einem kleinen See. Vermutlich sind hier keine Markierungen gesteckt, da noch Vorsaison ist. Ich speichere die Koordinaten der nächsten zwei Hütten ins GPS, denn unser Ziel ist es, die nächste Nacht in einer Hütte zu verbringen und Kleidung, Schuhe und Schlafsack aufzutauen und zu trocknen.

Nachdem wir das Zelt vom Schnee befreit, Wasser gekocht, Tee und Müsli gemacht und gegessen haben, beruhigt sich der Wind ein wenig. Wir schieben wieder die Pulken in das Zelt und packen. Das Zelt rollen wir mit den einmal geknickten Stangen einfach zusammen und schnallen es auf meine Pulka. Und als wir aufbrechen, klart es auf.

Schnell sind wir bei der drei Kilometer entfernten Härjångsdalen-Hütte. Hier darf man allerdings nur in Notfällen übernachten. Daher machen wir hier nur eine Pause und laufen dann weiter.

Wir laufen weiter aufwärts zu den vier Kilometer entfernten Gåsenstugorna. Der Wind kommt von vorne, ist aber längst nicht mehr so stark. Die Berge im Rücken werden von der Sonne beschienen und auf dem Sattel vor uns leuchten die roten Holzkreuze in der Sonne.

Noch ein Meter, noch ein Meter, da ist sie: Wir stehen und schauen in die goldorange Sonne. Schnee weht uns am Boden entgegen, ebenfalls goldorange bestrahlt. Ein wunderbarer Moment.


Das Schneetreiben als Video. (Wenn die Fläche weiß bleibt, schaut das Video direkt auf Vimeo.)


Wir laufen noch um eine Ecke und dann sind die Gåsenstugorna in Sicht. Die Sonne geht unter und wir laufen in großen Schritten abwärts, bis wir an der Hütte stehen. Wir schaufeln den Eingang frei und ich hole Holz aus dem „Vedbo“, dem Holzschuppen. Es wird Stunden dauern, bis wir die frostige Hütte auf Plusgrade geheizt haben. Wir hängen so ziemlich alle Kleidungsstücke zum Trocknen auf und breiten uns aus, denn wir sind hier alleine. Außer uns ist wohl niemand unterwegs.

Dienstag, 29. Januar

Ein fauler Tag. Den Ofen in Gang halten, mehrere warme Mahlzeiten einnehmen, überprüfen, ob Kleidung und Schlafsack getrocknet sind, auch damit kann man einen Tag ausfüllen. Ich gehe hinaus und fotografiere Holzkreuze.

Doch in einem habe ich mich geirrt: Wir sind nicht allein. Es kommen zwei Männer mit Motorschlitten. Sie kümmern sich um die Markierungen und die Hütten. Von ihnen erfahren wir, dass zwei Schneeschuhläufer kommen werden. Unser erster Gedanke: Deutsche? Denn welcher Schwede läuft schon mit Schneeschuhen, wenn man Skilaufen kann! Doch die Schneeschuhgeher sind Belgier, die beide ein Snowboard hinter sich herziehen, mit dem sie die Abfahrten nehmen wollen.

Wir alle sind früh im Bett, doch nachts ist der Mond so schön, dass ich mir noch einmal Überhose und Anorak anziehe und fotografiere. Mondnächte im Fjäll sind wunderbar.

>>> Fortsetzung: Schlussettappe >>>

Skitour – Schlussettappe

Als wir morgens im offenen Winterraum der Gåsenstugorna aufwachen, ist von klarem Himmel nichts mehr zu sehen. Es ist windig und es schneit. Aber abgesehen davon, dass uns beiden der Sinn nach Frischluft und Bewegung steht, gibt es zwei Argumente, die für einen Aufbruch sprechen: Zum einen kommt der Wind von hinten, zum anderen hat der smhi für den Folgetag eine Windwarnung Klasse 1 herausgegeben, es soll also wieder richtig stürmisch werden.

Also packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Nach einem kleinen Anstieg, der uns auf 1200 Meter führt, liegt eine lange Abfahrt vor uns. Jonas macht seine Felle ab, ich lasse sie an, denn ich bin ein schlechter Abfahrtläufer und freue mich über die Bremswirkung der Felle. Nun geht es stetig bergab, manchmal so sanft, dass wir beide laufen, manchmal so schnell, dass Jonas vorweg saust, während ich manchmal sogar Bögen in den Schnee schreibe, um nicht so schnell zu werden.

Manchmal klart es auf und die Sonne legt ein geheimnisvolles Leuchten auf die voraus liegenden Berghänge. Leider habe ich heute eine andere Kamera-Objektiv-Kombination vor meinem Bauch geschnallt und als ich das Weitwinkel parat habe, sind die schönen Lichtstimmungen schon wieder vorbei. Es ist nicht das erste Mal auf der Tour, dass ich mit dem Fotografieren zu langsam bin. Schon nach kurzer Zeit sind wir an der nächsten Schutzhütte „Sjtähtja“, wo wir eine kurze Pause machen.

Schon bald setzen wir die Tour fort, denn nach dem tagelangen Aufwärtslaufen ist es schön, mühelos durch den Schnee hinab zu gleiten. Nur manchmal müssen wir uns einen Weg suchen, denn auf dem baumlosen Kahlfjäll sind manche Stellen so windexponiert, dass kaum Schnee liegt und Gestrüpp und Fels sichtbar sind. Doch bald sind die ersten Bäume in Sicht.

Jetzt beginnt ein herrlicher Teil: Der von Holzkreuzen markierte Weg windet sich talwärts und wir gleiten durch den unberührten Schnee. Hier scheint es meistens windstill zu sein, denn die meisten Birken wachsen sehr gerade und es gibt keine verblasenen Stellen. Statt dessen gibt es immer wieder kleine Abfahrten, die meistens im Tiefschnee enden. Das Skifahren hat hier so viel Spaß gemacht, dass ich erst zum Schluss wieder die Kamera ausgepackt habe. Aber die Freude an der Bewegung kann man eh nicht fotografieren.

Wir laufen, gleiten und sind bald schon an der nächsten STF-Hütte, den Stensdalsstugorna angelangt. Aber wir laufen ohne Pause an den Hütten vorbei, denn wir wollen zelten. Wir laufen noch ein paar Kilometer, ehe wir ein kleines Seitental finden, in dem wir zwischen den Bäumen unser Zelt aufbauen. Die Nacht ist klar und Jupiter und die hellen Wintersternbilder leuchten am Himmel.

Aber kaum liegen wir, da holt uns der vorhergesagte Wind ein. Wieder wird das Zelt vom stürmischen Wind gerüttelt und gebeutelt und dieses Mal sind die Böen sogar noch heftiger. In der Nacht stehe ich auf, denn zwei Heringe haben sich losgerissen und ich ramme zwei Skier in den Schnee, um das Zelt daran festzumachen. Doch auch diese Sturmnacht übersteht das Zelt ohne Probleme. Nur Jonas und ich fanden es in unseren dicken Daunenschlafsäcken mit -2 °C viel zu warm. Auch diesen Morgen lässt der Wind nach und die Sonne scheint durch die immer größeren Wolkenlücken, während die letzten Schneeschauer abziehen.

Den letzten Teil der Tour fand ich ehrlich gesagt etwas langweilig, denn größere Teile der Route lagen auf einer breiten Skooterpiste. Anstatt aktiv meinen Weg zu suchen und die Natur um mich herum wahrzunehmen, schlurfe ich nun einfach nur geradeaus. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Tour fast vorbei ist, doch hauptsächlich daran, dass das Schlussstück eher dem Loipennetz eines Wintersportortes ähnelt und damit nach den starken Eindrücken der letzten Tage ein wenig fad wirkt.

Bald schon stoßen wir auf unseren alten Weg und sehen den kleinen Teich, auf dem wir die erste Pause gemacht haben, den kleinen, gemeinen Abstieg, der nun Abfahrt ist und die erste Abfahrt, die Jonas nun mit V-Schritten hochsteigt. Und nur wenige Minuten später stehen wir auf der Ebene und blicken in die Zivilisation. Ein High-Five beendet diese gar nicht so lange, aber schöne, spannende und ereignisreiche Tour.

Tack för turen, Jonas!

Einige Nachgedanken zur Skitour

Hier schreibe ich hauptsächlich über Planung und Equipment:

Schön war die Tour, abwechslungsreich war sie und teilweise auch ziemlich spannend. Das Wetter hätte besser sein können (Weniger Wind und kälter). Und es war toll, sie mit einem guten Freund zusammen machen zu können. Alleine würde ich so eine Tour ohnehin nicht wagen, aber selbst wenn – ich hätte keine Lust dazu.

Das nächste Mal: Wieder eine Skitour zu zweit (vielleicht hast Du wieder Zeit, Jonas) oder mit mehreren. Und hoffen, dass das Wetter besser ist.

Es ist schön, das Gepäck in der Pulka zu haben. Ich hätte auch weder einen Rucksack, der groß genug wäre, noch das Rückgrat, welches breit genug wäre, 30 Kilo oder mehr zu tragen. Mit Steigfellen lässt sich die Pulka auch gut bergauf schieben, allerdings fand ich das sehr anstrengend und ich habe an längeren Anstiegen kaum mehr als 2 km/h geschafft.

Das nächste Mal: Wieder mit Ski und Pulka, aber besser trainiert.

Die Pulka war aber auch so schwer, da wir viele Lebensmittel mithatten. Auf teures Outdoor-Tütenzeugs haben wir verzichtet und stattdessen richtige Salami, richtiges Knäckebrot, Pesto im Glas(!), Nüsse und Trockenfrüchte, Tiefkühlgemüse und Butter mitgenommen. Es wäre bestimmt vernünftig gewesen, hier ein paar Kilos einzusparen.

Das nächste Mal: Wieder unvernünftig sein und wieder richtiges Essen mitnehmen. (Und Zucker für Tee!)

Die Kameras (Nikon D800, Nikon D300s) haben sich gut gehalten. Da es nicht so kalt war (meist zwischen -5 °C und – 10°C), haben die Akkus gut und lange gehalten, selbst wenn sie länger in der Kamera und damit in der Kälte waren. Viele Motive – vor allem Lichtstimmungen – hingegen konnte ich nicht fotografieren, da ich manches Mal einfach zu langsam war. Wenn es stürmisch ist, ziehen eben auch die Wolken schnell. Bloß manches Mal war ein Objektiv beschlagen und dann kann es einige Zeit dauern, bis die Linse wieder klar ist.

Das nächste Mal: Genau so wieder, vielleicht mit einer anderen Objektivauswahl.

Apopros beschlagen: Alles kann einfrieren, wenn es wie am ersten Abend kalt ist: Reißverschlüsse, Kocherventile, Handschuhe, Skistiefel und Thermoskannendeckel. Und mein iPhone arbeitet ohnehin nur, wenn es hosentaschenwarm ist. Aber das war eh fast immer ausgeschaltet.

Das nächste Mal: Keine Wollfingerhandschuhe mehr. Die sind schnell steinhart gefroren und kaum mehr zu gebrauchen.

Die Bildbearbeitung mit Lightroom 4 macht Spaß. Eines jedoch finde ich schwierig: Den Weißabgleich. Da Schnee nie weiß ist, sondern immer hellblau, gelborange, türkis oder alles gemischt, kann man den Abgleich nicht automatisch machen. Wenn ich ihn jedoch manuell mache, sind die Bilder von der Farbtemperatur nicht mehr stimmig und das stört mich.

Das nächste Mal: Üben!

Die Tourplanung haben wir erst kurz vorher gemacht. Das war aber kein Problem, da wir ohnehin keine Erfahrung mit dem Pulka ziehen hatten und daher auch keine Detailplanung machen konnten. Es wäre schön gewesen, ein paar Tage mehr Zeit gehabt zu haben, aber Hauptsache draußen!

Das nächste Mal: Mit der jetzigen Erfahrung ein bisschen genauer Planen und vielleicht ein paar Tage mehr Zeit haben.

Jonas hat uns ein Spot-Gerät ausgeliehen. Es ist ein GPS, gekoppelt mit einem Satellitensender. Es zeichnet zum einen die Strecke auf (leider vermutlich ohne Uhrzeit, aber das habe ich noch nicht überprüft) und zum anderen kann man Hilfe anfordern, sollte man in Not geraten. Ein Knopf, den man hoffentlich nie, nie drücken muss!

Jonas hat übrigens die Tourkoordinaten online gestellt: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hpdcnrfihpemreuo

Das nächste Mal: wieder ausleihen und mitnehmen.

Unsere Schlafsäcke sind warm. Für solche Temperaturen zu warm! Im Schlafsack haben wir einen VBL (Vapour Barrier Liner), das ist ein wasserdichter Sack, der verhindert, dass der Schweiß in die Daunen gerät und dort festfriert. Der Schlafsack würde schwerer werden und schlechter wärmen. Komfortabel finde ich so einen VBL nicht, aber sinnvoll.

Das nächste Mal: wieder so machen, wenn man nicht noch eine bessere Alternative findet. Und auf -20 °C bis -40 °C hoffen, denn dann ist mein Schlafsack vermutlich gerade richtig.


Jonas wird vermutlich auch einen Artikel über seine Erfahrungen mit dem Equipment schreiben. Im Gegensatz zu meinen eher unzusammenhängenden Gedanken wird dieser vermutlich sehr fundiert sein. Ich werde den Artikel verlinken, wenn er online ist.

Habt Ihr Fragen?