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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Heute vor zehn Jahren

Sonntag, 21. Dezember
2°C und Schneematsch. Es schneit. Wir fahren erst hinter dem Schneeräumkommando, dann vorweg. Schweineglatt. Benz bricht immer wieder aus. Durchschnittstempo 40 km/h. Ankunft. -1°C, ca. 12 cm Schnee, teilweise Eis, windig. Zu K., dann zur Hütte. Es hört langsam auf zu schneien. Ausräumen. Fleisch portionieren und einfrieren. Endlich Schlaf. Ich um ~ 17:30 wach, U. um 18:30. 19:00 TV, 19:45 Wetter: wird etwas kälter, kein weiterer Schnee – Mist! U. kocht Linsensuppe – sehr lecker. Abendspaziergang. Ca -4°C, windig. Sterne und Milchstraße. Wunderschöne Stimmung. Elchspuren. Stille.

Tourtagebuch Norwegen 2003/04

Das war heute vor zehn Jahren: Das erste Mal in Norwegen. Von hier aus weit im Süden, am Nisser in der Telemark. Ein sehr besonderer Urlaub, an den ich gerne zurückdenke und der mit Ursache für meine Skandinavienbegeisterung ist und damit ein Grund, dass ich hier gelandet bin.

Und so sah es dort am nächsten Tag aus, nachdem der Schneefall aufgehört hat:

Altes Bild von der Telemark

Ach ja, die Olympus C700, meine erste Digitalkamera. Mit zwei Megapixel! Und mit Zehnfachzoom. Heute muss ich sowohl über meine schrottigen Bilder als auch über die Qualität der damaligen Kameras lachen. Der See ist ja knallbunt, so sehr rauscht der Sensor und dermaßen unscharfe Bilder würde ich heute direkt löschen, wenn ich nicht mindestens einen Yeti geknipst hätte. Aber es war meine erste Digitalkamera und ich fand das toll, plötzlich Bilder in den Computer übertragen zu können.

3:44

3:44 ist keine Matheaufgabe für Nordwärts-Blogleser.
3:44 ist auch nicht das Spielergebnis des letzten Eishockeyspiels.
3:44 ist erst recht kein Musikstück von John Cage.

3:44 ist die Länge des heutigen Tages in Skelleftehamn: Drei Stunden, einundvierzig Minuten. Um 9:41 ging die Sonne auf, um 13:25 ging sie wieder unter. Gerade mal 2.2 °C hat sie es über den Horizont geschafft. Das sind etwa zwei Finger breit bei ausgestrecktem Arm.

Das ist nicht gerade viel Licht, aber ich mag den heutigen Tag. Das liegt nicht nur daran, dass heute mein erster Ferientag ist, sondern auch an der Wintersonnenwende. Denn die sagt mir, dass heute der kürzeste Tag ist und damit die Tage wieder länger werden. Und das gefällt mir.

Und so sah es heute gegen halb zwölf aus, als die Sonne „hoch“ im Süden stand.

Eiswall am Kallholmen

Blick über den Sörfjärden

Dieser Dezember war nicht nur milder und windiger als gewöhnlich, sondern auch der Wasserstand war größeren Schwankungen ausgesetzt. Deswegen wurde das Eis an vielen geschützten Stellen wieder kaputt gebrochen und liegt jetzt an manchen Stellen in langen Haufen am Ufer. Die Eisschollen auf dem Wasser sind noch nicht zusammengefroren und treiben frei auf dem Wasser. Ich bin gespannt, wann hier alles so fest zugefroren ist, dass man aufs Eis gehen kann, ohne Angst haben zu müssen, einzubrechen.

Nachtrag:

Ursprünglich hieß der Artikel 3:41, denn ich habe mich verrechnet. Evi hat das im ersten Kommentar sofort entlarvt und ich habe mich nun entschlossen, den Fehler zu korrigieren.

Grautöne

Ungemütlich ist es: Selbst tagsüber ist es dämmerig-trübe, da dicke graue Wolken über der Region hängen. Aus denen fällt aber kein klarer, weißer Schnee, sondern kalter Sprühregen auf die nassen, vereisten Straßen. Die Sonne geht zwanzig vor zehn auf und kurz vor halb zwei unter und um drei ist es duster. Nur die tiefen Wolken reflektieren ein bisschen das Licht Skelleftehamns. Nicht mein Wetter.

Am Kallholmsfjärden

Heute vor drei Jahren sah es bei uns so aus:

Kontrast: Genau heute vor drei Jahren

Das gefällt mir deutlich besser, auch wenn man einiges mit dem Schneeräumen zu tun hat. Ich bin gespannt, ob und wann der richtige Winter hier Einzug hält.

Pilot 791 SE

Das Wetter heute: naja! Windig und ±0 °C. Alles andere als schönes Kajakwetter. Aber heute hatte ich es gut und bequem, denn ich hatte einen Lift und musste nicht selbst paddeln.

Um neun Uhr war ich – wie schon oft vorher zum fotografieren – auf der Halbinsel Näsgrundet und kurze Zeit später auf dem Lotsenboot Pilot 791 SE. Unser Ziel war die Insel Gåsören, wo sich beim Sturm, der Donnerstag Nacht kam, der Bootssteg losgerissen hat.

Kurz nach neun kam L., einer der beiden Stugabesitzer, mit zwei Männern vom Sjöfartsverket und wir gingen an Bord. Nach einem Maschinencheck ging es los, erst in Richtung Hafen, dann mit Kurs auf Gåsören. Die kurze Fahrt war ein bisschen zappelig und schnell wurden die Scheibenwischer in Gang gesetzt, um die Gischt der Wellen wegzuwischen. Kurze Zeit legte das Lotsenboot mit dem Bug außen an der Mole an und wir sprangen von Bord.

Auf der Pilot 791 SEEisbrecher Baus vorausAuf dem MeerGåsören voraus

Mitten in dem kleinen Hafen trieb der Bootsanleger. Man kann sich vorstellen, welche Kraft die Sturmböen haben müssen, um die Vertäuung auf der einen Seite zu zerfetzen und den Anleger teilweise zu zerstören. Mit einem Lassowurf hat L. den Anleger eingefangen und wir haben ihn mit einem breiten Spannriemen so fixiert, dass er stabil mitten im Hafenbecken trieb, wo er im Winter festfrieren soll.

LassowurfDie Insel Gåsören

Wir haben dann eine kleine Kaffeepause gemacht, doch bald schon kam das Lotsenboot, um uns wieder abzuholen und wir kletterten an Bord. Klettern ist das richtige Wort, denn wir hatten heute einen sehr hohen Wasserstand, etwa ein Meter über normal. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Hafen waren wir schnell wieder am Anleger und gingen mit einem „Tack“ von Bord.

Das Lotsenboot kommt, um uns abzuholenHejdå, Gåsören

Angefangen hat das Ganze übrigens gestern, als ich auf Näsgrundet fotografiert habe und dort zwei Männer wartend neben ihren Autos standen. Das waren T. und L., die schon gestern auf die Insel wollten, es dann aber auf heute verschoben wurde. Da habe ich einfach mal gefragt, ob ich vielleicht mitkommen kann. Ja – vielleicht. Heute war es zum Glück überhaupt kein Problem, mitzufahren. Toll!

Der Winter lässt sich Zeit

Es ist schon ein ziemlicher Zickzackkurs, den der Winter dieses Jahr fährt. Vorgestern gab es Pladderregen bei +10 °C, dann ging es in der Nacht in Schnee über mit einem kurzen Sturm. Heute morgen war es klar und -10 °C und jetzt geht es gerade wieder gegen null. Kein Wetter für Schnee, aber die Ostsee zeigt doch immer mehr Winteranzeichen.

Bei der Lotsenstation ist das Meer offen und die Steine sind eisüberzogen.

Winterfelsen am Strand von NäsgrundetWinterfelsen am Strand von Näsgrundet

Doch in den geschützteren Bereichen – keine 150 Meter entfernt – bildet sich eine dünne Eisschicht, die von den Wellen wieder gebrochen wird. Die Eisschollen stoßen sich aneinander rund und bilden das sogenannte Pfannkucheneis. Der halbe Himmel ist in rosa-violette Pastellfarben getaucht, ich nenne ihn „Bonbonhimmel“.

Pfannkucheneis

Ortswechsel. Ich stehe jetzt einer offeneren Stelle unweit der Insel Storgrundet. Erst dachte ich, das Meer sei komplett eisbedeckt, aber nein, die Wasseroberfläche ist nur so ruhig und klar. Ich stehe auf einem Wall von Eisschollen, die vermutlich der letzte kurze Sturm an Land geblasen hat. Einige Meter weiter ist das flache Meer offen.

An der EiskanteBlick aufs Meer

Die kleine Bucht ist restlose mit Pfannkucheneisbedeckt, der Rest des Meeres ist noch offen.

PfannkucheneisPfannkucheneis auf einer kleinen Bucht

Schaut man an die Eiskante, so sieht man hunderte kleine, rubbelige Eiszapfen, die von der Gischt der kleinen Wellen genährt werden. Schaut man mit dem Teleobjektiv hinaus aufs Meer, so sieht man, dass die Oberfläche mit unzähligen kleinen Eisstückchen bedeckt ist, die irgendwann zusammenfrieren werden, wenn es mal ein paar Tage ruhig und kalt ist. Und das da am Horizont, sind das Eisschollen? Ich weiß es nicht.

Eiszapfen unter der EiskanteFernblick

Notiz an mich selber: Wenn man mit der neuen wasserdichten Kamera Unterwasserbilder vom Ufer aus machen will, dann das nächste Mal unbedingt Neoprenhandschuhe mitnehmen! Das Wasser ist viel zu kalt, um in Ruhe die Kamera unter Wasser zu halten und nasse Hände bei -10 °C Lufttemperatur sind nur mäßig gemütlich.

Nachtrag

21:05, gerade habe ich den Artikel veröffentlicht. Plötzlich heult Wind ums Haus und es hat angefangen zu schneien. Mal sehen, wie viel herunterkommt. Morgen Abend soll es regnen :-(

Tauwetter

Heute nachmittag: 10.3 °CIgitt sage ich nur! Vorgestern die erste Skirunde bei Minusgraden und pulvrigem Neuschnee und heute 10 °C – in Worten: Zehn Grad Plus!

Dort, wo ich vorgestern noch zwanzig Zentimeter Schnee gemessen habe, ist jetzt wieder braungrüner Rasen zum Vorschein gekommen. Und die Straßen sind dort, wo noch Eis ist, wieder spiegelglatt. Völlig überflüssig, solches Wetter, denn ich finde, Mitte Dezember darf hier gerne tiefster Winter herrschen und über Plustemperaturen kann man irgendwann im März mal wieder reden.

Und so war der Dezember die letzten Jahre:

  • 2010: 40 – 110 cm Schnee und Dauerfrost
  • 2011: kaum/kein Schnee und recht warmes Wetter
  • 2012: 60 – 80 cm Schnee und Dauerfrost

Ein Montag – drei Welten

Es kommt selten vor, dass ich an einem Tag in drei Welten zu Hause bin. Heute war so ein Tag.

Welt 1

Angefangen hat alles wie ein gewöhnlicher Montag mit meiner Arbeit als Programmierer. Heute habe ich zum Beispiel ein PlugIn begonnen, welches Tweets von der neuen Twitter-API 1.1 mithilfe von OAuth liest. Für die, die es wissen wollen. Aber ich habe heute nur einen halben Tag für Hello Future gearbeitet und auch von zu Hause aus, denn

Welt 2

heute nachmittag war ich als Musiker gebucht: Bei einer Veranstaltung „Skelleftehamn 1913-2013“ habe ich im „Sävenäs Maskinhus“ einige Stunden Klavier gespielt. Das war fast wie früher: Man spielt alte Musicalsongs, Bossa Novas und Balladen so knapp über der Hörschwelle. Selbst ich habe mehr gesehen als gehört, was ich gespielt habe, doch den Leuten hat es gefallen. Fast wie früher, aber doch so anders: Man spricht alle mit Du an, ich kenne Johan, den Organisator und auch Pär, den Koch persönlich und auch einen der Gäste kannte ich privat. Eine kleinere Welt. Und noch etwas war anders: Als ich alles wieder ins Auto geräumt habe, zeigte das Thermometer -14 °C an. Und fünf Minuten später war ich wieder zu Hause. Heimspiel.

Normalerweise, wenn ich zu Hause arbeite, gehe ich immer zu Din Fest, meinem Lieblings­restaurant, doch heute nicht, denn heute Mittag war ich

Welt 3

draußen lunchen. Denn es hat die ganze Nacht und den halben Tag geschneit und alles war weiß. Ich habe zum ersten Mal meine Skier untergeschnallt und bin mit gepacktem Rucksack zum Meer gelaufen. Erst auf der Wohnstraße, keine zehn Minuten später im Wald.

Skipremiere 2013/14Mit Skiern im Wald

Dort ist der Schnee aber noch zu locker und flach und man schrappt immer auf den Felsen herum, also bin ich hauptsächlich die verschneiten Wege entlang gelaufen. Es ist immer wieder schön, wenn man der erste ist, der eine frische Spur durch den Schnee zieht und noch kein Skooter vor einem den Weg planiert hat.

Winterlandschaft

Bald war ich am Meer, dort schneite es heftiger und es lag auch mehr Schnee. Das Meer zwischen Festland und der nahen Insel Brambärsgrundet ist fest von Eis gedeckt, doch weiter draußen ist das Meer offen und man hört die Brandung an die Außenseite der Insel rauschen. Ein schöner Picknickplatz, und -8 °C mit Schnee ist auch „wintriges“ Wetter für ein erstes Schneepicknick. (Wer meint, -8 °C sind kalt: In Nikkaluokta gab es letzte Nacht -40.8 °C. Da sind Picknicks erfahrungsgemäß meist etwas kürzer.)

Am MeerSchneeschauer vor der Insel Brambärsgrundet

Bloß mit den Selbstauslöseraufnahmen vom Picknick hat es nicht geklappt. Denn ich hatte meine neue Kamera mit halbvollem Akku dabei, der in der Kälte schnell leer war und Ersatz habe ich noch nicht. Und mein iPhone ist ohnehin eine Memme, die lieber in der warmen Stube bleibt: Obwohl der Akku noch 50% Kapazität hatte, hat sich das iPhone einfach ausgeschaltet. Aber zumindest zwei Fotos gibt es: Eins vom Picknickplatz, eins vom „ersten Gang“.

Der heutige PicknickplatzDagens lunch

Der schwedische Wetterdienst smhi ist ziemlich schlecht darin, Schnee für Skelleftehamn vorauszusagen: statt der prognostizierten ein, zwei Zentimeter Schnee kamen 15 und im Garten liegen jetzt 20 Zentimeter Pulverschnee. Das wird aber nicht lange bleiben, denn ab übermorgen sagt der smhi warmes Wetter mit Temperaturen um +7 °C voraus und Temperaturen kann der smhi leider ziemlich gut.

Aber heute habe ich meine Skipremiere gehabt. Wie schön, dass ich heute in gleich drei meiner Welten zuhause sein durfte.

Am Wintermeer – Teil 2

Was macht man, wenn Winter ist, -10 °C, man am Meer fotografiert hat und noch nicht nach Hause will? Man holt die neue wasserdichte Nikon aus dem Auto. Und damit man selbst auch wasserdicht ist, kommt der knallrote Neoprenoverall auch mit. Zu recht – wie sich zeigen wird.

Bald laufe ich durch das knietiefe Wasser einer kleinen Bucht zu den exponierten Felsen. Kaum sitze ich auf den Felsen, kommen schon ein paar Brecher heran gerauscht und überspülen den Felsen, auf dem ich hocke. Ich komme nicht dazu, zu fotografieren, denn ich bin mehr damit beschäftigt, einen guten Halt zu finden, damit mich nicht irgendeine Monsterwelle wegspült. Keine Minute später sind Gesicht und Kamera klatschnass und das erste Wasser hat am Kinn seinen Weg in den Overall gefunden, aber ich sitze.

Wirklich zufrieden bin ich nicht mit den Fotos. Es war wenig Licht, ich kenne die Kamera noch nicht und an die spannendsten Stellen kam ich nicht. Ich hätte liebend gerne seitlich in ein Wellental hinein fotografiert aber dazu hätte ich die sicheren Felsen verlassen müssen und das war mir definitiv viel zu gefährlich.

Ein paar Fotos, die aber nur einen schwachen Eindruck von der Energie des aufgewühlten Meeres zeigen.

Brandung und GischtBrandung und GischtRauhe FelsküsteDie Gischt fliegt auf mich zu

Ich habe auch ein paar Fotos von mir gemacht. Bei dem letzten kam dermaßen viel Wasser angerauscht, dass von mir nicht viel zu sehen ist, obwohl die Kamera ja nur eine knappe Armbreite von mir entfernt ist. Sehr nass, sage ich nur!

SelbstportraitIn der Gischt

Einmal die volle Breitseite

Und die Nikon AW1? Das Wichtigste: Sie hat gehalten! Ich habe sie über Wasser gehabt, in der Brandung und auch oft unter Wasser. Letzteres, um das Eis wieder abzuschmelzen, doch dazu ist das Wasser in der Bucht zu kalt und bald war die ganze Kamera mit einem Eispanzer umgeben. Lediglich den Auslöseknopf konnte ich freihalten und immer wieder die gefrierenden Gischt-Tropfen vom Frontglas entfernen. Aber an Zoomen war nicht mehr zu denken. Doch nachdem ich die Kamera zu Hause gebadet(!) und getrocknet habe, ging alles wieder prima.

Nikon AW1 – eisüberzogen

Nachtrag:

Ich habe ein kleines, wackeliges Video von heute online gestellt.