Sommerdämmerung
Nennt man das nun eigentlich Abend- oder Morgendämmerung, wenn es ohnehin nicht dunkel wird? Ich entscheide mich für Sommerdämmerung, das klingt am nettesten.
Heute Abend habe ich trotz Müdigkeit keinen Weg ins Bett gefunden und als es um ein Uhr nachts draußen so schön aussah, habe ich mich noch einmal ins Auto gesetzt und bin an den Ostsee-Bootshafen Tjuvkistan gefahren. Dort habe ich lange gestanden und mich an den schönen Dämmerungsfarben erfreut.
Die Sonne, die um zehn vor zwei aufging, hat sich allerdings hinter den aufziehenden lila-grauen Wolken versteckt und immer nur mal hier und dort einige rotorange Strahlen durch die Wolkenlücken auf die sanft wellige Wasseroberfläche geschickt. Ein völliger Kontrast dazu die Bucht des Bootshafens: Hier war die See spiegelglatt und das Licht immer noch fahl und wäre die Spiegelung der Bojen nicht dunkler als ihr Original über Wasser, so könnte man das Bild auch umdrehen.
Erst kam ich mir ein bisschen albern vor. Hose und dicke Winterjacke über den Schlafanzug, ist das nicht viel zu warm? Nein, ist es nicht, denn schon seit Mittsommer ist es kalt: Lag die Höchttemperatur vor drei Wochen noch bei 26 °C, wurden heute gerade noch 12 °C erreicht. Und die Nacht war frisch. Irgendwann habe ich sogar die Kapuze aufgesetzt, weil mir kalt war. Als ich gegen halb drei wieder zu Hause war, zeigte das Thermometer gerade noch ein Grad an.
Nun hoffe ich, dass es die nächsten Wochen wärmer wird, denn ab Dienstag habe ich vier Wochen Urlaub und erwarte Gäste aus Deutschland. Denen möchte ich gerne schwedischen Hochsommer zeigen, nicht herbstliches Fröstelwetter. Nur einen kleinen Vorteil bietet das Ganze: Auch diese Nacht keine einzige Mücke!
Nachtrag: Das zweite Bilder ist wesentlich dunkler als die Wirklichkeit, so „finster“ wird es bei uns zur Zeit nicht. Aber wenn das Fotos die richtige Helligkeit hätte, wären die Farben zu blass. Fotografie ist oft ein Kompromiss.
3 Kommentare für „Sommerdämmerung“
Annika schreibt:
Hab vorhin noch hier herumgeklickt und gedacht „So langsam könnt er doch mal wieder was schreiben“ :-D Vielen Dank dafür. Es sieht so schön aus :-)
Axel schreibt:
Ein Grad. Im Sommer! Das ist aber selbst für nordschwedische Verhältnisse nicht normal, oder?
Olaf Schneider schreibt:
Nein, es ist nicht wirklich normal, dass es so kalt ist, dass es zu Mittsommer graupelt (selbst erlebt), dass am Donnerstag ein Unwetter in Oslo jede Menge Hagel ablädt und alles weiß ist oder am Dienstag in Storuman einige Zentimeter Schnee in der Nacht fallen. Aber vorkommen kann es. Und auch wir hatten leichten Nachtfrost in der Nacht.