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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Rund um eine Norwegenkurzreise

Dieser Artikel ist Teil der dreiteiligen Serie Mo i Rana 2014.

Wenn man verreist, dann erlebt man was. Und wenn man von der schwedischen Ostseeküste über das Fjäll nach Norwegen reist, dann gibt es immer viel zu sehen.

Elisabet und ich sind letztes Wochenende für drei Tage nach Mo i Rana gefahren, um dort 17. Mai, den norwegischen Nationalfeiertag mitzufeiern. Darüber habe ich gestern im Artikel Syttende mai schon geschrieben.

Von Skelleftehamn nach Mo i Rana sind es gut 500 Kilometer. Die Stadt liegt in Norwegen am Ende des Ranfjorden, der tief in das Land einschneidet. Deswegen muss man nicht noch stundenlang kurvenreiche Küstenstraßen entlanggurken und ist relativ schnell da. Elisabet und ich sind die Strecke am Freitag gefahren, haben es aber ein bisschen ruhiger angehen lassen und auch Pausen gemacht. So konnte ich auch auf dem Hinweg fotografieren. Den Elch habe ich nicht mehr erwischt und die Rentiere am Straßenrand fand ich nicht so fotogen, also habe ich mich auf die Landschaft gestürzt.

Die erste Hälfte der Strecke ist frühlingsbunt: Blaue Seen, rote Häuser, dunkelgrüne Fichtenwälder und rotbraune Moore. Da das so aussieht wie bei mir zu Hause, blieb die Kamera im Rucksack. Doch dann steigt die Straße an, man fährt über das Fjäll und fast ist es so, als ob man in einer Zeitmaschine sitzt und wieder zurück in den Winter fährt. Seht selbst:

Eisschollen am GardikenEisschollen am GardikenFels, Eis, See und BergWeiße Winterweite bei Rukkon, Umasjö

Selfie an der GrenzeBald ist die Grenze erreicht und Elisabet und ich machen ein obligatorisches „Grenzselfie“. Doch wir sind nicht alleine an der „Riksgräns“. Dort steht auch ein Bus. An der Seite steht „Matbussen. Välkommen in“ – Der Essensbus, willkommen. Ein mobiler Lebensmittelladen – so etwas kenne ich eigentlich nur aus uralten Jugendbüchern.

MatbussenMatbussen von innen

Szenenwechsel: Es ist Samstag vormittag. Es ist grau, aber der Regen hat aufgehört. Wir machen einen Spaziergang mit unserer Gastgeberin. Fünfzig Meter die Straße hoch und man ist im Wald. Der wächst allerdings an einem Hang, der nach oben hin immer steiler wird, bis blanker Fels beinahe senkrecht ansteigt. Die Schneeschmelze ist noch im vollen Gang, überall gluckert und plätschert es und große wie kleine Bäche bahnen sich ihren Weg durch den Hang und bilden überall Wasserfälle. Irgendwann wird der Weg so nass, dass meine stiefellosen Mitwanderer nicht mehr weiterkommen und wir umkehren.

Holzsteg auf dem HinwegAltes Eis am Bach auf dem Rückweg

Das passt aber ohnehin ganz gut, denn wir wollen ja in die Stadt zu den Feierlichkeiten des 17. Mai. Nach einer Pause machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Dort haben aber nicht nur in der Fußgängerzone gestanden, sondern auch einen Gang ans Ufer des Ranfjorden gemacht.

Blick auf den Fjord und den „Havmannen“Bunte Holzhäuser in Mo i Rana

Wir schaffen es gerade noch, trocken nach Hause zu kommen, dann geht der Regen los. Welch ein Glück, dass wir die ganze Feier trocken und teilweise sogar sonnig erleben durften. Das ist alles andere als selbstverständlich in den oft ziemlich verregneten norwegischen Fjord- und Küstenstädten. Aber Regen kann auch sehr gemütlich sein, wenn man drinnen im Warmen sitzt, nett bekocht wird und nicht mehr raus muss.

Regenwetter

Gegen neun hört der Regen auf und ich mache mich doch noch einmal auf den Weg nach dreußen, um Wasserfälle zu fotografieren. Das richtige „Hammermotiv“ finde ich den Abend nicht, aber Spaß macht es trotzdem.

Wasserfall in drei Blickwinkeln – IWasserfall in drei Blickwinkeln – III

Wasserfall in drei Blickwinkeln – II

Neben anderen kleinen Wasserläufen habe ich noch einmal die Stadt fotografiert.

Kleiner Wasserfall und altes EisMo i Rana um 23:00

Szenenwechsel: Es ist Sonntag, gegen neun und wir haben uns gerade auf den Rückweg gemacht. Auf dem Kahlfjäll muss ich diese schönen Hütten fotografieren. Ich möchte selbst keine Hütte besitzen, da ich finde, dass sie einen zu sehr bindet, aber es gibt schon sehr schöne Lagen, vor allem in Fjäll.

Hütten am See

Wenig später rufe ich: „Weiße Rentiere!“ und Elisabet bremst und setzt sofort zurück. Die Rentiere sind weit weg und ich habe sie nur gesehen, weil zwei auf dem braunen Gras liegen und nicht auf dem Schnee. Ich steige aus und möchte ein bisschen näher kommen, aber sofort stehen die Rentiere auf und traben weg.

Weiße Rentiere bringen Glück, sagen die Samen – so erzählt mir Elisabet. Nur kurze Zeit später sehen wir wieder zwei weiße Rentiere. Dann wieder einige, zwei davon weiß. Wir sind mitten in einer Nordlands-Safari. Viele Rentiere, ein Elch (wieder zu schnell für mich und meine Kamera) und auch ein Auerhuhn lassen sich blicken. Elisabet erzählt, dass es auch Albinos unter den Rentieren gibt und dass deren Horn rosa ist. Kurze Zeit später stehen wieder zehn Rentiere an der Straße und es ist tatsächlich ein Albino dabei. Im Gegensatz zu den anderen eher scheuen Gesellen lässt es sich ruhig fotografieren.

Weiße Rentiere auf dem Fjäll (Ausschnittsvergrößerung)Auerhuhn (Ausschnittsvergrößerung)

Ein zutrauliches Albino-Rentier

Gegen zwei sind wir in Lycksele, wo Elisabet ihr Auto gelassen hat. Sie fährt weiter nach Umeå und ich nach Skelleftehamn. Und das ganz in Ruhe und mit vielen kleinen Pausen, denn es ist der erste warme Tag des Jahres: Über 20 °C! Als ich im T-Shirt ein Stück am Vindelälven entlanggehe, kann ich mir kaum vorstellen, dass ich morgens noch in Mo i Rana war und dann an zugefrorenen Seen vorbeigefahren bin, auf dem einen saß sogar noch ein Eisfischer. Die Zeitmaschine spult also wieder auf Frühling vor. Schön!

Am Vindelälven

Noch bis Boliden (50 km von zu Hause) sehe ich immer wieder Rentiere. Die letzten fünfzehn Kilometer sinken die Temperaturen kräftig: Von +21 °C auf +11 °C. Denn der Wind weht vom Meer und das ist noch richtig kalt. Aber die Birken öffnen ihre maigrünen Blätterknopsen und das ist so schön, dass mir die Temperaturen eigentlich völlig egal sind.

Vielen Dank, Elisabet, für eine schöne Kurzreise. Vielen Dank, O und M, für Eure herzliche Gastfreundschaft!

8 Kommentare für „Rund um eine Norwegenkurzreise“

Annika schreibt:

Über 20°C wow! Jetzt wirds Sommer :-)

Olaf Schneider schreibt:

Jetzt haben wir erst einmal eine Regenwarnung: 35 mm in der Nacht. Aber dann soll es die nächsten Tage sonnig und warm sein.

Hannah Karlsson schreibt:

Schön, schön, schön!!!

Evi schreibt:

Hallo Olaf!
Der Grund der Reise war wirklich auch etwas Besonderes!
Und die Fahrt war den ganzen Bla Vägen hin und zurück?
Oh, Du glaubst gar nicht, wie sehr wir uns schon freuen
und Deine Beschreibungen sind immer wieder Beiträge
zu Erhöhung unserer Vorfreude!!!!!
Nun geht es auch schon am kommenden Donnerstag los…….
LG Evi und Uta

Olaf Schneider schreibt:

Ja, Hannah, ich mag diese Kurzreisen nach Norwegen auch sehr, auch wenn es vielleicht ein bisschen bescheuert ist, für ein Wochenende 1000 Kilometer Auto zu fahren. Aber so oft mache ich so etwas ja auch nicht.

Olaf Schneider schreibt:

Hallo Evi und Uta,

für Elisabet aus Umeå war es ausschließlich der Blåvägen, ich bin ja in Lycksele dazu gestossen.

Ich wünsche Euch einen tollen Start in die Skandinavienreise 2014.

Hannah Karlsson schreibt:

Manchmal muss man einfach ein bisschen verrückt sein. :-) Ich bin es leider viel zu selten…

Olaf Schneider schreibt:

Wenn ich hier in Nordschweden am Wochenende 1000 Kilometer Auto fahre, findet das eigentlich keiner verrückt. Ich habe Nachbarn, die fahren das an einem Tag.