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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Frühlingspaddeln

Heute habe ich zum ersten Mal mein Kajak wieder zum Strand von Storgrundet gezogen, denn auch dort ist das Meer seit kurzer Zeit eisfrei. Storgrundet hat als Startpunkt die Vorteile, dass man nur eine viertel Stunde läuft, einen herrlichen kleinen Sandstrand zum Kajak hineinschieben hat und dann sofort draußen ist und nicht erst noch an der Industrie der Halbinsel Rönnskär entlang paddeln braucht. Bald saß ich im Kajak, ließ das Steuerruder herunter und paddelte durch den kleinen Durchlass zwischen Festland und der Nordwestspitze der Insel Storgrundet. (Ja, es ist etwas verwirrend, sowohl der Strand am Festland als auch die Insel heißen Storgrundet.)

TourstartSelbstportraitAuf dem MeerVielleicht nach Medgrundet?

Heute bin ich in Richtung offenes Meer gefahren, denn Medgrundet lockte am Horizont. Eigentlich war mir die Insel mit drei Kilometern ein bisschen weit weg, denn selbst, wenn es so ruhig und windstill wie heute ist, dann frage ich mich immer, was passieren würde, wenn ich ins Wasser plumpse. Auch wenn die Sonne warm sein mag, das Wasser ist ja immer noch eiskalt. Deswegen würde ich zu dieser Jahreszeit nie alleine drei Kilometer weit aufs offene Meer paddeln.

Doch auf halber Strecke liegt die Insel Själagrundet, die eigentlich nur ein großer, von Möwen bewohnter Steinhaufen ist und das Meer war ja ruhig. Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Doch kurz vor Själagrundet wurden die Wellen zappeliger und da der gebraucht gekaufte Trockenanzug, den ich heute anhatte, nicht komplett dicht ist – die eine Armmanschette ist kaputt – bin ich zwar noch nach Själagrundet gefahren, dann aber nicht weiter hinaus gepaddelt, sondern nach links zur Insel Djupskäret abgebogen, wo ich eine kleine Pause gemacht habe.

Am Ufer von Djupskär

Blick auf MedgrundetPause in der Frühlingssonne

Weiter bin ich in Richtung Harrbäckssand, einer flachen Bucht mit Sandstrand gepaddelt und auch dort wollte ich eine Pause machen. Das war gar nicht so leicht, in Richtung Ufer zu kommen, denn das Wasser ist auf weiter Strecke keine 30 Zentimeter tief. Also bin ich zum Schluss ausgestiegen, habe das Kajak auf eine kleine Kiesbank gezogen, die Kamera geschnappt und bin durch das flache Wasser ans Ufer gewatet.

„Schlurp!“ sagt der Boden und verschluckt mich. Ich stecke plötzlich bis zur Hüfte in einem grauen Schlickloch. Ich weiß zwar, dass der Untergrund vor Harrbäckssand teilweise ein bisschen lehmig ist, aber man überall laufen kann. Eigentlich! Vielleicht habe ich das einzige Schlickloch weit und breit gefunden, es würde passen. Schnell mache ich noch ein Foto fürs Blog, ehe ich mich wieder aus dem Schlick befreit habe. Das war nur eine Sache von Sekunden, denn das Zeugs war weich und rundherum war der Boden ja hart. Die nächste Viertelstunde war ich damit beschäftigt, den Anzug wieder sauber zu bekommen. Gar nicht so leicht, wenn das Wasser so flach und der Schlick so anhänglich ist.

Später sehe ich, dass Gewebematten unter der vermeintlichen Kiesbank hervorschauen. Vermutlich ist das Problem bekannt und man hat früher schon versucht, den Boden zu stabilisieren. Ich habe eine Mail an die Kommune geschrieben, mal schauen, ob die etwas unternehmen.

Bis zur Hüfte im SchlickSchlicküberzogen

Nachdem die Hosenbeine wieder mehr nach gelbem Nylon als nach grauem Schlamm aussahen, bin ich weitergepaddelt. Längst schon war es so warm, dass ich die Mütze nicht mehr auf dem Kopf hatte und die Neoprenhandschuhe unter einem der Gummizüge des Kajaks klemmten. Möwen kreisten leicht empört über mir – was, bitte schön habe ich auf ihrem Meer zu suchen?! – und die Sonne schuf gemeinsam mit den kleinen Wellen bizarre Muster auf dem sandig-welligen Meeresufer. Ich finde, dass das Unterwasserbild, bei dem ich die Kontraste stark erhöht habe, eher wie ein fremder Planet als wie die nordschwedische Ostsee aussieht.

Meeresboden

Nun musste ich nur noch geradeaus paddeln und zum ersten Mal überhaupt hatte ich den Eindruck, dass meine Bewegungen im Fluss sind und das Paddeln gar nicht mehr anstrengt. Das liegt natürlich auch daran, dass ich nicht mehr den dicken roten Neoprenoverall anhatte, der sich jeder Armbewegung widersetzt. Als ich wieder am Strand von Storgrundet ankam, hatte ich noch nicht genug. Nach einer kurzen Pause habe ich deswegen das Kajak wieder ins Wasser geschubst und bin noch um die Insel …

+++ Eilmeldung: Gerade eben ist Skellefteå AIK wieder schwedischer Eishockeymeister geworden. Nach 3–0, 6–2, 8–1(!) hat AIK gerade 3–0 gegen Färjestad BK gewonnen. Jetzt ist bestimmt ganz Skellefteå im Siegertaumel – wie schon im letzten Jahr +++

… also, ich bin noch um die Insel Brambärsgrundet gepaddelt. Dort ist das Wasser noch flacher und geschützter als zwischen Storgrundet und Festland und dort habe ich auch noch die letzten kleinen Eisschollen gefunden.

Die letzten kleinen Eisschollen

Als ich zu Hause ankam war T-Shirt-Wetter: 16 °C im Schatten, der erste warme Tag. Und wem das nicht reicht: Die Sonne hat meinen Wintergarten auf 28 °C aufgeheizt. Hochsommertemperaturen!

9 Kommentare für „Frühlingspaddeln“

evi schreibt:

Hallo „Schlumpfi“, natürlich, ein einziges Schlickloch……
und Olaf findet es!!!! :-)
Wir merken, wieviel Freude Dir der frühe Frühling bringt und wir hoffen,
dass das Wetter so schön für Deine Unternehmungen bleibt!!!!!
Na toll, dass Skelleftea AIK es dieses Jahr auch wieder zum Schwedenmeister geschafft hat
Wir werden uns, wenn alles gut geht Ende Mai auf den Weg in den schönen Norden begeben und freuen uns schon sehr!
LG und nachträglich herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!
(wir hatten in Frankreich keine Internetverbindung)
Evi&Uta

Olaf Schneider schreibt:

Den Juli bin ich größtenteils unterwegs, ansonsten seid Ihr willkommen.

Liebe Grüße zurück und danke schön für die Postkarte aus Frankreich, Evi und Uta.

Evi schreibt:

Ja, OK, wir melden uns ja sowieso vorher! Und einen genauen Plan haben wir noch nicht, wir sind ja sehr flexibel!
Jedenfalls freuen wir uns auf ein Wiedersehen!
Und bis dahin stöbern wir immer sehr gern in Deinem Blog!
Ob Alltag, Urlaub oder Abenteuer, Deine Berichte und Fotos
sind für uns immer etwas Besonderes. Danke für Deine Mühe!

Pia schreibt:

Hallo Olaf,

von mir auch ganz stark nachträglich liebe Geburtstagswünsche!!!

Bin ja durch die Gesundheit nach wie vor meist offline, deshalb gibt es nur hier und da mal Meldungen.
Dennoch: mal wieder beneide ich Dich brennend, denn die 16 Grad mit frischer Luft sind sicher 10000x schöner, als die schwülen 23, mit denen Düsseldorf mich schon seit Ende März immer wieder ausknockt.

ich sehe schon: irgendwann kaufe ich mir kurzerhand ein Häuschen bei Euch im Norden.. ;-)

Liebe Grüße in die frische Luft!!!

Olaf Schneider schreibt:

Liebe Evi, dann hoffe ich auf ein Wiedersehen im Sommer.

Liebe Pia, danke für die Geburtstagswünsche. Momentan ist hier wirklich herrliches Wetter: Blauer Himmel von früh bis spät (und ich muss im Büro am Rechner sitzen) und heute auch wieder 17 °C im Schatten, das ist schon sehr warm für diese Zeit.

Ich habe Deine letzten Blogartikel gelesen und hatte großen Spaß an Deinem Schreibstil. An den Inhalten weniger, wie Du Dir denken kannst … . Vielleicht kommst Du hier ja mal vorbei. Im Inland musst Du Dich ducken, denn da kriegst Du Häuser hinterhergeworfen.

Pia schreibt:

Lieber Olaf,

oooooh, mein „weißer Neid“, wie die Russen sagen, ist mit Dir!!
In Stockholm ist übrigens auch seit Wochen fast ständig Sonne. Ich schaue ja täglich schmachtend auf die Slussen-Webcam.. ;-)

Danke Dir! Freut mich, daß Dir die Texte gefallen. Und ja, die Inhalte sind mir selbst auch nicht so recht, aber was will ich machen?

Ich würde mir ja zuu gerne mal Eure Welt da oben ansehen, nur bin ich ja aktuell schon glücklich, wenn ich 10 Minuten Straßenbahn fahre und dabei nicht schon halb zusammenbreche. Aber ich habe Hoffnung, daß es irgendwann mal besser wird! Möchte doch zu gerne mal Schwedenhäuschen an den Kopf geworfen bekommen.. ;-)

Olaf Schneider schreibt:

Ich hoffe mit Dir, dass es besser wird. Und Du wieder reisen kannst. Nach Stockholm oder in den hohen Norden, dort, wo mit Häusern geworfen wird.

Kanu-Fan schreibt:

Super Blog! Deine Fotos vom Frühlingspaddeln machen auf jeden Fall ein bisschen neidisch. :-)

Olaf Schneider schreibt:

Danke, Kanu-Fan. Ich paddele ja weder sportlich, noch weite Strecken, aber es ist schon toll hier, dass ich das Meer so nah habe und manchmal noch mit Eisschollen um die Wette paddeln kann.