Eispiste
Am Sonntag war es schön, Auto zu fahren. Nicht unbedingt, was die Straßenverhältnisse betrifft, denn der Schnee auf den einsamen Waldwegen verdeckt meistens nur das blanke, glatte Eis und es fordert eine gewisse Disziplin, vor jeder Kurve sanft abzubremsen, damit man nicht doch irgendwann einmal von der Straße rutscht, um mit fast unsichtbaren Steuerbewegungen in die Kurve zu fahren, kaum spürbar gerade zu ziehen und danach ebenso sanft wieder zu beschleunigen.
Schön war es, weil schönes Wetter war und im Inland fünf bis zehn Zentimeter Schnee lagen. Alle Seen waren zugefroren, nur an den Mündungen der kleinen, lebhaften Flüsschen war das Wasser noch offen. Und an den Rändern der Seen liefen die Leute Schlittschuhe oder saßen mit ihrer kleinen Plastikangel vor einem Eisloch. Auch der Sumpf, den ich mitten im Nirgendwo (bei Brännvattnet) gefunden habe, war schon so weit zugefroren, dass man ihn zum Fotografieren betreten konnte.
Irgendwann habe ich auch mal aus dem Auto einen x-beliebigen Waldweg geknipst. Dieser war schön breit, aber es gibt auch Wege, die ganz schön schmal sind. Und prompt kam mir auf so einem Weg ein Auto entgegen. Zum Glück für mich und ihn ist der andere Autofahrer freiwillig und sehr lässig ein ganzes Stück zurückgesetzt, bis ich vorbei passte. Ich hätte wahrscheinlich zehn Mal so lange gebraucht und dabei fünf Mal den Motor abgewürgt. Danke, Du netter unbekannter Autofahrer!
Heute hätte ich mich mit dem Auto solche Wege nicht entlanggetraut, denn es ist wärmer geworden und es hat gepladdert. Und der kalte Regen ist auf dem Eis der kleinen Nebenstraßen festgefroren und hat sie noch glatter gemacht. Die Straße, die auf dem folgenden Foto zu sehen ist, liegt keine 50 Meter von meinem Haus weg, aber ich habe mir Spikessohlen unter die Stiefel geschnallt, damit ich da überhaupt hinkomme. Zum Glück sind alle größeren Straßen frei.
4 Kommentare für „Eispiste“
Peer schreibt:
Ich hab mir vorsorglich für diesen Winter Schuhketten bestellt. Von Semptec, oder wie der Verein heisst. Hoffe, es wir helfen, und ich hoffe, es kommt überhaupt Eis.
Annika schreibt:
Huiuiui, da hätte ich auch Schiss…. aber ich musste schon ein bisschen grinsen beim Baumbild, weil ich mir Dich gerade vorstelle, wie Du Dich alle 20 Meter in den Schnee schmeißt, um Kiefernspitzen zu fotografieren ;-)
Dirk schreibt:
Hallo Olaf,
sehr schöne Bilder kann man bei Dir bestaunen.
Ich frage mich, wie hältst Du das dort in dieser Einsamkeit aus? Lernt man das mit der Zeit?
Ich finde Schweden ebenfalls sehr schön – der Ruhe wegen. Aber dort leben kann ich mir leider nicht vorstellen. Ich schreibe leider weil ich mir wünschte, dass man die innere Ruhe hätte, um so leben zu können.
Wohl dem, der dazu in der Lage ist.
Alles Gute für Dich dort oben.
Dirk
Leipzig
Olaf Schneider schreibt:
@Peer: Ich habe die Kamik Icers – inzwischen recht teuer, aber sie scheinen sich gut zu machen. Da ich sie aber erst drei Mal benutzt habe, weiss ich noch nicht, wie lange sie halten.
@Annika: Kiefernspitzen fotografieren geht erst ab einem Meter Schnee richtig gut. Mal schauen, wie viel dieses Jahr kommt.
@Dirk: Danke, Dirk. Einsamkeit ist gar nicht so leicht in einer Kommune mit 70000 Einwohnern, in der man Freunde gefunden hat, im Chor singt, Vollzeit arbeitet, nette Nachbarn hat, mit anderen zusammen Winterschwimmen organisiert und immer noch mehr Leute kennenlernt … ;-)