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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Besuch von Hilde

Letzte Nacht kam die Hilde zu Besuch, heulte herum, pfiff durch’s Fenster, kegelte mit leeren Mülltonnen und machte noch einiges anderes. Das ist das erste Mal, seitdem ich hier lebe, dass für das Festland eine Sturmwarnung der Stufe zwei ausgegeben wurde. Und in der Nacht hörte ich Hilde auch am Haus rappeln und durch das nicht ganz dichte Schlafzimmerfenster pfeifen. Und da es bis zu 9 Grad warm war, hat der Sturm auch den meisten Schnee geschmolzen und die Nebenstraßen zu nassen Eispisten verwandelt, die dermaßen glatt sind, dass man selbst mit Spikes mit dem Auto ins Schlingern kommt.

Ich hatte das Auto so geparkt, dass es von keinem Baum oder Dachziegel getroffen werden konnte, aber in unserem „Kleinhausgebiet“ lagen nur leere Mülltonnen kreuz und quer auf der Straße, sonst war kein Schaden zu sehen. Eine Bekannte hat hingegen ein Foto von der großen Kiefer bei Facebook gepostet, die der Sturm in der Nacht entwurzelt und umgeworfen hat, zum Glück in Richtung Park und nicht auf deren Haus. Und in der Onlinezeitung habe ich entdeckt, dass auf der Wiese hinter der nächsten Hausreihe eine Birke in drei Meter Höhe abgeknickt wurde. Da kann man sich vorstellen, wie viel Kraft der Sturm hatte, denn eine kahle Birke hat ja nicht so viel „Segelfläche“. Aber der Sturm hat so manchen Baum in Västerbotten umgeknickt und 12000 Kunden von Skekraft sind auch heute Nachmittag noch ohne Strom.

Gestürzte Fichte am ParkvägenGeknickte Birke vor dem Tallvägen

Eigentlich dachte ich, dass ich heute am Meer bestimmt tolle Wellen fotografieren kann, aber der Wind kam von Nordwesten, also vom Land und das Meer war überraschend ruhig. Die Wellen auf dem Fluss hingegen waren groß genug, um das gesamte Ufereis, in welches wir gestern noch ein Loch zum Baden geschlagen haben, kaputt zu brechen.

Die Ufer sind heute eisfreiDie Badestelle heute

Die Wellen ließen das Brucheis in der Badestelle klirren und klingen. Auch die drei Bojen, die gestern noch fest eisumschlossen waren, schwammen heute wieder im offenen Wasser und kleine, glitzernde Eisstückchen trieben vorbei.

Bojen und EisstückchenEisblumen auf Holz

Ein kleiner Teil des Holzsteges war mit Eisblumen bedeckt. Das letzte Schwarzweißphoto zeigt die filigranen Figuren, die Wasser und Frost auf das Holz gezeichnet haben.


Links (schwedisch):

9 Kommentare für „Besuch von Hilde“

Ma HB schreibt:

Wenn der Sturm so tobt, ist man machtlos, muß abwarten. was der so alles anrichtet. Ein scheußliches Gefühl. Gut, daß in Deiner Straße „nur“ die Mülltonnen flogen!
Gruß Ma

Olaf Schneider schreibt:

Die meisten Stürme kommen hier von Westen und haben sich meistens schon über Norwegen und dem Inland ausgetobt.

Annika schreibt:

Die Eisbilder sind super–auch wenn die Geschichte dahinter eher dramatisch klingt. Ich drücke Euch allen die Daumen, dass die nächsten Herbststürme glimpflich ablaufen!!!

Olaf Schneider schreibt:

Eigentlich wollte ich schreiben, dass der Sturm hier eher harmlos war, doch dann habe ich auf der Seite „Kräftige Stürme in Schweden“ folgendes gelesen:

„36000 ohne Strom […] große Probleme mit Wegen und Stromnetz. […] SJ stellte einige Züge ein […] Kräftigste Böe in Stekenjokk: 56 m/s (~ 200 km/h!)“

Olaf Schneider schreibt:

Nachricht von smhi: Hilde hat Schweden einen neuen Windrekord beschert: 47 m/s Mittelwind in Stekenjokk. Das sind etwa 170 km/h!

Peer schreibt:

Hm, die Seite „Kräftige Stürme in Schweden“ scheint ja zu bestätigen was Klimaexperten sagen. Die Heftigkeit und Häufigkeit der Wetterphänomene nimmt zu…

Olaf Schneider schreibt:

Es passt gut zu der Theorie, aber bestätigt sie nicht. Das ist ja das Problem mit Klimamodellen, dass sie fast unbeweisbar sind, weil die Materie so komplex ist und die Veränderungen nicht sofort sichtbar.

Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass ein Model die Veränderungen exakt prognostiziert hat, weiß man vielleicht immer noch nicht, ob es diese aus den richtigen Gründen vorhergesagt hat.

Peer schreibt:

Da hast Du Recht. Das Wetter wird ja im Prinzip auch erst seit kurzem beobachtet und dokumentiert, wir kennen ja keine wirklich langen Zyklen.

Ich hab mal gelesen, solange man das Geheimnis der Aerosole nicht gelüftet habe, sei der Chaos-Faktor bei Klimamodellen sowie in der kurzfristigen Vorhersage nach wie vor gigantisch…

Ich kann mir schon vorstellen dass das Wettergeschehen an die kleinsten Partikel in der Atmosphäre gebunden ist.