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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Rückreise nach Schweden

Dieser Artikel ist Teil der fünfteiligen Serie Norwegen 2012.

Nach einem guten Frühstück auf der Terrasse habe ich mich von meinen Freunden in Norwegen verabschiedet und bin mit dem Auto zurück nach Hause gefahren. Schön in Ruhe und mit Pausen, man will ja auch was sehen.

Die erste Pause habe ich südlich des Sees Snåsavatnet gemacht. Dort in Bøla gibt es eine alte Felszeichnung eines lebensgroßen Rens zu bewundern. Das Alter wird auf sechstausend Jahre geschätzt.

Noch in Norwegen lagen oft Schafe auf der Straße, sie dösten auf dem warmen Asphalt und öffneten noch nicht einmal die Augen. Der Rotfuchs, der später auf der Fahrt einen Rastplatz nach Essbaren durchsucht hat, war wachsamer, ließ sich aber doch noch gerne aus dem Auto heraus fotografieren.

Dann bin ich die Straße südlich des Sees weitergefahren, bis ich auf der E6 war, die ich aber schnell verlassen habe, um auf der E74 nach Gäddede in Schweden zu fahren. Dort bin ich in den nach Norden führenden Vildmarksvägen abgebogen. Am Anfang führte die Straße noch an Seen vorbei durch kleine Ortschaften, dann wieder durch Wald, doch die Straße wand sich immer höher und die ersten schneebedeckten Gipfel, die man schon seit Norwegen sehen konnte, kamen näher und näher. Bald lichtete sich auch der Birkenwald und ich fuhr durch das Kahlfjäll über der Baumgrenze. Am und zu lugte die Sonne durch die aufgezogenen Wolken und beschien einen Teich oder ein Schneefeld. Ich beschloss, mir bald einen Zeltplatz zu suchen.

Ich bin sehr empfänglich für diese etwas kargen Landschaften und habe bald einen schönen Parkplatz im Nirgendwo gefunden und beschloss, dort mein Zelt aufzubauen. Schon beim Kochen – ich hatte noch Dorsch mit Basmatireis und Hummersoße von Astrid und Hein vom Vortag – umschwärmte mich eine Wolke von Mücken und ich habe die Kapuze festgeschnürt, um den kleinen Blutsaugern möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Gegessen habe ich dann im Gehen …

Wie gut, dass so ein Innenzelt mückendicht ist (nur einige Knott haben sich anscheinend durchmogeln können), denn schon beim Zeltaufbau schauten mir sämtliche Mücken der Umgebung zu. Pünktlich nachdem ich im Zelt zum Schlafen verschwunden war, fing es an zu regnen, mal leicht und mal heftig und so manche Mücke suchte mein Zelt als warmes und trockenes Plätzchen mit Chance auf ein Frühstück auf. Als ich morgens das Zelt verließ, war das Außenzelt voll: Schätzungsweise achthundert Mücken saßen trocken und lauschig unter dem Außenzelt und warteten auf mich.

Ich habe aber mein Zelt nicht sofort verpackt, sondern erst eine kleine Runde gedreht und den Raavre (932 m) bestiegen. Doch darüber schreibe ich später.

Erst habe ich mein nasses Zelt nur so ins Auto schmeißen wollen, aber der Gedanke an viele hundert Mücken, die im Auto herumschwirren haben mich meinen Plan ändern lassen und ich habe das Zelt in seine Tasche gestopft und diese – glaubt mir! – sehr, sehr gut verschlossen. Dann ging die Fahrt weiter. Ich wusste noch nicht genau, wie ich weiterfahren sollte, da ich nicht wusste, ob mein Benzin für den direkten Weg nach Storuman reichen würde oder ich nach Vilhelmina fahren müsste. Eine kleine Tankstelle in Saxnäs hat mich dann aber gerettet. Auf Schleichwegen habe ich mich über Stensele bei Storuman über die Käffer in Richtung Heimat bewegt.

Es gab allerdings noch zwei Hindernisse auf dem Weg nach Hause, die waren allerdings willkommen: Zwei kleine Rentierherden. Während die erste noch die Straße überquerte, stand die andere nur da und ließ Autos nur widerwillig durch. Kein Problem für mich, schnell das Tele draufgesetzt und Rentiere fotografiert. Ist ja schön, wenn diese schönen Tiere mal nicht gleich in den Wald flüchten.


Hier noch ein Video, welches ich vom Auto aus gemacht habe. Schade, dass ich vergessen habe, den Blinker auszumachen und sofort die Fenster zu öffnen, damit man die Geräusche, die die Rentiere machen, besser hören kann.


Bald war ich wieder in bekanntem Gelände: Die 370 führt fast an Kusfors vorbei, wo ich gute Freunde habe. Ich wollte aber nur noch nach Hause und die letzte Stunde hinter mich bringen. Um vier war ich zu Hause – todmüde, aber sehr zufrieden. Die Reise nach Norwegen war toll, aber wieder zu Hause in Skelleftehamn zu sein, war auch schön.

Norwegen, ich komme gerne wieder!

Die Route: Mosvik – Steinkjer – Snåase – Sandvika – Gäddede (Schweden) – Stekenjokk – Saxnäs – Skarvsjöby – Stensele – Gunnarn – Norrbyberg – Kristineberg – Bjurträsk – Boliden – Skellefteå – Skelleftehamn. Hin und zurück: 1663,3 km.

21 Kommentare für „Rückreise nach Schweden“

Julia Köhler schreibt:

Die Bilder sind wirklich der Hammer. Diese platten Schafe und die Wand aus Rentieren. Ich liebe das. Dieses Jahr habe ich leider immer nur einzelne gesehen, die dann aber auch recht schnell die Flucht ergriffen haben.

Die Mücken sind ja auch ein ganz spezielles Thema :-) Ich kannte das ja noch vom letzten Jahr aus Idre. Nicht so angenehm, aber ertragbar. Aber was ich da in Tornedalen erlebt habe, das hat mich echt fertig macht. In der Stuga waren hunderte und egal wie viel ich erschlagen habe, kam immer Nachschub. Ich konnte nicht richtig schlafen, da ich immer wieder aufgewacht bin, da die mir in die Finger gestochen haben. Und mein Bettlacken war mit ganz vielen kleinen Blutflecken durchzogen. Eine kostenfreie Botoxbehandlung und ein Elchhorn war auch inklusive.

Einfach so ganz alleine das Zelt mitten in die Landschaft zu stellen, respekt :-)

Olaf Schneider schreibt:

Naja, mitten in die Landschaft ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, wenn es keine 50 Meter vom Auto weg steht. Aber im Gegensatz zu Eurer Stuga hatte ich beim Schlafen weitestgehend Ruhe vor den Mücken.

Lussekatt schreibt:

Hach, was für ein schöner Reisebericht! Und die Fotos sind ein Knaller – wie immer. Danke, dass du deine Leser mitreisen lässt. :-)

Sylvia Bolm schreibt:

Ich bin jetzt seit 1,5 Wochen zurück aus Norwegen und da freut mich Dein Reisebericht mit den tollen Fotos ganz besonders. Mücken hin oder her, letztlich kann man sich dem Zauber des Nordens ja doch nicht entziehen:)

Olaf Schneider schreibt:

@Lussekatt: Gerne geschehen. Aber ich bin umgekehrt auch begeisterter Leser Deines Blogs, auch wenn ich selten kommentiere.

@Sylvia: Wo warst Du denn in Norwegen und was hast Du gemacht?

Lussekatt schreibt:

Ich musste grad noch mal gucken kommen. Die Schafe sind echt lustig. Und an dem Fuchs kann ich mich nicht satt sehen. Der muss ja ganz nahe gewesen sein. Toll.

Olaf Schneider schreibt:

Ja, der Fuchs war sehr nah, keine drei Meter entfernt. Und obwohl ich die Scheibe herunter hatte, ließ er sich nicht stören und verschwand erst nach einer Minute wieder im Wald.

Die Schafe hingegen hätte ich wahrscheinlich bunt bemalen können, die wären wohl einfach liegen geblieben und hätten weiter gedöst.

Sylvia Bolm schreibt:

Wir fahren schon seit einigen Jahren nach Norwegen, waren auch schon 2mal im ganz hohen Norden,dieses Jahr allerdings mit dem eigenen Pkw (ColorLine Kiel-Oslo) nach Balestrand mit dem wundervollen Gaularfjellet und den beiden Gletschern, dann waren wir im Süden in dem kl.Ort Sand und dessen Umgebung und zum Schluß im Hochgebirge der Telemark (Gautarstoppen – habe ich das richtig geschrieben, nee ne?). Bei fantastischem Wetter war das eine wundervolle Sache.

Sylvia Bolm schreibt:

Habe mir gerade das Rentier-Video angesehen – diese Begegnung hätte mich total begeistert.

Olaf Schneider schreibt:

Das war auch eine schöne Begegnung. Allerdings war ich gut damit beschäftigt, das iPhone zu halten und aufzupassen, dass ich keinem Rentier in die Hacken fahre.

Lussekatt schreibt:

Nein, wie süß! Das kleine weiße Kalb, das da steht und sich in Ruhe kratzt, bis Mama kommt und ihm Bescheid sagt! Wunderbar. Und die Geräusche sind auch niedlich, ein bisschen wie Frösche. Glurp, glurp.

Annika schreibt:

Hej Olaf,
wie wäre es mit einer Karriere als Rentierhirte? Wir dachten immer, die treiben die Herden mit Hubschraubern, aber ein Saab tut’s anscheinend auch.
Schöne Grüße übrigens von Marianne aus München…
Annika+Jonas

Olaf Schneider schreibt:

@Lussekatt – letztes Jahr waren eine Freundin und ich mit dem Zelt unterwegs, dann klingen die Geräusche schon sehr witzig, wenn die Rentiere um einen herum grasen.

@Annika – Im Wald wird’s ein Problem (ach ne, heute heißt das ja Herausforderung), aber die Idee finde ich gut. Übrigens, woher kennt Ihr Marianne (ich nehme mal an, die vom Chor)? Habt Ihr Kontakt?

Annika schreibt:

Die (Musiker-)welt ist klein. Sie hat Jonas kontaktiert, weil sie Noten von einem seiner Stücke wollte. Als wir den Chornamen sahen, klingelte was, Du hattest irgendwann mal davon geschrieben. Zufälle gibts…

Olaf Schneider schreibt:

Dann grüßt mal schön zurück, wenn Ihr noch Kontakt habt.

Sandra schreibt:

Wow, tolle Erlebnisse, an denen du uns da teilhaben läßt. Man kann vieles gut nachfühlen, vor allem, wenn man es selbst schon erlebt hat, ich sag nur „Essen im Gehen“ und „800 Mücken unterm Außenzelt“. Sowas vergißt man nie! Du beschreibst toll, immer ein Genuß zu Lesen!

Olaf Schneider schreibt:

@Sandra: Ich hoffe, dass bei Dirk nicht mehr so viele Mücken sind. Wann und wie reist Du/Ihr an?

Petra schreibt:

Hallo Olaf, diesen Anblick auf den „vorauslaufenden Verkehr“ wie Du mit der Rentierherde hattest, hätte ich hier in NRW auf der A3 auch mal gerne. Hat glatt was meditatives! Vielleicht sollten sich dies auch mal renomierte Autodesigner ansehen, um dadurch der Agressivität auf deutschen Straßen entgegenzuwirken. „Befellte“ Autos wären zwar definitiv nicht aerodynamisch aber wir wären auf dem Weg zum „Slow Down“. Ganz liebe Grüße Petra
P.S. Habe mir wieder eines Deiner Bilder als „Leckerbissen“ als Desktophintergrund gemacht. Ach was ist das schöööön!

Olaf Schneider schreibt:

Petra, die Idee mit den „befellten“ Autos finde ich grandios. Nun müssten diese auch nur noch so lustige Geräusche machen.

Ich bin neugierig: Welches Bild hast Du Dir ausgesucht?

Annika schreibt:

kann erst jetzt das Video gucken, der ipod ist immer abgestürzt…. ist ja beeindruckend, wie die Jungs und Mädels da einfach gar nicht weggehen!!!!

Olaf Schneider schreibt:

Ja, die haben die Ruhe weg.