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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Skitour auf den Dundret

Da auch heute alle Ballonplätze ausgebucht waren und es auch etwas bewölkt war, bin ich direkt nach dem Pilotenbriefing zu einem Parkplatz gefahren, habe meinen Rucksack gepackt, meine Skier untergeschnallt und bin auf den Dundret gelaufen.

von außen

Anfangs lief ich auf einem perfekt präparierten, sechs Meter breiten Weg. Das war fast ein bisschen langweilig. Doch nach einiger Zeit kam ein Abzweig zu einem kleineren Weg, der zu einer Hütte führte. Oberhalb der Hütte führte der Weg weiter und schon bald war ich über der Baumgrenze.

Wenig höher war ich auf der Hochebene des Dundret angelangt. Hier wachsen nur noch wenige kleine Bäumchen, die jetzt im Winter dick mit Schnee und Reif eingepackt sind.

Bis auf die kleinen aber auffälligen Bäume prägen Holzkreuze, die als Wegmarkierungen dienen, das Gelände. Der Rest ist Schnee.

Schnee, der vom Wind in Strukturen gepresst wurde und lockerer Schnee, der im Wind über die Ebene geblasen wird.

Ich laufe geradeaus, bis ich am Südende der Ebene ankomme. Es bewölkt sich und um die Sonne scheint ein Halo. Links in der Ferne sieht man einige weiße Gebäude.

Ich schwenke neugierig nach links und nähere mich den Hütten. Jedes Gebäude ist dick mit Eis und Schnee bepackt.

Inzwischen waren auch südlich des Dundret einige Ballone gestartet. Doch kaum waren sie in der Luft wurde das Wetter schlagartig schlechter, denn Wolken trieben über die Hochebene. Wenn es neblig wird, weiß man die Wegmarkierungen zu schätzen.

Doch in den Wolkenlücken konnte ich ab und zu ein paar der Heißlüfter erblicken

Ich hatte leider keine Karte dabei, aber mit den Wegmarkierungen, GPS mit Ersatzbatterien, Kompaß und Handy, ebenfalls mit Karte und GPS fühlte ich mich sicher genug, noch ein bisschen oben zu bleiben. Zwei dicke Paar Wollhandschuhe hielten meine Finger warm, in den Pausen auch die Daunenjacke, Studentenfutter hatte ich auch, nur Tee hatte ich leider nicht dabei und das Wasser, was ich dabei hatte, war zum Schluss mit Eiskristallen durchmischt.

Da man von den Ballonen nicht wirklich viel gesehen hat, habe ich mich dann aber bald auf den Rückweg gemacht (Zur Orientierung reichte die Sonne völlig aus, sie war noch nicht ganz in den Wolken verschwunden).

Auf dem Rückweg musste ich dann sehen, wie ich den Berg wieder herunterkomme. Ich bin kein toller Skiläufer und der Schnee war hart und damit schnell. Aber mit ein bisschen hin- und her fahren und einigen Bremsmanövern war ich bald wieder auf der breiten, schneebedeckten Straße angelangt. Die war zum Anfang noch recht steil und ich habe größere Teile der Strecke gebremst. Zum Schluss wurde es aber flacher und dann konnte ich die Ski einfach laufen lassen, mich ab und zu mit den Stöcken abstoßen, bis ich mit dem letzten Schwung am Kofferraum meines Autos zum Stehen kam.

von innen

Alles ist Reduktion: Man sieht Himmel, Schnee, Eis, weite Flächen und vom Wind geschaffene Strukturen und Texturen. Ohne die Landmarken, wie beispielsweise die typischen Holzkreuze, hätte man kein Gespür mehr für Entfernungen. Überall liegt Schnee, das Auge kommt zur Ruhe.

Dann der Klang. Auch hier: Reduktion. Man hört deutlich den Wind, der ab und zu an der Kapuze pfeift. Setzt man die Kapuze ab, so kann man das leise, kristallklare Rascheln des Schnees, der über die Ebene getrieben wird, hören. Aber wer setzt bei dem Wind schon die Kapuze ab. Der Wind bläst, das Ohr kommt zur Ruhe.

Dann die Bewegung. Man macht einen Schritt, noch einen, noch einen. Entweder von Holzkreuz zu Holzkreuz oder einfach quer über die weiten Schneeflächen. Schritt für Schritt. Die Bewegung hat etwas Ruhiges und Meditatives. Schritt für Schritt, der Körper kommt zur Ruhe.

Man ist eins mit der Winterlandschaft, eins mit sich selbst. Man kümmert sich nur um das, was hier und jetzt wichtig ist. Orientierung. Essen. Warm bleiben. Alles andere existiert nicht mehr. Die Gedanken kommen zur Ruhe.

Die Seele jubelt, sie möchte schreien vor Glück. Doch auch sie – überall Schnee, der Wind bläst, Schritt für Schritt, Einssein – reduziert sich und kommt schließlich zur Ruhe.


Ich bin kein Eremit, der zwanzig Jahre in den Bergen meditiert. Und ich bin auch gerne wieder mit dem Auto zur momentanen Wohnung gefahren, habe gegessen und einen kleinen Mittagsschlaf gehalten. Doch wenn ich leise horche, so bin ich wieder oben auf dem Fjäll. Und komme zur Ruhe.

12 Kommentare für „Skitour auf den Dundret“

Annika schreibt:

Danke für diesen Bericht–und diese Bilder. Innen wie außen.

Sandra schreibt:

So schön, an was du uns wieder teilhaben läßt. Jetzt werd ich wieder den ganzen tag träumen…

Olaf Schneider schreibt:

@Sandra Was heißt hier träumen? Hochkommen und selber machen. Du hast doch alles, was man braucht.

Evi schreibt:

Ja, Olaf, Du hast in Allem Recht und Deinen Bericht zu lesen, Deine Bilder zu schauen, bringt einfach Freude ins Herz, als wäre man dort!

Olaf Schneider schreibt:

@Evi: Es irritiert mich zu lesen, ich habe in allem Recht. Entweder ist das ein Zeichen, dass ich in diesem Blog rechthaberisch wirke. Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist. Oder Du meinst das tatsächlich ernst. Dann muss ich heftigst widersprechen! Ich bin ganz normal (in diesem Punkt zumindest) – manchmal habe ich recht, manchmal nicht, oft weiß ich es nicht und meistens werde ich es nie erfahren.

Evi schreibt:

Nein, nein, ich bin halt sehr romantisch veranlagt und dieses
„Rechthaben“ betrifft dann nur meine Gefühle, die Du genau triffst! Ich liebe Schweden, nur im Winter werde ich wohl leider nie dort sein!

Olaf Schneider schreibt:

Wieso nicht im Winter?

Evi schreibt:

Wir reisen mit dem Womo, das ist nicht wintertauglich.Wir schlendern
3 Monate im Sommer durch Skandinavien!

Evi schreibt:

Wir sind 3 Monate im Sommer mit dem Womo in Skandinavien unterwegs, es ist nicht wintertauglich.

Holger schreibt:

Ich liebe es mit den XC-Skier durch die Landschaft zu gleiten. So wie du es beschrieben hast, so ist es auch für mich.

Annika schreibt:

*seufz*

Olaf Schneider schreibt:

Auch rückblickend eine wunderschöne Tagestour, die ich gerne in ähnlicher Form noch einmal machen möchte.