Storgrundet
Erst war ich zu faul, aber dann habe ich doch meine Skier genommen und eine kleine Tour gemacht. Der Himmel ist seit Tagen bewölkt und es schneit ein wenig.
Im Wald ist das Skilaufen eher ein Stapfen, da die Fjällski immer wieder 20, 30 cm in den lockeren Schnee einsinken. Ein kleiner Wink der Natur, dass ich mir doch einmal die praktischen und schönen Holzski von Tegsnäs kaufen sollte.
In kleinen Bächen und in Zu- und Abflüssen von Seen kann das Wasser noch offen sein, denn fließendes Wasser braucht wesentlich länger, bis es fest zufriert. So sprudelte auch dieser Bach noch munter vor sich hin und ignorierte den Dauerfrost. Gemein sind die Stellen, wo das Wasser unter der Schneedecke fließt und man sollte genau hinschauen, wo die Schneedecke abgesenkt ist, wenn man keine nassen Füße bekommen möchte.
Bald stand ich am Ufer der Ostsee und hatte Blick auf die langgezogene Insel Storgrundet. Im Sommer und Herbst habe ich hier gebadet, doch jetzt ist das geschützte Ostseewasser zwischen Festland und Insel dick zugefroren. Und es gab mehrere Anzeichen, dass ich das Eis betreten und hinüber zur Insel laufen kann:
- An mehreren Stellen waren Wege zur Insel mit Zweigen markiert
- Eisfischer waren auf dem Eis
- Skooter und Skispuren waren auch zu sehen
Das reicht mir als Sicherheit. Doch auch wenn das Eis dick ist, hänge ich mir immer die Isdbubbar um, sozusagen ein Springseil mit dicken Nägeln am Ende, mit deren Hilfe man sich, falls man eingebrochen ist, wieder aus dem Eis herausziehen kann. Einige Minuten später stand ich auf dem Ostseeeis und bald war ich auf der schmalen Insel Storgrundet angelangt. Die Insel ist nur zwei- bis dreihundert Meter breit und bietet dennoch drei völlig verschiedene Eindrücke:
- Sommerhäuser Das dem Festland zugewandte Ufer ist teilweise mit Sommerhäusern bebaut. Sommerhaus heißt mindestens ein größeres Haupthaus, Nebengebäude, Sauna und Bootshaus. Es ist windgeschützt und ich fühle mich der Zivilisation nahe, selbst, wenn die Häuser gerade nicht bewohnt sind.
- Wald Hundert Meter stehe ich mitten im Wald. Ich sehe die Häuser nicht mehr und das andere Ufer noch nicht. Ich habe kaum den Eindruck, dass ich auf einer Insel bin. Nur einige parallele Schneeverwehungen zeigen, dass es hier recht windig sein kann.
- Offenes Meer Noch einmal hundertfünfzig Meter weiter stehe ich am Meer. Es gibt noch ein paar unbewohnte Inselchen, ansonsten ist fast alles mit Eis bedeckt. Etwas weiter weg ist offenes Wasser und auch das Eis am Ufer trägt noch nicht. Es ist sehr windig und der Schnee weht waagerecht vorbei. Ich bin über die zwei Kapuzen von Funktionshemd und Norrøna-Jacke genau so froh wie über die dicken Fäustlinge, die ich über die dünnen Handschuhe ziehe und die meine Hände wieder aufwärmen, nachdem ich ein Minivideo mit dem iPhone gedreht habe. Hier bin ich alleine in der rauh wirkenden Winterlandschaft und kann mir kaum vorstellen, dass ich kaum mehr als zwei Kilometer von meinem Haus entfernt bin.
Die gute Seite: Entsprechend schnell bin ich auch wieder zu Hause. Die ganze Tour hat vielleicht zwei Stunden gedauert und das auch nur, weil ich es ruhig angegangen bin. Ich hoffe darauf, dass irgendwann diesen Winter auch mal wieder die Sonne heraus schaut und freue mich auf die erste längere Tour bei blauem Himmel und glitzerndem Schnee.
Hier noch ein kleines Video, welches ich mit dem iPhone gemacht habe. Danach musste ich erst einmal meine Finger wieder auftauen.
Heute ist trotz des bewölkten Himmels die Temperatur, von keinem Wetterdienst vorausgesehen, von -3 auf -8 Grad gesunken. Hinten im Garten liegen jetzt 60 cm Schnee und man hat den Eindruck, der Winter ist jetzt wirklich angekommen. Letzten Winter war ich allerdings am 5. Dezember das erste Mal mit Skiern auf der Insel, also sieben Wochen früher und wir hatten schon im Dezember mehr als einen Meter Schnee. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Das verratet aber nicht meinen Nachbarn; es sind nicht alle solche Schneefans wie ich
5 Kommentare für „Storgrundet“
Christoph schreibt:
Hejsan,
ich verfolge Dein Blog jetzt seit ca. 2-3 Wochen und finde es ausgesprochen interessant, da es mir einen kleinen Vorgeschmack auf das liefert, was mich Anfang März (hoffentlich) erwarten wird – da fahren ein Freund und ich mit dem Zug bis nach Luleå und von dort mit dem Auto weiter in Richtung Absiko. Skandinavien und besonders Schweden kenne ich seit vielen Jahren sehr gut – aber meistens eben nicht im Winter und schon gar nicht im „Polarwinter“! Bin extrem gespannt auf das, was uns erwarten wird und hoffe bis dahin noch einiges von Dir zu lesen …
Har det så bra och hälsningar från Bremen
Christoph
Olaf Schneider schreibt:
Hej Christoph, schöne Grüße zurück in meine Heimatstadt Bremen. Was habt Ihr denn vor? Kungsleden oder einfach Nordschweden mit dem Auto (Mietwagen?) erkunden?
Christoph schreibt:
Hej igen,
ja wir werden mit dem Mietwagen eine Rundtour machen. Der Kollege interessiert sich u.a. für die Erzbahn nach Narvik. Ich finde das auch nicht unspannend und hoffe viel fotografieren zu können – insbesondere auch das Nordlicht! Ansonsten planen wir eine Tour mit dem Hundeschlitten und zumindest ich einmal auch mit dem Snöskoter :-)
Gruß aus Findorff …
Olaf Schneider schreibt:
Klingt nach einer schönen Tour. Ich drücke Euch die Daumen mit dem Nordlicht. Gerade jetzt ist die Aktivität hoch, aber fast ganz Nordschweden liegt unter einer Wolkendecke.
Grüße nach Findorff. Ich bin in Schwachhausen aufgewachsen.
Ulrike schreibt:
Und meine Schwester wohnt in Arsten… Aber wir kommen aus Niedersachsen :-)
Ich beneide dich echt um den Schnee! Hier ist es grau in grau und meistens viel zu warm. Am Wochenende hatten wir für 1 Tag das erstemal in diesem ganzen Winter Schnee. Sehr nassen allerdings, der dann beim folgenden Temperaturanstieg auch genauso schnell weg war wie er gekommen war.
Aber ich genieße deinen schönen Fotos und Berichte. :-)