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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Schnee hin und Schnee zurück

Haha, was war ich naiv, als ich dachte, nach meinen hyperaktiven Wochen im Februar würde erst einmal eine ruhige Zeit kommen. Haha!

Jetzt bin ich zurück von unserem Besuch der Weltmeisterschaft im Winterschwimmen in Rovaniemi. Aber bis ich wirklich hier Artikel schreibe und Fotos zeige, wird es noch ein bisschen dauern, denn morgen beginnt das Berättarfestivalen – das Erzählfestival. Letzten Mittwoch haben Mikke und Peter bei mir im Trio die Stücke geprobt, morgen werden wir die einzige Probe zusammen mit Fransesca Quartey und Frida Selander haben, Soundcheck machen und dann geht es direkt los mit der Eröffnung des Berättarfestivalen, die wir musikalisch begleiten. Ich freue mich schon sehr auf das Arrangement von „Over the rainbow“ mit Frida.

Aber morgen habe ich auch noch eine andere Probe, denn übermorgen Abend spiele ich noch einmal Klavier bei „Gömda men inte Glömda“.

Und so schreibe ich heute nur über die Hin- und Rückfahrt nach Rovaniemi der größten Stadt in Finnisch Lappland, bei der wir zwei unterschiedliche Arten Schneefall erlebt haben.

Auf dem Hinweg – es hatte ja schon die ganze Nacht geschneit – Schneefall bei -3 °C. Dann ist der Schnee trocken und jedes Auto wirbelt Schnee auf. Wenn einem dann ein Laster entgegenkommt, sieht man ein, zwei Sekunden gar nichts mehr. „Snörök“ – Schneerauch nennen das die Schweden.

Auf dem Rückweg hat es auf der Fahrt von Rovaniemi nach Kemi heftig geschneit, aber bei +1 °C kommt das Ganze in nassen dicken Flocken herunter. Leichter zu sehen, aber schwerer Spur zu halten. Aber ich brauche mich nicht zu beschweren, denn ich habe mich dieses Mal fahren lassen.

Trockener Schneefall und „Snörök“ auf dem HinwegNasser Schneefall auf dem Rückweg

Über Rovaniemi selbst, die Meisterschaft und mein Treffen mit dem Weihnachtsmann schreibe ich dann die Tage mal.

Fahrt nach Rovaniemi

Mit unserem Verein „Frohe Freunde von Dunkelheit und Kälte“ sind wir ein verlängertes Wochenende nach Rovaniemi gefahren. Dort fand dieses Jahr die Weltmeisterschaft im Winterschwimmen statt, die alle zwei Jahre ausgerichtet wird.

Nach einer Autofahrt von etwa 400 Kilometern sind wir mittags angekommen. Nach dem Check-In in unserem Hotel haben wir uns gleich auf den Weg zur „Arena“ gemacht, die in den breiten Fluss Kemijoki geschnitten wurde. Auf der Brücke waren 33 Flaggen gehisst, denn die Teilnehmer kamen aus 33 verschiedenen Nationen. Aber verlassen wir das Winterschwimmen – davon schreibe ich später – und schauen nicht nach rechts zum Wettbewerb, sondern nach links: Dort ist der Fluss Kemijoki über einen Kilometer breit und zum großen Teil mit Eis bedeckt. Da aber ein Teil des Flusses offen ist, sind Winterwege markiert, damit die Skooterfahrer wissen, wo sie gefahrlos lang fahren können.

Breiter FlussFlaggen für die Weltmeisterschaft

Ich liebe es, wenn ein Stadtzentrum am Fluss liegt. Rovaniemi hat sogar den Luxus zweier Flüsse, denn dort mündet der Ounajoki in den Kemijoki, der dann bei Kemi in die Ostsee mündet.

Das Restaurant M/S LumikkiAchtung, dünnes Eis!

Die Innenstadt von Rovaniemi ist – nun, wie soll ich es ausdrücken … schön finde ich sie nicht gerade. Es wäre allerdings ein grober Patzer, dies den Einwohnern zu sagen, denn immerhin war es das deutsche Militär, welches 1944 fast die gesamte Stadt zerstört hatte. Zum Glück konnte die Bevölkerung damals rechtzeitig evakuiert werden, aber die Stadt wurde zu 90% vernichtet.

Lordinaukio (Lordiplatz)Im Stadtzentrum

Ich habe die Tage nur teilweise beim Schwimmen zugeschaut, ich bin auch hier und dort herumgelaufen. Dabei habe ich unter anderem eine Unterführung mit Nordlicht und einen Schneemann entdeckt. Der Schneemann wurde vermutlich unter dem Einfluss von „Angry Birds“ gemalt; dieses Spiel stammt aus Finnland.

Unterführung mit Nordlicht„Angry snowman“

Im Hemingway’sAm Freitag Abend waren wir im Hemingway’s, einer sehr gemütlichen Bar, in der wir Valhalla, einen finnischen Schnaps getrunken haben. Danach sind wir am Nach-Hause-Weg noch in der kleinen und etwas heruntergekommenen Bar Hulibumba gelandet, aber ich habe mich recht schnell verabschiedet, denn ich war schon um fünf aufgestanden und hundemüde.

Am nächsten Abend war eine große Gala, der ich mit meinem „Media“-Ausweis sogar kostenlos beiwohnen durfte. Ich war ganz froh, nicht die 45 Euro bezahlt haben zu müssen, denn die Gala war bis auf das Essen nicht besonders gelungen, was auch an den ungeeigneten Räumen lag. Dass dann eine halbe Stunde versucht wurde, immer wieder das gleiche YouTube-Video abzuspielen, obwohl die Internetverbindung des Hotels lausig war, hat den Abend nicht gerade besser gemacht. Als wir dann noch von unten „DUNNS-DUNNS-DUNNS“ von der Disko beschallt wurden, sind wir gegangen.

… und wieder im Hulibumba gelandet. Ich tippe darauf, dass mindestens die Hälfte der Anwesenden Stammpublikum war und vermutlich ständig dort ist. Und das nicht nur, um Freunde zu treffen, zu trinken und ab und zu in dem Raucherraum zu verschwinden, sondern auch, um Karaoke zu singen.

Und hier scheint das finnische Klischee voll bestätigt: Alle Lieder sind in Moll und alle klingen melancholisch. Wie schon J. aus Finnland sagt: In Finnland gibt es keinen Troubadour, nur Troubamoll. Ich hätte schon Spaß daran gehabt, auch ein Lied zu singen, denn das wäre auf Finnisch bestimmt sehr lustig geworden, aber ich kannte ja keine einzige Melodie. Obwohl, wer weiß … . Schaut selbst, hier kommt ein kleiner Ausschnitt aus der Stückliste.

Ein bisschen StücklisteKaraoke im Hulibumpa

Stücknamen wie „Vakosamettihousuinen Mies“ erinnerten mich wieder daran, dass ich einmal überlegt hatte, nach Finnland zu ziehen. Doch beim Lesen einer finnischen Grammatik hatte ich damals von der Idee schnell wieder Abstand genommen.

Am Sonntag habe ich noch einen kleinen Spaziergang gemacht, nachdem meine erst geplante Dreibrückenrundtour daran gescheitert war, dass eine der Brücken eine reine Autoschnellstraße war. Überall auf dem Fluss waren Langläufer unterwegs und selbst auf einem kaum beschneiten Gehweg liefen zwei alte Frauen nebeneinander her, die eine zu Fuß, die andere auf Skiern.

Langlauf auf dem OunasjkiMit Hund und Ski unter der Betonbrücke

Leider hatte ich weder Zeit für die Kunstausstellung, noch für das Museum „Arktikum“. Nicht für die Kirche, noch für ein bisschen mehr Stadtbummel oder Umgebung. Nur beim Weihnachtsmann persönlich war ich, aber das erzähle ich ein andermal.

Winterschwimmweltmeisterschaft in Rovaniemi

Alle zwei Jahre wird die Weltmeisterschaft im Winterschwimmen ausgerichtet. Dieses Jahr war sie im finnischen Rovaniemi und damit trotz des Schneefalls recht bequem mit dem Auto zu erreichen. 1200 Teilnehmer aus 33 Ländern waren bei den Wettbewerben angemeldet, unter anderem waren größere Delegationen aus England, Russland und China da.

Wie bei den anderen Meisterschaften bin ich nicht selbst geschwommen, sondern habe fotografiert. Am Samstag vormittag habe ich einen „Media“-Ausweis bekommen und konnte damit auch direkt am Becken Fotos machen.

Was ich am Winterschwimmen mag, ist, dass schnell und langsam, jung und alt, athletisch und bequem aufeinandertreffen. Die Medaillen werden nach Altersgruppen verliehen, und so stehen auch siebzigjährige als Gewinner auf dem Eispodest und nicht nur supersportliche Neunzehneinhalbjährige.

Schon von der Brücke über den Kemijoki konnte man das 25-Meter-Becken, welches in das Eis geschnitten wurde, sehen.

Blick von der BrückeNeun Bahnen à 25 Meter

Die ersten Läufe waren 25 Meter Brust. Das erste Kommando lautet „Take off your cloth!“, das zweite „Go in(to) the water“ und dann, wenn alle fertig sind, ertönt das elektronische Startzeichen.

„Go into the water“25 Meter Brust

Während die Zeiten bei 25 Meter Brust weit auseinander liegen, sind beim 50 Meter Freistil meist Sportler am Start und oft sieht man in dem aufgeschlagenen Wasser nur noch Arme und Köpfe.

50 Meter Freistil50 Meter Freistil

50 Meter Freistil

Die 450(!) Meter Freistil waren leider schon am Donnerstag. Die hätte ich mir gerne angeschaut, auch weil Anna-Carin Nordin, die bei Dark & Cold Mitglied ist, Gold gewonnen hat. Glückwunsch, Anna-Carin!

Doch nicht alle, die schwimmen, nehmen auch am Wettbewerb teil. Manche schwimmen einfach aus Spaß 25 oder 50 Meter, ohne das Zeit genommen wird. Diese Menschen haben meist die Ruhe weg und ich schaue ihnen gerne zu.

GenussschwimmerGenussschwimmer

An Land sieht man nicht nur die Freiwilligen, die moderieren, Fähnchen schwenken, Kleidung zum Ziel herüber tragen und den Schwimmern helfen, sondern auch Fans. Aus Estland und Lettland, Russland und China, England, Norwegen und Finnland, und auch aus Deutschland sind Zuschauer gekommen. Aber ich vermute, dass ein großer Teil von ihnen auch an den Wettkämpfen teilnimmt.

Fans mit MaskottchenStartflaggeDeutsche FansWikingermützen

Beim Winterschwimmen treffen immer zwei Welten aufeinander: Badelatschen neben Fellstiefeln und dicke Winterjacken neben Badeanzug.

Kalt oder warm? FußKalt oder warm? Kopf

Nach dem letzten Start werden die Trennleinen an Land geholt und Minuten später bilden sich Eisnadeln auf dem kalten Wasser. Damit das Becken nicht über Nacht zufriert, werden nach einiger Zeit sechs Unterwasserpumpen in Betrieb genommen. Gerade schaffe ich es noch, eine Nahaufnahme zu machen, da schwappen schon die ersten Wellen.

An den Trennleinen hängen EiszapfenSchnell bildet sich neues Eis

Eisnadeln auf dem Wasser

Ich war aber die Tage nicht nur bei der Meisterschaft, sondern auch in Rovaniemi unterwegs. Davon schreibe ich im Artikel „Fahrt nach Rovaniemi“.

Besuch beim Weihnachtsmann

Rovaniemi liegt fast am Polarkreis, bloß ein paar Kilometer südlich. Am Polarkreis selbst, da wohnt Joulupukki, der Weihnachtsmann! Es können noch so viele behaupten, er lebe am schwedischen Siljansee, im grönländischen Städtchen Uummannaq oder gar am Nordpol – nein er wohnt in Finnland am Polarkreis.

Hier wohnt also der Weihnachtsmann

Da wir von der Presse kommen, und der Weihnachtsmann und seine Elfen durchaus aufgeschlossen sind, bekommen wir erst einmal eine Führung durch das Postamt. Als aller Welt kommen Briefe an, im letzten Jahr waren es ungefähr fünfhunderttausend. Da Joulupukki die Briefumschläge nicht mehr braucht, verkaufen seine Elfen diese zu Gunsten von UNICEF. Ich habe eine Packung gekauft und darin Briefe mit so schönen Anschriften wie „Santa Claus, North Pole“ aus Hongkong oder „Per Babbo Natale“ aus Italien gefunden. Und all die Briefe kommen an, da muss ich mit „Olaf the German“ noch kräftig an meiner Popularität arbeiten.

Weihnachtspost aus 198 LändernBriefe an den Weihnachtsmann

Noch einen Kaffee (oder für mich einen Kakao), dann durften wir zum Weihnachtsmann höchstpersönlich. Wir haben rote Westen mit der Aufschrift „Official Press – Santa Claus Office“ bekommen und durften dann durch einen geheimnisvollen Tunnel laufen, bis wir in der großen Kuppel mit dem Erdrotationsgeschwindigkeitsregulator standen. Dort durften wir warten, denn Joulupukki lässt sich für jeden Zeit. Die anwesenden Kinder waren überraschend still und auch wir fragten uns, ob wir wohl artig genug waren. Vanilla, die Elfe unterhielt sich noch mit einigen Kindern, dann standen wir vor dem geheimnisvollen Eingang.

Kaffee und Kakao im samischen ZeltVanilla,  die Elfe

Und dann war es an der Zeit: Wir wurden zum Weihnachtsmann vorgelassen. L. war ein bisschen nervös, er erzählte mit etwas schlechtem Gewissen, dass er sich seinen Enkeln gegenüber als Weihnachtsmann ausgegeben hat, aber dieser hat ihm nicht nur verziehen, sondern sich sogar für die Hilfe bedankt.

Normalerweise darf man keine Fotos machen, das erledigt der Fotowichtel, der leicht erhöht mit seiner Blitzanlage hockte. Aber wir als offizielle Presse durften fotografieren. Das erste Foto zeigt mein Foto, das zweite hat der Fotowichtel gemacht und ins Internet gestellt.

Joulupukki – Santa Claus – der WeihnachtsmannNordwärts beim Weihnachtsmann

Nun sollte es klar sein, der Weihnachtsmann heißt Joulupukki und lebt in Finnland am Polarkreis. Mein Foto dürfte Beweis genug sein.