Mit unserem Verein „Frohe Freunde von Dunkelheit und Kälte“ sind wir ein verlängertes Wochenende nach Rovaniemi gefahren. Dort fand dieses Jahr die Weltmeisterschaft im Winterschwimmen statt, die alle zwei Jahre ausgerichtet wird.
Nach einer Autofahrt von etwa 400 Kilometern sind wir mittags angekommen. Nach dem Check-In in unserem Hotel haben wir uns gleich auf den Weg zur „Arena“ gemacht, die in den breiten Fluss Kemijoki geschnitten wurde. Auf der Brücke waren 33 Flaggen gehisst, denn die Teilnehmer kamen aus 33 verschiedenen Nationen. Aber verlassen wir das Winterschwimmen – davon schreibe ich später – und schauen nicht nach rechts zum Wettbewerb, sondern nach links: Dort ist der Fluss Kemijoki über einen Kilometer breit und zum großen Teil mit Eis bedeckt. Da aber ein Teil des Flusses offen ist, sind Winterwege markiert, damit die Skooterfahrer wissen, wo sie gefahrlos lang fahren können.
Ich liebe es, wenn ein Stadtzentrum am Fluss liegt. Rovaniemi hat sogar den Luxus zweier Flüsse, denn dort mündet der Ounajoki in den Kemijoki, der dann bei Kemi in die Ostsee mündet.
Die Innenstadt von Rovaniemi ist – nun, wie soll ich es ausdrücken … schön finde ich sie nicht gerade. Es wäre allerdings ein grober Patzer, dies den Einwohnern zu sagen, denn immerhin war es das deutsche Militär, welches 1944 fast die gesamte Stadt zerstört hatte. Zum Glück konnte die Bevölkerung damals rechtzeitig evakuiert werden, aber die Stadt wurde zu 90% vernichtet.
Ich habe die Tage nur teilweise beim Schwimmen zugeschaut, ich bin auch hier und dort herumgelaufen. Dabei habe ich unter anderem eine Unterführung mit Nordlicht und einen Schneemann entdeckt. Der Schneemann wurde vermutlich unter dem Einfluss von „Angry Birds“ gemalt; dieses Spiel stammt aus Finnland.
Am Freitag Abend waren wir im Hemingway’s, einer sehr gemütlichen Bar, in der wir Valhalla, einen finnischen Schnaps getrunken haben. Danach sind wir am Nach-Hause-Weg noch in der kleinen und etwas heruntergekommenen Bar Hulibumba gelandet, aber ich habe mich recht schnell verabschiedet, denn ich war schon um fünf aufgestanden und hundemüde.
Am nächsten Abend war eine große Gala, der ich mit meinem „Media“-Ausweis sogar kostenlos beiwohnen durfte. Ich war ganz froh, nicht die 45 Euro bezahlt haben zu müssen, denn die Gala war bis auf das Essen nicht besonders gelungen, was auch an den ungeeigneten Räumen lag. Dass dann eine halbe Stunde versucht wurde, immer wieder das gleiche YouTube-Video abzuspielen, obwohl die Internetverbindung des Hotels lausig war, hat den Abend nicht gerade besser gemacht. Als wir dann noch von unten „DUNNS-DUNNS-DUNNS“ von der Disko beschallt wurden, sind wir gegangen.
… und wieder im Hulibumba gelandet. Ich tippe darauf, dass mindestens die Hälfte der Anwesenden Stammpublikum war und vermutlich ständig dort ist. Und das nicht nur, um Freunde zu treffen, zu trinken und ab und zu in dem Raucherraum zu verschwinden, sondern auch, um Karaoke zu singen.
Und hier scheint das finnische Klischee voll bestätigt: Alle Lieder sind in Moll und alle klingen melancholisch. Wie schon J. aus Finnland sagt: In Finnland gibt es keinen Troubadour, nur Troubamoll. Ich hätte schon Spaß daran gehabt, auch ein Lied zu singen, denn das wäre auf Finnisch bestimmt sehr lustig geworden, aber ich kannte ja keine einzige Melodie. Obwohl, wer weiß … . Schaut selbst, hier kommt ein kleiner Ausschnitt aus der Stückliste.
Stücknamen wie „Vakosamettihousuinen Mies“ erinnerten mich wieder daran, dass ich einmal überlegt hatte, nach Finnland zu ziehen. Doch beim Lesen einer finnischen Grammatik hatte ich damals von der Idee schnell wieder Abstand genommen.
Am Sonntag habe ich noch einen kleinen Spaziergang gemacht, nachdem meine erst geplante Dreibrückenrundtour daran gescheitert war, dass eine der Brücken eine reine Autoschnellstraße war. Überall auf dem Fluss waren Langläufer unterwegs und selbst auf einem kaum beschneiten Gehweg liefen zwei alte Frauen nebeneinander her, die eine zu Fuß, die andere auf Skiern.
Leider hatte ich weder Zeit für die Kunstausstellung, noch für das Museum „Arktikum“. Nicht für die Kirche, noch für ein bisschen mehr Stadtbummel oder Umgebung. Nur beim Weihnachtsmann persönlich war ich, aber das erzähle ich ein andermal.