Nach einem guten Frühstück auf der Terrasse habe ich mich von meinen Freunden in Norwegen verabschiedet und bin mit dem Auto zurück nach Hause gefahren. Schön in Ruhe und mit Pausen, man will ja auch was sehen.
Die erste Pause habe ich südlich des Sees Snåsavatnet gemacht. Dort in Bøla gibt es eine alte Felszeichnung eines lebensgroßen Rens zu bewundern. Das Alter wird auf sechstausend Jahre geschätzt.
Noch in Norwegen lagen oft Schafe auf der Straße, sie dösten auf dem warmen Asphalt und öffneten noch nicht einmal die Augen. Der Rotfuchs, der später auf der Fahrt einen Rastplatz nach Essbaren durchsucht hat, war wachsamer, ließ sich aber doch noch gerne aus dem Auto heraus fotografieren.
Dann bin ich die Straße südlich des Sees weitergefahren, bis ich auf der E6 war, die ich aber schnell verlassen habe, um auf der E74 nach Gäddede in Schweden zu fahren. Dort bin ich in den nach Norden führenden Vildmarksvägen abgebogen. Am Anfang führte die Straße noch an Seen vorbei durch kleine Ortschaften, dann wieder durch Wald, doch die Straße wand sich immer höher und die ersten schneebedeckten Gipfel, die man schon seit Norwegen sehen konnte, kamen näher und näher. Bald lichtete sich auch der Birkenwald und ich fuhr durch das Kahlfjäll über der Baumgrenze. Am und zu lugte die Sonne durch die aufgezogenen Wolken und beschien einen Teich oder ein Schneefeld. Ich beschloss, mir bald einen Zeltplatz zu suchen.
Ich bin sehr empfänglich für diese etwas kargen Landschaften und habe bald einen schönen Parkplatz im Nirgendwo gefunden und beschloss, dort mein Zelt aufzubauen. Schon beim Kochen – ich hatte noch Dorsch mit Basmatireis und Hummersoße von Astrid und Hein vom Vortag – umschwärmte mich eine Wolke von Mücken und ich habe die Kapuze festgeschnürt, um den kleinen Blutsaugern möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Gegessen habe ich dann im Gehen …
Wie gut, dass so ein Innenzelt mückendicht ist (nur einige Knott haben sich anscheinend durchmogeln können), denn schon beim Zeltaufbau schauten mir sämtliche Mücken der Umgebung zu. Pünktlich nachdem ich im Zelt zum Schlafen verschwunden war, fing es an zu regnen, mal leicht und mal heftig und so manche Mücke suchte mein Zelt als warmes und trockenes Plätzchen mit Chance auf ein Frühstück auf. Als ich morgens das Zelt verließ, war das Außenzelt voll: Schätzungsweise achthundert Mücken saßen trocken und lauschig unter dem Außenzelt und warteten auf mich.
Ich habe aber mein Zelt nicht sofort verpackt, sondern erst eine kleine Runde gedreht und den Raavre (932 m) bestiegen. Doch darüber schreibe ich später.
Erst habe ich mein nasses Zelt nur so ins Auto schmeißen wollen, aber der Gedanke an viele hundert Mücken, die im Auto herumschwirren haben mich meinen Plan ändern lassen und ich habe das Zelt in seine Tasche gestopft und diese – glaubt mir! – sehr, sehr gut verschlossen. Dann ging die Fahrt weiter. Ich wusste noch nicht genau, wie ich weiterfahren sollte, da ich nicht wusste, ob mein Benzin für den direkten Weg nach Storuman reichen würde oder ich nach Vilhelmina fahren müsste. Eine kleine Tankstelle in Saxnäs hat mich dann aber gerettet. Auf Schleichwegen habe ich mich über Stensele bei Storuman über die Käffer in Richtung Heimat bewegt.
Es gab allerdings noch zwei Hindernisse auf dem Weg nach Hause, die waren allerdings willkommen: Zwei kleine Rentierherden. Während die erste noch die Straße überquerte, stand die andere nur da und ließ Autos nur widerwillig durch. Kein Problem für mich, schnell das Tele draufgesetzt und Rentiere fotografiert. Ist ja schön, wenn diese schönen Tiere mal nicht gleich in den Wald flüchten.
Hier noch ein Video, welches ich vom Auto aus gemacht habe. Schade, dass ich vergessen habe, den Blinker auszumachen und sofort die Fenster zu öffnen, damit man die Geräusche, die die Rentiere machen, besser hören kann.
Bald war ich wieder in bekanntem Gelände: Die 370 führt fast an Kusfors vorbei, wo ich gute Freunde habe. Ich wollte aber nur noch nach Hause und die letzte Stunde hinter mich bringen. Um vier war ich zu Hause – todmüde, aber sehr zufrieden. Die Reise nach Norwegen war toll, aber wieder zu Hause in Skelleftehamn zu sein, war auch schön.
Norwegen, ich komme gerne wieder!
Die Route: Mosvik – Steinkjer – Snåase – Sandvika – Gäddede (Schweden) – Stekenjokk – Saxnäs – Skarvsjöby – Stensele – Gunnarn – Norrbyberg – Kristineberg – Bjurträsk – Boliden – Skellefteå – Skelleftehamn. Hin und zurück: 1663,3 km.
Wo war ich – ach ja, auf der Rückreise nach Schweden. Nach einer Zeltnacht mitten im Kahlfjäll (aber an der Straße) habe ich noch den Raavre (932m) bestiegen. Leider hingen die Wolken so tief, dass man zwischendurch nicht viel gesehen hat. Aber dafür war es so windig, dass mich die vielen Mücken in Ruhe gelassen haben. Lieber Mütze als Mücke!
Wunderschön ist es auf dem Fjäll und während Nebel in der Stadt eher nervt, verleiht er hier der Landschaft etwas Geheimnisvolles. Mal blickt man nur in ein weißgraues Nichts, dann geben die tiefen Wolken plötzlich den Blick frei. Auf eine Bergkuppe, eine Wiese, einen Bach oder ein vom späten Winter übrig gebliebenes Schneefeld. Dann plötzlich hat man weite Sicht auf die karge Berglandschaft, ehe die nächsten Wolken durch das Tal heranziehen. Doch seht selbst.
Liebes Fjäll, wenn ich das nächste Mal zurückkomme, dann mit mehr Zeit. Versprochen! Du bist einfach zu schön, als dass man nur zwei Stunden durch Dich durchwandert. Doch jede Reise hat ein Ende und so auch meine Norwegentour. Morgen sitze ich wieder im Büro und arbeite. Und es gibt viel zu tun. Aber in drei, vier Wochen habe ich noch einmal eine Woche frei und dann geht es wieder nach Solberget in Lappland.
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