Ich habe festgestellt, dass ich hauptsächlich über meine zugegebenermaßen recht zahlreichen Freizeitaktivitäten berichte. Das will ich ein bisschen ändern und beginne mit einer Alltagsreihe. Heute ist
Mittwoch, der 15. Januar 2014
Um halb acht klingelt der Smartphone-Wecker. Schön für ihn, ich bin nämlich schon eine viertel Stunde wach. Mein erster Blick geht immer auf das Thermometer: -15.4 °C, einige Grad wärmer als am Vorabend, ein Zeichen dafür, dass es sich zugezogen hat. Mein Frühstück besteht aus Müsli mit Filmjölk, einem Art Sauermilch, die ich sehr gerne esse.
Dann das Anziehen: Skihose, Winterstiefel, Polarparka, Mütze und Handschuhe angezogen und auf geht es zum Bus, das sind nur fünf Minuten von mir. Dort räumt gerade ein Bagger Schnee von A nach B. Und bald kommt der Bus, wo beim Fahrer eine Fahrt von meiner Plastikkarte abgebucht wird.
Heute gibt es kein WLAN im Bus, etwa die Hälfte hat das schon, aber das macht nichts, denn auch über das Handynetz lässt sich gut im Internet unterwegs sein, zum Beispiel um Zeitung zu lesen oder bei Facebook zu schauen. Heute bin ich auch mit Fotografieren beschäftigt. Nach einer guten halben Stunde Fahrt – der Bus fährt Umwege und hält fast überall – bin ich in der Stadt. Normalerweise gehe ich jetzt durch die fußbodenbeheizte Fußgängerzone zur Arbeit, heute jedoch mache ich einen kurzen Abstecher zum Fluss, wo in dreieinhalb Wochen das Winterschwimmen stattfinden soll. Der Fluss ist teilweise noch offen und ich glaube nicht, dass wir dort in ein paar Wochen festes, begehbares Eis haben.
In der Küche erfahre ich, dass wir zwei große Projekte zugesagt bekommen haben. Das sind natürlich gute Neuigkeiten, zumal ich die Projekte interessant finde. Die meisten trinken erst einmal einen Kaffee, denn Schweden ist ein Land der Kaffeetrinker. Dann fange ich an zu arbeiten.
Gegen zwölf gehen wir zum Mittagessen. Fast alle anderen arbeiten heute zu Hause oder sind in Meetings verschwunden und so sind wir nur zu dritt. Typisch wäre folgendes Mittagessen gewesen: Fleisch, Kartoffeln, braune Soße, Salat und ein „Måltidsdrick“, ein Mischung aus zu viel süßem Sirup und zu wenig Wasser. Danach einen Kaffee und einen Keks. Heute hingegen gehen wir ins „Café lilla Mari“, welches verschiedene kleine Gerichte hat und die vermutlich größte Auswahl an Kuchen und herrlich gemütlich ist.
Eine normale Mittagspause mit Hin- und Rückweg dauert exakt eine Stunde. Ob „Der Schwede an sich“ das im Gefühl hat oder er das so gut abpasst, weil er ohnehin dauernd aufs Smartphone schaut, habe ich noch nicht ergründet. Danach arbeite ich weiter. (Webseiten mit DOM und XPath parsen, um damit eine JSON-API zu bauen, die ein Dienst im Webview unserer App anrufen kann. Nun wisst Ihr Bescheid.) Gegen halb sechs beende ich meinen Arbeitstag. Meistens höre ich aber schon eher auf, fange allerdings auch früher an.
Ich gehe kurz in die Stadt, um nach Winterstiefeln zu schauen. Nicht, dass ich nicht schon drei sehr warme Paar besitze, aber das sind alle hohe Stiefel und sie sehen mir ein bisschen zu sehr nach Extremoutdoor aus. Aber ich finde nichts. Dann kaufe ich bei ICA – der schwedischen Lebensmittelkette das übliche Käseschinkenbrötchen, was ich oft esse, wenn ich danach noch in der Stadt etwas vorhabe.
Heute haben wir unser regelmäßiges Mittwochstreffen mit „Dark & Cold“. Da wir nun in der heißen Phase der Winterschwimmeisterschaftsplanung sind, sitzen wir drei Stunden da und diskutieren. Über Dinge wie Eisdicken, Polizeigenehmigung, Plakate, Pressearbeit, Sponsoren, Rettungstaucher und vieles mehr. Die anderen gehen davon aus, dass der Fluss in ein paar Wochen fest zugefroren sein wird. Sie haben mehr Erfahrung damit als ich und ich glaube es ihnen einfach einmal. Nach dem Treffen habe ich es gut, weil ich von Freunden nach Hause gebracht werde, obwohl das für sie ein Umweg ist. Unterwegs zeigt das Thermometer -21 °C an und auch in Skelleftehamn sind es -20 °C, der kälteste Abend bisher in diesem Winter, als ich zu Hause ankomme.