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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Neujahr in Norrlångträsk

Silvester habe ich in Norrlångträsk gefeiert. Für mich hatte das den Vorteil, mit Freunden zusammen feiern zu können (und nebenbei unfassbar gutes Essen geniessen zu dürfen). Für das Blog hatte das den Vorteil, schönere Bilder als in Skelleftehamn machen zu können. Während hier Nieselnebelnässesprühregen alles durchfeuchtet, ist in Norrlångträsk, welches zwanzig Kilometer von der Küste entfernt ist, richtiger Winter: Zwar nicht kalt, aber etwa 30 Zentimeter Schnee.

Um zehn bin ich aufgewacht und habe erst einmal einen Spaziergang gemacht. Nachdem ich die Skooterspur verlassen habe, der ich zum Anfang gefolgt bin, stieg ich auf einen kleinen, felsigen Hügel und hatte Sicht auf den „Hundtjärnen“.

Winterlandschaft bei Norrlångträsk

Über den See bin ich wieder zurückgelaufen und inzwischen stand die Sonne hoch genug, um die Häuser und Höfe Norrlångträsks warm zu beleuchten.

Skooterspur auf dem HundtjärnenWinterliches Norrlångträsk

Dann gab es erst einmal ein Frühstück. Um zwölf habe ich mich auf den Weg gemacht, denn ich wollte noch ein bisschen Licht zum Schauen haben und nicht im Dunkeln nach Hause fahren müssen.

Nachdem vorgestern mancher Wald noch sehr herbstlich aussah, konnte ich heute ein entsprechendes Winterbild machen.

Winterwald auf dem Weg nach Fällfors

Welch Kontrast! Auch die Straßen sehen jetzt nach Winter aus. Fast alle Straßen wurden von dem Schneefall der letzten Nacht geräumt, nur wenige kleinere Wege sind noch vom Neuschnee bedeckt. Und nicht nur die Straßen, auch das Auto sieht jetzt nach Winter aus.

Eine typisch nordschwedische Straße im WinterSchnee klebt auf dem Saab

Über Fällfors bin ich nach Byske ans Meer gefahren, dort wollte ich „nur kurz mal schauen“ … . Aber dann habe ich doch einige Fotos gemacht, die ich heute noch publizieren werde.

Neujahrstag am Strand

Nach einer schönen Silvesterfeier und einem Morgenspaziergang in Norrlångträsk bin ich nicht direkt nach Hause gefahren, sondern habe in Byske noch Halt am Meer gemacht. In Byske gibt es eine große Bucht mit schönem Sandstrand, der im Sommer von vielen Norwegern besucht wird, weil hier oft das Wetter besser ist.

Ich war sehr gespannt, ob schon Eis auf dem Meer ist, aber es war noch komplett offen. Spannend war aber der Grenzbereich zwischen dem schneebedecktem Sandstrand und dem offenen Meer. Hier hat sich eine kleine Abbruchkante gebildet, unter der tausende und abertausende kleine Eiszapfen hingen.

Eiskante am Strand von ByskeEiskante am Strand von Byske

An manchen Stellen war ein Teil der Eiskante abgebrochen und wurde von den flachen Meereswellen umspült.

Meerumspültes Eis von der Abbruchkante

Nun wurde es dunkler und das Licht kälter. Ich stand am und im Wasser und mein rechter Fuss war inzwischen nass. (Notiz an mich selbst: Die Wintergummistiefel sind nicht so hoch wie die Sommergummistiefel.)

Eis schwebt über der OstseeBlick auf Björknäsudden

Ein letztes Motiv habe ich noch fotografiert, ehe ich wieder zum Auto gegangen und nach Hause gefahren bin. Dies ist mein Lieblingsbild 2014 und ich überlege, ob ich am Wochenende noch einmal nach Byske fahre, und dort den ganzen kurzen Tag fotografiere.

Eisskulptur

Eisflächen

„Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See.“ Finde die beiden Fehler!

Vieles ist eisbedeckt

Fehler eins: Aus den Wolken fällt Sprühregen, kein Schnee. Fehler zwei: Die Eisfläche auf dem Bild ist kein See, sondern ein Parkplatz!

Er ist dick mit nassem, glatten Eis bedeckt. Genauso wie viele Straßen und Wege, der Strand, Teile meines Gartens und natürlich auch die Seen. Bloß die Ostsee ist noch offen.

Wegen der Plusgrade und des Nieselregens ist das Eis nass. Und genau so sauglatt wie eigentlich die meiste Zeit seit Ende November. Zwischen der Insel Storgrundet und der Ostsee liegt zwar Eis auf dem Meer, aber so richtig vertrauenserweckend finde ich das nicht mehr. Damit ich überhaupt vom Parkplatz zum Strand komme, schnalle ich mir Spikes unter die Stiefel und gehe nur dort über das Eis, wo das Meer wirklich flach ist.

Auf dünnem EisSchwaches Eis

Auch der Weg nach Storgrundet ist eine einzige Eispiste und ohne das feine „Traction Control System“ meines Saabs könnte ich solche Straßen kaum entlangfahren, denn auch die Spikes der Winterreifen kommen hier an ihre Grenzen, vor allem beim Anfahren.

Der Weg nach Storgrundet – eine Eispiste

Und so sieht es bei mir im Garten und auf der Straße aus.

Eisflächen im GartenEin Weihnachtsstern spiegelt sich

Ich will ehrlich sein: Mich nervt dieses Wetter! Seit Wochen kommt immer wieder Regen aus tiefen, grauen Wolken gefallen. Und wenn es hier schneit, dann ist der Schnee am übernächsten Tag weggeregnet. Und zu noch mehr nassem Eis geworden. Von der Dunkelheit bei diesen trübem Wetter fange ich erst gar nicht an. Momentan ist keine grundliegende Änderung in Sicht und in einem schwedischen Wetterblog wird angedeutet, dass ein richtiger Winter auch schon einmal ausfallen kann.

Dann werde ich mir wohl Schlittschuhe kaufen und statt über das Meer über die Wege und Plätze gleiten. Und vielleicht das Abfahrtsschlittschuhlaufen erfinden, wenn ich mich nur traue …

Grummel …

14 Ideen für 2014

Ich gebe es gleich am Anfang zu: Der Blogtitel „14 Ideen für 2014“ ist geklaut und zwar aus dem Blog soschy on tour. Dort schreibt Sonya, eine gute Freundin aus Münchner Zeiten, über ihre 14 Ideen, die sie gerne 2014 umsetzen möchte.

Ich versuche es ihr gleich zu tun und werde hier 14 Ideen zusammentragen, die ich selber gerne umsetzen möchte. Nicht dabei sind die typischen guten Vorsätze, wie „mehr Sport treiben“, „sich gesund ernähren“ oder „die Welt retten“. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viele Winterideen habe, denn für deren Verwirklichung habe ich nur noch gut drei Monate Zeit.


Also, dann mal los: Ich will …

  • wieder eine Skitour machen
  • im Winter auf die Lofoten, die Vesterålen oder nach Tromsø
  • bei -40 °C zelten
  • von der Arbeit mit Skiern nach Hause laufen (etwa 20 km)
  • mit einem Eisbrecher mitfahren

Äh, Olaf, Du wolltest doch nicht nur Wintergedanken haben, oder? – Ach ja, na gut. Ich will …

  • im Sommer eine Mehrtagestour mit Kajak und Zelt machen
  • mehr abstrakte Naturfotos machen
  • mit der Fähre von Umeå (Schweden) nach Vaasa (Finnland) fahren
  • im Sommer mit dem Kajak zur Insel Skötgrönnan paddeln (Naturreservat)
  • mit Münchner Freunden eine Städtereise machen

Äh, Olaf, bist Du auch mal drinnen? – Ach ja, na gut. Ich will …

  • Für den Kammerchor, in dem ich mitsinge komponieren oder arrangieren
  • lernen, besser Schwedisch zu sprechen
  • mehr Musik machen und mehr lokale Musikkontakte bekommen
  • etwas völlig Neues machen, was, das weiß ich noch nicht

Und eine Zusatzidee, die ich vermutlich eher 2015 durchführen werde, aber wer weiß:

  • Eine Fernreise machen. Das könnte Kanada sein, Mexico, Neuseeland, Nepal oder die Mongolei. Wohin es geht, hängt mehr davon ab, ob ich vielleicht einen Reisepartner für eines der Ziele finde. Freiwillige? Kanada auch im Winter?

In einem Jahr könnt Ihr lesen, welche der Ideen ich verwirklichen konnte.

Kleine Enttäuschung in Byske

En liten besvikelse i Byske På svenska

Trots det dystra vädret åkte jag idag till Byske igen, eftersom jag har varit där på nyår och tyckte så mycket om isen på stranden. Men tyvärr har värme, vind och vågor tagit bort den vackra iskanten och krossade allt till småbitar. Det var så mild att även Byskeälvens mynningen är nästan isfritt återigen.

Och på något sätt hade jag det svårt att hitta någon motiv idag. Ett stort isflak, som balanserade på en liten ispelare såg ganska imponerande ut i naturen, men gör det inte på bilden. Roligare är väl „making of“-foton som jag tog med min iPhone.

Idag är jag lite missnöjd med mina bilder. Anledningen: Jag var inbjuden av en fotograf som jag träffade för några dagar sedan. Han visade sina bilder och dom är på någon helt annan nivå än mina! Jag är mycket glad över bekantskapen, inte bara för att han är sympatisk men också för att vi har planerad att ta någon fototur tillsammans och det blir väl både roligt och lärorik för mig. Och så ligger något bra i mitt missnöje: Den visar, att jag har potential att bli bättre och det är väl något positivt.

Trotz des ewig-trüben Wetters bin ich heute noch einmal nach Byske gefahren, denn dort war ich Neujahr schon und fand das Eis am Strand so schön. Aber leider haben das Wärme, Wind und Wellen der schönen Eiskante den Garaus gemacht und zu kleinen Stückchen zertrümmert.

Zertrümmertes Eis am Strand

Und irgendwie habe ich kaum Motive gefunden. Eine große Eisscholle, die auf einer kleinen Säule ausbalanciert lag, sah zwar in Natura imposant aus, aber das Foto gibt es irgendwie nicht her. Lustiger ist das „Making of“-Foto, welches ich mit dem iPhone geknipst habe.

Balanceakt„Making of“

Es war so mild, dass sogar die Flussmündung des Byskeälven wieder offen war und dort habe ich doch noch ein recht schönes Motiv gefunden.

Flussmündung des Byskeälven

Ich bin heute unzufrieden mit meinen Fotos. Der Grund: Ich wurde von einem Fotografen eingeladen, den ich vor ein paar Tagen kennengelernt habe. Der hat mir seine Fotos gezeigt und das ist einfach mal ein ganz anderes Niveau. Ich bin sehr froh über die Bekanntschaft, nicht nur, weil er nett ist, sondern auch, weil wir uns vorgenommen haben, mal zusammen fotografieren zu gehen und da kann ich bestimmt jede Menge lernen. Und so hat meine Unzufriedenheit etwas Gutes: Sie zeigt, dass ich noch großes Potential zur Verbesserung habe und das ist ja etwas Schönes.

Der Winter kommt

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Nun soll es endlich so weit sein: Nach einer weiteren Woche mit Plusgraden, Nieselregen und Eisglätte soll es jetzt richtiger Winter werden. Nichts Extremes, einfach ein normaler Winter.

Schon vor 5 Tagen schrieb Aftonbladet „Nu kommer kylan“ (Jetzt kommt die Kälte) und auch Martin Hedberg von klart.se schrieb Nästa helg kommer kylan! (Nächstes Wochenende kommt die Kälte). Nächstes Wochenende, dass ist übermorgen und heute haben wir das erste Mal seit Neujahr wieder ein kleines bisschen Frost und sogar den ersten Millimeter Schnee.

Ein kleines bisschen Schnee – Vorbote für mehr

Die nächsten Tage sind sich smhi und klart einig: Es wird um die -10 °C, ziemlich windig und bis zum Sonntag fallen etwa 15 Zentimeter Schnee. Und dann kommt vermutlich die Sonne und es wird mal wieder richtig hell. Am Liebsten würde ich natürlich am Wochenende viel draußen sein, aber da habe ich etwas anderes Schönes vor: Ein Wochenende mit dem Kammerchor. Aber auch wenn ich mich sehr darauf freue, werde ich doch vermutlich immer wieder mal heimlich zum Schneegestöber aus dem Fenster hinausschauen.

Aber vielleicht nehme ich mir nächste Woche spontan einen Tag frei, denn das Wetter war zum Jahresanfang so scheußlich, dass ich freiwillig begonnen habe zu arbeiten, obwohl ich eigentlich noch Urlaub hatte. (Und das mir!) Aber so habe ich jetzt zwei Tage gut.

Durch den Schneesturm zum TÜV

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Immer wieder werde ich wach in der Nacht. Der Wind pfeift und heult uns Haus und rüttelt an allem, was ihm im Wege steht. Manche Böe versetzt dem Haus einen regelrechten Schlag. Der stürmische Wind bringt Schnee mit und lädt einiges davon ab. Ich liege da und frage mich, warum ich ausgerechnet am nächsten Morgen um 8:00 einen Termin zur „Bilbesiktning“, der schwedischen Variante des TÜV, gebucht habe.

Am morgen ist alles weiß, aber auf den Straßen lässt sich recht gut fahren, so hoch ist der Schnee nicht, auch des stürmischen Windes wegen. Kaum bin ich auf der Hauptstraße, werde ich von zwei vor mir fahrenden Schneepflügen ausgebremst. Wenn ich jetzt mit Tempo 30 hinter denen herzuckele, sehe ich zum einen nichts, weil die Fahrzeuge meterhohe Schneestaubfahnen hinter sich herziehen, zum anderen komme ich zu spät zum TÜV. Doof, das! Also die Alternativroute über die hohe Brücke nach Örviken und dann auf die Europastraße 4 in die Stadt.

Es ist scheußlich, Auto zu fahren, wenn der Schnee so dicht fällt, dass man selbst das Fernlicht der entgegenkommenden Autos erst spät sieht. Habe ich Abblendlicht an, ist es zu dunkel, habe ich Fernlicht an, dann leuchtet der fallende Schnee grell auf und ich muss aufpassen, dass mir bei dem ganzen Auf und Ab, Hin und Her der konzentrisch wegstiebenden Schneeflocken nicht schwindelig wird. Ab und zu kommt eine Sturmböe und wirbelt den liegenden Schnee hoch auf und dann sieht man für eine Sekunde gar nichts mehr.

Vor der Auffahrt der A4 steht ein Schneepflug. Ist die Auffahrt auf die E4 etwa gesperrt? Nein, zum Glück nicht, aber ich komme die ansteigende Straße kaum hoch, so viel Schnee liegt dort. Zum Glück ist die Autobahn leer und ich kann ganz bequem und langsam in der Mitte der beiden Spuren fahren, dort, wo nicht so viel Schnee liegt. „Den TÜV-Termin kann ich vergessen, das schaffe ich nie im Leben!“, dachte ich, doch schon nach einigen Kilometern nahm der Schneefall immer mehr ab und nahe der Stadt war das Wetter so gesittet und es lag so wenig Schnee, dass ich fast wieder normal fahren konnte.

Und so kam ich tatsächlich 7:58 bei der Besichtigung an, konnte gerade noch einchecken, die Fenster noch einmal enteisen und schon kam ich dran. Lustig sah das Auto aus, vor allem von hinten.

Bei der Bilbesiktning

Zu meiner Freude habe ich wie schon vor einem Jahr ein „godkänt“ (gutgeheißen) bekommen. Ein guter Anfang in den Tag.

Wenig später saß ich bei der Arbeit. In der Stadt waren es etwa -10 °C, weniger Wind und kaum Schnee. Ich fragte mich, wie sieht das wohl in Skelleftehamn aus? Mittags siegte die Neugier und ich bin nach Hause gefahren …

Schneekanonen

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Heute Mittag bin ich nach Hause gefahren. In der Stadt war es wolkig, aber ruhig. Nach 6 Kilometern fiel der erste Schneestaub herunter, nach 10 Kilometern Schneeflocken. Und die letzten Kilometer vor Skelleftehamn ging es richtig ab, es war windig und heftig am Schneien. Sogar der Wetterdienst smhi hat vor 20-30 cm Neuschnee gewarnt.

Näsuddsvägen – fast zu Hause

Das hat es die letzten Male schon einige Male gegeben, dass ein Lake Effect direkt an der Küste für große Schneemengen gesorgt hat, während zehn Kilometer landeinwärts fast nichts herunterkam. Hier wird dieser Effekt „Snökanon“ genannt, wie die Schneekanone, mit der Pisten künstlich beschneit werden. Ich glaube, damit hat irgendein Journalist mal begonnen, denn eigentlich heißt der Effekt „Sjösnö“ (Seeschnee).

Eine kleine Herausforderung war es heute, mit dem Auto auf das Grundstück zu kommen, denn dort lagen bestimmt 30 cm Schnee. Aber mit einem bisschen Schwung ging das gut. Auch die Treppe vor dem Haus war schon gut zugeschneit und neben dem Zaun haben sich Schneewehen gebildet. Vor anderthalb Tagen lag gerade ein Millimeter!

Mit Schwung um die EckeSchneeverwehungen auf der Treppe

Eh es dunkel wurde, bin ich noch zum Strand von Storgrundet gelaufen. Mit dem Auto wäre ich da vermutlich nicht durchgekommen, denn vor allem an der einen Stelle bilden sich oft hohe Schneewehen. Es war etwa -10 °C und heftig windig. Bei guter Kleidung spielt die Kälte keine große Rolle, aber der Wind pfefferte mir den Schnee frontal ins Gesicht und ich bin zum Test mal mit Skibrille gelaufen. Die sperrt zwar den Schnee aus, aber irgendwann beschlägt sie und dann frieren die Wassertröpfchen und irgendwann sieht man nichts mehr.

Die Kamera hat keine Skibrille und zeigt den monochromen Weg zum Strand nicht orange sondern weiß:

Im Schneesturm zum Strand

Am Strand hat man zeitweise gar nichts gesehen, dann wiederum zeigte sich die Insel Storgrundet ein wenig und ich war ziemlich überrascht, dass ein Teil der Meeres zwischen Insel und Festland wieder offen ist.

Am winterlichen StrandOffenes Meer bei Storgrundet

Es schneit weiter, vermutlich das ganze Wochenende und ich nehme an, dass wir hier recht große Mengen bekommen könnten. Bureå, zehn Kilometer weiter südlich, scheint großen Vorsprung zu haben, ein Facebooker schrieb heute Mittag schon von 80 – 100 cm Schnee. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig eifersüchtig bin, denn (psst, nicht den Nachbarn verraten) ich will hier auch noch mehr Schnee! Mehr davon! Und vor allem mehr als im Nachbarstädchen!

Wie viel hier runterkommt und wie lange? Wie viel in Bureå? Ich halte Euch auf dem Laufenden, hoffentlich auch mit Bildern. Dafür werde ich vielleicht am Montag frei nehmen, denn am Wochenende probe ich mit dem Chor.

Selbstportrait am „Strand“

Schneekanonen – Zwischenstand

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Seit zwei Tagen schneit es ununterbrochen. Auch diese Nacht war stürmisch und mit unverminderter Stärke schneit es weiter. Das Thermometer zeigt -11.5 °C. Wie viel Schnee liegt, weiß ich nicht. Direkt auf der Fahrbahn liegen 40 cm Neuschnee, die Schneewehen sind mehr als meterhoch.

Meine Garage ist halb zugeschneitDas, was vom Zaun noch sichtbar ist

40 cm Neuschnee auf der Fahrbahn

Eigentlich ist heute Chorwochenende mit dem Kammerchor, doch momentan ist an eine Fahrt in die Stadt nicht zu denken. Und selbst, wenn ich wirklich in die Stadt komme, weiß ich nicht, ob ich zurückkomme. Daher vermute ich, dass ich heute zu Hause bleibe, wenn sich die Situation nicht beruhigt. Einen kleinen Vorteil hat das, ich werde gleich erst mal eine Runde auf meinen Skiern machen.

Expeditionsbericht

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Der heftige Wind riss an seiner fellbesetzten Kapuze. Es schneite ohne Unterlass. Schritt für Schritt stapfte er weiter, trotz der Skier immer wieder knietief durch Schneewehen watend. An der exponierten Stelle längs des kleinen Sees nahm der Wind noch zu: 10 m/s Durchschnitt, Böen bis 16 m/s. -12 °C. Er wusste, er konnte nicht ewig hier draußen bleiben. Irgendwann würde er Wärme und Nahrung brauchen. Schlafsack, Kocher und Zelt waren schon lange nicht mehr im Gepäck und er hatte nur noch ein wenig Wasser und einige salzige Hartkekse in seinem Rucksack.

Das drahtlose Telefon – gerade eben noch 80 % Akkuleistung anzeigend – kam mit der Kälte nicht zurecht und hat sich kurze Zeit später ausgeschaltet. Hier draußen war keine Menschenseele unterwegs, nur er allein, kein Kontakt zur Welt. Gebeugten Hauptes, dem eisigen Schnee trotzend, schob er seine mit Stahlkanten umrahmten Skier weiter – mal über blankes Eis, dann wieder durch tiefen Pulverschnee. Schritt für Schritt. Schritt für Schritt. Bald stand er am Meer.

Eigentlich sollte es um diese Zeit schon dicht zugefroren sein und ihn zuverlässig tragen, doch ihm schien, als bewegte sich das Wasser auf und ab, als sei die offene Oberfläche von kleinen Wellen bedeckt. Oder war es nur der Schnee, den der Wind in Schüben über die grau-diffuse Ebene trieb? Die Sicht war schlecht, das Tageslicht war begrenzt und für das Wetter schien keine Besserung in Sicht. Er beschloss, umzukehren, seine alte Spur zurück zu verfolgen.

Die alte Spur war schon längst wieder zugeweht, nur noch in Fragmenten erkennbar, immer wieder im Nichts verschwindend. Doch er kannte den Weg. Er wusste, die Strecke, die er auf dieser Expedition schon zurückgelegt hatte, würde er jetzt noch einmal laufen müssen. Und er musste ankommen, ehe das Essen alle ist, das Wasser gefroren. Auf dem Eis hatten die Skier kaum Halt und im Schnee versanken sie bis zum Grund. War die Expedition richtig geplant? Hätte er nicht lieber zu Hause bleiben sollen?

Er bekam Hunger und beschloss, ihn zu ignorieren. Weiterlaufen. Ganz allein. Schritt für Schritt. Schritt für Schritt. Würde er das Basislager erreichen? Doch schließlich fiel das Gelände ab, er wusste, dass die Hütte nicht mehr weit sein konnte. In langen Schritten glitt er bergab und änderte am Fuße des Hanges seinen Kurs nach Südsüdost.

Dann bog er beim dritten Haus links ein, schnallte die Skier ab, schloss auf und genoss die Wärme, einen gefüllten Kühlschrank, Strom, Internet und Kleidung zum Wechseln. Olaf war von seiner kurzen Skitour zum Meer zu Hause.

Mein Bericht von der heutigen kleinen Skitour mögt Ihr für völlig übertrieben halten und da mögt Ihr recht haben. Doch alle Fakten stimmen. Das nächste Mal schreibe ich wieder ein bisschen neutraler. Das nächste Mal bin ich auch hoffentlich nicht so doof, Kamera und Stativ mitzunehmen, aber die Speicherkarte zu vergessen.

Schneekanonen – Zwischenstand II

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Gestern hätte ich nicht gedacht, dass ich noch zur Chorprobe in die Stadt komme. In Skelleftehamn schneite ohne Unterlass und morgens lagen 40 cm Neuschnee auf der Fahrbahn. Das war mir zu hoch für eine Autofahrt ohne Allrad. Gegen elf kam aber der Schneepflug und hat die Straße freigeräumt. Danach habe ich noch eine halbe Stunde gebraucht, um den halbmeterhohen Schnee freizuschaufeln, damit das Auto auch auf die Straße kommt.

In der Stadt lag praktisch kein Schnee und während der Probe klarte es auf und der Mond ging auf. Auf dem Rückweg nach Hause fuhr ich von dem klaren Winterwetter wieder hinein in das böige Schneewetter. Hier in Skelleftehamn hatte es den ganzen Tag bei lebhaftem Wind heftig geschneit, aber der Tallvägen, in dem ich wohne, war schneegeräumt. Gegen Mitternacht lagen dort wieder 30 – 40 Zentimeter Neuschnee. Der Zaun hinter dem Garten schaute nur noch an einigen Stellen ein paar Zentimeter auf dem Schnee, die Schneewehen neben dem Zaun zum Nachbarn peilten die Zweimetermarke an. Die Garage war bis an die hohen Fenster heran zugeweht und auch auf der Terrasse lagen bis zu 130 cm Schnee.

Nächtlicher Blick durchs Fenster

Für heute hat der Wetterdienst vor 20 – 30 cm Neuschnee gewarnt, ich vermute, wir haben stattdessen mindestens 70, eher 80 bekommen. Für morgen sagte der Wetterdienst weitere 15 – 25 cm Schnee voraus. Ob ich es wohl morgen zur zweiten Chorprobe in die Stadt schaffen würde?

Als ich heute morgen früh aufstand, um einen ausgiebigen Morgenspaziergang zu machen, war ich ganz verdutzt. Ich hatte schon damit gerechnet, dass wir komplett einschneien, doch das erste, was mir hier auffiel, war der Sternenhimmel. Es hat aufgeklart und der Wind wirbelte bloß manchmal noch den Schnee vom Boden auf. Da ein Taxi (mit Allrad) letzte Nacht den Tallvägen entlangfuhr und eine Spur durch den Schnee gezogen hat, habe ich nach dem Frühstück einen Weg zur Straße geschaufelt und bin mit dem Auto den Reifenspuren hinterher durch den Schnee gedriftet. Schon die nächstgrößere Straße war gut geräumt und so kam ich bequem in die Stadt zur Chorprobe. Auf dem Nachhauseweg war ich gespannt: Schneesturm oder nicht. Aber in Skelleftehamn ist heute nichts mehr heruntergekommen. Die Schneewehen sind schon ein bisschen zusammengesackt und nachdem ein Bekannter mit seinem alten Traktor meine ganze Einfahrt von Schnee befreit hat, konnte ich auch ohne längeres Schippen wieder auf meine Auffahrt fahren.

Morgen soll es wohl ein bisschen aufklaren und ein wenig kälter werden. Wenn es jetzt länger kalt bleibt, wird jetzt wohl auch das noch offene Meer zufrieren. Auf der nahen Bucht bildet sich jetzt das erste Eis. Dann ist es vorbei mit den „Schneekanonen“, die hier und in Bureå südlich von Skelleftehamn für die großen Schneemengen innerhalb von zwei Tagen gesorgt haben.

Morgenwanderung

Dieser Artikel ist Teil der achtteiligen Serie Schneekanonen 2014.

Wegen der Chorprobe bin ich schon früh aufgestanden, denn natürlich wollte ich vorher noch raus und den herrlich vielen Neuschnee geniessen. Und auch das eine oder andere Foto machen.

Nach dem Dauerschneefall der letzten beiden Tagen, die hier geschätzte 70 – 80 cm Neuschnee gebracht haben, hat sich heute das Wetter beruhigt. Noch windig, aber kein Schneefall mehr. Um so besser, das macht das Fotografieren leichter. Und so sah es heute morgen vor meinem Haus aus.

Die EinfahrtDer Tallvägen

Mein Haus hinter Schneewehen

Zu Fuß bin ich durch den Schnee in Richtung Storgrundet gelaufen. Der Weg schien geräumt worden zu sein, er war von 20 – 25 Schnee bedeckt. Vor dem kleinen Teich, wo es immer so windig ist, bin ich links abgebogen. Auch dieser Weg war wohl am Vortag geräumt, aber nur bis zur Hälfte. Danach bin ich durch den knietiefen Schnee stampfend dem Weg weiter gefolgt. Es wurde immer heller und das Licht war phantastisch. Willkommen im Winterwunderland!

Ein Weg durch den Winterwald

Schneeummantelt

Mehr als dreieinhalb Jahre lebe ich schon hier, doch bei Spaziergängen wie diesem kann ich es manchmal immer noch nicht fassen, dass ich jetzt hier lebe, solche Erlebnisse vor der Haustür habe und nicht erst zweitausend Kilometer dafür anreisen muss wie früher.

Rechts bin ich über das Grundstück einer Stuga in Richtung Meer gelaufen. Die Stuga hat Meerblick, und damit ist sie auch dem Sturm ausgesetzt. Teilweise war der Boden komplett schneefrei, an anderen Stellen hat eine zwei Meter hohe Schneewehe eine Kinderschaukel halb unter sich begraben. Und auch das Haus, welches winterlich illuminiert war, war mit Schnee bepackt. Und um einem herum heulte und pfiff der Wind und blies einem immer wieder Schneestaub ins Gesicht.

Ein Häuschen am Meer

Natürlich reizte es mich, auf die Schneewehe zu steigen, aber bald stand ich bis fast zum Hals im Schnee und musste rückwärts wieder herausklettern. Nun weiß ich aber zumindest, dass die Wintergummistiefel auch dann warm halten, wenn Schnee hineinkommt und man nasse Füsse hat. Ich habe mich dann auf den Rückweg gemacht. Als ich keine fünfzig Meter gelaufen bin, stand ich wieder im tief verschneiten Wald. Es war, als würde man von einem Sturm in das gute Kaminzimmer einer alteingesessenen Bürgersfamilie treten. Der Wind war ausgesperrt und es war still und alles schien gemütlich, heimelig und warm.

Ein Foto von einem Stück der ersten Schneewehe habe ich, von mir selbst in der Wehe hingegen nicht. Aber das kann man ja prima in Höhe des kleinen namenslosen Teiches nachholen, dann da ist es eigentlich immer windig und nasse Füße habe ich ohnehin schon. Auf dem Foto stehe ich.

Schneewehe am MeerAb in den Tiefschnee

Diese Schneewehe geht mir auch auf dem Weg bis zum Bauch und B. der mit dem Auto ankam, um zu seiner Stuga zu fahren, musste schnell einsehen, dass er mit seinem Auto nicht weiter kommt, eh der Schneepflug da war. Er hat mich dann noch mit dem Auto das kurze Stück nach Hause mitgenommen, und so bin ich sogar noch pünktlich zur Chorprobe gekommen.

Ein halber Tag frei

Heute habe ich mir einen halben Tag freigenommen. Nach den starken Schneefällen der letzten Tage war ich neugierig, ob in Bureå tatsächlich mehr Schnee liegt. Ein Chorsänger, der dort wohnt, meinte, vor allem auf dem Bureberget (99 m!) läge besonders viel.

Die erste Überraschung kam nach 200 Metern: Die Bucht Killingörviken, auf der ich gestern um 22:00 noch Wellen gesehen habe, war komplett zugefroren und weiß bedeckt. Innerhalb von zehn Stunden! Aber mein Ziel war ja der Bureberget, das ist etwa 20 Kilometer entfernt.

Wie ich schon gedacht habe, war der Weg zur „Berghütte“ nicht gespurt, aber zum einen konnte ich das Auto abstellen, zum anderen hatte ich ja Schneeschuhe dabei. Nach einem Kilometer Weg war ich an der Hütte.

Die Strasse zur BerghütteSchneewehen vor der Hütte

Von dort aus bin ich weiter am Nordhang des Burebergets entlanggelaufen. Da es hier große Felsen gibt, habe ich auch die Schneeschuhe und keine Skier gewählt. Bei jedem Schnitt sank ich bis zur Wade in den fluffigen Schnee oder auch bis ans Knie. Aber manchmal, vor allem neben Felsen und in unsichtbaren Gräben geht es auch tiefer hinein und an einer Stelle steckte ich bis zum Bauch im Schnee – mit Schneeschuhen wohlgemerkt.

Von dem Nordhang hat man einen schönen Blick auf Skelleftehamn, die Inseln und das Meer. Ich war erstaunt: Weite Teile des Meeres waren eisbedeckt, nur am Horizont konnte man noch das Blau des offenen Meeres ausmachen. Und während ich fotografierte, bahnte sich ein großes Schiff, unterstützt von Eisbrecher und Lotsenboot seinen Weg durchs Eis. Fasziniert stand ich lange dort und schaute, wie das Schiff die Bucht, an der ich heute früh vorbeigefahren bin verließ und auf das Meer hinaussteuerte.

Inseln im EisEin großes Schiff bahnt sich den Weg

Schließlich bin ich wieder den Hang hoch gestapft, quer durch den tief verschneiten Wald, meine tiefe Schneeschuh-Tatzenspur hinter mir lassend.

Schneebepackter WinterwaldTiefe Schneeschuhspur

Bald war ich dem Weg nah und nun kam die Sonne heraus. Die Sonne, die ich fast zwei Wochen nicht mehr gesehen habe. Und sie tauchte den Schnee und die Bäume in warmes oranges Licht.

Die Sonne kommt hervorWinterwegmarkierung

Der Sonne entgegen!

So ein halber Urlaubstag bei wundervollstem Winterwetter mit Sonne, -15 °C und Schnee satt öffnet mir wirklich das Herz. Ich war einfach nur glücklich, so viele schöne Eindrücke in so kurzer Zeit geboten zu bekommen. Heute mittag würde ich nach Skellefteå fahren und arbeiten.

Noch an dem kleinen Wald mit hohen Fichten vorbei und dann stand ich am Auto, bürstete Rucksack, Jacke und Hose ab und setzte mich ans Steuer. Bei diesem Wetter ist sogar der Weg von Burvik nach Bureå – einer wie viele – ein Traum!

Die Sonne scheint durch den WaldDie Straße von Burvik nach Bureå

In Bureå scheint ähnlich viel Schnee heruntergekommen zu sein wie bei uns, vielleicht noch ein paar Zentimeter mehr. Aber es war wohl nicht so windig und so konnte sich der Schnee besser setzen, zum Beispiel auf dieses Auto:

Eingeschneites Auto in Bureå

Ich wäre noch gerne hier- und dorthin gefahren, aber es zog mich nach Skelleftehamn, wo ich essen wollte, wovor ich in die Stadt fahren würde.

Gleich geht’s los zur Arbeit. Nur noch ein Foto von der zugefrorenen Bucht Killingörviken. Hier sieht man gut, dass das Eis noch nicht solide ist, sondern aus vielen Eisschollen besteht, die wie ein Puzzle ineinander haken.

neues Eis auf der Lillingörviken

Gleich geht’s aber wirklich los zur Arbeit. Nur noch mal bei der Lotsenstation schauen

Ein ganzer Tag frei

Liebe Blogleser: Kennt Ihr schon den Artikel Ein halber Tag frei? Da fängt diese Geschichte an. Also hier erst weiterlesen, wenn Ihr das andere gelesen habt. Versprochen?


… gleich geht’s aber wirklich los zur Arbeit. Nur noch mal bei der Lotsenstation schauen.

Und ich habe geschaut, noch einmal geschaut und dann bei Hello Future angerufen, um den ganzen Tag frei zu bekommen. Denn es ist ein wunderschöner Anblick, wenn die Ostsee beginnt, zuzufrieren und da es heute gerade so klar und schön war, wollte ich noch den Rest des Tages draußen bleiben. Erst habe ich von Land fotografiert, dann auch vom flachen Wasser aus. Es war aber gar nicht so einfach die Eiskante herunter- und wieder hochzuklettern, denn auch wenn sie nicht an allen Stellen zwei Meter hoch ist, glatt ist sie überall.

Eiskante vor der Halbinsel NäsgrundetMeereiszapfen

Warme Sonne, kaltes Eis. Gåsören am Horiziont

Und so sah ich nach den Fotos aus: Wathose gegen kaltes Ostseewasser, warme Jacke gegen die kalte Luft, und rundum zufrieden. Ich musste zwei Anläufe für dieses Foto machen, denn das Eis war so glatt, dass ich beim ersten Mal hinsetzen mich nicht halten konnte und sitzend langsam wieder herunter zur Kamera schlitterte.

Zufrieden und erfüllt

Danach fuhr ich erst einmal zum ICA, Lebensmittel einkaufen und nach Hause, denn ich hatte seit dem Frühstück weder etwas gegessen oder getrunken und mein Magen knurrte ungehalten. Aber dann bin ich noch einmal losgefahren, zu der gleichen Stelle wieder. Denn das schöne Pfannenkucheneis am Damm zur Halbinsel wollte ich noch ablichten.

Pfannkucheneis

Zwei Bilder möchte ich noch zeigen, dieses Mal nicht Natur, sondern Menschgemachtes: Erst (von der ersten Runde) die Lotsenstation vom Wasser aus und dann (von der zweiten Runde) die Industrieanlagen auf der Halbinsel Rönnskär.

Die Lotsenstation aus NäsgrundetRönnskär am Nachmittag

Na gut, ein Bild habe ich noch. Was macht man, wenn man einen wasserdichten Overall und eine wasserdichte Kamera hat: Fotos nah am Wasser. Wenige sind etwas geworden, denn es war fast zu dunkel für die kleine Kamera, um vernünftig zu fokussieren. Wie ein merkwürdiger Traum war es, auf dem weichen Eis zu liegen, halb im Wasser, und zu sehen, wie der Mond, von Jupiter begleitet, seine Strahlen über die vereiste Ostsee schickt.

Traum

Mein Dank geht an Hello Future, dessen fast grenzenlose Flexibilität mir diesen Tag heute ermöglicht hat. Tack så mycket, E., J. und L.

Heute morgen am Meer

Eisbedeckt bis zur Insel Storgrundet

Nun ist die Ostsee also eisbedeckt und die Stellen, die gestern noch offen waren, sind auch zugefroren. Kein Wunder, denn innerhalb einer Woche ist das Thermometer von +3 °C auf -18 °C gefallen, also drei Grad pro Tag. Dabei ist es hier sogar noch mild im Vergleich: Am Flugplatz wurden -23 °C gemessen, Freunde in Kusfors – 70 Kilometer im Inland – hatten heute Abend -28.4 °C und im Norden Schwedisch Lapplands lagen die Minima vielfach unter -35 °C.

Alltag: Ein Januarmittwoch

Ich habe festgestellt, dass ich hauptsächlich über meine zugegebenermaßen recht zahlreichen Freizeitaktivitäten berichte. Das will ich ein bisschen ändern und beginne mit einer Alltagsreihe. Heute ist

Mittwoch, der 15. Januar 2014

Um halb acht klingelt der Smartphone-Wecker. Schön für ihn, ich bin nämlich schon eine viertel Stunde wach. Mein erster Blick geht immer auf das Thermometer: -15.4 °C, einige Grad wärmer als am Vorabend, ein Zeichen dafür, dass es sich zugezogen hat. Mein Frühstück besteht aus Müsli mit Filmjölk, einem Art Sauermilch, die ich sehr gerne esse.

Dann das Anziehen: Skihose, Winterstiefel, Polarparka, Mütze und Handschuhe angezogen und auf geht es zum Bus, das sind nur fünf Minuten von mir. Dort räumt gerade ein Bagger Schnee von A nach B. Und bald kommt der Bus, wo beim Fahrer eine Fahrt von meiner Plastikkarte abgebucht wird.

Ein Bagger räumt SchneeWarten auf den Bus

Heute gibt es kein WLAN im Bus, etwa die Hälfte hat das schon, aber das macht nichts, denn auch über das Handynetz lässt sich gut im Internet unterwegs sein, zum Beispiel um Zeitung zu lesen oder bei Facebook zu schauen. Heute bin ich auch mit Fotografieren beschäftigt. Nach einer guten halben Stunde Fahrt – der Bus fährt Umwege und hält fast überall – bin ich in der Stadt. Normalerweise gehe ich jetzt durch die fußbodenbeheizte Fußgängerzone zur Arbeit, heute jedoch mache ich einen kurzen Abstecher zum Fluss, wo in dreieinhalb Wochen das Winterschwimmen stattfinden soll. Der Fluss ist teilweise noch offen und ich glaube nicht, dass wir dort in ein paar Wochen festes, begehbares Eis haben.

Busfahrt in die StadtDer Fluss ist teilweise noch eisfrei

In der Küche erfahre ich, dass wir zwei große Projekte zugesagt bekommen haben. Das sind natürlich gute Neuigkeiten, zumal ich die Projekte interessant finde. Die meisten trinken erst einmal einen Kaffee, denn Schweden ist ein Land der Kaffeetrinker. Dann fange ich an zu arbeiten.

Gegen zwölf gehen wir zum Mittagessen. Fast alle anderen arbeiten heute zu Hause oder sind in Meetings verschwunden und so sind wir nur zu dritt. Typisch wäre folgendes Mittagessen gewesen: Fleisch, Kartoffeln, braune Soße, Salat und ein „Måltidsdrick“, ein Mischung aus zu viel süßem Sirup und zu wenig Wasser. Danach einen Kaffee und einen Keks. Heute hingegen gehen wir ins „Café lilla Mari“, welches verschiedene kleine Gerichte hat und die vermutlich größte Auswahl an Kuchen und herrlich gemütlich ist.

Verlockungen an der KasseUnser Essen kommt!Mein heutiges MittagessenIm Café Lilla Mari

Eine normale Mittagspause mit Hin- und Rückweg dauert exakt eine Stunde. Ob „Der Schwede an sich“ das im Gefühl hat oder er das so gut abpasst, weil er ohnehin dauernd aufs Smartphone schaut, habe ich noch nicht ergründet. Danach arbeite ich weiter. (Webseiten mit DOM und XPath parsen, um damit eine JSON-API zu bauen, die ein Dienst im Webview unserer App anrufen kann. Nun wisst Ihr Bescheid.) Gegen halb sechs beende ich meinen Arbeitstag. Meistens höre ich aber schon eher auf, fange allerdings auch früher an.

Weil noch Platz ist: Unsere Kissenecke im BüroAbkürzung zur Fußgängerzone

Ich gehe kurz in die Stadt, um nach Winterstiefeln zu schauen. Nicht, dass ich nicht schon drei sehr warme Paar besitze, aber das sind alle hohe Stiefel und sie sehen mir ein bisschen zu sehr nach Extremoutdoor aus. Aber ich finde nichts. Dann kaufe ich bei ICA – der schwedischen Lebensmittelkette das übliche Käseschinkenbrötchen, was ich oft esse, wenn ich danach noch in der Stadt etwas vorhabe.

Heute haben wir unser regelmäßiges Mittwochstreffen mit „Dark & Cold“. Da wir nun in der heißen Phase der Winterschwimmeisterschaftsplanung sind, sitzen wir drei Stunden da und diskutieren. Über Dinge wie Eisdicken, Polizeigenehmigung, Plakate, Pressearbeit, Sponsoren, Rettungstaucher und vieles mehr. Die anderen gehen davon aus, dass der Fluss in ein paar Wochen fest zugefroren sein wird. Sie haben mehr Erfahrung damit als ich und ich glaube es ihnen einfach einmal. Nach dem Treffen habe ich es gut, weil ich von Freunden nach Hause gebracht werde, obwohl das für sie ein Umweg ist. Unterwegs zeigt das Thermometer -21 °C an und auch in Skelleftehamn sind es -20 °C, der kälteste Abend bisher in diesem Winter, als ich zu Hause ankomme.

Gleissende Lichter am Horizont

Kurz vor Mitternacht hätte ich natürlich auch ins Bett gehen können. Ich bin eher Frühaufsteher und war schon ziemlich müde. Aber der klare Sternenhimmel und der Vollmond, der klar und hell die verschneite Umgebung beschien, da wollte ich noch mal raus. Nur kurz mit Kamera zum Meer. Warmen Parka anziehen empfiehlt sich aber dennoch, bei -21 °C. Doch als ich zehn Minuten später am Meer stand, war alles bewölkt. Wo kamen die Wolken her? Es war nicht so, dass irgendwoher die Wolken aufziehen, sondern „knips!“ – waren sie da.

Na gut, aber am Meer ist es auch bewölkt schön und der Mond schaffte es auch noch durch die Wolken durch und beschien die von Schnee und Eis ummantelten Felsen.

Wintervollmond am gefrorenen Meer

Danach hätte ich natürlich auch nach Hause fahren können, aber Lichter am Horizont machten mich neugierig. Bohrplattformen haben wir nicht, eine Stadt liegt da auch nicht, also ist es vermutlich ein Schiff. So war es dann auch. Als ich an der Lotsenstation stand und die Landzunge hinausging, um zu fotografieren, traf mich von hinten das Scheinwerferlicht eines anderen Autos. Eine in Neongelb bekleidete Figur lief zum Steg und kurze Zeit später konnte man hören, wie das kleine Lotsenboot sich ruckhaft den Weg durch die vereiste Fahrrinne bahnte. Es war auf dem Weg zu dem Schiff. Bei dem Foto sieht man sehr schön, wie sich bei der kalten Luft sofort Eisnebel über dem offenen Wasser bildet.

Nachtschiff am Horizont

Auch weiter nördlich waren die starken Strahler eines Schiffes zu sehen. Der Strahler war nicht zum Himmel gerichtet, sondern durch die Reflektion des Lichtes an Eisplättchen entstand vermutlich eine sogenannte Lichtsäule. Nun weiß ich also, wo Skelleftehamns Nachtleben stattfindet: Auf dem Meer!

Lichtsäule auf See

Meine Güte, zehn vor drei und das mir! Und ich muss morgen arbeiten. Schnell den Artikel veröffentlichen und dann ins Bett.

Wer das Foto vom Schiff nicht so richtig toll findet, darf mir gerne ein besseres Objektiv schenken. Postadresse steht unter Kontakt ;-)

Lichtsäulen

Heute Nachmittag fiel Eisstaub aus dem klaren Himmel. Dann bilden sich oft Lichtsäulen, wie auch gestern schon. So deutlich wie heute habe ich das aber selten gesehen und deswegen habe ich ein Foto von Rönnskär gemacht. Kurze Zeit später ging der Eisstaub in größere Eiskristalle über und der schöne Lichteffekt war schon wieder vorbei.

Lichtsäulen über Rönnskär