Unwissenheit schützt vor Strafe
Neulich fuhr ich am fortgeschrittenen Abend von der Stadt nach Hause. Bei Temperaturen unter -25 °C springt der Saab zwar auch ohne Motorwärmer gut an, aber die Gangschaltung fühlte ein bisschen wie ein sechzig Jahre alter Traktor an. So hoppelte ich ein bisschen um die Kurve und sehe hinter mir bunte Lichter. Rot – blau – rot – blau – rot – blau.
Ich fahre rechts ran und meine Vermutung war richtig: Polizei. Sie fragen, ob ich wüsste, warum sie mich angehalten haben (zwei mögliche richtige Antworten). Ich dachte erst, sie dachten, mein Holpern in der Kurve könnte mit fortgeschrittenem Alkoholkonsum zu tun haben (Ich – der auch ohne Auto zu fahren fast nie Alkohol trinkt …), aber nein, das war es nicht.
Zum einen war just an diesem Tag mein Abblendlicht kaputt gegangen. Hatte ich in der Stadt bloß nicht gesehen.
Zum anderen läge ein Fahrverbot für dieses Auto vor. „Was!?“ – schoss mir durch den Kopf, gefolgt von Begriffen wie auto-gestohlen-die-mafia-illegal-jetzt-bin-ich-kriminell. Was war geschehen? Ich hatte die bilbesiktning – das schwedische Pendant zum TÜV – vergessen. Der Termin war gerade um eine knappe Woche verstrichen. Autsch!
Normalerweise bekommt man wohl eine Erinnerung sowohl für diesen Termin als auch für das Bezahlen der Steuern, ich hatte nichts von dem bekommen. Ich habe dann erst einmal gefragt, wie alles vonstatten geht und freundlich Auskunft bekommen.
Dann kam der Hinweis, dass dieses Vergehen 1500 Kronen Strafe kostet. Gefolgt von einer rhetorischen Pause und den Worten, sie würden mir die Strafe aber erlassen. Auf meine Frage, wie es jetzt weitergeht (mein Kofferraum war randvoll mit Sachen) kam dann die Antwort, ich dürfte mit diesem Auto nicht mehr fahren. Punkt. Eine weitere rhetorische Pause. Danach meinte der eine Polizist dann, sie würden jetzt wegfahren. Sie würden dann auch nichts mehr sehen. Und wenn ich dann mit dem Auto trotzdem fahren würde, wäre das allein meine Sache.
Also habe ich ein bisschen im Auto gewartet, mich über die freundlichen Polizisten gefreut und bin dann nach Hause gefahren. Jetzt erschien auch auf der Anzeige ein Hinweis, dass das Vorderlicht kaputt sei.
Montag früh habe ich mein Auto beim Däcktjänst in Skelleftehamn abgegeben, der nicht nur – wie der Name sagt – Reifendienst ist, sondern kompletten Service anbietet. Heute Nachmittag habe ich das Auto wieder abgeholt. Nicht nur mit repariertem Licht und ebenfalls ausgetauschten Bremsleitungen, sondern auch mit der abgenommenen Besichtigung. Ich bin ziemlich erleichtert, denn am Samstag will ich für eine Woche in Urlaub fahren und kann so alle Winterklamotten, Kamera, Schlafsack, Schneeschuhe und was weiß ich alles einfach in den Kofferraum schmeißen. Luxus pur!
Liebe Astrid Lindgren, so sehr ich Deine Bücher schätze, mit deinen Polizistenfiguren hast Du zumindest diesen beiden Vertretern dieses Berufes unrecht getan. Sie waren hilfsbereit und wesentlich entgegenkommender, als sie hätten sein müssen. Vielen Dank dafür!
P.S.: Blasen musste ich übrigens auch, zum ersten Mal in meinem Leben. Ich war fast enttäuscht, dass das Gerät keine 0.0%, sondern nur ein NEG angezeigt hat.
6 Kommentare für „Unwissenheit schützt vor Strafe“
Annika schreibt:
Urlaub? Wohin gehts? Sarek? Inari? Tromsø?
Olaf Schneider schreibt:
Gällivare und Solberget. Details folgen.
Sonya schreibt:
Herrliche Geschichte, ich habe sehr gelacht.
Falls man sich vorher nicht mehr hören sollte, wünsch ich dir einen schönen Urlaub. Auf Solberget hätte ich jetzt auch große Lust. Grüß mir alle lieb dort.
Olaf Schneider schreibt:
Danke. Die Grüße richte ich natürlich aus.
Evi schreibt:
Auweia, wie hoch war Dein Puls?
Und wann muß man zum Bilbesiktning? Na, eine Woche über
dem Termin, aber hallo, die sind aber streng!(nicht Deine Polizisten)
Dann einen wunderschönen Urlaub mit wolkenlosem Himmel,
na, wegen der schönen Bilder, die uns dann erwarten!!!
Olaf Schneider schreibt:
Bilbesiktning ist einmal im Jahr.