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Nordwärts

Vom Leben in Skelleftehamn

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Psst!

Psst, nicht stören! Ich genieße den Alltag!

Das in die Badewanne legen, in Ruhe Arbeiten, keinen Artikel über den Fettisdagen schreiben*, bei warmen -1 °C durch Schneegegriesel nach Hause laufen und die Milchschokolade mit salzigen Lakritzstücken probieren.

Ich genieße den Alltag! Mehr gibt es hier nicht zu schreiben.


* Über den Fettisdagen habe ich letztes Jahr schon etwas geschrieben und meine fleißigen Blogkollegen Brevlåda und Lussekatt sind ja auch noch da.


Aber halt, zwei habe ich noch. Zwei Fotos. Ich habe diesen netten Ordner „unpublished“, aus dem ich mich jetzt bediene. Das eine Foto entstand Ende April 2012 am Strand von Byske, das andere Foto Anfang Dezember 2012, als wir den Wintereinbruch hatten.

Ich mach dann mal weiter mit Alltag: Abendbrot, Geschirrspüler ausräumen, ein bisschen Klavier spielen, vielleicht noch einmal die Badewanne?

Rönnskär

Normalerweise fotografiere ich hauptsächlich Natur und Landschaft, aber heute gegen halb sechs hatte ich Lust, kurz noch einmal vor die Tür zu gehen und das Schmelzwerk Rönnskär zu fotografieren. Vor einer Woche war noch eine Fahrrinne in der Ostseebucht zu sehen, doch die ist längst wieder mit Packeis zugefroren und übergeschneit.

Strandwetter

Windstill, -3 °C und die Sonne kommt heraus. Strandwetter! Wo allerdings Ufer ist und wo man schon auf der Ostsee steht, ist kaum zu erahnen. Dennoch ist diese Stelle im Winter besser zum am Strand liegen geeignet als im Sommer, denn hier gibt es keinen Sandstrand, sondern – wie meistens hier – Steinküste. Und Schneedünen sind doch auch etwas Schönes, oder?

Aber egal, ich bin ohnehin kein Am-Strand-Lieger und so mache ich nur ein paar Fotos. Jetzt, um 16:40, dämmert es und es hat begonnen zu schneien.

+++ und sonst: +++ gestern Morgen Sprühregen +++ gestern Abend kurzes Polarlicht, ehe Wolken aufzogen +++ neue Wintergummistiefel gekauft: klobig und schwer, aber warm +++

Vor zehn Jahren: Das erste Mal Lappland

Heute habe ich eine kleine Reise in die Vergangenheit gemacht und ein paar Fotos von meiner ersten Reise in den Norden gescannt. Damals, vor zehn Jahren wollte ich einen richtigen Winter erleben und bin deswegen im Januar und Februar 2003 zwei Wochen nach Meltosjärvi in Finnisch-Lappland gereist. In Loma Vietonen habe ich eine kleine, schöne Unterkunft gefunden und das erste Mal Polarlicht gesehen, das erste Mal einen Meter Pulverschnee erlebt, das erste Mal bei Temperaturen unter -30 °C auf dem dick zugefrorenen See „Iso-Vietonen“ gestanden. Danach war es um mich geschehen und ich bin jeden Winter wieder in den Norden gefahren, wenn es ging zwei Mal. Bis ich vor knapp drei Jahren hierher gezogen bin. Jetzt könnte ich von hier aus in viereinhalb Stunden mit dem Auto nach Meltosjärvi fahren.

Morgens Frühstück – ich lerne A. und H. kennen, die leider am gleichen Tag fahren. Eisfischen mit A. und H. Keiner fängt etwas. Das Eis ist ca. 60 cm dick. Darauf 40 cm Schnee, allerdings zwischen Eis und Schnee viel Wasser. Ich muss zu Hause die vereisten Schnürsenkel mit Wasser auftauen, um die Stiefel auszuziehen. […]

Tagebuch, 26. Januar 2003

Ein paar Tage später: Obwohl der Ausflug sehr teuer war, habe ich mich spontan entschlossen, mit nach Kemi zu fahren um dort mit dem Eisbrecher Sampo einen Ausflug zu machen. Was für ein Erlebnis, das erste Mal auf der Ostsee zu stehen. Und das erste Mal im Eis zu baden, allerdings mit einem dicken, knallorangefarbenen Überlebensanzug. Der wurde danach abgespült, denn es war so kalt, dass der Reißverschluss sofort einfror.

[…] Ich bin fast nur draußen. Man hört das Eis brechen und fährt durch das Weiße. 12:30 Führung durch das Schiff. 5000 Tonnen schwer. Bricht Eis mit Gewicht. Um 1960 gebaut. […] Wieder draußen. Das Schiff wendet und fährt zur Stelle, wo die Schneemobile stehen. Es ist windig (Chill ± -40°C) und habe das Vordeck für mich alleine. […]

Tagebuch, 30. Januar 2003

Ein besonderes Erlebnis war es, auf dem Eis zu dem Bug des Schiffes laufen zu können und das Schiff vom Wasser aus von vorne fotografieren zu können.

Wenn Ihr Euch übrigens über meine Handhaltung auf dem Foto wundert: Ich hatte gerade die Handschuhe für ein Foto ausgezogen, dann haben mich andere gefragt, ob sie mich fotografieren sollten. Dafür wollte ich mich am Poller (heißt das so?) abstützen und bin zurückgezuckt, weil das Metall schweinekalt war. Knips!

Überhaupt war es manchmal ganz schön kalt. Ich erinnere mich an einen Tag mit einer Höchsttemperatur von -29.5 °C. Ich habe mit zwei Franzosen einen langen Spaziergang gemacht und so ziemlich jedes Auto hat angehalten und wir wurden gefragt, ob wir Hilfe bräuchten.

[…] Die letzten Tage waren so kalt, dass Brauen und Wimpern gefrieren. M. und R. sehen wüst aus. Auch auf ihren Wangen wächst das Eis. Mein Mundschutz ist komplett gefroren und steinhart. Ebenso Teile der Balaclava und der Handschuhe.[…] Morgens 5 km-Runde Langlauf. Die Nacht war extrem kalt und der Schnee ist so harsch, dass die Skier gar nicht gleiten. […]

Tagebuch, 31. Januar / 1. Februar 2003

Als ich eine halbtägige Hundeschlittentour gemacht habe, war es aber wesentlich wärmer. Die Tour war relativ ruhig, da den „Touristenhunden“ es völlig schnurz war, was ich da hinten gemacht habe, sie sind einfach dem Vorderschlitten hinterhergelaufen.

[…] Hophop heißt los und Slèi(t) heißt stopp, dazu muss man die Bremse treten. Die Hunde beim Start werden immer aufgeregter, bellen, winseln, heulen. […] Die Route durch die tief verschneiten Wälder ist wunderschön. Teile der Strecke kenne ich schon vom Skilaufen. Angekommen, macht der Führer Feuer und Kaffee (halb Wasser, halb Pulver). […] Die Hunde haben sich mit mir abgefunden. Wenn ein Hund im Tiefschnee ist, ist er fast nicht mehr zu sehen. Es schneit die ganze Zeit und ein kühler Wind bläst. […]

Tagebuch, 3. Februar 2003

Nach zwei Wochen mit vielen Erlebnissen viel es mir schwer, mich wieder an die Stadt Essen zu gewöhnen, doch nach ein paar Tagen war ich wieder im Alltag der deutschen Großstädte angekommen. Ich glaube, dass ich heutzutage ein Vielfaches länger bräuchte, aber da ich momentan keine Umzugspläne nach Deutschland habe ist das eigentlich ziemlich egal.

Kamera: Yashica, 35mm Zeissobjektiv (ich glaube, eine T5). 10 35er-Filme Fujicolor Superia(?) ISO 200.

Auf dem Weg nach Burträsk

Wintermarkt in Burträsk – das wäre doch was für heute. Und da ich zu früh losgefahren bin, habe ich ein paar Umwege genommen. Und bin einige Mal stehengeblieben, um zu schauen oder zu fotografieren. So zum Beispiel hier in Yttervik, keine 10 Kilometer hinter Skelleftehamn:

Dieses schöne Haus steht in Vikfors direkt am Bureälven. Was für eine schöne Lage!

In Ljusrotet, zehn Kilometer vor Burträsk, gab es zwei Anzeichen für Rentiere: Zum einen die offiziellen Verkehrsschilder, die dort fest stehen, zum anderen schwarze Müllsäcke. Diese binden die Sámi an Holzstecken und stecken sie in den Schnee, um den Autofahrern zu signalisieren, dass hier Rentiere in der Nähe sind. Und das waren sie. Eine kleine Herde von zwanzig Tieren äste auf den tief verschneiten Weiden. Das sieht ein bisschen lustig und auch ein bisschen dämlich aus. Da die Rentiere vom Boden äsen, sind Kopf und Vorderrumpf im Schnee verschwunden und nur die Hintern schauen hervor. Irgendwann schauen dann aber auch die Tiere selber, denn während ihnen die Autos selber egal sind, haben sie vor Menschen – also auch vor mir, der mit dem Teleobjektiv am Straßenrand steht – eine gewisse Scheu.

Hallo Rentiere, viele meine Leser finden Rentiere toll. Schaut doch bitte noch mal her. Cheeeeese! Danke schön!

Nun wollte ich eigentlich direkt zum Markt, wurde aber von einem Schild ausgebremst. Auf dem Schild stand „Loppis“, kurz für Loppmarknad – Läusemarkt und das bedeutet natürlich Flohmarkt. Ich liebe Flohmärkte! An diesem Flohmarkt war das Gebäude das Besondere. Ich habe erfahren, dass diese Bauart einer Scheune – 1820 oder 1830 erbaut – für Burträsk typisch ist, in Skellefteå wurden diese anders konstruiert. Ich habe zwar verstanden, dass oben das Heu lagerte, Kühe da waren und außen Pferde im Kreis herumgingen, aber den Rest, den mir die beiden Frauen erzählten, habe ich nicht wirklich verstanden, denn meine Schwedischkenntnisse, was Landwirtschaft anbelangt, halten sich sehr in Grenzen … . Eine blaue Glasschale „Made in Spain“ und ein Buch mussten mit. 40 Kronen.

Heute gelernt: Wenn man mit dem Fischauge („Dachkonstruktion“) fotografiert, immer die Fotos auf Lichtreflexe kontrollieren.

Schließlich bin ich aber – nach über 80 statt 50 Kilometern – in Burträsk angekommen. Und dort habe ich – glaubt es oder nicht – bestimmt zehn Minuten einen Parkplatz gesucht. So etwas habe ich hier in Nordschweden noch nie erlebt! An alle Straßenrändern, auf allen Parkplätze, vor der Kirche, in der Kurve am Rand – überall standen Autos. Aber dann habe ich doch noch einen Parkplatz gefunden, der gar nicht so weit weg war vom Markt. (Und leicht einzuparken, das kann ich nämlich nicht gut, weil ich es hier nie brauche.)

Da es hier kaum Gemüse gibt, sind Wochenmärkte hier unbekannt und deswegen ist ein Markt immer etwas besonderes. Und so kommt Volk von nah und fern, um zu schauen, zu essen und zu kaufen. Es gibt eine erstaunlich große Anzahl von Ständen, die warme Strümpfe oder Handschuhe und Mützen haben, Stände, an denen man Lachs, Elchwurst oder Rentierfleisch kaufen kann und Stände mit Godis – Süßigkeiten. Zwei Händler und ihre Stände kannte ich schon vom Jokkmokksmarkt. Einer verkauft warme Wollkleidung. Ich trage gerne Wolle und bin auch nicht besonders empfindlich, aber die langen Unterhosen, die ich hier fotografiert habe, möchte ich nicht auf der nackten Haut tragen. Der andere Händler handelt mit Fellen und mit Fellprodukten. Vor allem die Fellmützen und die unfassbar riesigen Fellhandschuhe sind sehenswert. Und wer dort kein fertiges Produkt kaufen möchte, der kann auch eines der Felle kaufen und sich die Sachen selber nähen.

Nach einem ausgiebigen Rundgang habe ich mich wieder auf dem Rückweg gemacht. Als ich durch Ljusrotet fuhr, waren die Rentiere immer noch dort. Sie lagen in der Sonne und schienen die Wärme zu geniessen, immerhin war es mit +3 °C heute wärmer als im frostigen Deutschland.

Ein Wintertag auf der Ostsee

Heute war ein richtig schöner warmer Wintertag. Morgens war die Luft noch frostig, doch den Rest des Tages hatten wir zwischen vier und sechs Grad. Plus! Und das fühlt sich schon richtig warm an.

Rumms! hat es gerade gemacht, während ich diesen Text hier schreibe. Das heißt, dass irgendwo wieder ordentlich Schnee vom Dach gerutscht ist. Bei Tauwetter sollte man mit Hausdächern sehr vorsichtig sein, wenn man nicht einen halben Kubikmeter Schnee in den Kragen bekommen möchte.

Ich habe meine Skier genommen und eine schöne Tour um und über die Inseln gemacht. Norrskär – Norrskärgrundet – Gråsidan – Nygrundet – Bredskär. Und zum ersten Mal hatte ich nur T-Shirt und leichte Jacke an und auch die Mütze und Handschuhe sind meistens in der Jackentasche geblieben. Dafür kam die Sonnenbrille erstmalig zum Einsatz.

Die spektakulärsten Motive finde ich meistens auf den östlichen Außenseiten der Inseln.

Für viele Motive schnalle ich die Skier ab, da es viel leichter ist so zu fotografieren. Und da ich gerne aus der Froschperspektive fotografiere, hatte ich dauernd nasse Knie. Denn es war ja warm und überall haben sich Pfützen auf dem Eis gebildet und von allen Eiszapfen tropft es. Abgesehen davon ist es sehr mühsam, mit der Pulka, die ich mehr spaßeshalber dabei hatte, über die Packeisfelder zu laufen. Aber auf größeren Teilen der Ostsee liegt aber glattes Eis, auf dem sich ebenso wie auf den schneebedeckten Inseln gut Skilaufen lässt. Auch wenn wegen der Wärme der Schnee manchmal zentimeterdick unter den Skiern klebte.

Aber es zeigt sich, dass Skier ganz praktisch sind, denn die Eisformationen haben Löcher, die teilweise überraschend tief sind. Als ich einmal die Skier zum Fotografieren abgeschnallt habe, um zu Fuß hinunter zum Meereis zu gehen, trat ich plötzlich ins Leere. Unter dem Schnee lauerte eine Tropfsteineishöhle, die ich mit meinem Fuß freigelegt habe. Da das Loch zwar klein, aber knapp anderthalb Meter tief war, war ich danach sehr vorsichtig, wenn ich keine Skier anhatte.

Da war es wesentlich leichter, einfach so über das solide Eis zwischen den Inseln zu laufen, zumal hier kaum Schnee auf dem Eis liegt und man gut dahingleitet, ohne tief einzusinken. An einer Stelle habe ich mal versucht, blind fünfzig Schritte geradeaus zu gelaufen und habe gleich eine hübsche Rechtskurve gegangen. Beim zweiten Versuch hatte ich dann eher Linksdrall. Überkompensation nennt man das wohl.

Nach einer netten Pause bei der Stuga meiner Hausnachbarn auf der Insel Bredskär habe ich den Heimweg angetreten. Der wurde aber noch einmal unterbrochen, da gerade ein größeres Schiff „Blue Garnet“ anlegte. Vom Anleger hat man mich sofort mit verscheucht, denn da hatte ich nichts zu suchen, aber da die Schweden ein höfliches Volk sind, hat sich der Mann sogleich mit „Tack“ bedankt, dafür dass ich auch wirklich die paar Meter zurückgegangen bin. Im Hintergrund ist übrigens der Eisbrecher Baus zu sehen.

Heute Abend habe ich mir übrigens eine Pizza geholt und dabei die ersten mit kurzer Hose und kurzem Rock gesehen. Warum auch nicht, es sind ja Plusgrade …

Fast Frühling

Während heute eine Freundin aus München von 7 cm Neuschnee schreibt, hatten wir heute frühlingshafte Temperaturen. Bei Mittagstemperaturen von acht Grad und warmem Sonnenschein ist es mir nicht leicht gefallen, heute zu arbeiten. Aber ohne Jacke (geschweige denn Handschuhe, Schal oder Mütze) zum Essen zu gehen hat ja auch schon was.

Die Gummistiefel hätte ich mir aber sparen können, denn die Straßen in Skelleftehamn sind alle noch schneebedeckt. Vermutlich ist der Boden noch zu kalt. Aber den Schnee auf den Dächern taut die Sonne kräftig weg. Und dann plitscht und platscht es an allen Ecken und es klingt fast so, als sei es trotz blauen Himmels und Sonnenschein am Regnen.

Das Tauwetter hat allerdings meinen großen Schneefiguren arg zugesetzt. Während das Schneeschwein immer dünner wurde und irgendwann Arme und Ohren verloren hat, sank das hohle Schneemonster in sich zusammen und wurde noch ein bisschen runder und dicker, aber auch ein bisschen gruseliger.

Für meine Silvestergäste habe ich eine traurige Nachricht: Das Schneeschwein ist nicht mehr. Nachdem es auch noch ein Auge und ein Bein verloren hat, hatte ich Mitleid und habe es heute Nachmittag wieder dem großen Kreislauf von Eis und Schnee zugeführt. Das Schneemonster hatte hingegen noch einen glänzenden Abend. „Lysande!“

Fast Frühling – Nachtrag

Ein kurzer Nachtrag zum Artikel Fast Frühling.

Nachtrag vom 28.2.

Weiterhin war es warm, auch in den letzten beiden Nächten war es frostfrei. Tauwetter. Heute morgen auf dem Weg zum Bus musste ich durch eine riesige und tiefe Pfütze waten. Und dort, wo noch Schnee auf der Straße liegt, ist er braun und meistens schon Schneematsch. Das kenne ich ja aus Deutschland, aber für Nordschweden ist das mindestens einen Monat zu früh!

Auch das Schneemonster ist in sich zusammengefallen – wesentlich früher als ich gedacht hätte. Aber übermorgen, am Samstag, sollen 8 – 10 cm Schnee fallen, und bei dem böigem Wind werden sich die erwarteten -10 °C wie -20 anfühlen. Das kann ich mir ehrlich gesagt bei der heutigen Frühlingsstimmung kaum vorstellen.

18:30: hübsch, jetzt regnet es auch noch richtig. 2.5 °C.

Nachtrag zum Nachtrag vom 1.3.

07:00: es schneit und es ist windig. Das Thermometer zeigt -5.5 °C an, Tendenz fallend. Und auch wenn Teile der weichen und jetzt über Nacht gefrorenen Schneeklumpen noch etwas bräunlich anmuten; das Tauwetter scheint der Vergangenheit anzugehören und weit zurückzuliegen. Das Foto oben habe ich gestern Mittag gemacht, das Foto hier heute vor ein paar Minuten.

Nachtrag zum Nachtrag zum Nachtrag …

Der Wetterdienst smhi hat übrigens gestern einen Blogartikel mit dem Titel „Vår i norr men vinter i söder“ (Frühling im Norden aber Winter im Süden) geschrieben. Wenn man sieben Tage hintereinander Durchschnittstemperaturen über 0 °C hat, nennt man den ersten Tag Frühlingankunft. Und die hatten wir dieses Jahr schon im Nordschweden (Normal wäre das im April), aber noch nicht in Südschweden. So eine Situation hat es das letzte mal 1963 gegeben – vor 40 Jahren.

Wieder Winter

In der Nacht kam der Schnee und der Frost. Dann klarte es auf. Jetzt, um halb sechs sind es -10 °C und der erste Märztag fühlt sich im Gegensatz zu den letzten Februartagen wieder nach richtigem Winter an.

Kurz vor Sonnenuntergang war ich noch einmal am Strand und bin zur nahen Insel Storgrundet hinübergelaufen. Auf der angetauten und wieder gefrorenen Ostsee ist es teilweise spiegelglatt. Das Eis unter einem knackt laut und dumpf. Ich weiß, dass das Eis dort dick ist – heute sah man sogar frische, breite Reifenspuren – und das Eis nur deswegen knackt, weil es sich bei den sinkenden Temperaturen ausdehnt, aber dennoch sehe ich mich bei jedem Knack – und meine teuren Kamerasachen – mit einem lauten Platsch ins Ostseewasser fallen.

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!

Schneesturm

Västerbottens Küstenregion: Warnung Klasse 1 Schneefall – Am Samstag Schneefall, der vor allem an der Küste kräftig sein kann. Bis Sonntag Morgen kommen 10-20 cm Schnee.

SMHI, 1. März 2013

Nördlicher Kvarken: Warnung Klasse 1 Starkwind – Von Samstag Vormittag Süd 16-19 m/s.

SMHI, 1. März 2013

Das schrieb gestern der schwedische Wetterdienst. Heute morgen, als ich ins Auto gestiegen bin, um unter anderen zu einer Vernissage in die Stadt zu fahren, war es aber noch ruhig. Wenig Wind, kaum Schnee. Bei Harrbäckssand habe ich eine Pause gemacht und vom Eis aus die Birke auf der winzigen ufernahen Insel fotografiert. Ein paar Stunden war ich auf dem Rückweg und es war ungleich windiger und es schneite stark. Das zweite Bild entstand bei mir quasi um die Ecke. Da die Belichtungszeit nur eine viertausendstel Sekunde war, ist der Schnee, der vorbeifegte, auf dem Bild eingefroren.

Man merkt, dass schlechte Sicht ist, auch daran, dass die Schweden freiwillig langsamer fahren als erlaubt. Das war heute aber auch keine schlechte Idee, denn es schneite teilweise so stark, dass ich beim Autofahren kaum 50 Meter weit schauen konnte. Das Handy-Foto trifft die Stimmung eigentlich ganz gut. Wenn man genau schaut, sieht man die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos.

Zu Hause habe ich einer kleinen Pause mich noch einmal auf den Weg nach Storgrundet gemacht. Zu Fuß, auch da ich Angst hatte, mit dem Auto in einer Schneewehe steckenzubleiben. (Das wäre mir vielleicht kurz vor dem Ziel auch gelungen.) Am Ufer des Strandes Storgrundet blies der starke Wind jede Menge Schnee über das Ostseeeis und ich hatte die Wahl: Warte ich mit dem Fotografieren, bis gerade mal ein bisschen Sicht ist, sieht es langweilig aus. Warte ich, bis richtig Schnee vorbeifegt, dann ist das Bild weiß. Ich habe einige Male ausgelöst, bis ich ein Bild dazwischen im Kasten hatte.

Es ist mir dagegen nicht gelungen, die Schneefahnen, die sich vor allem an Steinen bilden einzufangen. Das ginge bei diesem diffusen Licht wohl nur mit Video.

Kurz bevor der ICA zumachte, hatte ich Appetit auf Salat und bin durch die knietiefen Schneewehen zu meinem Auto gestapft. Der Pulverschnee ist so leicht, dass ich mir keine größeren Sorgen gemacht habe, mich mit dem Auto festzufahren. Auf der Fahrbahn lagen vielleicht so 15 cm Neuschnee, da driftet der Saab sehr lustig um die Kurve. Und ich muss zugeben, dass es mir Spaß macht, so im Schnee Auto zu fahren, wenn es keine längeren Strecken sind. Als ich allerdings wieder auf mein Grundstück wollte, drehten die Räder dann doch durch. Aber mit ein bisschen rückwärts fahren und ein bisschen mehr Schwung kam ich doch noch in meine Einfahrt.

Der Schnee im Vorgarten ist jetzt noch höher, ich kann vom Haus aus kaum noch die Fahrbahn sehen. Nicht deutet darauf hin, dass vor ein paar Tagen noch das Schneemonster in meinem Vorgarten geleuchtet hat, dort ist nur eine plane und unberührte Neuschneefläche zu sehen. Kaum vorstellbar, dass ich vorgestern noch durch tiefe Pfützen zur Kreuzung gewatet bin.

Jetzt sitze ich mit meinem dicksten Wollpullover am Rechner, das liegt daran, dass schon seit drei Uhr Nachmittags wegen technischen Problemen die Fernwärme ausgefallen ist und bei mir weder warmes Wasser noch die Heizungen funktionieren. Die Elektroheizung, die sonst das Bad im Keller heizt, hat aber tapfer die Innentemperatur im Wohnzimmer von 16.1 °C auf 16.6 °C hochgeheizt und so ist der Pullover eigentlich viel, viel zu warm. Aber auch sehr, sehr gemütlich …

Das Wort „Schneesturm“ klingt immer schön dramatisch. Die deutschen Meteorologen sprechen ab 75 km/h von Schneesturm, so windig war es vermutlich heute auch auf der Ostsee nicht. Für einen Blizzard (Nach US-Wetterbehörde NOAA ab 65 km/h und mindestens drei Stunden Schneefall mit starken Sichtbehinderungen) hat es heute vielleicht sogar gereicht. Aber den Titel ändere ich jetzt dennoch nicht mehr. Ich mag das Wort Schneesturm.

Nachtrag

Sonntag, 5:00 – Fernwärme geht wieder.

Nachtrag 2

Sonntag, 12:30 – ein kleiner Videoschnipsel von gestern auf Vimeo: „Schneesturm“.

Nach dem Schneefall

Draußen höre ich eine letzte Schneefräse. Während alle anderen hier in der Straße schon am Vormittag die Grundstücke freigeräumt haben, ist vor kurzem ein Nachbar aus dem Wochenende zurückgekommen und fräst jetzt sein Grundstück frei, damit er das Auto parken kann.

Wie viel gefallen ist, weiß ich nicht, dazu war es gestern zu windig. Ich schätze, dass etwa 20 cm Neuschnee gefallen sind. Im Garten hinten liegen jetzt 90 bis 100 cm, während sich im Vorgarten bis zu zwei Meter hohe Berge türmen, denn irgendwo muss das Zeugs ja bleiben.

Aber jetzt sieht alles wieder weiß und rund aus und herrlich ruhig ist es. Wenn nicht gerade Schnee gefräst oder Skooter gefahren wird. (Jetzt macht der Nachbar gerade die Schneefräse aus.)

Und weil ich heute keine Lust zum Fotografieren habe, noch ein Bild von gestern. Eher aus der Reihe Experiment als aus der Reihe Winterlandschaft.

Ich habe übrigens mal gezählt: 72 Prozent der Artikel seit Dezember handeln von Schnee, Eis oder Winter allgemein – die Tauwetterartikel nicht mitgerechnet. Ich glaube, ich muss mir mal wieder andere Themen überlegen und andere Fotos machen.

Sonnenaufgang

Jetzt wird es schon früh hell, denn um zwanzig nach sechs geht die Sonne auf und man merkt, dass der tiefste Winter vorbei ist. Da ich ohnehin Frühaufsteher bin, wache ich meistens gegen sechs auf. Heute habe ich es geschafft, so früh aus dem Bett zu kommen, dass ich den Sonnenaufgang am Meer anschauen konnte. Nicht, dass ich nicht schon mal die Sonne habe aufgehen sehen, aber schön ist es jedes Mal wieder.

Nordanå

Gestern, beim Diskussionsabend mit Mores hatte ich eine schöne Aussicht auf Nordanå, Skellefteås Park westlich vom Zentrum. Das Kulturzentrum beherbergt unter anderem mehrere Museen und das Nordanåtheater, dessen großen Theatersaal ich schon von beiden Seiten gesehen habe: Als Teilnehmer des Creative Summit 2010, 2011, 2012 und als Pianist beim Theaterstück Julstämningen (Weihnachtsstimmung) letztes Jahr.

Ende April zum Erzählerfestival bin ich als Pianist bei zwei Programmen beteiligt, darauf freue ich mich schon.

Neu ist die kleine Eisbahn vor dem Kulturzentrum. Ein einsames Pärchen lief dort gestern auf dem farbig angestrahlten Eis Schlittschuh und die romantische Orchestermusik schwebte aus dem Lautsprecher bis zu dem Balkon empor, auf dem ich stand, als ich die Nachtaufnahme gemacht habe.

Heute hingegen ist die Kultur in Skelleftehamn, wenn auch nur virtuell. Als ich auf meinem Heimweg am „Folkets Hus“ in Skelleftehamn vorbeikam, parkten dort viele Autos. Normalerweise ein Zeichen, dass im Kino Eishockey live übertragen wird. Dieses Mal hingegen ist der Anlass ein anderer: Die königliche Oper in Stockholm sendet heute Puccinis Oper Turandot live in 67 Kinos, unter anderem auch nach Skelleftehamn. Ein Hauch Großstadtkultur gleich bei mir um die Ecke.

Eisblumen

Luxus: Schönes Wetter, noch ein bisschen faul sein und dann mal kurz halb heraus gehen, um zu Fotografieren. Halb, das heißt, in meinen Wintergarten, wo immer, wenn es in der Nacht kalt war (Minimum der letzten Nacht: -18 °C) die Eisblumen an den Fenstern wachsen, die dann aber bald von der kräftigen Märzsonne wieder weggestrahlt werden. Im Winter ähnelt der Wintergarten eher einem Lager, in dem Skier und Pulka Platz finden, doch schon bald geht die Sonne noch früher auf und wärmt den Vorbau so auf, dass man trotz Minusgraden draußen dort gemütlich frühstücken kann. Ohne Jacke!

Die Eisblumen sind wunderbar, sie bilden immer wieder neue Formen, die teilweise wie skurrile Landschaften, wie Kulissen für Schattentheaterstücke oder wie filigrane, geheime Alphabete von einem anderen Stern aussehen. Das muss ich irgendwann mal in Ruhe fotografieren, nicht nur kurz wie heute. Und vorher endlich mal die Fenster putzen.

Ein komplettes Wochenende

Kennt Ihr das? Die Wochenendplanung? Man möchte was Schönes machen, vielleicht alleine, vielleicht mit Freunden. Man sollte unbedingt ein paar Dinge erledigen und ein bisschen relaxen – zum Beispiel lesen. Und ein kleiner Mittagsschlaf wäre doch auch nett und nützlich. Macht zusammen so drei bis vier Tage. Das Wochenende hingegen hat zwei.

Dieses Wochenende habe ich tatsächlich alles gemacht. In nur zwei Tagen. Das kommt wirklich nicht oft vor.

4. Relaxen: Teile das Nachmittags habe ich im Bett verbracht. Zum einem mit einem recht langen Mittagsschlaf, zum anderem mit dem ersten Buch aus der „Agaton Sax“-Reihe. Das sind herrlich skurrile und schräge Jugendbücher, die Nils-Olof Franzén von 1955 bis 1978 geschrieben hat. Hauptfigur ist der kleine und etwas korpulente Agaton Sax, der Chefredakteur der kleinen Tageszeitung in der fiktiven Stadt Byköping ist und nebenberuflich ein Genie in Sachen Kriminalistik. Und wenn ich dann wieder einen schwedischen Wortwitz verstehe, freue ich mich besonders.

3. Erledigen: Heute Vormittag habe ich ein bisschen länger geschlafen und dann beschlossen, das Thema „Ablage“ in Angriff zu nehmen. Nun gehört Ablage machen zu den Dingen, vor denen ich mich (a) gerne, (b) erfolgreich und (c) sehr lange drücke und so denke ich beim stundenlangen Sortieren und Abheften darüber nach, wie die Zeit vergangen ist. Das mache ich sonst nie, aber nicht wenige der Briefe von Versicherung, Finanzamt, Bank oder Pensionskasse tragen das Jahr 2010.

Als ich nach Schweden kam, habe ich mich über die lustigen vier Löcher gewundert, die hier viele der offiziellen Briefe zieren. Anfangs vermutete ich noch einen Fehler (Warum sollte das auch anders als in Deutschland sein), dann habe ich mir einen schwedischen Locher und passende Aktenordner gekauft.


2. Freunde treffen: Gestern Nachmittag bin ich zur Halbinsel Kallholmen gelaufen, denn dort wohnte ein guter Bekannter, der mich zu einer kleinen Feier eingeladen hat. Dabei bin ich größtenteils außen herum auf dem Eis gelaufen, weil es dort bei der untergehenden Sonne so schön war. Was für ein schöner Nachmittag und Abend mit netten Leuten war das! Mit indischem Essen und Diskussionen, mit Bowle und Weißwein. Sechseinhalb Stunden später bin ich wieder zurück gelaufen. Da das vorhergesagte Nordlicht ausgeblieben ist, war ich auch relativ schnell wieder zu Hause.

1. In der Natur sein: Gestern Vormittag habe ich eine Wanderung zu Fuß gemacht. Im weglosen Wald ist das sehr lustig, weil größere Teile der Schneedecke gut tragen, man aber immer mal wieder bis zur Hüfte im Schnee steckt. Die Elche laufen ja auch gerne Wege, aber haben mit Tiefschnee keine Probleme, obwohl die einzelnen Fußabdrücke auch ganz schön tief sein können.

Auf der Ostsee hingegen war es viel leichter zu gehen, da auf den offenen Eisflächen wesentlich weniger Schnee liegt. Dieses Mal bin ich zu einer winzigen Insel namens Brottören gelaufen. An einigen Stellen hat das Eis ziemlich geknackt. Ich zucke dann jedes Mal ein bisschen zusammen, obwohl das Knacken eher damit zusammenhängt, dass es wieder kälter wurde. Und auf der Insel Storgrundet stand sogar ein Kombi am Strand geparkt, den jemand vom nahen Festland über das Eis gefahren hat. Soviel zur Eisdicke.

Gerne wäre ich zu den Eisbergen, die man am Horizont flimmern sehen konnte gelaufen. Aber die waren mindestens drei Kilometer entfernt und ich hatte keine Ahnung, wie dick und tragfähig das Eis dort draußen auf der offenen See ist.

Gestern Abend: München Flughafen + 8°C, Skellefteå Flugplatz: -21 °C. Hier war es also fast dreißig Grad kälter. Inzwischen war aber der Winter auch nach Deutschland unterwegs und hat Kälte und Schnee mitgebracht.

Flaggentag

Als ich heute in Skelleftehamn (ich habe zu Hause gearbeitet) zum Essen gefahren bin, habe ich gesehen, dass an der großen Flaggenstange gegenüber von ICA die schwedische Flagge im Wind wehte. Nanu, dachte ich, es ist weder Ostern, noch Mittsommer, noch Weihnachten, dann kann es ja fast nur mit Königs zu tun haben. Und richtig – im Blog Schwedenstube erschien just heute der Artikel Flaggentage in Schweden und dort stand unter dem 12. März Kronprinssesans namnsdag (Namenstag der Kronprinzessin).

Wisst Ihr, wann Ihr Namenstag habe? Ich nicht. Im Gegensatz zu Deutschland spielen Namenstage in Schweden eine wesentlich größere Rolle. Und an den Namenstagen des Königs, der Königin und der Kronprinzessin ist ein sogenannter Flaggentag, an dem die schwedischen Flaggen gehisst werden. Denn im Gegensatz zu den Wimpeln ist es streng festgelegt, an welchen Tagen, zu welchen Uhrzeiten, abhängig von Sonnenstand und Breitengrad die Flaggen gehisst werden.

Ich stelle mir belustigt vor, wie es wäre, wenn Deutschland plötzlich einen König hätte und an seinem Geburtstag alle Deutschlandflaggen gehisst werden. Völlig unvorstellbar! Auch wenn ich die schwedische Flagge hübsch finde, sind mir Nationen und Nationalitäten ziemlich egal. Wenn es aber irgendwann eine gemeinsame Weltflagge gibt, wer weiß, vielleicht stelle ich mir dann auch einen Flaggenmast in den Vorgarten.

Auf der Suche nach C/2011 L4

Heute saß ich anderthalb Stunden auf dem Eis. Und schaute in Richtung Westen. Denn dort sollte nach Sonnenuntergang der Komet C/2011 L4 – auch PANSTARRS genannt – zu sehen sein. Der war allerdings auch mit Fernglas beim besten Willen nicht auszumachen. Vielleicht liegt es daran, dass die Sonne hier so langsam untergeht, dass der westliche Horizont noch über eine Stunde lang in rötliches Dämmerungslicht getaucht ist. Selbst die schmale Mondsichel – gerade einen Tag alt – habe ich lange mit dem Fernglas suchen müssen. Erst als es dunkler wurde, war sie mit bloßem Auge zu sehen.

Aber auch wenn ich den Kometen nicht erspäht habe, so war es schön, den Übergang von Tag zu Nacht so in Ruhe beobachten zu können. Das habe ich ewig nicht mehr gemacht. Erst einige Zeit nach Sonnenuntergang kamen Jupiter und Sirius sowie im Zenith der Stern Capella im Fuhrmann zum Vorschein. Selbst, als ich anderthalb Stunden nach Sonnenuntergang wieder gegangen bin, war es noch nicht richtig stockdunkel. Aber für ein kleines Sternenhimmelerinnerungsfoto hat es ausgereicht.

Erst kam ich mir ein bisschen doof vor, als ich mit dicken Wintergummistiefeln, Daunenhose und Canada-Goose-Parka bewaffnet das Eis betreten habe. Ich sah mehr aus, als wollte ich zum Südpol, oder in der kanadischen Arktis unterwegs sein. Aber ich habe wieder feststellen müssen, selbst bei -15 °C kann Kleidung kaum zu warm sein, wenn man so lange still sitzt. Jetzt, um halb zehn, zeigt das Thermometer -19 °C an, diese Nacht könnte also kalt werden.

Nach einer kalten Nacht

Nach einer bis zu -22 °C kalten Nacht hat wieder ein wunderbarer klarer Tag begonnen. Unter dem strahlend blauen Himmel funkelt der Schnee in der Sonne. An den kahlen Bäumen sitzt neuer Raureif und ab und zu weht ein kaum wahrnehmbarer Wind Eiskristalle herunter, die wie Silberstaub in der Sonne glitzern. Die Eisblumen strahlen hell am Fenster des Wintergartens. Schwedischer Winter von seiner schönsten Seite.

All das sehe ich nicht, weil ich frei habe und durch die Natur laufe, sondern von meinem Arbeitsplatz zu Hause aus. Es fällt mir nicht leicht, auf den Bildschirm zu schauen anstatt ständig hinaus.

Habt Ihr denn Schnee?

Wie andere ein Gespräch einleiten mit „Wie geht’s?“, bekomme ich zur Zeit als Erstes oft ein „Habt Ihr denn Schnee?“ zu hören. Ich muss dann jedes Mal ein bisschen schmunzeln.

An der Garage reicht der Schnee bis an die hohen Fenster, nur die eine Seite des Outdoorpools schaut ein bisschen hervor und der Zaun hinter dem Bäumchen ist nur zu erahnen. Gut 80 Zentimeter liegen bei mir hinten im Garten. Und das, obwohl wir zwischendurch schon kräftiges Tauwetter hatten. Ja, Freunde, wir haben Schnee! Und das wird sich die nächsten Wochen auch nicht ändern. Zumal es mit -15 °C (jetzt um 18:00) auch nicht gerade frühlingshaft warm ist.

In der Holzfällerhütte

Dieser Artikel ist Teil der vierteiligen Serie Artikel über Solberget.

Vor kurzem habe ich gemerkt, dass ich noch eine Woche Urlaub übrig habe und habe mich spontan wieder auf Solberget angekündigt, wo ich seit 2005 jedes Jahr wieder war, mal kürzer, mal länger. Da das Gästehaus und der Bauwagen schon belegt waren, hatte ich die urige Holzfällerhütte für mich allein. Das war vielleicht auch ganz gut so, da ich ganz schön erkältet war und so mit meinem Geschniefe und Gehuste keinen gestört habe. Als ich letzten Samstag ankam, habe ich dort erst einmal schön eingeheizt, denn wenn ich erkältet bin, habe ich es gerne warm.

Die HolzfällerhütteDie Holzfällerhütte bei NachtDas Feuer im Ofen brenntFenster der Holzfällerhütte

Und da ich erkältet war, habe ich alles ruhig angehen lassen. Sehr ruhig! Und dennoch war ich auf Skiern unterwegs, mit Schneeschuhen, bei Lars, dem Samen, im Ájtte in Jokkmokk. Und Polarlicht gab es auch. Nur die holzbeheizte Sauna habe ich mir dieses Mal gespart.


Mit Freunden, die inzwischen in Südschweden leben, habe ich am Montag eine Skitour zum Slättberg, einem verlassenen Hof in Solbergets Nähe, gemacht. Gerne wüsste ich die Geschichte, warum die Bewohner ihren Besitz so übereilt verlassen haben und die Häuser jetzt immer mehr verfallen. Inzwischen sind auch größere Teile des Fußbodens im Haupthaus eingestürzt und es war vielleicht das letzte Mal, dass ich den alten Kinderwagen fotografieren konnte.

Offener Bach auf dem WegDer SlättberghofAlles verfälltIm Wohnhaus

Am Abend stand ich lange draußen, um den Kometen PANSTARRS zu entdecken. Als ich dachte, er sei schon längst untergegangen, hat ein astronomieinteressierter Gast ihn am Westhimmel ausmachen können. Mit meinem kleinen russischen Feldstecher, den ich immer im Auto habe, konnte man den sonnenabgewandten Schweif gut erkennen. So bin ich noch länger draußen geblieben, um den Kometen zu fotografieren, auch wenn unser Wunsch eines zeitgleichen Polarlichts sich nicht erfüllte.

PANSTARRS über SolbergetDer Komet C/2011 L4 (PANSTARRS)

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass auf den Bäumen kein Schnee liegt. Das liegt daran, dass die Tage inzwischen genauso lang sind wie in Mitteleuropa und die Märzsonne schon viel Kraft hat, jeglichen Schnee von den Bäumen herunter zu schmelzen. Zum Vergleich einige Fotos von Solberget im Februar letzten Jahres.

Morgen, am Sonntag, schreibe ich mehr.